Mungste
10. Leutnant Gustl
neneenene
an 2
an
Radiumiherme der Weit!
Verlungen Sie Prospekte
von der Kurkommission!
„OBSERVER
Erstes österreichisches be¬
hördlich konzessioniertes
Unternehmen
für Zeitungsausschnitte
WIEN, I.,
Wollzeile 11 4 Telephon R 23-0-43
Ausschnift aus
iere
7322
neurs I Toastr Gorchchg 2
12 0Kl. 1935
emheieiia............
Blumen, Sweet=peas, das sind Erbsenblüten, das Happyend
herbeiführen. Ein Happyend mit viel Lampenfieber.
in Mädchenschicksal und eine
Ernst Lothars Roman ist eigentlich eine halbe Kinder¬
geschichte. Tiefe und herbe Süßigkeit ergibt sich aus dem Leit¬
Geige.
motiv. Kein Zufall, daß der Dichter seine kleine Geigerin gerade
mit der Beethoven=Romanze verschwistert. So viel verstecktes
„Romanze F=Dur.“
Leid wird da aufgedeckt, winzige Seelenwinkel werden erleuchtet,
Von
manchmal steigert sich der Tagebuchroman zu diffizilen, absichtlich¬
H. v. T.
unabsichtlichen und gleichwohl durchsichtigen Aphorismen, zu
einer Kinderphilosophie auf höherer Ebene. Wenn die fünfzehn¬
„Romanze F=Dur“, so heißt der neueste Roman Ernst
jährige Helga zum Beispiel notiert: „Wer weiß, ob ein Lind
Lothars, der soeben im Zsolnay=Verlag erscheint, ein
nicht sogar eine bessere Ehre hat als die Großen? Denn bestimmt
feines, wienerisches Buch, wunderbar in der Milieuzeichnung,
haben die Kinder noch viel weniger angestellt als die
Ein Mädel ist verliebt in eine Geige — zunächst. Aus ihrer
Erwachsenen — deshalb kränkt es sie, find ich, auch viel mehr,
geheimen Leidenschaft wird dann Erlebnis, das zu erschütternden,
wenn man sie ungerecht verdächtigt. Immer sagen die
seelischen Konflikten führt. Die kleine Helga, die Heldin der sein
Erwachsenen gleich zu den Kindern: Das warst du! Das hast du
versponnenen Geschichte, schreibt sich nämlich ein Tagebuch, das
gemacht! — auch wenn sie's gar nicht sicher wissen, nur weil
heißt, Ernst Lothar, der Autor, komponiert es für sie. Offenbar
ie halt glauben, es ist nichts dabei und ein Kind kann sich
dachte er an Artur Schnitzler dabei, denn wenn man das alles
sowieso nicht wehren. Aber wenn ein Erwachsener sich trauen
ltest, mühmran malfhörlich in den „Leutnant Gustl“ denken,
möcht, einem anderen Erwachsenen zu sagen: Du hast Zuckerln
den süßesten Kavalier der deutschen Literaturgeschichte. Nur ist
gestohlen, so käm eine Riesengeschichte heraus! Bei einem Kind
das bei Ernst Lothar doch noch anders ihm gelang es nämlich,
dagegen trant man sich. Und dabei weiß das Kind genau so gut
scheinbar primitive Aufregungen in Melodien zu verwandeln,
wie der Erwachsene, bei dem man sich aber nicht traut, daß es
man spürt beim Lesen, wie da sorgfanligste, mit feinen Fingern
keine Zuckerln gestohlen oder daß es nicht getratscht oder daß es
gelenkte Regie geführt wird, so daß aus einem anscheinend
das Licht nicht brennen gelassen ...“
primitiven, menschlichen Vorfall ein großes Kunstwerk entsteht.
