I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 75

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10. Leutnant Gust!


verläs
ebensowenig
ruht bereits nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch
inserer Lehr¬
die politische Macht in den Händen der Trustgewaltigen.
nethoden in
Eins ergiebt sich ja immer aus dem andern. Sie machen
ere nieder¬
die Wahlen, sie haben ihre Puppe Mac Kinley, der ein
Bau= und
Meister ist im blinden Gehorsam, glatt gegen die Kandidaten
Licht bringt,
der Farmer und der anderen unterjochten Kleinen durch¬
c uns ein¬
gedrückt. Wie lange noch und auch uns zurückgebliebene
ch unendlich
Mitteleuropäer wird das Schicksal der mit ihrer Freiheit so
kbar macht;
urgewaltig renommierenden Yankees zu Teil?
Ziffer der
Deshalb hat das Urteil des Gerichtshofes, der eine augen¬
ed, denn sie
blicklich noch als ungesetzlich betrachtete kleine Erpressungs¬
Ehrenschilde
Maßnahme der Ringmänner mit Gefängnis pönte, allgemein
venheimer.
befriedigt, und deshalb gefällt es den wehrlosen Opfern der
Syndikate nicht daß Gnade für Recht ergangen ist in einem
Fall, wo die Rücksichtslosigkeit in der Auswucherung des
Verbrauchers sich bis zu verbrecherischer Bedrohung steigerte.
In zehn Jahren werden wir solche Urteile wie das Nürnberger
eilung der
nicht mehr haben, und dann werden eifrige Direktoren
amens des
auch keiner Begnadigung mehr bedürfen. Denn in zehn
n Händler,
Jahren haben die Syndikatsleiter zuversichtlich die gesetz¬
its bezog,
gebenden Körperschaften auch bei uns soweit in der Hand,
folgedessen
daß sie so unbequeme und erwerbstörende Erpressungspara¬
lt worden.
graphen aus dem Strafgesetzbuche ausmerzen können.
ignisstrafe
Richard Nordhausen.
n Luitpold
690
i der Ver¬
icht ehrlich
An der heulenden Kurve.
Rechte der
(Uas ist das, die heulende Kurve? Sie sehen mich erstannt
rZeit er¬
an. Und mit Recht. Sie können nicht wissen, daß ein
so waren
spekulativer Gastwirt sein Restaurant „An der heulenden
U ein all¬
Kurve“ betitelt hat. In regelmäßigen Zwischenräumen biegen
inkönnen.
nämlich hier die elektrischen Wagen der „Großen Berliner“
Gnaden¬
um die Ecke und erzeugen ein ohrenzerreißendes Geräusch,
halb der
ein lebendiger Beweis für die Fortschritte der modernen
riedigung
Technik, die ich regelmäßig studiere, wenn ich auf den Wagen
meiner Linie bei einem Glase Bier warte. „Aussicht auf
dagegen
Besserung ist wohl nicht vorhanden?“ frage ich den Wirt.
dlich.
Er zuckt die Achseln: „Ich habe schon öfter Beschwerde ge¬
olkswirt¬
führt, aber da ich keinen Stadtrat ... Hier begann die
Syndikate
Kurve zu heulen und erstickte jedes Zwiegespräch.
n konnte,
künchner
„Na, der „Woche“ haben sie es in der Schweiz ordentlich
in, daß
gegeben,“ sagte ein Kollege schmunzelnd zu mir, der auch
oduktion
auf seinen Wagen wartete.
