17.
Das Schicksal
des Freiherrn von Leisenbohe
bos 2/7
— Ce ab hen aun an iun ain die aun und ae. dene unen den erene e en un uened un ien dund denen ere echen dun un du aun hen de 1 An g
Husschnitt aus:
eues Wiener Abendblat
vom: A4FERIA
„Wien
* (Artur Schnitzlers Vorlesung.) Der
Dichter der „Liebelei“, des „Einsamen Weges“ und des
vielgespielten, bei uns allerdings von der Zensur,
verbotenen „Professor Bernhardy“ erscheint so seltet
sönlich in der Oeffentlichkeit, daß seine zahlreichen
ehrer um so eifriger jede Gelegenheit wahr¬
nen, seine persönliche Bekanntschaft zu machen.
scheuten sie auch letzten Sonntag abend nicht den
en Weg hinaus ins Volksbildungsheim am
erpark in Ottakring, um Artur Schnitzler zu
i und zu hören, füllten den geräumigsten Saal
Auaschmit aus Sans Mose Prnna Wie
in bis aufs allerletzte Plätzchen und folgten der
vom:
t zweistündigen Vorlesung mit spannungsvoller
23FE3 913
G
Andacht. Schnitzler las zuerst eine seiner Novellen
vor, die noch nicht in der Gesamtausgabe seiner
[Arfür G
kler=Vorlesung.] Man hat ni
zu
Werke enthalten ist: „Die Schicksale des Herrn von
selten die Treude, Artür Schnitzler im Vortragssaal
begegnen. Er hat wohl die Scheu des Poeten, mit seiner
Leisenbogb“, sodann den zweiten Akt des „Professor
Person vor die Oes entlichkeit zu treten; so bedarf es eines
Bernhardy“. Dichter pflegen nicht immer die besten
besonderen, repräsentierenden literarischen oder humanitären An¬
nterpreten ihrer Werke zu sein; dennoch ist
lasses, um ihn aus seiner künstlerisch so sympathischen
smal auch für ihren Kenner ein Erlebnis, #i
Reserve treten zu lassen. Solch ein erwünschter Anlaß bot sich
ist lesen zu hören, denn ihre Intentionen bringen
gestern. Das „Volksheim“ bat Schnitzler, zugunsten seiner so
doch am unmittelbarsten zum Ausdruck, die Seele
warm zu fördernden Ziele eine Vorlesung aus eigenen
er Poesie fühlt man dabei erst so recht ganz. In
Schriften abzuhalten; so vernahmen wir im überfüllten Saale
eren Jahren war im Publikum von Schnitzler
es „Volksheim“ im Koflerpark aus dem Munde des
Vorstellung verbreitet: er böte die Poesie de
Dichters selbst zunächst eine seiner reizvollsten Novellen, „Das
nskünstlers, er spiele mit seinen Gestalten kül
Schicksal des Freiherrn v. Leisenbohg: Ein ironisches Lebens¬
nisch wie mit Marionetten. Als man ihn selbst
schicksal tritt uns hier in überlegen heiterer, weltmännischer
Form entgegen. Der Freiherr v. Leisenbohg gehört zu jenen
sen hörte, konnte man sich überzeugen, wie ernst
wenig glücklichen Liebhabern denen immer nur die kaum be¬
er es nicht bloß mit seinen Gestalten und seiner
neidenswerte Mission des Freundes und Vertrouten zuteil
Kunst überhaupt meine, sondern auch bei aller
ihre Leiden¬
wird. Er liebt eine Operndiva,
Heiterkeit, bei allem Spott und Witz mit dem Leben
schaften mit beunruhigender Geschwindigkeit wechselt;
selbst. In der Erzählung vom Freiherrn v.
hbefindet sich der noch immer hoffende, getreu
bogh, der zeitlebens sich von einem schönen Mäd
apende Freiherr nicht darunter. Nur eine glückliche
nasführen läßt, das den Wechsel in der Liebe lieb
□
ist ihm gewährt, doch büßt er sie durch seinen fast
und auf fremde Kosten sich's so bequem zu mache
tischen Tod; wir sind ja in einer echten Schnitzler¬
verstand, ist Schnitzlers Ton äußerlich trocken sachlich.
