31. In Spiel der Sonnerluefte
NL
KLuD
Internahienal de ia Press S #
1e du Rhöne - GENEVE
upures-Genéee - Té épli. 44.005
Bureau international de coupures de journaux
Traductions de ei en toutes langues
—
Correspondants dans toutes les grandes villes.
Eetrait du Journat
etende ve
Adresse
9
Date:
—
Ein neues Stück von Schnitzler.
rh. Nach mehrjähriger Pause hatte Wien wieder eine
Schnitzler=Premiere. „Im Spiel der Sommer¬
lüfte“ ist das Stück des abgeklätten Arthur
Schnitzler. Das Hauptmotiv bildet ein tiefernster
Gewissenskonflikt, doch zart und behutsam gestaltet.
Nebenher weicht die Abgeklärtheit kleinen Seiten¬
sprüngen, die der Dichter in seine goldene Jugendzeit
mit lächelnder Anmut unternimmt. Im „Spiel der
Sommerlüfte“ — sie spielen in der Nähe Wiens
begibt es sich, daß der Bildhauer Professor Friedlein
von seiner Familie und der bei ihm wohnenden Nichte
Guste allzuoft in die Stadt fährt, um dort mit ein¬
flußreichen Auftraggebern Konferenzen abzuhalten. Es
begibt sich, daß sein Sohn Eduard, 18jährig, von den
Gefahren der Pubertät umdroht, in einer Alphütte bei
seiner hübschen Cousine Gusti während eines Unwetters
Erhörung findet und den jungen Arzt aus dem Feld
schlägt, der sich um Gustis Hand bewirbt; daß Frau
Josefa, die Gattin des Professors, eine unheilige Zu¬
neigung zu dem Kaplan Holl faßt (dargestellt von
Alexander Moissi), und daß dieser sich aus ähnlichen
Anwandlungen nur durch weitläusige theologische Er¬
örterungen den Weg ins Freie zu finden vermag.
Ein Sturm mit Donner und Regen begleitete diese
Krisen, aus denen bei wieder hervorbrechender Sonne!?
box 34/4
alle unbeschädigt hervorgehen, nach der anerkennens¬
werten Ueberzeugung des Dichters auch die begabte
Schauspielerin Gusti, der sich nun eine schöne Karriere
lbeim Theater eröffnet. Die beiden Frauen müssen
einander gar nichts sagen. Zwei stumme Umarmungen,
die sie tauschen, besiegeln die weibliche Gefühlssolidari¬
tät. Die Männer verdrängen mit einem schamhaften
Lächeln die sommerliche Verwirrung. Ist es Absicht,
ist es Symbol, daß in dem Stück noch ein Omnibus
die Personen befördert, und daß weit und breit kein
Telephon zu sehen ist? — Moissi gibt den Kaplan.
Ohne Salbung, gelegentlich ein wenig pathetisch, aber
tief innerlich. Bewunderung dem Dichter, der dieser
Prachtgestalt Blut und Leben gab! Johanna Terwin
nimmt ols Frau Friedlein den Kampf mit Moissi ver¬
stehand auf.
Arthur Schnitzler wurde gefeiert. Der Vervollständi¬
gung halber sei noch mitgeteilt, daß der Dichter, trotz
der lustspielhaften Wendung der Handlung, seiner Ge¬
wohnheitsliebe für tragische Ausgänge auch diesmal
nicht entsagen kann. Im dritten Akt stirbt nämlich
ein alter Hofrat, der im Stück gar nicht vorkommt.
Unter Direktor Beer ging die Uraufführung im
Deutschen Volkstheater unter großem Beifall vor sich.
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upures-Genéee - Té épli. 44.005
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Eetrait du Journat
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9
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—
Ein neues Stück von Schnitzler.
rh. Nach mehrjähriger Pause hatte Wien wieder eine
Schnitzler=Premiere. „Im Spiel der Sommer¬
lüfte“ ist das Stück des abgeklätten Arthur
Schnitzler. Das Hauptmotiv bildet ein tiefernster
Gewissenskonflikt, doch zart und behutsam gestaltet.
Nebenher weicht die Abgeklärtheit kleinen Seiten¬
sprüngen, die der Dichter in seine goldene Jugendzeit
mit lächelnder Anmut unternimmt. Im „Spiel der
Sommerlüfte“ — sie spielen in der Nähe Wiens
begibt es sich, daß der Bildhauer Professor Friedlein
von seiner Familie und der bei ihm wohnenden Nichte
Guste allzuoft in die Stadt fährt, um dort mit ein¬
flußreichen Auftraggebern Konferenzen abzuhalten. Es
begibt sich, daß sein Sohn Eduard, 18jährig, von den
Gefahren der Pubertät umdroht, in einer Alphütte bei
seiner hübschen Cousine Gusti während eines Unwetters
Erhörung findet und den jungen Arzt aus dem Feld
schlägt, der sich um Gustis Hand bewirbt; daß Frau
Josefa, die Gattin des Professors, eine unheilige Zu¬
neigung zu dem Kaplan Holl faßt (dargestellt von
Alexander Moissi), und daß dieser sich aus ähnlichen
Anwandlungen nur durch weitläusige theologische Er¬
örterungen den Weg ins Freie zu finden vermag.
Ein Sturm mit Donner und Regen begleitete diese
Krisen, aus denen bei wieder hervorbrechender Sonne!?
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alle unbeschädigt hervorgehen, nach der anerkennens¬
werten Ueberzeugung des Dichters auch die begabte
Schauspielerin Gusti, der sich nun eine schöne Karriere
lbeim Theater eröffnet. Die beiden Frauen müssen
einander gar nichts sagen. Zwei stumme Umarmungen,
die sie tauschen, besiegeln die weibliche Gefühlssolidari¬
tät. Die Männer verdrängen mit einem schamhaften
Lächeln die sommerliche Verwirrung. Ist es Absicht,
ist es Symbol, daß in dem Stück noch ein Omnibus
die Personen befördert, und daß weit und breit kein
Telephon zu sehen ist? — Moissi gibt den Kaplan.
Ohne Salbung, gelegentlich ein wenig pathetisch, aber
tief innerlich. Bewunderung dem Dichter, der dieser
Prachtgestalt Blut und Leben gab! Johanna Terwin
nimmt ols Frau Friedlein den Kampf mit Moissi ver¬
stehand auf.
Arthur Schnitzler wurde gefeiert. Der Vervollständi¬
gung halber sei noch mitgeteilt, daß der Dichter, trotz
der lustspielhaften Wendung der Handlung, seiner Ge¬
wohnheitsliebe für tragische Ausgänge auch diesmal
nicht entsagen kann. Im dritten Akt stirbt nämlich
ein alter Hofrat, der im Stück gar nicht vorkommt.
Unter Direktor Beer ging die Uraufführung im
Deutschen Volkstheater unter großem Beifall vor sich.