I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 29

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10. Leutnant Gust
1relT. Btunes.
Glahner (Tane) 1. 9:2.
First Fruit (K. Cannon) 2. Rigo (O. Madden) 3. Ferner: Flori¬

form,
Champagne.
— St. James Palaco Stakes.
115

Tournée durch die Vere gten Staaten von Amerika
ford 1
engagiert. Die Dauer der Tournée ist auf drei Monate
alls
so
18
abgeschlossen.
* „Leutnant Gustl“ heißt die Novelle, die, wie tele¬
dieser
graphisch aus Wien gemeldet, ihrem Verfasser Arthur
schritte
likum
Schnitzler- die Offizierscharge gekostet hat. Als Grund des
Hefte
Ver¬
Kunft und Wissenschaft.
ehrenräthlichen Richterspruches wird angegeben, daß Schnitzler
verblü
Arthur Schnitzler, der beliebteste Schriftsteller Jung¬
mußte
durch die kürzlich veröffentlichte novellistische Studie „Leutnant
se
Le#ens, der zugleich Regimentsarzt der Reserve war, ist, wie
Gustl“ der Ehre des österreichischen Offizierkorps nahe getreten
durch
sei und daß er auf eine in heftigem und persönlichem Tone
uns ein Wiener Privattelegramm meldet, vom
a der
andere
geschriebene Kritik dieser schriftstellerischen Arbeit in einem
militärischen Ehrenrathe seiner Offiziers¬
bedeut
)des
Tagesblatt nicht reagirt habe. Der thatsächliche Inhalt der
charge verlustig erklärt worden. Als Gründe
schaffen
uirden
Studie ist in gedrängter Kürze folgender: Leutnant Gustl hat
Strah
des ehrenrätlichen Richterspruches wird angegeben, daß
zwei
im Konzert einen Zusammenstoß mit einem energischen Zivilisten.
Loslös
Schnitzler durch die kürzlich veröffentlichte novellistische
steten.
Es kommt zu Beleidigungen. Der Leutnant will den Säbel
die so
turm
Studie „Leutnant Gustl“ der Ehre des österreichischen
ziehen, aber der Zivilist hindert ihn daran durch überlegen¬
gesetzte
inaus.
Offiziertorps zu nahe getreten sei, und daß er auf eine in
Körperkraft. Lentnant Gustl verbringt eine qualvolle Nacht.
Oberfl.
mar¬
Gewic
heftigem und versönlichem Tone geschriebene Kritik dieser
Wenn das Regiment von dem Vorfall erfährt, muß er
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quittiren. Eine Kugel vor den Kopf erscheint als einziger
schriftstellerischen Arbeit in einem Tagesblatt nicht reagiert
thisch
baren
iobler Ausweg aus der Sache. Das Schicksal schenkt aber
habe. Der thatsächliche Inhalt der Studie ist in gedrängter
eine
wieder
dem Leutnant Gustl eine glücklichere Lösung der Sache: den
Kürze folgender:
Parise
euragirten Zivilisten trifft der Schlag. Dieser Schlag „er
Lientnant Gustl hat im Konzert ein Renkontre mit einem
zuerst
ggen¬
machina“ befreit den Leutnant Gustl aus aller Verlegenheit.
Gas e
energischen Zivilisten. Es kommt zu Injurien. Der Leutnant
llten,
iemand weiß, was geschehen ist. Der einzige Zeuge seiner
UImgel
will den Säbet ziehen, aber der Zivilist hindert ihn
wirk¬
Schmach ist todt: der Leutnant ist gerettet. Der Spruch
Glasg
daran mit Gewalt. Lentnant Gustl verbringt eine qualvolle
nach
rregt in Wien natürlich das größte Aufsehen.
dann,
Nacht. Wenn das Regiment von dem Vorfall erfährt, muß
Diese
nahm,
er quittieren. Eine Kugel vor den Kopf erscheint als einziger
vor
erklärt
W
nobler Ausweg aus der Afsäre. Das Schicksal schenkt aber dem
iger
kleine
* Coquelin als Handlungsreisender. Ein drolliges
Lentnant Gustl eine glücklichere Lösung der Sache. Den gewalt¬
r der
selbst k.
Abenteuer aus seinem Leben erzählte, wie eine englische Zeitschrift
tätigen Zivilisten trifft der Schlag. Dieser Schlag ex machina
röhren,
wurf
verichtet, jüngst Coquelin, der berühmte französische Schauspieler,
Leuchte
befreit den Leutnant Gustl aus aller Verlegenheit. Niemand weiß,
viel
er bekanntlich zur Zeit mit Sarah Bernhardt in Her Majesty's
Körper,
strig
was geschehen ist. Der einzige Zeuge seiner Schmach ist tot:
Theatre in London Triumphe feiert: „Ich war überarbeitet und
hielten
Leutnant Gustl ist gerettet.
des
beschloß daher, eine Zeitlang das Theater zu verlassen, um in
zusende
rdils
Die neuesten Forschungen über die Körperstrahlung,
inem einsamen Ort auf dem Lande zu vegetiren. Ich fand denn
vor ein