e, in der Leben und Sterben sich vielfältig ineinander¬
Aber der Hohn, mit dem er die ganze leichtfertige
lingen, und die Menschen sich wie halb komische Marionetten
sellschaft regaliert, ist doch unverkennbar. Die
Schicksals an den vom Dichter geistreich dirigierten, feinen
lle der Tatsachen in der Charakterzeichnung und
den bewegen. Dieser mit tiefsinnigen Dingen entzückend
spielenden Novelle ließ Schnitzler den zweiten Akt des „Pro¬
lieuschilderung kommt einem beim Anhören der
fessor Bernhardi“ folgen, dieses lebensreichen, stark gefügten
ählung erst recht zu Bewußtsein. In seiner Vor¬
Stückes, das durch ein törichtes Zensurverbot von unseren öster¬
ung trat Schnitzler aus der unpersönlichen Reserve
reichischen Bühnen noch immer ferngehalten wird. Dieser zweite,
nicht heraus, änderte dabei nichts am Stil seiner
ungemein geschlossene Akt spielt in der Wohnung des Pro¬
Geschichte. Anders beim „Professor Bernhardy“. Da
v
fessors, der durch das Gebot seiner Wissenschaft mit Satzungen
fühlte man seine ganz persönliche Teilnahme für die
des Glaubens in Konflikt geriet. Wir sehen der Reihe nach
im Werke vertretene Sache gleich heraus. Diesen
die Bemühungen scheitern, die unternommen werden, um ihn
Akt las Schnitzler nicht mehr sitzend, sonbern stehend
im Interesse des Instituts, das er leitet, zu einer Entschuldi¬
vor, und ohne zu schauspielern charakterisierte e
gung zu veranlassen. Die Figuren traten auch im Vortrag mit
durch fast unbewußte Modulation des Organs, durch
plastischer Deutlichkeit hervor. Der Dichter schien das Stück vor
den geänderten Rhythmus der Rede jede der zahl¬
uns noch einmal dramatisch zu erleben. Diese Natürlichkeit des
reichen Gestalten des Aktes sehr merklich. Wenn der
gar nicht schauspielerischen und gerade darum so wirksamen
Vortrages fesseln am meisten. Schnitzler liest, wie Dichter nur
Professor Bernhardy selber sprach, hörte man
selten lesen, doch immer lesen sollten: zwanglos, untheatra¬
Schnitzlers persönlichsten Sprechton: markig, männ¬
lisch, mit der ihm eigenen kräftigen Anmut. Das Publikum
lich, vom guten Recht seiner Sache überzeugt, der
—
dankte ihm durch stürmischen Beifall.
Sache der Humanität, die kein Strebertum, kein
feiges Versteckspiel dulbet, aus ebenso einfachen wie
Wien, Dlelteng
2—
—.—
heiligen Wahrheiten kein Geschäft machen will. Die
Wirkung dieser Vorlesung war tiefgehend Die
zahlreichen Zuhörer werden nun wissen, wie sie sich
den tönereichen Wiener Dichter im Grunde immer
vorzustellen haben: identisch mit dem mannhaften
Menschenfreund Bernhardy.
N.
Das Schicksal
des Freiherrn von Leisenbohe
bos 2/7
— Ce ab hen aun an iun ain die aun und ae. dene unen den erene e en un uened un ien dund denen ere echen dun un du aun hen de 1 An g
Husschnitt aus:
eues Wiener Abendblat
vom: A4FERIA
„Wien
* (Artur Schnitzlers Vorlesung.) Der
Dichter der „Liebelei“, des „Einsamen Weges“ und des
vielgespielten, bei uns allerdings von der Zensur,
verbotenen „Professor Bernhardy“ erscheint so seltet
sönlich in der Oeffentlichkeit, daß seine zahlreichen
ehrer um so eifriger jede Gelegenheit wahr¬
nen, seine persönliche Bekanntschaft zu machen.
