I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 79

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10. Leutnant Gustl
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Das Unrecht an Aarou Schnitzler.
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Armer Aaron, glänzendster Dichterstern im Augias¬ arischen Weibe eine Gojin, die zu nichts and
emn da ist. ration, die ihm nicht nur jeder Offieier, sondern auch jed
Musenstall „Jung=Jiraels“, reste „Jung=Wiens“ welch'
#tiemanlike fühlende Civilist nachempfinden kann, ##
als eine Beute jüdischer Geilheit und Brunst zu werden.
bitteres Unrecht ist Dir geschehen, als man Dit das goldene
ein Taschenmesser heraus une stößt es dem Bäcker inh
Das ist nun, Gott sei Dank und mit Ausnahme einiger
weniger perversen Frauene #er. einiger Mestizinnen.
dieser todt am Platze bleibt. So hande
Alle österreichischen Frredentisten: alldeutsche, unga¬
die sich ja schließlich auch Aschautis paaren, in Wirh¬
und Gemtlemen in Wirklichkeit.
rische, italienische, czechische und vor allem das verftuchte
aus dieser Wirklichkeit hast du den „Lientenm
sichkeit geradeso wenig wahr, wie der von einem stin
und „millionenmal gottverfluchte israel irredenta haben
Juden abgeohrfeigte Lientenant. Aber wozu hat der Au
gemacht. Du haft also das wirkliche Ereign
decennienlang den k. u. k. Offieier ungestraft als Pflock
g#rele umgekehrt, du hast aus dem Bäck den „verfluchte
leben seine orientalische Phantasie, gen? Du schreibst
behandein dürfen, an dem sich jedes irredentistische Schwein
gemächt und den Officier zu einem armselige
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einfach die „Liebelei“ und „Anatol“ und es geschieht
Kerl¬
reiben durfte, und nun auf einmal wird Ernst gemacht und
Hof¬
schwachen, dief gebemüthigten Wesen umronstruirt. Alle
nicht nur nichts, sondern Du wirst ein gefeierter k.
gerade bei u koscheren Jüd'?! Wie heißt?!
hanger — eins, zwei, drei! Geschwindigkeit ist kein
ein
Burgtheater= Dichter und simmtliche Con
In dumm, armer Aaron, nir wahr?
ererei.
ergötzen sich an Deiner „Liebelei“, die ungefähr
Was sind denn das auf einmal für Staatsmarimen
Gelt. Aaronleben, das hat dir gefallen und
dem Satze gipfelt, daß es für jedes arische Weid ein
im Hause Oesterreich?
un
Weltjuhine die in allen Ossteierskasines aufliegt
höheres Glück und eine größere Ehre sei, die bloße Ge¬
Was hast Du, armer Aaron, denn anderes gethan
die dich zum erstenmal publicirte, und dem „Wien
liebte und Maitresse eines dreckigen Jnden zu sein, als
Verlag“, der dein Buch herausgab, und dem Bährlede
mit dem „Lieutenant Gustl“, als was Du schon vor vielen
die ehrliche Gattin eines Ariers, der ja eigentlich nur eine
der dich entdeckte, und allen Irredentisten und ganz Isra
Jahren und viel schärler mit dem „Freiwild“, mit der
Thierseele habe.
und der ganzen gottsverfluchten jüdisch=westnzischen Mise
„Liebelei“ und dem „Anatol“ gethan hast, Du gefeierter
Und zum drittenmal, Aaronieben, du bist ein Jude
noche, die an unserm arischen Mark und Blute frißzt un
k. Hef-Burgtheater=Dichter!
und kommst auf deine alte Liebe, vielmehr auf deinen
Uund darum Räuber und Mörder! Darum nicht mehr
saugt, ihr Höllenhunde!
alten Haß zurück und willst wieder einmal in einem sictiven
Ab
Und da — Wunder über Wunder — auf einmel
Oberarzt in der Evidenz, sondern ganz gewöhnlicher, ge¬
Lientenant den ganzen Offieiersstand tief verletzen und de¬
du es am wenigsten erwartet hattest, kommt der Ehrenra
meiner Sanitätssoldat, sozusagen Kramfutter geworden!
müthigen. Du erinnerst dich an eine reale Begebenheit.
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und nimmt dir weg den martialischen Federbusch,
Da soll sich denn noch ein Mensch in Oesterreich aus¬
die sich vor einigen Jahren in Wien abgespielt. Ein mit
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glitzernden Säbel, das goldene Porte d’épée, mit den
Wartegebühr beurlaubter Hauptmann sitzt in Civik im
du totz allem Hasse in den jüdischen Salons doch ger:
Du bist ein Jnde, Aaron, und haffest naturgemäß alle
Gasthaus und sucht sich aus dem Brotkorb seine Semmel
vor den Kallen Parade gemacht hast, wenn sie flüsterter
Arter und die Krone und Syige allen arischen Wesens,
aus. Ein protziger Bäckermeister, eine richtige Wiener Be¬
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die Soldaten, die cfliciere, aus dem tiefsten Grunde
„Golt, wie prächtig er aussieht!“
Pan ist's aus damit und du mußt es dir genug sei
Deiner Jndenseele. Viel zu feige, um in Wirklichkeit einen
dieserwegen in ebenso ungerechtfertigter als tief beleidi¬
lassen, der Lieblingsdichter aller Juden und Mestiz
Officier auch nur schief anzublicken, hast Du Dir das
gender Weise anzurempeln. Was soll der Hauptmann
siktive Vergnügen geleistet, im „Freiwild“ einen k. u. k.
zu sein.
