I, Erzählende Schriften 11, Frau Bertha Garlan. Roman, Seite 75

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Garlan
11. Frau Bertha
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gretung Die
Wie hattel Ihr, d Herr, und Ihr und Ihr
verhindern
Erforscht die Herrlichkeit der Wissenschaft,
Abg.
Half euch die Schönheit nicht der Fran'ngesichter?
welcher auf
Aus Frauenaugen zieh' ich diese Lehre;
Sie sind der Grund, das Buch, die hohe
Universi
Schule,
Aus der Prometheus' echtes Feu'r entglüht.
ruthenischer
... Lieb', in Frauenaugen erst gelernt,
Handels¬
Lebt nicht allein vermauert im Gehirn,
Mathematik,
Nein, mit der Regung aller edlen Geister
Universität
Strömt sie gedankenschnell durch jede Kraft
Auf
2
Und zeugt jedweder Kraft zwiefache Kraft,
Landesaussch
Weit höher als ihr Wirken und ihr Amt.
umlage
Die feinste Schärfe leiht sie dem Gesicht;
und zwar di
Wer liebt, des Auge schaut den Adler blind.
Wer liebt, des Ohr vernimmt den schwächsten Laut,
Krakauer Ge
Wo selbst des Diebs argwöhnisch Horchen taub ist.
Umlage.
Die Liebe fühlt empfindlicher und seiner
Als der beschalten Schnecke zartes Horn;
Schmeckt sie, wird Bacchus' leckre Zunge stumpf;
Vi
Ist Lieb' an Kühnheit nicht ein Herkules,
Der stets der Hesperiden Bäum' erklimmt?
Die Gemeinde
Schlau wie die Sphiux, so süß und musikalisch
Wie Phöbns' Lei'r, bespannt mit seinem Haar?
In der g
Wenn Liebe spricht, dann lullt der Götter Stimme
Referat erstatt
Den Himmel ein durch ihre Harmonie;
Werke der drei
Nie wagt 's ein Dichter und ergriff die Feder,
Eh er sie eingetaucht in Liebesseuszer!
gesellschaf
material reich a
Von Dante gar nicht zu reden, dessen ganze un¬
Berathung wur
geheure Anschauung Gottes und der Welt auf dem
zu empfehlen, de
Erotischen ruht. Worin er sich übrigens mit jedem auf¬
Einlösung der
richtigen Naiurforscher unserer Zeit trifft, der, nach dem
ichtlich
der
Urgrunde trachtend, zuletzt in der winzigen Zelle auf das
reichischen
Geheimniß der ewig keimenden Liebe stößt. Es ist schon
gesellschaf
so: Wo und wie wir immer das Räthsel, in das wir ge¬
brauch zu
kaucht sind, berühren wollen, die Liebe ist die Form, in der
Elektricitätsge
es uns allein erscheint, an der allein wir es ahnen, und
wenn wir in allen Ländern, über alle Berge, durch alle
dieses Jahres
Thäler gezogen sind, wissen wir am Ende nicht mehr,
neuerlich
dem Jüngling die erste Sehnsucht nach dem Mädchen
Die B
agl,
ach
und die Mutter mit dem Kinde an der Brust bleibt das
den von
ese
höchste Symbol, in welchem wir den Sinn des Lebens ver¬
„elektrischen
iter
ehren dürfen.
Hermann Bahr.
gelegenheit
sorf
ltni
jungen Wiener Witwe restlos erschließt, eigent¬
Fe.
lich nur eine erweiterte Novelle geboten. Aber
Feuilleton.
J. J. David, der mit seinem wuchtigen, psycho¬
Teue
logischem Romane „Am Wege sterben“ den Wiener
Studentenroman begründet hat, ist auch durch seinen
Wiener Literaturbilder.
grandiosen Roman „Der Uebergang“ der die Pro¬
Die klassische Wiener Periode eines Grill¬
letarisierung eines Wiener Patriziergeschlechtes und
parzer und Anzengruber, von denen letzterer
die Ablösung desselben durch das gediegene Hand¬
in den Volksstücken und Romanen des frühverstor¬
werkertum so unübertrefflich schildert, der Be¬
benen Karlweis eine glückliche Nachfolge erhalten
gründer des typischen Wiener Romanes geworden.
