I, Erzählende Schriften 9, Der blinde Geronimo und sein Bruder, Seite 17

„Die Welt=Literatur“ 1917 Nr. 19 Arthur Schnitler: Der bllnce Gerontmo und sein Bruder! Der Ehrentag
IO =
Sie antwortete nicht; sie eilte so rasch hinauf.
an ihn, „der Roland ist ja nach dem zweiten Akte
„Aufgehängt hat er sich,“ stieß der Portier
daß sie oben plötzlich im Dunkel stand und auf
fertig, er muß doch früher fortgegangen sein als
„aufgehängt.“ Er stellte die Laterne
** „
den nachstolpernden Mann mit der Laterne
die anderen, da hätten Sie ihn doch sehen
auf das Tischchen zu den Schminktöpfen und der
warten mußte. Sie holte tief Atem. Als der
müssen?“
Perücke. Dann griff er nach den Händen des
Portier wieder bei ihr war, und ein schwacher
„Ja. Fräulein, es ist möglich, daß ich ihn ge¬
Toten und fuhr längs der Arme bis zum Hals
Lichtschimmer den Gang erhellte, fragte sie: „Wo
seh'n hab', wie man halt einen sieht, aber ich
hinauf ... „Mit dem Schnupftüchel,“ sagte er.
ist die Garderob’ vom Roland?“
weiß mich nicht zu erinnern.“
„Ja, was sollen wir denn tun, Fräulein?“
„Ja, Fräulein, das weiß ich selber nicht ich
Die Blandini blieb ein paar Augenblicke rat¬
Die Blandini stand regungslos und starrte den
komme ja nie da herauf. Aber da oben sind die
los stehen. Plötzlich fiel ihr etwas ein. Die suchte
Leichnam an.
Namen angeschrieben.
in ihrer Tasche und atmete erleichtert auf. Viel¬
„Wissen Sie, Fräulein,“ sagte der Mann, „ich
Sie nahm ihm die Laterne aus der Hand und
leicht paßt er flüsterte sie und hielt ihren eigenen
werd' vielleicht den Herrn von unten herauf¬
versuchte aufs Geratewohl, die erste Tür zu
Garderobeschlüssel in der Hand. Sie gab dem
öffnen.
holen, und ich geh’ unterdessen zur Polizei, die
Portier die Laterne wieder zu halten,
und
Anzeige zu machen.“
„Fräulein, das geht nicht, 's ist ja zugesperrt.
hastig versuchte sie den Schlüssel. Er paßte.
Sie
Die Herren sperren meistens zu beim Fortgehen.
Jetzt zuckte die Blandini leicht zusammen. dann
drehte ihn ein=, zweimal im Schlosse um:
Und das ist ja gar nicht die von Herrn Roland.“
antwortete sie leise: „Ja, geh'n Sie zur Polizei,
drückte auf die Schnalle, die Tür ging auf.
Fräulein Blandini eilte weiter; bei einer Tür
ich bleib da
* * *
aber dem Herrn unten sagen
Ihr gegenüber gerade am Fenster schien eine
nach der andern hob sie die Laterne höher um
Sie, er soll fortgehen schnell fortgehen soll er,
ungeheuer lange Gestalt zu lehnen.
Es ist ein
die Namen zu lesen. Endlich war sie bei der
daß ich ihn nimmer seh', sagen Sie ihm das, und
Kostüm, dachte sie im ersten Augenblick. Sie riß
rechten. Ein weißer Bogen klebte dort; drei
wenn ich ihn noch unten treff', sagen S' ihm,
dem Portier die Laterne aus der Hand hielt sie
Namen standen darauf: Engelbert Brunn, Os¬
hoch,
spuck ich ihm ins Gesicht.“
— schrie auf. „Um Gotteswillen,“ rief der
wald Friedemann, Friedrich Roland.
Sie griff
Portier und stürzte zum Fenster hin. Es war,
Die letzten Worte schrie sie so laut, daß der
nach der Türschnalle, aber auch diese Tür war
als stände Herr Friedrich Roland lebendig dort.
Portier zusammenfuhr und daß sie ihm noch in
verschlossen.
seine Arme hingen schlaff herab, der Kopf fiel
den Ohren gellten, als er im Dunkel über die
Der Portier schüttelte den Kopf. „Schau'n
tief auf die Brust herab. Er war im Kostüme,
leere Bühne lief.
S'. Fräulein, wenn Sie da drin was
vergessen
das er abends getragen; sogar den falschen
haben, da kommt ja nichts weg, morgen ist's auch
Ende!
Schnurrbart hatte er noch; nur die Perücke war
noch da.“
fort, und seine dünnen, straffen, grauen Haare
„Sie ... Sie ...“ wandte sich die Blandini
starrten zerzaust.
Aus dem Verlag von S. Flscher in Berlin
WLAAAAAAAAAA
Anr
Nerriche Lage
Dr. Mällers
Die Königin der Hausinstrumento:
E. Rid 6 Sohn
Wirks.Heliverf.
Sanatorium
zProbe=Bände;
Hoflieferanten
ENLIeren Kranich
Harmoniums
Dresden-Löschutf“
enthaltend je fünf verschiebene
Mänchen, Fürstenstr. 7
Spezialität: Von jedermann ohne
TRRTRRRer T. A R PPAR. A. BTSEER 1E
Nummern in farbigem Umschlag
Kotenkenntnie sofort viersimmig zu

liefern wasserdichte hand¬
50 Pfg. (Dorto 10 pfg.)
spielende Instrument.Katalog umsonsi.
gemachte Miltärstiesel