koun? Er ist in Civil. Er geht hinaus und wie der Bäcker
Nun, Aaron, dir ist jetzt wirklich bitteres Unrecht
Officier auf der Bühne abehrseigen zu lassen, und nir,
kommt, verlangt er dessen Karte und Satisfaction. Der
cehen, denn alles das hätte schon vor vielen Jahren
gar
rix is dem koscheren Aaron geschehen!
gemeine Bäck antwortet mit einer Unfläthigkeit und droht
schehen müssen, wenn in unserm armen Oesterreich
Du bist ein Jude. Aaron, und erblickst naturgemäß
mit Handgseiflichkeiten, er ist gern bereit, sich zu prügeln,
ein bischen Ordnung und Verstand wäre.
und in Uebereinstimmung mit Deinem Talme# in jedem
nicht aber sich zu schlagen. Der Hauptmann, in der Despe¬
44. —
Mrude seither, also seit 3 Jahren, ununterbrochen fort¬
gesetzt. Die vollständige Leidensgeschichte des
Schwachsinnigen wird im nächsten Hfeft erzählt, da
aue
sie heute Raummangels halber nicht mehr unterge¬
bracht werden kann, Hlingegen bitten wir unsere Leser
die vorsteheml citirte Zeugenaussage jenes Irrenarztes,
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der den Z. wegen gefährlicher Drohung belangte,
gefalligst mit dem von demselben Arzt unterfertigten
Die „Neue Freie Presse“: Ein vom Geiste Wippchens dictierter
Gutachten vom 5. December 1896 zu vergleichen. Der
Leitaftikel, in dem der Börsenwöchner die baldige Wiedergeburt des
Her Director läugnete in seiner Zeugenaussage be¬
kanntlich, dass er den Z.
Liberalinmus weihevoll ankündigt. Ein festlicher Staberl, mit einem
als „unheilbar“ erklärt
bis zum Schyrachsinn geschärften Erinnerungsvermögen. Ein echter
hätte, eine Verantwortung, die sich nach dem von
st—g. an deri man erst seine Freude hatte, wenn man ihn zeilen¬
uns reproduciten Gutachten als unfahr und haltlos
e
weise zerlegte und den schönen Satz festhielt: -Ein besonders
apienti sat
(Portsetzung folgi)#
schönes Exemplar ist ein heiterer, ein lustiger Wurstel Ein
1#
Patent hat sich sein glücklicher Erfinder auf ihn genommen. Er ist
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dessen Lieblingswurstel, er ist ihm, wie jener erklärt, ans Herz
gewachsen.s Aber das kann man schließlich jetzt jeden Sonntag
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Sturmwarte.
haben. Der festliche Anlass verlangt etwas besondercs. Und so wurde
Militärburlesken sind in Oesterreich wieder einnal auf
denn eine literarische Beilag,, hergestellt, die oben ein Stimmungs¬
der Tagesordnung. Eigentlich sind sie bei uns wie überall, wo der
gedicht an den Paprika-Schlesinger, unten eine Novelle von Arthur
heilige Militarismus mit dem blanken Säbel waitet, immer auf der
Schnitzler enthielt. Zur Erhöhung der Pikanterie fehlte in dem größten
Tagesordnung. Und es ist ja natürlich, so natürlich, wie es im Win¬
Theile der Auflage der Schluss der Novelle, und der Leser musste
ter schneien und gefrieren muss! Nur wenn der Excess zu bunt und
sich an dem Gedichte des Paprika-Schlesinger, das vollständig war,
der Lärm darüber zu laut wird, pflegt man sich dann ein wenig zu
schadlos halten. Von einem Proteste des Dichters — oder seiner
ereifern. Aber der Eiler verfliegt in der Regel sehr bald und es
fünf Kritiker — gegen diese feinsinnige Placierung und die technische
stellt sich im Handumdrehen dann wieder das bekannte sgute Ein¬
Sorgfalt, die der Novelle von der „Neuen Freien Presse“ gewidmet
vernehmen des Civils mit dem Militäre, wie die vulgäre Phrase
ward, hat noch nichts verlautet. Dagegen soll der Paptika-Schlesinger
lautet, wieder ets. In Bozen scheint das ygute Einvernehmene dies¬
sich bei der Administration über die seltsame Zusammenstellung
mal ein wenig noch auf sich warten zu lassen. Vielleicht darum,
beschwert haben. Die Stimmung, die das Gedicht erzeuge, weide durch
weil die Bürger der genannten südtirolischen Stadt mehr Mannes¬
den andern Beitrag zerstört. Die Ausfälle Schnitzlers gegen das
muth besitzen als anderswo.
Militär seien der Firma höchst peinlich gewesen. =Wie?: — schloss
Während in Bozen eine der üblichen Säbelevolutionen von
das Schreiben — -Oberm Strich müht sich unser Hausdichter ab,
einem der leider sehr bekannten schneidigen Officiere, die fast typisch
in klingenden Versen die Herren Officiere für unsere Reit- und Jag.-
geworden sind, nicht allein bei uns, sondern überall, wo das Ge¬
stiefel zu interessieren, und unterm Strich deutet Schnitzler an, dess
schlecht derer von Brüsewitz blüht, ausgeführt wurde, hat eine ganze
die Cadettenschüler hinausgeworfene Gymnasiasten sind? Möge die
sehr schneidige Körperschaft ein andere: Stückchen zum Besten
geschätzte Administration nicht vergessen, dass das Blatt ohne die
gegeben. Der Docter der gesammten Heilkunde und Regimentsarzt
Dichter leben kann, aber nicht ohne die großen Geschäftsfirmen!
der nichtactiven Landwehr Arthur Schnitzler, der bekannte