I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 160


m ennen ansee enenansnschanaennnd aucheunnnenungnnung
schen Schulverband, nach Verbändenf Gebrauch machend, daran gehe, in der Haupt=ldiese Bestrebungen im abgelaufenen Jahre nicht
für jüdische Geschichte und Literaturs stadt des Ottomauenreiches unseren Bestrebungen die erwünschte Förderung erfuhren. Diese letztere
harrt noch immer der Befriedigung. Dabei fehlt dienende Preßorgane ins Leben zu rufen, ferner! Organisation versuchte sogar den Vereinigungs¬
in Palästina eine gediegene, auf der Höhe der
und Kooperationsbestrebungen in der Weise das
es weniger an Einsicht, als an Tatkraft. Stim¬
Wasser abzuleiten, daß sie ihrerseits Vorschläge
Zeit stehende Presse zu schaffen; und daß man
mung für großzügige nationale Gegenwarts= und
versuche, die zahlreiche türkische Judenheit für
zutage förderte, die angeblich ein verwandtes Ziel
Zukunftsarbeit gibt es in Hülle und Fülle, es
verfolgten, tatsächlich aber diese Bestrebungen zu
fehlt aber die Kraft, die die günstige Stimmung die neue Aera national=politisch zu organisieren
Schanden zu machen bestimmt waren. —
und in unserem Sinne zu heeinflussen.
Es
in fruchtbringende Taten umsetze soll, es fehlt die
Dies alles und noch manches andere er=war daher nicht das Verdienst der Alliance und
führende Intelligenz, die sich in den Dienst des
wartete die große jüdische Oeffentlichkeit in dieserl der Ica, wenn die Bemühungen nach dieser Rich¬
Volkes stellen und tatkräftig, zielbewußt und hin¬
tung trotz alledem im verflossenen Jahre nicht
bedeutungsvollen historischen Stunde von der zio¬
gebungsvoll die Volkspolitik leiten soll.
ganz erfolglos blieben. Die auf der vor kurzem
Freilich waren auch in diesem Johre die nistischen Leitung, bezw. von der Kölner Jahres¬
konferenz,
stattgefundenen „Konferenz jüdischer Notabeln“ ge¬
doch es traf nicht ein.*)
äußeren Bedingungen für eine solche Volkspolitik
faßte Resolution — die den Zusammenschluß der
Erfreulich war auch in diesem Jahre die
nicht sonderlich angetan. Wie die Verhältnisse in
Rußland in diesem Jahre der brutalen Reaktion] Tätigkeit des Hilfsvereins der deu t=Igroßen jüdischen Organisationen zu einer Gesamt¬
organisation mit einer Zentrale als dringend ge¬
lagen, war ja jede organisatorische und gesell=sschen Inden. Von einer gewöhnlichen Wohl¬
schaftliche Betätigung so gut wie ausgeschlossen.ltätigkeitsinstitution, wie sie in Westeuropa in boten bezeichnet und es als notwendig erklärt,
Indes läßt sich die geradezu erschreckende Indo= Hülle und Fülle bestehen, hat sich diese Gesell= daß alle Länder, in denen ein reges jüdisches
schaft immer mehr nach der Richtung einer ge¬ Leben vorhanden, in dieser Gesamtorganisation
lenz und Kopflosigkeit keineswegs in allen Fällen
läßt die weitere Entwicke¬
sunden, umsichtigen und zielbewußten Volkspolitik vertreten sind,
auf die äußeren Zustände zurückführen, die nicht
von unserer Macht abhängen. In vielen Hin=sentwickelt. Freilich vermißt man noch ein festes,flung und Förderung dieses Gedankens erhoffen.
