Erschrint täglich mit Ausnahme der Sonn= und hohen Festtage.
1339
Insertionsgebühr: 10 Kop. (fürs Ausland 36 Pfen
nicht erschienen).
auf der ersten Seite 40 Kop. (fürs Ansland 1 Mark 20 Pfg.) pin
einspaltige Petitzeile oder deren Raum. — Reklamezeile 25 Kop.
1912.
(fürs Ausland 75 Pfg.).
Die bis 11 Uhr vormittags abgegebenen Anzeigen finden noch in
ehnter Jahrgang.
Abendnummer Aufnahme.
M1
Annahme der Inserate im Auslande.
Postfsch:
in Berlin: Rudolph Mosse, sowie in allen seinen
In Dresden: „Zuvalidend ans“.
Expelitiom
Filialen in Dentschland, Oesterreich,
Nr. 759. Telephon Nr. 90.
„ Fraukfurt a. M.. G. &, Daube & S#
der Schweiz, Frankreich und England.
Bernhardt Arndt, Annoncen=Exper
Senhon: Delzy Dartes & Geg 1 Fiach
Mohrenstr. Nr. 26.
" Hamburg: Haasenstein & Vogler, sowie 1.
den 6. (19.) September.
allen ihren Filialen in Dentschland,
Aug. Stagle, 30, Lime strest.
Oesterreich, der Schweiz, Frankreich und
M. „Ke.
*
Paris: Agence Havan, Plsce dals #esuss 2
England.
me
Abonnementspreis fürs Ausland bei direkter Kreuzbandsendung:
re Sxeplar 5 Kon.—
18 Abl. jährlich, 9 Rbl. halbjährlich, 4 Rbl. 0 Kop, vierteljährlich, 1 Rhl. 50 Kop. me##tsich ##
Bestellung durch die deutschen Postämter 6 Mark 75 Pf. viertaljährlich.
S Inl
650
kem Tänzer in der Menge
„Ich will ein Glas Champagner trinken,“ sagte
es ahnte, tränke sie wohl nicht hier heroben mit
Er Walzer zu Ende war,
Irei
mir Champagner. Oder vielleicht erst recht ...?
m Saal herum, fragte sich,
Oh! dachte Ferdinand — sollte sie interessanter
„Ich habe die Bischof neulich als Medea
ergelockt hatte, und ob es der
sein, als ich vermutete? Oder ist es Affektation?
gesehen,“ sagte Irene. „Nur ihretwegen bin ich
bar, die edle Melancholie seines
Er bestellte den Wein, dann rückte er ihr einen
ins Theater gegangen. Seit der Premiere des
letzten Zeit die leidenschaft¬
Sessel zurecht, so daß man sie von unten nicht
Stückes von Gabriel im vorigen Winter hatte ich
Wilhelminens Armen nur
sehen konnte.
sie nicht auf der Bühne gesehen. Damals hat
mehr verliehen, von der
„Sie waren sein Freund?“ fragte Irene und
die Geschichte wohl angefangen?“
dieses Ballabends stören zu
sah ihm fest ins Auge.
Ferdinand zuckte die Achseln, er wußte gar
kam Plötzlich Sehnsacht, sich
„Sein Freund? Das kann man eigentlich nicht
nichts. Und er stellte fest: „Sie ist eine große
Falle zu entfernen, sondern in
sagen. Jedenfalls waren unsere Beziehungen in
Künstlerin.“
Sde aei
gen# vielleicht morgen, die
den letzten Jahren nur sehr lose.“ Und er
„Das ist wohl möglich,“ erwiderte Irene,
und eine Reise nach dem
dachte: Wie sonderbar sie mich ansieht. Sollte
„aber ich glaube nicht, daß sie darum das Recht
ach Sizilien oder Aegypten.
sie ahnen, daß ich... Doch er sprach weiter:
hat.