hat, ist allerdings vorüber. Auch die Wiener Dich¬
#evor ich aber auf meine Wiener Lieblinge
terinnen Emil Marrsot und besonders die hochbe¬
Schnitzler, Ebner=Eschenbach, David und Saar, die
gabte Marie Eugenie delle Grazie stehen
ich durch meine seinerzeitigen Budweiser Vorträge
ohne Nachfolge da, und sind eigentlich in keinem
im Jahre 1903 näher zu bringen trachtete, aus¬
innigen Zusammenhange mit dem Wiener Volks¬
führlich, besonders auf deren seither entstandenen
leben, dessen innerstes Wesen weder die scharfe Be¬
Dichtungen eingehe, muß ich auch einige in Wien
obachtungsgabe eines Friedrich Schlögl, noch die
lebende echte Dichter in kurzen Zügen charakterisieren,
mundartlichen Schilderungen eines Chiavacci und
da deren Werke ja in der Provinz, wie in Deutsch¬
Poetzl u. v. a. völlig gerecht geworden sind. Auch
Oesterreich bei der politischen Zerklüftung leicht be¬
die Altmeister der österreichischen Novellen, Saar
greiflich, fast unbekannt geblieben sind.
und Ebner=Eschenbach haben nur einzelne
Auf Wiener Boden ist die volkstümliche Kunst
Typen besonders des österreichischen Adels mit aller¬
des Lehrer Rudolf Hawel herangereift, der mit
dings unnachahmlicher Feinheit gezeichnet, ohne in
seinen Dramen, darunter besonders „Mutter Sorge“
einem breiten Kulturgemälde alle Wiener Kreise
das verwaiste Erbe des Volksdichters Raimund an¬
zu umfassen. Selbst Artbur Schnitzler, der ent¬
trat. Seine Kulturstudie „Die Politiker“ hat ja
zückende Kenner der Fritenserneshat in seinem
selbst auf Provinzbühnen eine He stätte gefunden.
Romane „Frau Bertha Garlan“, der uns allmählich
Noch reifere Stimmungskraft bieten seine „Kleinen
das Seelenleben einer noch lebenslustigen, aber ver¬
Leute“, die ein treues Bild aus dem Großstadt¬
einsamt bei ihren ländlichen Verwandten lebenden
leben vorführen, und besonders seine „Märchen
für große Kinder“, die einen bestrickenden Zauber
ausüben. Sein letztes Werk „Aus der Heimat“ weiß
uns fast mit der reifen Schilderungsgabe eines
Rosegger des Dichters oberösterreichische Heimat vor
Augen zu führen.
Dieselbe bodenständige in der Heimatserde
wurzelnde Kunst zeigt sich auch in den Werken des
Dichters Heinrich von Schullern. Hat bereits
sein „Skizzenbuch“ und sein Erstlingsroman „Im
Vormärz der Liebe“ mit Recht Erfolg geerntet, so
hat sein Roman „Aerzte“ nahezu einhelligen Bei¬
fall gefunden. — Wenigstens dieses Werk will ich in
den Hauptzügen charakterisieren, da es die typischen
Leiden und Freuden des Aerztestandes in der Gestalt
des jungen Dr. Hellmann lebenswahr würdigt, Es
wirkt erschütternd, wie diesem, vom Unverstand der
Patienten und Brodneid der Kollegen verbitterten
Arzte sein einziges Kind von Diphteritis hinweg¬
gerafft wird. Als dieser Seuche auch das Kind seines
Freundes trotz aller ärztlichen Kunst zum Opfer
ällt, verläßt der schlichte Mann seinen ärztlichen
Beruf und die Stätte seines Wirkens, und wird
Landwirt. Aber in seinem wackeren Sohne weiß er
das Feuer für den schwersten und sorgenpollsten
Beruf zu entzünden, und dieser beschließt, die Leiden
nochmals durch nachen, die sein Vater litt.
Es
werden also in die m bereits wiederholt aufgelegten
Romane ebenso wie in Schullerns letztem Romane
„Katholiken“ nicht die Gesamtheit, sondern einzein