I, Erzählende Schriften 13, Excentric (Du bist mir zu lustig), Seite 10

13. Exzentrik
MALAn box 2/2
Prager Tagblatt Nr. 292.
begreifliche schaute mich an und sagte mit einem
liebenswürdigen Lächeln: „Sie je ne compte pas mal,
c’est la troisiôme fois.“ — „Et la dernière, je Laffu¬
,sagte ich in einem Ton, den sie gewiß noch nie
von einem Menschen gehört. Dann wandte ich m
zu dem Osmond, der gemüt ich seine Zigarette
weiterrauchte und — na, sagen wir: sitzengeblieben
war, packte ihn beim Arm und sagte: „Sie sind ein
Lump. mein Herr, und ich werde Sie züchtigen. Nicht un
velleicht, weil ich auf Weiber dieser Sorte eiser= B
ein
füchtig bin, sondern weil es mich agaziert
gutes Wort in diesem Moment, wie? —, Sie hier zu le
sinden.“ Debei erheb ich meine Hand, um ihn
Gesicht zu schlagen. In diesem Augenblick aber sah li
ich schen nichts mehr; es wurde mir im wahrsten g
Sinn des Wortes schwarz vor den Augen, denn das
Osmondsiebentek hatte mir mit einem kräftigen Jaust¬ 1
schlag den Zylinder eingetrieben, und ich vernahm
nur dieselben Worte, wie ich sie eine Stunde vor¬ ####
her auf der Bühne gehört, als er einen von den sechs
anderen eine Hacke in den Kopf geschlagen hatte, il
sche Worte in engl'schem Akzent: „Ch. mein guter 2
und, du bist mir zu lustig!“ Als es mir endlich p
ig, meinen Zy inder wieder in die Höhe zu brin¬
gen, wälzte sich Kitty, das süße Weib, in einem so
wehren Lachkrampf auf dem Boden, und der Clown
saß, als wäre nichts geschehen mit übereinander¬
geschlagenen Beinen auf der Lehne des Diwans und
rauchte die Zigarette weiter. Ich aber fühlte: setzt
ist es zu Endel Nichts mehr war in mir, keine Liebe,
keine Eifersucht. kein Gram, kein Stolz, kein Haß -
ich sagte: „Gute Necht. Kitty“, kümmerte mich nicht
um den anderen, verließ das Zimmer, hängte im Vor¬
raum meinen zertepschten Zyfinder an den Nagel,
setzte diesen schönen, neuen, schwarzen, steifen, run¬ I
den Hut auf, der dem Clown gehörte, und den nur
nech rasch hierhergeeilt, um dir den Ret zu geben, nie Bauns Aouteum 0e.
mit einer Exzentriksängerin etas anzufangen.“
schung wie Jan van Eyck und
„Mein lieber August“, sagte ich, „du bist ungerecht. Bald mit nadelspitzem Pinsel, bald
Meiner Ansicht nach hast du bei der ganzen Sache Kuhschwanz gemalt. Min könnte au
dich nur gewonnen. Ich will gar nicht von dem Hut in dem Buch ist unser lieber kleiner
sprechen, der dir glänzend steht, aber die Erfahlun¬
einen Wassertropfen verwandelt und di
gen, die du gesammelt hast. Wie kommt sonst unser¬
med hatte“
eins dezu, mit Zwergen und Riesen auf einem soMie dem Milroskop durchforscht.
men. 2
Menschlich kann man nu
vertrauten Fuß zu verkehren?“ (August schültelte ab¬
so fest zu
wehrend den Kopf.) Ich beharrte: „Und ich an deiner Ueberlegenheit,
Kran
Stelle würde nicht versäumen, auch morgen deinen Lebensweisheit wie bei
Tee bei Kitty zu nehmen. wo du gewiß die ganze hat!).
Wa
Truppe kennenlernen wirst.“ August sah mich miß= Schmetterlingsherz fast
trausch an. „Nun ja“, fuhr ich fort, „ich stelle mir aufgespießt zu haben, wie
das sehr amüsant vor. Wie die zwei Riesen mit ih
Romeo macht alles falsch
Lall gespielt hoben, so werden die Osmonds vie leicht alles. Und alles wird ihm zi
auf ihr löte blasen.“
„Du bist ein Idiot“, entgegnete August. So wenig lügt, wie ein Wettläufer reur
vertrug er es, wenn ein anderer gute Witze machte, der selige Münchhausen ein fad
Der Kellner kam. Wir zahlten und traten in einen ist. Und man muß zugeben
herrlichen Frühlingsme en hinaus, Mich freut gen zu lügen und zu prahle
nur“, sagte August, „daß der Kerl über seinen Spaß sonst „behaupten“ können
nicht mehr lange lachen wird, wenn er im Vorzimmer er liebt, wie man nur mi
statt seines neuen Hutes ...“ August schwieg plötz= Dazu betrügt er sich se
tich. Ich bemerkte, daß seine Züge erstarrten und Sein Lebensappetit ist
seine Augen riesengroß wurden. Ich folgte seinem der jeden Tag sein ei
Blick und sah, daß uns ein junger Mann entgegen= Kurz, er ist der gute 2
kam, der mit vollendeter Eleganz gekleidet war, nur
ehme
jeher. Die Welt lann
der Zylinder, den er auf dem Kopf sitzen hatte, war
n. für
Revolutionen können un
vollkommen vernichtet. August blieb stehen und ließ
bane
dieser Romeo ist ewig, n
den jungen Mann näherkommen. Dieser Astete den
vergebens.
[Jugendist.
Hut und sagte: „Good morning, Sir.“
Sonst finde ich, sind die meisten Bücher, die genug ha
„Gord morning“, sagten wir beide und nahmen
von jungen Menschen handeln, etwas langweilig es weiter.
unsere Hüte ab. die wir natür'ich gleich wieder auf¬
setzen wollten. Mir gelang es.
cht so meinem
n
Freund August. Diesem nahm der freinde 6
Hut einfach aus der Hand, setzte ihn auf und übergab
Eva Ma
olsa sisen: Anekdoten
August mit einem verbindlichen Lächeln den ver¬
nichteten Zylinder. Und sich zu mir wendend, als sei
Nach
Talleyrand wurde eines Tages von e
er ausschließlich mir eine Erklärung schuldig.
merkte er: „Ich habe nämlich gewechselt diesen Dame zur Rede gestellt, deren Häßlichkeit
We
kleinen Hut vor einer kleinen Stunde bei einer klei¬ sprichwörtlich war und für die er trotzdem eine
Schwäche gehabt hatte. „Ich höre, Herr Talley¬
nen Freundin. Good morning, Sir.“ Damit ging er.
Di
rand“, rief sie erzürnt, „daß Sie sich gerühmt
Ich würde lügen, wenn ich behauptete, jemals ein
haben, meine Gunst besessen zu haben?“ „Ge¬
dümmeres Gesicht gesehen zu haben, als das munes
rühmt?“ entgegnete lächelnd der Diplomat. Schl
Freundes August. Er war totenbleich und schien nach
groß
Worten eder wenigstens nach Luft zu schnappen. Er
„Nein, ich habe mich dazu bekannt, meine
auf dem
wartete, bis der Gentleman sich in einer anständigen
Gnädige.“
zen schle
Entfernung befand, dann sagte er mit einer Art von
neun de
finsteren Entschlessenheit: „Was soll man da tun?
Erdolchen oder eine gellende Lache aufschlagen?“
Citroen macht sich gern über sich selbst lustig. ich unbe
In einer Bar in Deauville enzählt er einigen reine Fre