Freilich darf man sich den bevorstehenden
zielsicheres Programm, eine einheitliche, gro߬
sichten und Fällen haben gerade in
diesem Jahre die äußeren Beding=zügige Anschauung. Man fühlt es, daß der Hilfs=Kampf um den jüdischen Einheitsgedanken nicht
zu leicht vorstellen. Der Feind, der Indifferen¬
ungen für eine großzügige national=lverein wohl nationale Gesichtspunkte
tismus und die entwürdigende Assimilation, ist
jüdische Politik eine wesentliche Wen= hat, daß ihm aber der nationale Gesichtspunkt
fehlt. Kein Wunder. Man legt nicht so leicht noch stark genug. Man sehe sich nur die Kultus¬
dung zum Besseren genommen.
stuben unserer großen Gemeinden an, wo sich
den alten Adam ab; Genesis und Milien sind
Zunächst und zuhöchst, was das wichtigste
immer noch entjudete Geldsäcke breit machen,
gar zu mächtige psychologische Faktoren. Indes,
Kapitel unserer nationalen Bestrebungen betrifft:
wo Leute, die ihre Kinder leichten Herzens zum
läßt sich eine fortschreitende Entwicklung zu
die Arbeit in und um Palästina. Es
Taufbecken führen, nach wie vor das große Wort
einem umfassenden, weitausschauenden natio¬
unterliegt keinem Zweifel, daß die Neugestal¬
führen; man sehe sich die Gemeinde Wien an,
nalen Programm nicht verkennen. —
Große
tung der türkischen Verhältnisse von
die sich von einem Ritter v. Taussig, der
Verdienste hat sich der Hilfsverein durch
eminenter Tragweite für unser großes nationales
die Geldgeschäfte der russischen Pogromregierung
seine Erziehungsarbeit in Palästina er¬
Beginnen ist. Der welthistorische Akt vom 24.
und der Wiener antisemitischen Stadtverwaltung
worben, unter der die bedeutendste Leistung die
Juli, der das despotisch regierte Ottomanenreich
sin diesem Jahrs in Angriff genom=besorgt, führen läßt. Doch Anzeichen für eine
auf die Bahn der Entwicklung zum freien Natto¬
mene Gründung eines jüdischen Tech=Besserung sind gegeben, und es darf da als ein
nalitätenstande verwies, eröffnete auch unserer Ar¬
nikums werden dürfte, einer Anstalt, die gutes Zeichen gedeutet werden, daß gerade in
beit für die Zukunft unseres Volkes und unseres
dieser faulen Atmosphäre ein gottbegnadeter jüdi¬
zur wirtschaftlichen und kulturellen Hebung von
Landes neue Perspektiven. Es wird jetzt an uns
scher Dichter, der bislang nur fremde Auen be¬
Land und Leuten sicherlich ganz erheblich bei¬
liegen, bei der Neugestaltung der Geschicke von
baute und fremde Weinberge hütete, einen mäch¬
tragen wird.
Pölkern und Ländern als maßgebender Faktor
tigen Ruf nach „dem Weg ins Freie“ in
# in Betracht gezogen zu werden. Hierzu müssen
Im Gegensatz zum Hilfsverein der deutschen
die Welt hinausschickte. Und es scheint, daß der
Juden blieb die Alliance Israélite Uni¬
wir ##r allen Dingen und solange es noch Zeit
tiefschauende Sucher bereits dem richtigen Wege
ist, mit #iler Energie darauf hinarbeiten, auf un¬
verselle, die im Orient ca. 170 Schulen unter¬
auf die Spur gekommen ist.
serem alten nationalen Boden ein Machtfaktor,
hält, auch in diesem Jahre von den neuen Strö¬
„Den Weg ins Freie“ suchten auch die
mungen so gut wie unberührt. Eine gewisse
recte der Machtfaktor zu werden, mit anderen
Bresche wurde freilich auch hier geschlagen, indemfösterreichischen Zionisten mit ihrer politischen Ar¬
Worten, wir müssen suchen, die Majorität im
[das Odessaer Palästina=Komitee im beit ihre Brüder zu lehren. Die zionistischen
Lande zu bilden.
[Reichsratsabgeordneten verstanden es, die
Man durste nun erwarten, daß die Leitung
letzten Jahre an einigen Schulen der Alliance]
jüdisch=nationale Fahne, die sie zum ersten Male
auf seine Kosten modernen hebräischen Unterricht
der zionistischen Organisation bei dieser von Grund
im österreichischen Reichsrate hißten, in Ehre und
aus veränderten Sachlage eine überaus rege Tätig¬
eingeführt hat. Im übrigen zeigte diese älteste
Würde hochzuhalten. Die glänzende Budgetrede
jüdische Organisation, der man wegen ihrer glor¬
keit nach neuen Gesichtspunkten und Prinzipien
[Stands in der vergangenen Wintersession, die
reichen Vergangenheit so gerne eine Kritik er¬
entfalten, neue Bahnen einschlagen würde, um
zum ersten Male von einer Parlamentstribüne
sparen möchte, leider auch in diesem Jahre keine
die der neuen Situation entsprechenden Mittel
aus unser nationales Bekenntnis und unsere natio¬
Tendenz, aus der Erstarrung herauszukommen,
und Wege zu unserem Endziel ausfindig zu machen.