# über die wunderbaren Eigenschaften der Uranium=Ver¬
artet
auch in der Mitte Frenkreichs ein Plätzchen, wie ich es münschte,
das mn
bindungen, des Radiums und verschiedener anderer Elemente,
die
ebenfall
ind ich war bald in einem einfachen, aber doch bequemen Hotel
wie sie besonders von Beequerel und dem Pariser Ge¬
rsetzt
wurde
für Handlungsreisende gut untergebracht. Da ich nicht bekannt
lehrtenehepaar Curie aufgedeckt worden sind, haben wiederum
ing“.
Physike.
zu sein wünschte, trug ich mich in das Fremdenbuch als „Frédérie
zu großen Ueberraschungen geführt. Der Physiker Ruther¬
deckt, d
dung
Febure, Reisender für Weine, Spirituosen u. s. w. ein. An der
die
Table d’hôte wurde ich bald mit den anderen im Hotel weilenden
Sie
Fremden bekannt. Mein Nachbar rechts reiste für eine Firma,
und
eren Spezialität „Delikatessen“ waren; mein Nachbar links ge¬
hörte der Tuchbranche an, ein Anderer befaßte sich mit Oelen,
lein Vierter mit einer Neuheit für Säuglingsflaschen. Diese
Garderobe. Während er stößt und gestoßen wird,
ist gestorben. Der Lieutenant darf weiter#
„Lieutenant Gustl.“
kommt er mit einem alten Handwerksmeister in
Finita comedia
Ein militärischer Ehrenrath hat den Dichter
Conflict. Gustl schimpft; der Alte antwortet;
Gustl
Die Satire dieses Ausklanges
Arthur Schnitzler der Regimentsarzt=Charge
für
greift an den Säbel; der Alte kommt ihm
zuvor,
und trifft. Aber sie ist nicht leichtfert
verlustig erklärt.
hält ihm Säbel und Hand fest und sagt: „Wenn
tiefernst. Sie trifft nicht die Armee, und wer
Den Anlaß zu diesem Schritt bot eine
Sie nicht sehr schön ruhig sind, erzähl' ich die
will, nicht einmal den militärischen Ehrbegriff
die
psychologische Novelle „Lieutenant Gustl“,
Geschichte morgen dem Corpscommando!“ Der Alte
zeigt nur, wie toll und sonderbar das übermät
Schnitzler in der Weihnachtsbeilage der „Neuen
entfernt sich; Gustl nimmt mechanisch seine Gar¬
waltende Schicksal mit uns Menschen Vall spiel
Freien Presse“ veröffentlichte. Ferner soll es Schnitzler
derobe und geht. Er blickt in sein offenes Grab.
*
verübelt worden sein, dass er auf eine in persönlich
Als Officier, dessen Waffe die Hand eines anderen
gehässigem Tone gehaltene Kritik des „Lieutenant
in der Scheide zurückgehalten hat, ist er entehrt.
Kurz nachdem „Lieutenant Gustl“ erschiene
Gustl“ welche in einem Wiener Militärblatte er¬
Er muss sich erschießen. Und so, im Angesicht des
war, publicierte ein Wiener Militärblatt eine gistig
schien, nicht reagiert hat.
Todes, wandelt Lieutenant Gustl durch die Stadt.
Kritik. Das Feuilleton wollte mit viel Grobher
Er nächtigt im kühlen Prater auf einer Bank. Un¬
aber wenig Beweiskraft den österreichischen Lieut
Die Geschichte dieses Lieutenant Gustl
ist
aufhörlich wälzen sich die Gedanken durch seinen
nant vor Schnitzler in Schütz nehmen. Schnitzle
bald erzählt. Er bekommt von einem Freund eine
Kopf. Schließlich ist er mit sich und dem Leben
eagierte nicht darauf. Er antwortete auf das
Concertfreikarte. Im großen Musikvereinssaal gibt
ertig. Er geht in sein Stammcafé frühstücken
Rede stehende Angriffsfeuilleton nicht und überl
er sich redliche Mühe, die aufgeführte Messe schön
sein Henkersmahl. In diesem Local verkehrt aber
es der Welt, zu richten. Dieser Tage erschien
zu finden. Vergebens! Er langweilt sich. Während
auch der alte Handwerksmeister, der ihn beleidigt
„Lieutenant Gustl“ in Buchform, und ub
er so hinmeditiert über das, was er sieht und an¬
at. Und mit dem Kaffee serviert der Kellner dem
zur gleichen Zeit stieß ihn der Ehrenrath
hören soll, offenbart er eine ganz erstaunliche Flach¬
Lieutenant Gustl die Nachricht, dass der Alte, vom
Regiments aus der Reihe der Officiere.
heit und Oberflächlichkeit des Denkens und Meinens.
Schlage gerührt, plötzlich verschieden ist. Lieutenant
So haben wir denn zu den vielen
Mit dem Concert sind auch seine allgemeinen
Gustl lebt auf. Die Schatten des nahenden Todes
barkeitsdogmen unseres öffentlichen Lebens ei
Betrachtungen zu Ende, und er drängt sich zur
weichen von seiner Stirn; der Zeuge seiner „Schande“
bekommen: die Infallibilität des Lieutenant