scheuten sie auch letzten Sonntag abend nicht den
en Weg hinaus ins Volksbildungsheim am
erpark in Ottakring, um Artur Schnitzler zu
i und zu hören, füllten den geräumigsten Saal
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in bis aufs allerletzte Plätzchen und folgten der
vom:
t zweistündigen Vorlesung mit spannungsvoller
23FE3 913
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Andacht. Schnitzler las zuerst eine seiner Novellen
vor, die noch nicht in der Gesamtausgabe seiner
[Arfür G
kler=Vorlesung.] Man hat ni
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Werke enthalten ist: „Die Schicksale des Herrn von
selten die Treude, Artür Schnitzler im Vortragssaal
begegnen. Er hat wohl die Scheu des Poeten, mit seiner
Leisenbogb“, sodann den zweiten Akt des „Professor
Person vor die Oes entlichkeit zu treten; so bedarf es eines
Bernhardy“. Dichter pflegen nicht immer die besten
besonderen, repräsentierenden literarischen oder humanitären An¬
nterpreten ihrer Werke zu sein; dennoch ist
lasses, um ihn aus seiner künstlerisch so sympathischen
smal auch für ihren Kenner ein Erlebnis, #i
Reserve treten zu lassen. Solch ein erwünschter Anlaß bot sich
ist lesen zu hören, denn ihre Intentionen bringen
gestern. Das „Volksheim“ bat Schnitzler, zugunsten seiner so
doch am unmittelbarsten zum Ausdruck, die Seele
warm zu fördernden Ziele eine Vorlesung aus eigenen
er Poesie fühlt man dabei erst so recht ganz. In
Schriften abzuhalten; so vernahmen wir im überfüllten Saale
eren Jahren war im Publikum von Schnitzler
es „Volksheim“ im Koflerpark aus dem Munde des
Vorstellung verbreitet: er böte die Poesie de
Dichters selbst zunächst eine seiner reizvollsten Novellen, „Das
nskünstlers, er spiele mit seinen Gestalten kül
Schicksal des Freiherrn v. Leisenbohg: Ein ironisches Lebens¬
nisch wie mit Marionetten. Als man ihn selbst
schicksal tritt uns hier in überlegen heiterer, weltmännischer
Form entgegen. Der Freiherr v. Leisenbohg gehört zu jenen
sen hörte, konnte man sich überzeugen, wie ernst
wenig glücklichen Liebhabern denen immer nur die kaum be¬
er es nicht bloß mit seinen Gestalten und seiner
neidenswerte Mission des Freundes und Vertrouten zuteil
Kunst überhaupt meine, sondern auch bei aller
ihre Leiden¬
wird. Er liebt eine Operndiva,
Heiterkeit, bei allem Spott und Witz mit dem Leben
schaften mit beunruhigender Geschwindigkeit wechselt;
selbst. In der Erzählung vom Freiherrn v.
hbefindet sich der noch immer hoffende, getreu
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apende Freiherr nicht darunter. Nur eine glückliche
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ist ihm gewährt, doch büßt er sie durch seinen fast
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tischen Tod; wir sind ja in einer echten Schnitzler¬
verstand, ist Schnitzlers Ton äußerlich trocken sachlich.
e, in der Leben und Sterben sich vielfältig ineinander¬
Aber der Hohn, mit dem er die ganze leichtfertige
lingen, und die Menschen sich wie halb komische Marionetten
sellschaft regaliert, ist doch unverkennbar. Die
Schicksals an den vom Dichter geistreich dirigierten, feinen
lle der Tatsachen in der Charakterzeichnung und
den bewegen. Dieser mit tiefsinnigen Dingen entzückend
spielenden Novelle ließ Schnitzler den zweiten Akt des „Pro¬
lieuschilderung kommt einem beim Anhören der
fessor Bernhardi“ folgen, dieses lebensreichen, stark gefügten
ählung erst recht zu Bewußtsein. In seiner Vor¬
Stückes, das durch ein törichtes Zensurverbot von unseren öster¬
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reichischen Bühnen noch immer ferngehalten wird. Dieser zweite,
nicht heraus, änderte dabei nichts am Stil seiner
ungemein geschlossene Akt spielt in der Wohnung des Pro¬
Geschichte. Anders beim „Professor Bernhardy“. Da
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fessors, der durch das Gebot seiner Wissenschaft mit Satzungen
fühlte man seine ganz persönliche Teilnahme für die
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die Bemühungen scheitern, die unternommen werden, um ihn
Akt las Schnitzler nicht mehr sitzend, sonbern stehend
im Interesse des Instituts, das er leitet, zu einer Entschuldi¬
vor, und ohne zu schauspielern charakterisierte e
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durch fast unbewußte Modulation des Organs, durch
plastischer Deutlichkeit hervor. Der Dichter schien das Stück vor
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reichen Gestalten des Aktes sehr merklich. Wenn der
gar nicht schauspielerischen und gerade darum so wirksamen
Vortrages fesseln am meisten. Schnitzler liest, wie Dichter nur
Professor Bernhardy selber sprach, hörte man
selten lesen, doch immer lesen sollten: zwanglos, untheatra¬
Schnitzlers persönlichsten Sprechton: markig, männ¬
lisch, mit der ihm eigenen kräftigen Anmut. Das Publikum
lich, vom guten Recht seiner Sache überzeugt, der
—
dankte ihm durch stürmischen Beifall.
Sache der Humanität, die kein Strebertum, kein
feiges Versteckspiel dulbet, aus ebenso einfachen wie
Wien, Dlelteng
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heiligen Wahrheiten kein Geschäft machen will. Die
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zahlreichen Zuhörer werden nun wissen, wie sie sich
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vorzustellen haben: identisch mit dem mannhaften
Menschenfreund Bernhardy.
N.