I, Erzählende Schriften 8, Die Toten schweigen, Seite 14

8. Die Toten schweigen
Telephon 12801.
□ I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
□ in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
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Ausschnitt ansiner Börsencourler
*
13 N001967
E vom:
.ringe Bautat verliehen.
Der Verein Bereiner Kaufleute und
Industrieller hatte für seinen gestrigen zweiten
Vortragsabend Hermann Bahr gewonnen, der über
das Thema „Oesterreichische Dichter“, sprach.
Aber was er gab, war nicht die von vielen Besuchern
etzwartete Literaturskizze, sondern eine Vorlesung aus
din Werken österreichischer Dichter. Zunächst brachte
er aus den Schriften Marie von Ebner=Eschenbachs
eine stimmungsvolle Jagdhundgeschichte „Crambam¬
buli“ zum Vortrag, der er eine schaurige, quälende
Ehebruchsgeschichte, düster wie der Titel „Die Toten
schweigen“ von ArthunS#itzalgen ließ.
es
Hatte
der Vörtragende verstanden
in
der ersten Erzählung das Gemütvolle, Warm¬
herzige, das der liebenswürdigen Dichterin eigen ist,
besonders hervorzuheben, so wußte er in dem drama¬
tisch=bewegten Wiener Straßenbilde, das Schnitzler
mit den dunkelsten Farben aufgetragen, die Zuhörer
in die rechte Spannung zu versetzen und sie die Qual
der unglücklichen Heldin bis ins Innerste mitempfinden zu
lassen. Dem lebhaften Beifall, der dem temperament¬
vollen Rezitator gespendet wurde, hatten die Zuhörer
noch eine kleine Zugabe zu verdanken, die nach schwerer
Tragik auch dem sonnigen Wiener Humor zu seinem,
Rechte verhalf. Es war eine kleine Liebesaffäre
„Referenzen“ von Raoul Auenheimer. Der Rezitator
brachte hier seine gemütliche Wiener Art vorzüglich
zur Geltung, sodaß ihm neuer Beifall zu teil wurde.
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Telephon 12801.

I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
1
Vertretungen
□ in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
## hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
0 Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellanabgabe ohne Gewähr.)
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Ausschnitt aus:
Preie scrn
E vom:# nise Zeitung, Berlin
Hermann Bahr las Dienstag abend auf Einladung des
Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller
im Oberlichtsaal der Philharmonie aus Oesterreichischen
Dichtern und erzielte bei dem dichtgedrängten Auditorium sowohl
mit de halb epischen, halb lyrischen Geschichte des treuen Hundes
„Krambambuli“ vor Ebner=Eschenbach als auch mit der
dramatisch bewegten Novelle von Arthur Schnitzler „Die Toten
whr zählt heute
schweigen“ tiefgehende Wiche
mit seiner natürlichen, alle Register der Leidenschaft und des Aus¬
drucks beherrschenden Diktion, der jede Effekthascherei fremd ist,
lund die andererseits, unterstützt von einer ausdrucksvollen Mimik,
jeoe dichterische Nuance liebevoll hervorhebt zu unseren besten Vor¬
tragskünstlern. Bahr dankte den Zuhörern für den lebhaften und
inhaltenden Beifall durch die Zugabe einer kleinen Skizze
Referenzen“ von Raoul Aurnheimer, deren Wiedergabe
stürmische Heiterkeit beit den Zuhörern auslöste.
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D in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hegen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
varis, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.

(Ouallenangabe ehne Genähr.)
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Ausschnitt aus
ssische
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E vom: HANOV 190
reichische Dichter“ lautete das Losungswort en
Industriellek
vom Verein Berliner Kaufleute und
Dienstag im Oberlichtsaal der Philharmonie veranstalteten
fragsabends. Hermann Bahr hielt eine Vorlesung, die
Wesentlichen aus zwei Novellen literarischer Antipoden seines Hemat¬
Randes bestand. Marie von Ehner=Eschenbach, die deutsch=böhmnische
Dichterin, kam als Vertreterin der älteren, der Wiener Artur
Schnitzler als Repräsentant der neuen Richtung zu Worte. Die
sterin der Novelle hat sich in ihrer von Bahr vorgelesenen
Hunde= und Wilddiebgeschichte „Crambamboli“ wenn auch vielleicht
unbewust, an Reuters unvergleichliche lütte Vogel= und Menschen¬
geschichte „Hanye Nüte“ angelehnt. Die Tragik des Inhalks liegt
in der Treue des „Crambamboli“ gerannten, zwischen seinem alten
und seinem neuen Herrn einherpendelnden Hundes. Der neue, der
Jäger Bob, erschießt den andern, den Wilddieb, der unter
„der Gelbe“, die ganze Gegend unsicher
dem Spitznamen
macht und den strengen Oberförster aus dem Wege ge¬
räumt hat. Zwei Menschen= und eine Hundeleiche bilden den
traurigen Abschluß der Erzählung, in der das Ewigweibliche keine
Rolle spielt. Um so mehr ist dies in der zweiten Novelle „Die
Toten sprechen nicht“ der Fall. Es handelt sich hier um das be¬
kannte dreieckige Verhältnis: den alten gelehrten Professor die
junge blühende Frau und den Liebhaber, den eleganten Franz.
Dieser kommt bei einem Rendezvons durch die Schuld eines be¬
trunkenen Droschkenkutschers ums Leben. Die trostlose Dame verrät
sich infolge der furchtbaren Aufregung unwillkürlich dem ahnungs¬
losen Gatten. Im Halbsa af murmelt sie: „Die: Toten sprechen
Die Nach¬
nicht.“ Schluß. Bahrs Vortragskunst ist bekaunt.
ahmung weiblicher Gefühlsänßerungen gelingt ihm nicht; auch ge¬
lingt ihm das Tragische weniger als das Komische, das nur zum
Schluß in einer zugegebenen humoristischen Kleinigkeit, einer Wiene
Verlobungsgeschichte, ebenfalls mit dem Hintergrund eines „Ve
hältnisses“ vor leider bereits halbgeleertem Saal zu seinem Reche
kam. Das zahlreich erschienene Publikum kargte nicht mit seinm
Roifall.