I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 80

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10. Leutnant



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tnoderne Dichter wurde von dem Officierscörps „vervehmte das ist
ehrenräthlich seiner militärischen Charge für verlustig erklärt. Er
hat die Standesehre gröblich verletzt-, wie der gewöhnliche Spruch
der eigenartigen jury lautet. Arthur Schnitzler, wohlverstanden der
Regimentsarzt der nichtactiven Landwehr, nicht jener Arthur Schnitz¬
ler, dessen Dramen auf allen deutschen Bühnen bereits heimisch
geworden sinz, ist mittelst ehrenräthlichen Verfahrens aus der
Armec ausgestosser worden. Nicht eiwa, weil er sich eines Ver¬
gehens in seinem militärischen Dienste hat zu Schulden kommgen
lassen, sondern weil, je nun, eine seiner Novellen, -Lieuterant
der Königlich preussischen Muse begnadeten Hauptmann Lauff,
der in Grenadier-Paradeschritt-Jamben echte borussische Stücke sammt
wohl und propre adjustirten Helden auf die Bühne bringt. Wir
Oesterreicher haben es in dieser Beziehung schon viel weiter ge¬
bracht. Wir haben ganze Offtcierscorps, die, wenn sie auch nicht
dichten, so doch recensiren, und streng recensiren. Während die
civilistischen Berufskritiker den armen Autor szerfransen= und „ver¬
reissens, entkleiden die militärischen Kunstrichter ihn seiner Charge.
Die Dichter, sofern sie Reserveofficiere sind, werden in Hinkunft gut
thun, ihre Werke, ehe sie sie der Druckerschwärze überantworten,
erst von ihrem Herrn Oberst und den Kameraden vom Regimente lesen
zu lassen. Sowerden sich am einfachsten fürderhin Conflicte zwischen
ihren dichterischen und ihrem militärischen Gewissen vermeiden
lassen. Der Regimentsarzt der nichtactiven Landwehr A#ur Schnitz¬
ler ist vom Ehrengerichte abgeurtheilt worden, der Dichter Schnitz¬
ler wird hoffentlich darum seine glänzende Feder nicht ins Korn
werfen.
*
Blumenmüdchen! Ach das sind ja alte, arme Weiber, die
ihre -Büscherlne auf der Strasse feilhalten; neir, das sind reiche,
in Fett förmlich erstickende, prassende, leichtsinnige Geschöpfe! Ihr
Charakterbild schwankt in der modernen Wiener Geschichte und in
ler reacticnären österreichischen Gesetzgebung. Im Abgeordneten¬
hause hat man ihnen endgiltig den Handel mit den dustenden Len¬
zesgaben gelegt, und sie haben ihre Hoffnung nunmehr, auf die ga¬
lanten älteren Herren im Oberhause gesetzt. Wie es wohl kommen
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„Leutnant Gustl!“
„Jetzt hat's der Schnitzler richti bis zum Oberarzt in der
Landwehr bracht, und nun versaubeitelt sich dös Diech de schöne
Carrière mit der dillkerten Dichterei!“
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