und Gamaschen.
Aloys Maier, Kgl. Hofl., Fulda 264
Beronders preisvert und ubtael:
* Sammel Mappen
snniimmlama.
Grebestager
Biele Aner¬
in geschmackvoller Ausführung
1
Das noueste lnstige Buch: Schnurriges
1
kennungen
(Entwurf von Emil Preetorsuc)
Englische Sitengeschichtei
und Murriges von P. Riedel, Preis 1 M.
dum Felde
Mk.1.50 (Dorto 20 pfg.)
Prompte Zisendung auch ins Feid, gegen
von Eugen Dühren (-Dr. med. Iwan Bloch).
Voreinsendung. Carl P. Chrysellus'sche
* Verlag „Die Welt=Literatur“
Neue Auflage des großen Werkes über das „Geschlechtaleben in Eng¬
Buchhandlung, Berlin SW. 6S, Friedrich¬
2 München 2, Färbergraben 24 2
land“ Ein unerbittlich wuhrer Spiegel moralischer Heuchelel und Sittenver¬
straße 210. Postscheckkonto Berlin 28599
0Ssa
derbnis im heutigen England. 2 Bände mit über 1000 Seiten in tadellos erhaltenen
Rem.-Expl. statt bisher Mk. 21.— für zusammen nur Mk. 12.—:: Bezug
Km
gegen Einsendung von Mk. 12.— franko oder Nachnahme durch den
Medizin Verlag Dr. Schweizer, Abt. 195, Berlin NW. 87 h. Reichhaltige
eitengeschichliche Prospete grats und franko begen genane Adreagenangene,
HOTOHAUS OTTO STREHLE
3 MUNCHEN /NEUHAUSERSTRASSEII
Photographische Apparate, Platten,
Filme, Papiere usw. billigst :: Preisliste W kostenlos.
Vergessene Reinlichkeit
Airremremra
ist es, wenn Sie Ihren Telephon-Appa¬
rat nicht desinfizieren. Schutz vor An¬
—ee chshcl.
steckung beim Telephonieren gewährt
Billiger
Eine willkommene
Telephon-Desinfektor.
Liebesgabe
Patentamtlich geschützt. Erfindung
künstlerischer Wandschmuck
eines deutschen Postbeamten. 7 Preis
für Offiziere und
Mark 4.80. Prospekt gratis
sind die Kunstdrucke der Münchner „Jugend“
mannschaften ist
Auf dem Gebiete des Vierfarbendruckes hat die
BLEISTIFTHULSE
„Die Welt=Literatur“
„Jugend“ bahnbrechend gewirkt und die von ihr
Marke „Rasso“ Jedes Blei-, Tinten-,
herausgegebenen Kunstdrucke sind in Millionen von
Senden Sie unter Angabe
Blau-, Rotstift usw. ob dick oder dünn
Exemplaren auf der ganzen Welt verbreitet. Die
der genauen feldadresse
verwendbar. Preis 8 und 10 Pfg.
Sammlung umfaßt einige tausend Blätter, unter
Mark 1.50 an uns ein,
denen jeder Geschmack Passendes zum Presse von
50 Pfg. bis 1 Mk. je nach Größe des Blattes findet.
worauf wis sofort ein
Gesundheitsbleistifthülse
Ein großer illustrierter Katalog mit tausenden verkleinerten
Cxemplar für das laufende
Marke „Jumbo“ verhindert jedes Schwitzen der
Abbildungen (Preis nur 4 Mark) erleichtert die Wahl.
Quartal durch die Feld¬
Finger und vermeidet Ermüdung. Jede Art Stift ver¬
Die „Jugend"=Kunstdrucke sind durch jede Buch¬
wendbar. Preis 12 und 14 Pfennig. Mustersendung
post überweisen.
und Kunsthandlung oder durch den Unter¬
8 Stück (2 jeder Sorte) portofrei gegen Übersendung
Verlag
zelchneten zu beziehen.
von 1 Mark, Nur beim Vertrieb zu haben:
„die welt=Literatur“
München, Lessingstraße 1 „ Verlag der „Jugend“
Jakob Schlecht, Ingweiler i. E.
München 2
74 Einzelnummer
Rt

att
10 Pfennig
))
Abonnementspreis vierteljährlich (13 Nummern): in Deutschland durch eine Buchhandlung oder Dostanstalt 1.20 Tik., bei der Feldpost 1.50 Mk. 7 In Oesterreich=Ungarn
1.80 Kronen. Einzelnumwer 15 Heller. 7 In der Schweiz 1.80 Franken, Einzelnummer 15 Cenilmes. Der Verlag ist bereit bei vorheriger Einsendung des Betrags
die Einweisung bei der Dost sowie den Versand einzelner Nummern (zuzüglich Dorto) zu besorgen. „ Die Vorzugsausgabe auf schönem, holzfreiem Büttenpapier Einzel¬
nummer 30 Pfennig, vierteljährlich 3 Mk. ist nur durch den Buchhandel oder Verlag zu beziehen. Dei direkter Zusenbung in Dapprolle werden für die Rummer
10 Pfennig Dorto berechnet. Ausführlicher Insertions=Tarif steht jederzeit gerne zur Verfügung. Inseraten=Annahme durch alle Annoncen=Expeditionen sowie durch den
Verlag „Die Welt=Literatur“ Walther C. F. Hirth, München 2, Färbergraben 24, Teleson 24380, Postscheck=Konto=Nummer 3664