Wunderbar ist der Schluß, wenn geschildert wird, wie das
Die kurzen, manchmal schmerzvollen, manchmal himmlischen
unverstandene Mädel zum erstenmal Künstlerin sein darf und
Kapitel der duftigen, so zärtlichen Geschichte muten oftmals an
auf das Konzertpodium kommt. Alles an ihr, in ihr zittert. „In
wie Volkslieder, die einem zutiefst ins Herz gehen. Das schönste
meinem Kopf“ schreibt die Helga in ihrer Jundmädchenbeichte,
aber ist, daß die Handlung vom Dichter so sachte, sachte zu Ende
„war ein Rauschen wie von einem Wasserfall. Das kann ja#g#
geführt wird, und daß deren Pointe darin besteht, daß ein paar
werden, hab ich mir gedacht. Ich hab das „Moderato“ ura der
„Ballade“ anfangen wollen — eisige Finger! Als ob ich nicht bei
mir wär. Dann hat es geläutet, und jemand wer, weiß ich nicht,
hat mich geholt und ich hab' immer nur gesagt: „Es geht nicht!
Ausgeschlossen: Es geht bestimmt nicht!“ und der Betreffende hat
geantwortet: „Aber Fräulein! Es wird schon gehen!“ Und dann
hat man mich irgendwo hinausgeschoben und ich bin auf der
Bühne gestanden — ganz genau weiß ich, daß ich mir gedacht
hab: ich hab' ja die Geige vergessen! Dabei hab' ich sie in der
Hand gehabt! Unten haben sie applaudiert und ich hab' mich
verbeugt. Am Klavier ist der Ratzl gesessen, aber wie in einem
Nebel. Er hat mich angeschaut und ich ihn. Dann hat er mit
dem Kopf genickt. Dann hab' ich den Bogen angesetzt. Dann hat
er zur „Romanze“ pröludiert. Dann hab' ich anfangen sollen.
Ausgeschlossen! hab' ich gedacht, ich weiß nicht eine Note. Dann
hab' ich angefangen, und nach dem Einsatz, beim ersten „Dolce“
hal' ich die Sweet=peas an meinem Kleid gesehen. Da hat das
Ohrenbrausen aufgehört. Ich hab' immer hingeschaut. Nur hin.
Da hab' ich mich spielen hören. Ich hab' die Augen zugemacht
und gespielt...“
Das Buch Ernst Lothars ist ein ganz großes Kunstwerk,
ein Buch, das Eltern lesen müßten, ebenso wie ihre jungen
Töchter und gleichfalls jeder, der sich nach wirklich guter
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10. Leutnant Gustl
neneenene
an 2
an
Radiumiherme der Weit!
Verlungen Sie Prospekte
von der Kurkommission!
„OBSERVER
Erstes österreichisches be¬
hördlich konzessioniertes
Unternehmen
für Zeitungsausschnitte
WIEN, I.,
Wollzeile 11 4 Telephon R 23-0-43
Ausschnift aus
iere
7322
neurs I Toastr Gorchchg 2
12 0Kl. 1935
emheieiia............
Blumen, Sweet=peas, das sind Erbsenblüten, das Happyend
herbeiführen. Ein Happyend mit viel Lampenfieber.
in Mädchenschicksal und eine
Ernst Lothars Roman ist eigentlich eine halbe Kinder¬
geschichte. Tiefe und herbe Süßigkeit ergibt sich aus dem Leit¬
Geige.
