I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 108

10. Leutnant Gustl

Dr. Max Goldschmidkt
„ „ Bureau für
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Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Die Post, Berlin
17.12.03
Aur
##ird der nächste am
21. d. Mts. im Rathause 63 Uhr stattfindende
Literarische Abend des Vereins zur Förderung der
Kunst gewidmet sein. Dr. Ludwig Bauer aus
Wien, dem Dichter persönlich befreandet und über
sein Schaffen besonders versiert, wird den Vortrag
halten, für welchen diesem von dem Autor mehrere
bisher nicht in die Oeffentlichkeit gelangte Arbeiten,
so z. B. eine Anzahl lyrischer Gedichte, ausschlie߬
lich für diesen Abend überlassen wurden. Proben
Schnitzlerscher Kunst wird auch der in Berlin nie¬
mals öffentlich vorgetragene „Leutnant Gustl“ in
einer von dem Autor verkürzten Form geben. Karten
für Nichtmitglieder sind in den Buchhandlungen von
Späth, vis-à-vis dem Rathause, Lazarus, Friedrich¬
straße, Rosenberg, Potsdamerstraße, sowie im Ver¬
ein zur Förderung der Kunst, Brüderstr. 1, Verlag
Mloch zu haben.

E
Ausschnitt aus
Deutsche Tageszeitung, Berlin
18.12.03
Arthur Schnitzler- wird der nächste am 21. Dezem¬
bes im Ra stanfindende Literarische Abend (Anfang 8½
hr) des Vereins zur Förderung der Kunst,
Gewidmet sein. Dr. Ludwig Bauer aus Wien wird
den Vortrag halten, für welchen diesem von dem Autor meh¬
rere bisher nicht in die Oeffentlichkeit gelangte Arbeiten,
z. B. eine Anzahl lyrischer Gedichte, überlassen wurden. Pro¬
ben Schnitzler'scher Kunst wird auch der in Berlin niemals
öffentlich vorgetragene „Leutnant Gustl“ in einer
dem Dichter verkürzten Form, geben. Karten für Nichtmitglie¬
von
der zum Preise von 1,50 M. in den Buchhandlungen
Spath, gegenüber dem Rathause, Lazarus, Friedrichstr.
des
und Rosenberg, Potsdamerstr., sowie im Bureau
Vereins zur Förderung der Kunst, Brüderstr. 1, Verlag Bloch,
„ hohan
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Aue
Das Kleine Journai, Berlin
22 12.03
Cheater und Kunst.
Arthur Schnitzler=Abend.
In dem gestern durch den „Verein zur Förderung der Kunst“
im Rathaussaale veranstalteten Arthur Schnitzler=Abend trat
Josef Giampietro, das beliebte Mitglied des Kleinen und
Neuen Theaters, Vorleser auf. Der treffliche Künstler brachte
eine längere Studie „Lentnant Gustl“ von Schnitzter
zum Vortrag, in welcher er alle Vorzüge seinee
Charakterisierungs =Kunst; ins
scharfen und
treffenden
hellste Licht zu setzen wußte. Leutnant Gustl muß der Auf¬
führung eines Oratoriums beiwohnen, weil ihm ein Kamerat
ein Billet dazu geschenkt hat. In fein humoristischer Weise
schildert Schnitzler den Gedankengang des Offiziers, der sich im
Geiste mit tausend anderen Sachen befaßt, da er sich in der
Aufführung herzlich langweilt. Wie alle Aufführungen, so nimmt
auch diese ihr Ende, da passiert dem Leutnant das Malheur, in der
Garderobe einen Streit mit einem Zivilisten zu bekommen. Der
Zwischenfall geht allerdings vorüber, ohne daß jemand von dem
Konflikt Notiz genommen hat, der Leuinant ist indessen beschimpft
worden, ohne den Schimpf gleich blutig rächen zu können und
Fer
steht nun vor dem Selbstmord, da er fürchtet,
Zivilist würde über den Vorfall nicht reinen Mund haltitz.
Die Gedanken des Offiziers jagen sich nun sprungweise in tollste#
Folge. Der Ernst der Situation, der ihn zu allen möglichen
letzten Bestimmungen treibt, gleichgiltige und zwecklosef Er¬
örterungen, humoristische Reflexionen, wehmütige Erinnerufg an
seine Angehörigen, all diese Empfindungen kommen in kscharf
beobachteter Form im Monolog des Leutnants zum Ausdruck.
Und diesen tausend wechselnden Empfindungen schmiegtes sich
Giampietro's Vortrag in geradezu vollendeter Weise an. Es
war bedauerlich, daß der längere Zeit in Anspruch nehmen#
Vortrag an den Schluß der Veranstaltung gelegt woxten
war, ein großer Teil der Zuhörer mußte der vorgerückten S##ude
wegen den Saal vor Schluß verlassen. Dr. Ludwig Baer
aus Wien eröffnete den Abend mit einem längeren Vort###
über Schnitzlers dichterischen Werdegang. Dr. Gustav Manz
brachte einige Gedichte Schnitzlers und im Verein mit Friederike
Stritt aus Dresden einige Szenen aus des Dichters, wie
Dr. Bauer ausführte, reifsten Werk „Der Schleier der Bea¬
trice“ in ausgezeichneter Weise zur Vorlesung.
A. M.