# vor seiner Abfahrt Wil¬
„Vor fünf oder sechs Jahren habe ich zugleich
„Was für ein Recht?“ fragte Ferdinand, wäh¬
agen sollte als plötzlich Irene
mit ihm an der Universität einige Vorlesungen
rend er die Gläser von neuem füllte.
neigte sied“: Kopf und er¬
gehört. Wir haben nämlich beide Jus stadiert,
„Das Recht, einen Menschen in den Tod zu
der reichte ihr den Arm und
treiben,“
überflüssigerweise. Dann, vor drei Jahren, im
schloß Irene und blickte ins Leere. n
Gedränge im Saal die
Herbst, haben wir miteinander eine Radpartie
„Ja,
mein Fräulein,sagte Ferdinand be¬
uf zu dem breiter
Gang mit
gemacht, von Innsbruck aus, wo wir uns ganz
dächtig, „wo hier einerseits das Recht, anderer¬
der rings un
anzsaal
zufällig getroffen hatten. Ueber den Brenner.
seits die Verantwortung anfängt, das läßt sich
Müsik wieder
beim
In Verona haben wir uns wieder getrennt. Ich
schwer entscheiden. Und wenn man die näheren
Akkorde sagte
leise:
bin nach Hause gereist, er nach Rom.“
Umstände nicht kennt, wie kann man dasse.
wir Zwei sind d
rdinand
Jedenfalls gehört Fräulein Bischof zu den
Irene nickte manchmal, als wenn sie lauter
beschleunigte un
illkürlich
Wesen, die, wie soll ich nur sagen, mit den
bekannte Dinge zu hören bekäme. Ferdinand fuhr
emerkte endlich: „Es ist
heute
Elementargeistern verwandter sind als wir anderen
fort: „In Rom hat er übrigens sein erstes Stück
diß ich unter so vielen
Menschen, und man darf an solche Geschöpfe
geschrieben, vielmehr das erste, das aufgeführt
wahrscheinlich nicht das gleiche Maß legen wie an
wurde.“
schon das dritte Mal,“
unsereinen.“
„Ja,“ sagte Irene.
arer Stimme. „Einmal
Irene hatte ihren kleinen altmodischen Elfenbein¬
„Er hat nicht viel Glück gehabt,“ bemerkte
isen und einmal auf einer
fächer auf den Tisch gelegt, nahm ihn nun wieder
Ferdinand. Der Champagner stand auf dem
auf und führte ihn an Wange und Stirn, wie
Tisch. Ferdinand schenkte ein. Sie ließen die
Fragte Ferdinand.
zur Kühlung. Dann trank sie ihr Glas auf
Gläser aneinanderklingen, und während sie
Irgendwer hat Klavier
einen Zug aus und sagte: „Daß sie ihm nicht
tranken, sahen sie einander ernst ins Auge, als
derer hat komische Sachen
treu geblieben ist — nun, das ist ja vielleicht zu
gelte das erste Glas dem Gedächtnis des Ent¬
at man getanzt.“
verstehen. Aber warum ist sie nicht aufrichtig zu
schwundenen. Dann setzte Irene das Glas nieder
sasselbe,“ bemerkte Fer¬
ihm gewesen? Warum hat sie ihm nicht gesagt:
und sagte ruhig: „Wegen der Bischof hat er sich
Es ist aus. Ich liebe einen andern, laß uns
umgebracht.“
scheiden. Es hätte ihm gewiß sehr weh getan,
Sehner Tür. „Ich bin zur
„Das wird behauptet,“ erwiderte Ferdinand
aber in den Tod getrieben hätt' es ihn nicht.“
ähte Frene, „aber ich will
einfach und empfand Befriedigung darüber, daß
„Wer weiß,“ sagte Ferdinand langsam.
chien wir auf die Galerie.“
er sich mit keiner Miene verriet.
„Gewiß nicht,“ wiederholte Irene hart. „Nur
Die Einleitungsklänge der Quadrille schmetter¬
über die schmale, kühle
der Ekel war es, der ihn dahin gejagt hat. Der
Er sah einzelne feine
ten so heftig, daß die Champagnerkelche leise
Ekel. Daß er denken mußte: dieselben Worte,
bebten.
renens Schultern. Das schwarze
die ich heute gehört, dieselben Zärtlichkeiten, die
siemtschweren Knoten tief im
„Kennen Sie die Bischof persönlich?“ fragte
ich heute empfangen. ...“ Ein Zucken ging durch
leicht in dem seinen.