Ewigkeit
„Jeder Leser hat das Recht, gegen das Blatt zu de¬
Trutz,
monstrieren, durch das er sich verletzt glaubt. Nur sollten
t; vom
sich die Kollegen, die sich im Interesse ihrer Verleger darüber
ündernd
freuen, einmal fragen, ob es klug ist, seine Freude so un¬
verhohlen zu zeigen.“
auf die
„Ach was! Die „Woche“ ist ja ein völlig farbloses Blatt,
beinahe
das noch nie eine Meinung vertreten hat.“
Das
„Ich dachte, gerade weil sie es gethan hat, ist der Ent¬
zenten¬
rüstungsrummel gegen sie insceniert worden.
cherlich
Hierksetzte die Kurve mit wohlthätigem Geheul ein und
etenen
überbob meinen Kollegen der Antwort.
ndikats
wo¬
Schnitzler hat auf eine persönlich zugespitzte Kritik der
Dort
Meichswehr“ nicht reagiert,“ hörte ich an einem Nebentisch
muiten
Kenntnis der geschichtlichen Thatsachen bei Günther alle
zerkennung, sondern auch sein Streben, sie übersicht¬
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einen jungen Herrn sagen. Er sprach in überlegenem Tone
und seine à la Haby himmelwärts gerichteten Bartspitzen
gaben ihm das Recht dazu.
„Wie hoch taxieren Sie den Pulververbrauch, wenn jeder
Schriftsteller auf abfällige Urteile über seine Werke mit der
Pistoie antworten muß?“ fragte ein älterer Mann den An¬
hänger der Schnur#kartbinde.
„Wie hoch? Aeh —
„Ja. Ich halte Duelle aus einem derartigen Anlaß für
groben Unfug. Uebrigens, wenn sich jemand durch Schnitzler
bereits getroffen fühlt, warum soll dieser dann noch
chließen!“
Die Kurve war unhöflich genug, hier nicht einzusetzen.
„Ist der Konsistorialrat Reicke eigentlich versetzt ober nicht?“
„Ich weiß es nicht. Jedenfalls geben seine Vorgésetzten
„Wieso?
„Sonst hätte man ihn doch nicht versetzt.“
Durch das Geheul der Kurve war ein An deutlich zu ver¬
nehmen
„Die neuen Heringe sind da, schmeißt das Ausland raus!“
Mit diesem Ausruf soll eines Tages die frühere Besitzerin
der „Kölnischen Zeitung“ den Setzersaal betreten haben, um
Raum für die Inserate zu schaffen, worin das Eintreffen der
nützlichen Salzfische angekündigt wurde. Leider ist es über
diesen Ausruf zu keinem Prozeß gekommen und kein Gericht
hat festgestellt, ob er wirklich gefallen ist und ob das Rhei¬
nische Blatt wirklich in seinem Auslandsteil einmal von
den Flossenträgern abgehangen hat, deren Zukunft im Wasser
liegt. So wuchert denn die Legende weiter, und die Gerichts¬
verhandlung um die „goldene Hand“ ist auch so verlaufen,
daß niemand weiß, ob der von dem Korrespondenten Gehl
versorgte Auslandsteil, ohne daß die Redaktion eine Ahnung
davon hatte, durch die Gelder der De Beers Compagnie
seine Richtung erhalten hat. Hoffentlich erhält das Publikum
im Fortgange des Prozesses darüber kndige Aufklärung,
sonst setzen sich am Ende wunderliche Vorstellungen über
die Haltung der Zeitung fest und verdichten sich zu dem
Und wieder heulte die Kurve.
Das Geräusch war wirklich unerträglich, und ich hätte
gewiß keine Silbe von dem verstanden, was am Nachbar¬
tische geraunt und gewispert wurde, wenn nicht der eine
Partner schwerhörig gewesen wäre.
„Ich mache es auch so!“ schrie er, „bevor ich auf die Reise
gehe, kündige ich meinem Diener.
„Pst, pst! Ich meinte ja nicht Ihre Reise.“
„Ich fahre aber bestimmt nach dem Nordkap!“ rief der
Schwerhörige.
„Es ist ja von Ihrem Diener gar nicht die Rede, ich
meinte den Minister ....
Die verwünschte Kurve! Welchen Namen mochte er nur
Paul Roland.
genannt haben.
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Fingerzeige liefern, um selbständig das Einzelne weiter zu
verfolgen. Die Litteraturangaben am Schlusse der Haupt¬