I, Erzählende Schriften 11, Frau Bertha Garlan. Roman, Seite 76

11. Frau Bertha Garlan
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typische Gestalten vorgeführt. Das Verhältnis des
einzelnen zu seinem Glauben und der Einfluß, den
dieser Glaube für das Seelenleben des einzelnen
bedeutet, ist der Grundzug des letzten Werkes des
Dichters. Auf die ausführliche Schilderung des
aus dem italienischen Priesterleben gegriffenen
Werkes kann ich mich aber nicht einlassen, zumal
darüber in letzter Zeit unsere großen Tagesbläkter
eingehende Kritiken brachten. Wer darin freilich pi¬
kante „Enthüllungen“ wie etwa in Kirchsteigers
„Beichtsiegel“ sucht, wird nicht auf seine Rechnung
kommen. — Nur Ebner=Eschenbach's Meisterer¬
erzählung „Glaubenslos“, Rosegger's „Das ewige
Licht“ 2c., Saar's „Innocens“ haben sich in derart
tiefgründiger Weise mit religiösen Fragen beschäftigt.
Schullern hat bereits in seinem „Skizzenbuche“ seine
an Anzengruber erinnernde Lebensanschauung for¬
muliert: „Wir gehören zusammen; alles, was
athmet, alles, was die Sonne liebt.“
Dieses Dichters Berufsgenosse ist auch der
d. z. in Wien lebende Tiroler Arzt Karl Schön¬
herr, dessen Dramen „Der Bildschnitzer“, „Sonn¬
wendtag“ und „Familie“ trotz ihrer leichten Durch¬
führbarkeit leider nur zumeist Pepertoirestücke des
k. k. Wiener Hofburgtheaters ge# ben sind. Unsere
Provinzbühnen sind ja auch über andere Schau¬
spiele deutschösterreichischer Dichter, wie besonders
Saars Volkstück „Eine Wohltat“ das an Anzen¬
grubers Meisterwerke gemahnt, J. J. Davids
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Millionen auf Beitrage aus dem Religionsfonds,
ihre streikenden Kollegen in Niederösterreich als
Schauspiel „Neigung", dis ein wundervolles
Grillparzer, Anzengruber, Stelzhammer u. v. a.,
Spiegelbild unserer Beamtenkreise bietet, sowie des¬
der Künstler Anton Bruckner, Hugo Wolf 2c. treten.
selben Dichters reizende Komödie „Ein Regentag“,
wie mahnende Gespenster vor unser Auge.
das uns unvergleich echte Wiener Frauengestalten
Da es aber aber unmöglich ist, in wenigen
bringt, förmlich zur Tagesordnung übergegangen.
Zeilen noch andere gute Wiener Autoren wie Lud¬
Ich stehe aber nicht an, diesen Stücken Davids, der
wig Hevesi, Emit Ertl, Rudolf Lothar, Philipp
ja erst kürzlich für sein neuestes Schauspiel „Der
Langmann, Max Burkhard, Raoul Auernhämer u.
getreue Eckardt“ mit dem Bauernfeldpreise aber¬
v. a. „abzutun“, so beschränke ich mich auf eine
mals gekrönt wurde, noch eine glückliche Zukunft
allerdings ausführlichere Würdigung der berühm¬
vorherzusagen.
testen Wiener Schriftsteller und bitte ich diese Zeilen
Im „Wiener Verlage“, der leider wohl nur
nur als Ergänzung meiner s. z, Budweiser Vor¬
bei Werken vom Range Bilse's „Kleiner Garnison“
träge im März und September 1903 auszufassen.
auf seine Kosten gekommen ist, erschien kürzlich auch
Der bekannte Wiener Literaturhistoriker
eine herrliche Novellensammlung Schönherrs „Ca¬
Rudolf Lothar, dessen Schauspiel König Harlekin
ritas“ betitelt. Als Perle dieser mit ärztlichem
Repertoirstück aller
italienischen Bühne
Scharfblicke abgelauschten Lebensbilder erscheint mir
schreibt über Schnitzlers feinsinnige Darstellut
die Erzählung vom armen Fuhrmannskinde, das
kunst in seinem gediegenen neuesten, reich
im unheimlichen Heime der Engelmacherin dem
„D
sicheren Tode entgegensieht. Wie ergreifend schil¬
elta
Drama der Gegenwart“
dert der Dichter eine Mutter, die nicht zum Sterbe¬
München 1905) folgendermaßen
läger ihres Kindes, einer in „strenger Clausur“
Schnitzler, der bei den Franzo
lebenden Nonne dars. Das sind nur ein paar
lernt hat, unerreichter Meister.
charakteristische Themen dieser „Szenen aus der
so in den Gesprächen d
Tiefe“ vor de en selbst die vielgerühmte Kunst von
„Reigen“ die ja,
rki's Nach. shl“ verblassen muß. Und der
logie der Liebe
diabolische Humor der „Henkersmahlzeit“ ist geradezu
geistigte, das
letzten
unüherkrefflich. — Aber wir leben ja in Oesterteich,
also um
wo äüßer Rosegger noch fast kein Dichter bei Leb¬
Menschen
zum Gbtte
zeiten gewürdigt wurde, und die Schatten eines! Wer von den leider allzuvielen, oft unreifen Lesern
seines „Reigen“ hat die unbarmherzige Saty 1896
Arztes herausgefühlt.
— Schnitzlers im Jahrere des
geschriebenes und im Jahre 1903 erst gedrucktes
Erstlingswerk hat den Dichter erst als „pikanten“
Schriftsteller bekannt gemacht. — Bei uns in Bud¬
weis haben ja außer seinem wundervollen Schau¬
spiele „Liebelei“ nur ein paar seiner Einakter aus
dem Zyklus „Der grüne Kakadu“ und aus dem
Zyklus „Lebendige Stunden“ das Rampenlicht er¬
blickt. — Als ob nicht Schnitzler außer prächtigen
Novellen etliche in Wien und der Provinz vielge¬
spielte Werke wie „Freiwild“, ein die Duellfrage
behandelndes Schauspiel, ebenso ein bürgerliches
Drama „Das Vermächtnis“ und die für ein Pro¬
vinzpublikum vielleicht zu feinsinnigen dramatischen
Kunstwerke, „Der einsame Weg“ und „Zwischen¬
spiel“ verfaßt hätte! Diese Werke sollten nebst an¬
deren obgenannten Dramen, etwa bei vorheriger
Subskription weiteren Kreise durch Mithilfe des
„Deutschen Theatervereines“ unserem Publikum
ebenso vorgeführt werden, wie Schnitzler's Einakter
„Die letzten Masken“, diese ergreifende Kranken¬
hausstudie, die satyrische Groteske, „Der grüne Ka¬
kadu“ des obi in Zyklus, Schönherrs dramatischer
„Bildschnitzer“
v. a.
(Fortsetzung folgt.)