I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 247

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BIL.DENDE KUNST IANNA PLEHN
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WVenn nur das Hervorragende genannt
Dichtkunst Max Hochdorf
wird und demzufolge die Ausbeute wenig
Ressenroman Ur abhängig
von wissen¬
zahlreich erscheint, so kann man sich in
schaftlicher Verständigkeit,
etwas mit dem Ausland trösten. Das
nur
einem sudjektiven
schwächlich empfundene und matt ge¬
Drange folgend, versuchen einige Schrift¬
schene Frauenideal Aman-Jeans,
steller das Problem der Rasse künstlerisch
der oberflächliche, von einer Seite rosa,
zu lösen; sie tun es vielleicht in polemi¬
von der anderen blau belichtete weib¬
scher Absicht, indem sie irgendwelche
liche Halbakt Besnards, die iinmer
Rassenthcorie über den Haufen werfen
greller werdenden Bilder Zorns zeigen,
und an ihren Menschen, deren Schick¬
wie schnell es abwärts geht.
Der
salsverkettungen und Charaktereigen¬
Schwede sicht die Haut immer weisser,
schaften zeigen wollen, welches ihre Mei¬
das Grün und Rot greller, die Körper
nung ist. Nun kommt es aber bei einem
sehr rund, aber wie von Glas, und bietet
Kunstwerk, einem Roman, nicht auf
so immer mehr das unerfreuliche Bild
die Meinung sondern auf das gestaltende
einer durch ihre Geschicklichkei: ver¬
Talent des Schriftstellers an. Glauben
derbten Manier.
wir an die Menschen des Dichters, wei
In der plastischen Abteilung findet sich
er sie uns wahr machte, gut für ihn.
eine Reihe von Tierfiguren in Holz des
Versagen wir seinen Menschen die gläu¬
Österreichers Franz Barwig. Breit¬
bige Gefolgschaft, weil er ihnen nicht das
flächig, mit energischer Einfachkeit sind
Scheinleben der künstlerischen Lebens
kämpfende Stiere gegeneinander gewor¬
wirklichkeit einhauchen konnte, so war
fen. Die Köpfe an der Erde, die massi¬
der prachtvolle Logiker ein miserabler
gen Körper wie ineinander gebohrt, so
Poet. Kassenromane sind also nicht Bü¬
geht die Urkraft auf den Feind los. Eine
cher für oder gegen eine Theorie sondern
Katze von poliertem Ebenholz, gleich
ins Spielende der Kunst emporgehobene
eindrucksvoll, zeigt spielend gerundeten,
Beschreibungen von Menschengruppen,
geschmeidig bewegten Umriss. Diese
deren Schicksale dem Autor ins Allge¬
Glättung der Oberflächen ist der direkte
meine zu wachsen scheinen.
Gegensatz von Rodins Licht- und
Arthur Schnitzler ist der Ansicht,
Schattenwirkung auf gebuckelter und ge¬
dass jede feste Rassentheorie ein vager
furchter Form, die durch den Torso eines
Begriff, dass die Empfindung des yein¬
schreitenden Mannes mit ihrer ganzen
zelnen für die Rasse mehr eine Konse¬
Lebendigkeit veranschaulicht wird.
quenz seines Willens als eine seelische
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Notwendigkeit seines Blutes sei. Sein
Kurze Chronik Ein Wettbewerb für ein
jüngster Roman, nach den kleinen, no¬
für Völker¬
Museum
vellenartigen Erzählungen eigentlich sein
kunde in Stuttgart ist vom
erster, heisst Der Weg ins Freie /Berlin,
Württembergischen Verein für Handels¬
S. Fischer/. Wienen Gesellschaftsroman
Es
geographie ausgeschrieben worden.
würde über dieses Buch ein Autor ge¬
scheint also, als ob man in Schwaben
eher ein solches Museum haben wird als
zeichnung liebt. Aber Schnitzler, der ins
Berlin den notwendigen Neubau für die¬
Traumhafte und Schwebende dichtet, der
ses so zeitgemässe Institut erhält.
um keinen Preis reale Gestalten schaffen
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möchte sondern nur leis angedeutete Cha¬
Literatur
raktere, geht solcher realistischen Ge¬
In Knackfuss' Künstler¬
wissenhaftigkeit aus dem Wege. All das
monographieen Leipzig, Vel¬
Leben, das in seinem Romane spielt. soll
hagen & Klasing erschien
nicht Naturgesetze, soziale Bewegungen
Muguste Rodin von Otto Grautoff.
und ideelle Strömungen abspiegeln; es soll
Das Verdienst dieser Ausgabe an der
vielmehr zwischen diesen Elementen des
Hand eines umfassenden Abbildungs¬
Daseins fortgleiten, so etwa wie aus dem
materials in das werdende Wesen des
Reden und dem Tun des kultivierten
behandelten Künstlers einzuführen wird
Menschen nur sein Oberflächliches, nie
durch Grautoffs gründlichen Text unter¬
sein Innerliches kund wird. Zwar wird
stützt. Der Verfasser gibt zugleich einen
viel in dem Buch über Rasse und Ab¬
Oberblick über die Entwickelung franzö
stammung gesprochen, aber keinem wird
sischer Plastik, zeigt, wie auch diesc
das Wort zu einer endgültigen Erklärung
scheinbar ausserordentliche Erscheinung
gegeben. Jeder äussert sich bloss nach
in die allgemeine Entwickelung hinein¬
seiner momentanen Eingebung. Man
gehört, und wie sie sich in den Nachfol¬
kann das auch anders ausdrücken, indem
gern umgestaltet.