motiv. Kein Zufall, daß der Dichter seine kleine Geigerin gerade
mit der Beethoven=Romanze verschwistert. So viel verstecktes
„Romanze F=Dur.“
Leid wird da aufgedeckt, winzige Seelenwinkel werden erleuchtet,
Von
manchmal steigert sich der Tagebuchroman zu diffizilen, absichtlich¬
H. v. T.
unabsichtlichen und gleichwohl durchsichtigen Aphorismen, zu
einer Kinderphilosophie auf höherer Ebene. Wenn die fünfzehn¬
„Romanze F=Dur“, so heißt der neueste Roman Ernst
jährige Helga zum Beispiel notiert: „Wer weiß, ob ein Lind
Lothars, der soeben im Zsolnay=Verlag erscheint, ein
nicht sogar eine bessere Ehre hat als die Großen? Denn bestimmt
feines, wienerisches Buch, wunderbar in der Milieuzeichnung,
haben die Kinder noch viel weniger angestellt als die
Ein Mädel ist verliebt in eine Geige — zunächst. Aus ihrer
Erwachsenen — deshalb kränkt es sie, find ich, auch viel mehr,
geheimen Leidenschaft wird dann Erlebnis, das zu erschütternden,
wenn man sie ungerecht verdächtigt. Immer sagen die
seelischen Konflikten führt. Die kleine Helga, die Heldin der sein
Erwachsenen gleich zu den Kindern: Das warst du! Das hast du
versponnenen Geschichte, schreibt sich nämlich ein Tagebuch, das
gemacht! — auch wenn sie's gar nicht sicher wissen, nur weil
heißt, Ernst Lothar, der Autor, komponiert es für sie. Offenbar
ie halt glauben, es ist nichts dabei und ein Kind kann sich
dachte er an Artur Schnitzler dabei, denn wenn man das alles
sowieso nicht wehren. Aber wenn ein Erwachsener sich trauen
ltest, mühmran malfhörlich in den „Leutnant Gustl“ denken,
möcht, einem anderen Erwachsenen zu sagen: Du hast Zuckerln
den süßesten Kavalier der deutschen Literaturgeschichte. Nur ist
gestohlen, so käm eine Riesengeschichte heraus! Bei einem Kind
das bei Ernst Lothar doch noch anders ihm gelang es nämlich,
dagegen trant man sich. Und dabei weiß das Kind genau so gut
scheinbar primitive Aufregungen in Melodien zu verwandeln,
wie der Erwachsene, bei dem man sich aber nicht traut, daß es
man spürt beim Lesen, wie da sorgfanligste, mit feinen Fingern
keine Zuckerln gestohlen oder daß es nicht getratscht oder daß es
gelenkte Regie geführt wird, so daß aus einem anscheinend
das Licht nicht brennen gelassen ...“
primitiven, menschlichen Vorfall ein großes Kunstwerk entsteht.
Wunderbar ist der Schluß, wenn geschildert wird, wie das
Die kurzen, manchmal schmerzvollen, manchmal himmlischen
unverstandene Mädel zum erstenmal Künstlerin sein darf und
Kapitel der duftigen, so zärtlichen Geschichte muten oftmals an
auf das Konzertpodium kommt. Alles an ihr, in ihr zittert. „In
wie Volkslieder, die einem zutiefst ins Herz gehen. Das schönste
meinem Kopf“ schreibt die Helga in ihrer Jundmädchenbeichte,
aber ist, daß die Handlung vom Dichter so sachte, sachte zu Ende
„war ein Rauschen wie von einem Wasserfall. Das kann ja#g#
geführt wird, und daß deren Pointe darin besteht, daß ein paar
werden, hab ich mir gedacht. Ich hab das „Moderato“ ura der
„Ballade“ anfangen wollen — eisige Finger! Als ob ich nicht bei
mir wär. Dann hat es geläutet, und jemand wer, weiß ich nicht,
hat mich geholt und ich hab' immer nur gesagt: „Es geht nicht!
Ausgeschlossen: Es geht bestimmt nicht!“ und der Betreffende hat
geantwortet: „Aber Fräulein! Es wird schon gehen!“ Und dann
hat man mich irgendwo hinausgeschoben und ich bin auf der
Bühne gestanden — ganz genau weiß ich, daß ich mir gedacht
hab: ich hab' ja die Geige vergessen! Dabei hab' ich sie in der
Hand gehabt! Unten haben sie applaudiert und ich hab' mich
verbeugt. Am Klavier ist der Ratzl gesessen, aber wie in einem
Nebel. Er hat mich angeschaut und ich ihn. Dann hat er mit
dem Kopf genickt. Dann hab' ich den Bogen angesetzt. Dann hat
er zur „Romanze“ pröludiert. Dann hab' ich anfangen sollen.
Ausgeschlossen! hab' ich gedacht, ich weiß nicht eine Note. Dann
hab' ich angefangen, und nach dem Einsatz, beim ersten „Dolce“
hal' ich die Sweet=peas an meinem Kleid gesehen. Da hat das
Ohrenbrausen aufgehört. Ich hab' immer hingeschaut. Nur hin.
Da hab' ich mich spielen hören. Ich hab' die Augen zugemacht
und gespielt...“
Das Buch Ernst Lothars ist ein ganz großes Kunstwerk,
ein Buch, das Eltern lesen müßten, ebenso wie ihre jungen
Töchter und gleichfalls jeder, der sich nach wirklich guter
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