I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 111

23. Der N
Fre
Kr n d. a K. A 8
Denn in diesem Bliche is in das in die Tal umgeseht
und das auf die einfachste und natürlichste Weise.
Aus engem Kreise, Vater, Mutter, Tochter, fließt
die Wachstum fördernde Kraft, und ein Elternhaus
tut sich auf mit einem Vaterherzen, wie wir als
Kinder Gottvater uns träumten, wenn wir unter
unseres Vaters, unserer Mutter Hand gedarbt. Reich¬
tum des Gefühls ist da und schirmende Liebe. Und
Selbstlosigkeit, die schwere Kunst, die das Kind als
Zweck seiner selbst sieht, nicht als Spielobjekt von
Elterneitelkeit, Elternherrschsucht und aufgeblasenem
Autoritätsgefühl,mit Moral=Sprüchlein verziert. Der
Hauch des Ideals lebt in dem Buch und eine männ¬
liche Liebe. Denn hier könnt ihr schauen, was Väter
den Töchtern sein können und Töchter den Vätern.
Ein Gärtner spricht von seinem Garten; das ist ihm
die Kindesseele. Unheil verhüten ist alles — und
Vertrauen säen. Alles andere wird von selbst. Und
dann, wenn die Liebe erwacht, wenn der eben fertig
gewordene Mensch dem Drange folgt, selbst neuem
Leben Leben zu geben: — zurücktreten ins Alters¬
teil, als Verblühter nicht blühen wollen. Schwer
ist solche Pflichterfüllung; süß allein macht sie: die
Ehrfurcht vor dem Kinde, der aufwachsenden Jugend.
Fritz Baadex.
—.—
Theater und Musik.
* Freie Bühne Stuttgart. Der Verein Freie Bühne
Stuttgart wird am 1. Oktober das dritte Jahr seiner
Tätigkeit mit einem Frau=Rat=Gocthe=Abend
eröffnen, der an den 100. Todestag von Goethes Mutter
(13. September) anknüpfen wird und eine würdige Ge¬
denkfeier an die Mutter des größten deutschen Dichters
geben soll. Für diesen Abend ist das ehemalige, sehr be¬
liebte Mitglied des Kgl. Hoftheaters, Herr M. Pfeil, jetzt
am Frankfurter Stadttheater, gewonnen worden. Es
kommen Briefe der Frau Rat Goethe zur Verlesung,
sowie auch Teile aus Goethes Werken. Aus dem weiteren
Programm der Freien Bühne sei heute noch verraten,
daß der bekannte Schweizer Dichter Ernst Zahn im
Oktober aus eigenen Werken vortragen wird; ferner wird
im Laufe des Winters ein Wilhelm Raabe=Abend ver¬
unstaltet werden. Ferner hat die berühmte Schriftstellerin
Gabriele Reuter dem Verein einen Rezitations¬
Abend zugesagt. Ueber die weiteren Veranstaltungen
wird in einiger Zeit Mitteilung gemacht werden. An¬
meldungen für den Verein nimmt Herr Österberg,
Kasernenstraße 13, und Herr Hofbuchhändler Stahl ent¬
Figen.
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auch hinkam, er begegnete nur Juden, die sich schämten,
daß sie Jnden waren, oder solchen, die darauf stolz
waren und Angst hatten, man könnte glauben, sie
schämten sich. Von dem alten Millionär Ehrenberg,
der sagt, „ich schwör Ihnen, die Hälfte von meinem
Ein anderer viel genannter Wiener Dichter,
Vermögen gäb ich her, wenn ich die ärgsten von unsern
Arthur= Schnitzler, der Verfasser der „Liebelei“
Feinden am Galgen säh“ sagt seine Frau: „Ueberall
Freiwild“ und zahlreicher sein und/pikant pointierter
sieht er Antisemiten, selbst in der eigenen Familie.“
Dramen und Novellen hat sich zumerstenmal in einem
Worauf der alte seine jüdische Schriftsteller Nürnberger
größern Roman versucht, den ex betitelt hat „Der
sagt: „Das ist die wüste Nationalkrankheit der Juden.
Weg=ins-Fr.ate2)“, Mir sceint, dieser Titel sei,
Mir selbst ist es bisher erst gelungen, einen einzigen
wie die Handlung, die er bezeithnen soll, nur ein Vor¬
echten Antisemiten kennen zu lernen. Ich kann es
wand, um den Haupt=, d. h. den eigentlichen Gegen¬
Ihnen leider nicht verhehlen, daß er ein bekannter
stand des Romans etwas zu verhüllen. Denn die
Zionistenführer war." Trotzdem wiederholen sich die
Liebe des adeligen Komponisten Georg von Wergenthin
Klagen über ungerechte Behandlung der Juden durch
zu Anna Rosner, aus der der Liebhaber den Weg ins
den ganzen Roman hindurch in Variationen.
Freie findet, obschon sein Verhältnis zu der schönen und
Der Schriftsteller Vermann entschuldig sich dafür, daß
großmütigen Geliebten nicht ohne Folgen geblieben, bil¬
er den Fehlern der Juden gegenüber besonders empfind¬
det, wenn sie auch von den verschiedenen Liebesgeschichten
lich ist, mit den Worten: ... Es verbittert einen
im Roman den breitesten Raum einnimmt, nicht die Haupt¬
eben, daß man immer wieder für die Fehler von andern
sache. Sie bildet als zusammenhängendste und deshalb
mitverantwortlich gemacht wird, daß man für jedes
hervorstechendste Handlung vielmehr nur den Faden, an
Verbrechen, für jede Geschmacklosigkeit, für jede Un¬
dem der Dichter die zahlreichen Charaktere und Szenen
vorsichtigkeit, die sich irgend ein Jude auf der Welt
aufreiht, die ihm Gelegenheit geben, auf unauffällige
zu schulden kommen läßt, mitzubüßen hat.“ Natürlich
Art zur Sprache zu bringen, was ihm die Haupt¬
gelangt auch der Haß gegen die Feinde wiederholt
sache ist und auch im Roman als solche erscheint, s
kräftig zum Ausdruck. Von einem christlichen Radfahrer¬
geschickt er dies verbergen will. Und das ist die Er¬
klub sagt eine der jüdischen Personen des Romans:
bitterung und Verbitterung über die Stellung der
„Gräßliches Volk . . . . Und solche Kerle bilden sich
Juden speziell in der Wiener und österreichischen, anti¬
dann noch ein, daß sie da eher zu Hause sind als
semitisch fühlenden Gesellschaft. Dafür nur einige Be¬
unsereiner“. Und sehr richtig sagt der gleiche Sprecher:
lege. Sehr bald heißt es von dem Helden, wenn man
„Mein Instinkt ist mir mindestens ebenso maßgebend
überhaupt von einem solchen sprechen darf: „Wo er
wie der der (antisemitischen) Herren Jaleudek junior
*) S. Fischer, Verlag, Berlin 1908.
und sentor, und dieser Instinkt sagt mir untrüglich,
Aeue antem
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