I, Erzählende Schriften 6, Der Ehrentag, Seite 2

6. Der Ehrentag
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Telephon 12801.
Alex. Welgl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
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„OBSERYEP“
Nr. 9
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Tünkenstrasse 17.
Filiale in Rudapest: „Figyelö“
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
Neues Wener 1an
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* (Vorlesung Hermann Bahr.) In dem zu
Gunsten des Kaiser Franz Joseph=Reconvalescentenhein.#
Ffür-arme Frauen in Hütteldorf veranstalteten, vier Abende
umfassenden Vortragscyklus ist gestern Hermann Bahr
als„ zweiter am Vorlesetisch im Festsaale des Niederöster¬
reichkschen Gewerbevereins erschienen. Er las Schnitz¬
ler's „Ehrentag“, Dörmann's „Wie man Minister
fängt“ und vie Humoreske „Neue literarische Schule“ von
Ferdinand Groß. Jeder einzelnen der genannten No¬
vellen wußte Bahr derch feinpointirten, lebendigen Vortrag
50 Zeiti
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zu starker Wirkung zu verhelfen und erntete allgemeinen,
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lebhaften Beifall. Schnißler's „Ehrentag“ behandelt mit
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packender Realistik einen grausamen Scherz, den sich einige
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übermüthige Wiene: Lebemänner mit einem gedrückten
Im Geg
Statisten machen, indem sie dem armen Teufel, der in
Abonnement d
seiner harten Umgebung schon ganz menschenscheu und ein¬
Abonnenten fre
silbig geworden ist, durch eine wohlarrangirte, ihn
Der
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öhnende Theaterovation sein ganzes Elend und die ganze
Inhaltsangabe
Würdelosigkeit seiner Existenz so brennend zum Be¬
blätter (Te
wußtsein bringen, daß er sich in seiner Garderobe erhängt.
wodurch eine
Wie man Minister fängt“ ist eine sehr hübsche Nopelletie,
Leben des In
theilungen weldie eine elegante Wiener Dame vorführt, deren ganzer
Ehrgeiz darauf gerichtet ist, ihren glänzenden Salon
durch einen Minister aufzuputzen. Wie sie das mit lecker
Frauenlist zuwege bringt, ist recht artig erzählt. Den
Schluß machte die „Neue literarische Schule", ein harm¬
losex Scherz, der gewisse Aeußerlichkeiten der jüngsten
Literaturrichtungen wirksam persiflirt.
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Telephon 12801.
Alex. Welgl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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„OBSERVE
Nr. 1
I. österr. behördl. oonc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Tünkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“-
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
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vom:
711 001—
— (Hekmann Bahr als Vorleser.) Als Vorleser,
Nur als Vorleser ist der Marschall Vorwärts der Wiener
Moderne gestern vor des Publikum des für das Kaiser
Franz Josef=Rekonvaleszeutenheim peranstalteten Vortrags¬
cyklus getreten. Man kennt ihn als geistreichen, ob auch oft
Für
50 Zeitu
gewaltsamen Deuter des wabrhaft und vermeintlich schönen
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Schriftthums, als gewandten Führer durch die Ansichten
500
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und Absichten seiner Strebensgenossen, durch die Irrungen
„ 1000
und Wirrungen der literarischen Zeitproduktion und war
Im Ges
wohl wieder auf Entdeckungen oder Retlungen mindestens
Abonnement d
gefaßt. Aber Hermann Bahr setzte sich hin und packte
Abonnenten fr.
drei Büchlein aus und las prächtige Sachen von Leuten,
die nicht erst zu entdecken und gar nicht zu retten
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sind. Er las mit einer Meisterschaft, wie sie jenseits
Inhaltsangab
blätter (T
der Berufskunst, selten erreicht wird. Arthur
wodurch eine
Schnitzler's rührende Theatergeschichte „Der Ehren¬
Leben des
1
tag“, ein wundersam feiner Beitrag zur Psychologie des
theilungen w
Verkannten, erhielt durch die Interpretation, die in jede
Seele hineinleuchtete, die Tiefe und Größe eines=Charakter¬
gemäldes, in dem sich Licht und Schatten, die Heiterkeit
und die Tragik des Lebens der kleinen Leute wirklichkeits¬
echt mischten. In eine ziemlich unbedeutende Aufsitzer¬
Humoreske von Felix Dörmann „Wie man
Minister fängt“, goß Bahl eine Fülle ergötzlicher
Schalkhaftigkeit, und die scharfen Spitzen einer der
genialsten Satiren des verblichenen Ferdinand Groß,
„Die neue literarische Schule“, schliff er durch die famose
Karikirung der Wortführer dieser Allermodernsten zu
wahren Dolchen treffsicheren Witzes zu, und er ließ dieses
blitzende Gewaffe mit erquickender Anmuth vor seinem
Anditorium spielen, das ihm mit warmem Beifall dankt
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