Irene.
ihren Körper, ihr Blick schweifte über die
stund offen, in der ersten
„Ja,“ erwiderte Ferdinand. Also, sie hat
keine Ahnung, dachte er. Natürlich. Wenn sie Brüstung in den Saal hinaus, und sie schwieg.
der sich nun eilig erhob.
Kilühin Mif and nt
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1339
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1912.
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Nr. 759. Telephon Nr. 90.
„ Fraukfurt a. M.. G. &, Daube & S#
der Schweiz, Frankreich und England.
Bernhardt Arndt, Annoncen=Exper
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Mohrenstr. Nr. 26.
" Hamburg: Haasenstein & Vogler, sowie 1.
den 6. (19.) September.
allen ihren Filialen in Dentschland,
Aug. Stagle, 30, Lime strest.
Oesterreich, der Schweiz, Frankreich und
M. „Ke.
*
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18 Abl. jährlich, 9 Rbl. halbjährlich, 4 Rbl. 0 Kop, vierteljährlich, 1 Rhl. 50 Kop. me##tsich ##
Bestellung durch die deutschen Postämter 6 Mark 75 Pf. viertaljährlich.
S Inl
650
kem Tänzer in der Menge
„Ich will ein Glas Champagner trinken,“ sagte
es ahnte, tränke sie wohl nicht hier heroben mit
Er Walzer zu Ende war,
Irei
mir Champagner. Oder vielleicht erst recht ...?
m Saal herum, fragte sich,
Oh! dachte Ferdinand — sollte sie interessanter
„Ich habe die Bischof neulich als Medea
ergelockt hatte, und ob es der
sein, als ich vermutete? Oder ist es Affektation?
gesehen,“ sagte Irene. „Nur ihretwegen bin ich
bar, die edle Melancholie seines
Er bestellte den Wein, dann rückte er ihr einen
ins Theater gegangen. Seit der Premiere des
letzten Zeit die leidenschaft¬
Sessel zurecht, so daß man sie von unten nicht
Stückes von Gabriel im vorigen Winter hatte ich
Wilhelminens Armen nur
sehen konnte.
sie nicht auf der Bühne gesehen. Damals hat
mehr verliehen, von der
„Sie waren sein Freund?“ fragte Irene und
die Geschichte wohl angefangen?“
dieses Ballabends stören zu
sah ihm fest ins Auge.
Ferdinand zuckte die Achseln, er wußte gar
kam Plötzlich Sehnsacht, sich
„Sein Freund? Das kann man eigentlich nicht
nichts. Und er stellte fest: „Sie ist eine große
Falle zu entfernen, sondern in
sagen. Jedenfalls waren unsere Beziehungen in
Künstlerin.“
Sde aei
gen# vielleicht morgen, die
den letzten Jahren nur sehr lose.“ Und er
„Das ist wohl möglich,“ erwiderte Irene,
und eine Reise nach dem
dachte: Wie sonderbar sie mich ansieht. Sollte
„aber ich glaube nicht, daß sie darum das Recht
ach Sizilien oder Aegypten.
sie ahnen, daß ich... Doch er sprach weiter:
hat.
# vor seiner Abfahrt Wil¬
„Vor fünf oder sechs Jahren habe ich zugleich
„Was für ein Recht?“ fragte Ferdinand, wäh¬
agen sollte als plötzlich Irene
mit ihm an der Universität einige Vorlesungen
rend er die Gläser von neuem füllte.
neigte sied“: Kopf und er¬
gehört. Wir haben nämlich beide Jus stadiert,
„Das Recht, einen Menschen in den Tod zu
der reichte ihr den Arm und
treiben,“
überflüssigerweise. Dann, vor drei Jahren, im
schloß Irene und blickte ins Leere. n
Gedränge im Saal die
Herbst, haben wir miteinander eine Radpartie
„Ja,
mein Fräulein,sagte Ferdinand be¬
uf zu dem breiter
Gang mit
gemacht, von Innsbruck aus, wo wir uns ganz
dächtig, „wo hier einerseits das Recht, anderer¬
der rings un
anzsaal
zufällig getroffen hatten. Ueber den Brenner.