nalen Aspirationen klipp und klar, mit Mannes¬
ihre kurzsichtige und unjüdische Politik aufzu¬
Deshalb sah man in weiten Volkskreisen der
würde und sittlichem Ernst, in die Welt hinaus¬
geben. Sehr peinlich mußte jeden Unbefangenen
vor einigen Wochen in Köln stattge¬
rief, bedeutet ein Ereignis in der Geschichte un¬
fundenen zionistischen Jahreskonfe=die unerquickliche Polemik gegen den
serer nationalen Bewegung. Eine Glanzleistung
Hilfsverein anläßlich der Odessaer
renz mit überaus großem Interesse entgegen.
vornehmen jüdischen Selbstbewußtseins war auch
Man erwartete, daß die Jahreskonferenz den zio=[Ereignisse vom verflossenen Winter berühren,
Dr. Mahlers Rede in der Kultusdebatte. Die jü¬
nistischen Massen neue Parolen bringen würde; die offenbar von kleinlichem Konkurrenzneid auf
disch=nationalen Reichsratsabgeordneten wachten un¬
daß man mit Ernst und Eifer an die dringend die jüngere, energisch aufstrebende Schwesterorgani¬
entwegt über die jüdischen Interessen und suchten
sation diktiert wurde, ebenso das unfaire Ver¬
gebotene Aufgabe gehen würde, unverzüglich eine
durch prompte Interpellationen in allen Fällen,
[halten der Alliance in, der „Fala¬
großzügige Tätigkeit in Palästina auf allen Ge¬
wo das Recht der österreichischen Juden verletzt
schas“=Angelegenheit.
bieten des volkswirtschaftlichen Lebens, speziell auf
wurde, in die Schanze zu treten und ihren Volks¬
dem Gebiete der Agrikultur und der Agrarvolitik
* Wir halten die Vorwürfe gegen die zio¬
genossen zu ihrem Rechte zu verhelfen.
in die Wege zu leiten; daß man vor allen
nistische Leitung und gegen die zionistische Jahres¬
Den eigentlichen, endgültigen „Weg ins Freie“.
Dingen sofort an die wichtigste und unumgäng¬
konferenz für ungerechtfertigt. Im Gegenteil: die
lichste Voraussetzung der „pénétration pacifique“:
betraten in diesem Jahre, von ihrem natür¬
führenden Männer der zionistischen Organisation
haben gezeigt, das sie die Ruhe und Besonnenheit
lichen nationalen Instinkte geleitet, viele unse¬
„Geülas ho'Orez“ herantrete, sei es auf dem
besitzen, die notwendig sind, um die Geschicke eines
direkten Wege eines ausgedehnten Landerwerbs,
Irer Volksgenossen in Rußland. Wie die vom In¬
Volkes zu leiten. Bei der noch ungeklärten Situ¬
formationsbureau des Odessaer Palästina=Komitees
sei es durch die Schaffung eines großangelegten!
ation in der Türkei könnte jeder unüberlegte Schritt
vor kurzem veröffentlichten Data zeigen, wan¬
Agrarkredits, der geeigneten Personen den Land¬
von verhängnisvoller Tragweite sein, und ist eine
Ueberstürzung deshalb durchaus nicht am Platze.
derte mit Hilfe dieses Bureaus im abge¬
erwerb erleichtern, bezw. ermöglichen soll; daß
Gewiß könnte im allgemeinen mehr geschehen; aber
laufenen Jahre eine beträchtliche An¬
die aus kapitalkräftigen Personen bestehende engere
wenn hier Vorwürfe zu machen sind, so haben
zahl ökonomisch produktiver Perso¬
Leitung der Organisation, in Gemeinschaft mit sich diese mindestens nicht weniger gegen die zion.
anderen zionistischen Kapitalisten, endlich einmal, Masse zu richten.
Die Redakt, inen, unter ihnen einige erfahrene