I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 152

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Ne
ins Frei
23
Telephon 12.801.

„ODOEHPER
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenaugabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
4- 10 1908Hamburger Nachrichten
vom:
Hamburg
der mödkerne Wiener Roman.“
Das heutige Wiener Literatentum findet in Arthur Schnitzler
einen seiner beredtesten Vertreter. Jede künst###
ei aller Gedanken¬
dieses feinsinnigen, eigenartig schaffen
sonnig heitere.
fülle immer regsamen Geistes un
nid Melan
Lebensgenusses des „Capua der G
inen
iengen sich seltsam
achha
riftstelle¬
reifbar
estalt
wachsen
hrung. Die
ener Bol
der geistvoll
mütigen Sch
thur Schnitzler.

lag,
ke, farbenprächt
#grüne
Kakadu“ die
#skizzierten Einakter: „Literatur" und „Ab
einahe traumhafter Stimmung glitzernde
netten“ usw. zeigen das günstigste Profil die
und doch stets gleich typischen Poeten.
Der Schwerpunkt seines Talentes ruh
Drama, und wenn nun an die Besprechung
seiner Feder gegangen werden soll, so gesch
und mit einem Bedauern, das den Verehrer ein
immer befallen wird, wenn er sich nicht in der
Wunsch entsprechend anzuerkennen und zu lobe
Freie“ schildert in der Hauptsache die
bes=Epi
Aristokraten, den eine Liaison ge
t hindurch
und nicht so recht zur Entfaltum
Könnens —
ponist — gelangen läßt, bis er si
von dem Z
den Weg ins Freie findet. Was diesen grundlegen
betrifft, so ist zunächst gegen seine Ausführung ei

die psychologische Seite der Sache, trotz aller Breite
ig,
nur flüchtig gestreift wird. Schnitzler sagt un
ie
Grün
warum der junge Künstler die ihm
ben¬
nmutige und liebevolle Dame nicht eh
nur zu
(e
ehten erniedrigt; er schildert auch nich
weifel und
Qu
ie das Opfer dieses Verfahrens angesichts einer so man¬
gelh
Hingabe beschleichen. Er führt den Leser nur vor ein
fait accompli und entwickelt die Geschehnisse mit endloser Ge¬
sprächigkeit bis zur Trennung. Daß eine freie Liebe nicht künst¬
lerisch zu verklären oder philosophisch zu erörtern sei, wird kein,
Einsichtiger behaupten wollen, aber es muß zunächst und vor allen
Dingen berichtet werden, wieso der gerade Weg gemieden wurde.
Es ist doch wahrhaftig für ein Mädchen aus gutem Hause keine
Kleinigkeit, ihre bürgerliche Ehre zu opfern. Man muß also, wenn
man des Autors Versicherung von ihrer geistigen und sittlichen
Vollwertigkeit wirklich glauben soll, klar sehen, daß sie einem noch
rößeren und heiligeren Zwang als dem der Alltagsmoral folgt.
#t diesen Zwang zu nennen, tut aber der Autor so, als müsse
Vernünftige ohne weiteres die Notwendigkeit einer solchen
ndung für einen ringenden Künstler und ein liebevolles jun¬
eib zugeben. Er tadelt die Eltern, daß sie nicht die wün¬
erte Einsicht zeigen, und dabei sind die guten Leutchen von
hier unbegreiflichen Toleranz. Mit dem Bedenken aber
iesen Angelpunkt des ganzen Romans ersteht notwendiger¬
ablehnendes Gefühl gegen ihn, das nur durch ein künst¬
bedeutsames Drum und Dran getilgt werden könnte.