seits die Verantwortung anfängt, das läßt sich
Müsik wieder
beim
In Verona haben wir uns wieder getrennt. Ich
schwer entscheiden. Und wenn man die näheren
Akkorde sagte
leise:
bin nach Hause gereist, er nach Rom.“
Umstände nicht kennt, wie kann man dasse.
wir Zwei sind d
rdinand
Jedenfalls gehört Fräulein Bischof zu den
Irene nickte manchmal, als wenn sie lauter
beschleunigte un
illkürlich
Wesen, die, wie soll ich nur sagen, mit den
bekannte Dinge zu hören bekäme. Ferdinand fuhr
emerkte endlich: „Es ist
heute
Elementargeistern verwandter sind als wir anderen
fort: „In Rom hat er übrigens sein erstes Stück
diß ich unter so vielen
Menschen, und man darf an solche Geschöpfe
geschrieben, vielmehr das erste, das aufgeführt
wahrscheinlich nicht das gleiche Maß legen wie an
wurde.“
schon das dritte Mal,“
unsereinen.“
„Ja,“ sagte Irene.
arer Stimme. „Einmal
Irene hatte ihren kleinen altmodischen Elfenbein¬
„Er hat nicht viel Glück gehabt,“ bemerkte
isen und einmal auf einer
fächer auf den Tisch gelegt, nahm ihn nun wieder
Ferdinand. Der Champagner stand auf dem
auf und führte ihn an Wange und Stirn, wie
Tisch. Ferdinand schenkte ein. Sie ließen die
Fragte Ferdinand.
zur Kühlung. Dann trank sie ihr Glas auf
Gläser aneinanderklingen, und während sie
Irgendwer hat Klavier
einen Zug aus und sagte: „Daß sie ihm nicht
tranken, sahen sie einander ernst ins Auge, als
derer hat komische Sachen
treu geblieben ist — nun, das ist ja vielleicht zu
gelte das erste Glas dem Gedächtnis des Ent¬
at man getanzt.“
verstehen. Aber warum ist sie nicht aufrichtig zu
schwundenen. Dann setzte Irene das Glas nieder
sasselbe,“ bemerkte Fer¬
ihm gewesen? Warum hat sie ihm nicht gesagt:
und sagte ruhig: „Wegen der Bischof hat er sich
Es ist aus. Ich liebe einen andern, laß uns
umgebracht.“
scheiden. Es hätte ihm gewiß sehr weh getan,
Sehner Tür. „Ich bin zur
„Das wird behauptet,“ erwiderte Ferdinand
aber in den Tod getrieben hätt' es ihn nicht.“
ähte Frene, „aber ich will
einfach und empfand Befriedigung darüber, daß
„Wer weiß,“ sagte Ferdinand langsam.
chien wir auf die Galerie.“
er sich mit keiner Miene verriet.
„Gewiß nicht,“ wiederholte Irene hart. „Nur
Die Einleitungsklänge der Quadrille schmetter¬
über die schmale, kühle
der Ekel war es, der ihn dahin gejagt hat. Der
Er sah einzelne feine
ten so heftig, daß die Champagnerkelche leise
Ekel. Daß er denken mußte: dieselben Worte,
bebten.
renens Schultern. Das schwarze
die ich heute gehört, dieselben Zärtlichkeiten, die
siemtschweren Knoten tief im
„Kennen Sie die Bischof persönlich?“ fragte
ich heute empfangen. ...“ Ein Zucken ging durch
leicht in dem seinen.
Irene.
ihren Körper, ihr Blick schweifte über die
stund offen, in der ersten
„Ja,“ erwiderte Ferdinand. Also, sie hat
keine Ahnung, dachte er. Natürlich. Wenn sie Brüstung in den Saal hinaus, und sie schwieg.
der sich nun eilig erhob.
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