enuse Deschrieben hat; jedenfalls enthalten
sie viel Lebensweisheit, die im allgemeinen
erst in reifem Alter geäußert zu werden
pflegt. Und der zitierte Dialog erscheint mir
identisch mit einer Auseinandersetzung zwi¬
schen dem Schnitzler der leichtgeschürzten
und dem Schnitzler der tragisch umwitterten
dramatischen Dichtungen. Denn auch im
„Spiel der Sommerlüfte“ stehen die leicht¬
fertig Verlangenden en Schwerblütigen ge¬
genüber, und nur weil es diesmal eine Ko¬
mödie zu schreiben galt, läßt der Dichter
der noch leidungeübten Jugend vor den sich
selbst Ueberwindenden den Vortritt.
Der tschechische Dichter Fräna Srämck
hat vor Jahren in seiner Greiaktigen Komödie
„Sommer“ Aehnliches gestaltet. Die Grup¬
pierung der Paare — es handelte sich im all¬
gemeinen um Menschen von ähnlicher Art
wie bei Schnitzler — und der Handlungs¬
ablauf vollzog sich damals anders, aber bei¬
den Werken ist die gleiche Atmosphäre ge¬
meinsam. Der junge Slave ist sinnlicher, der
reife Oesterreicher nachdenklicher, die Luftt
um ihre einen schwülen Sommer durchtau- !
melnden Gestalten aber ist die gleiche und
der Durchbruch der Leidenschaften bewirkt (
in beiden Fällen eine Reinigung auch der s
menschlichen Atmosphäre.
Für die Erwerbung dieser Schnitzlerschen
Komödie zur Prager Erstaufführung spra¬
chen nicht viele Umstände. Schon bei der
Lektüre des Werkes hätten die für die Spiel-c
plangestaltung verantwortlichen Faktoren
(Sie mögen sich endlich nennen! Ist es der c
Direktor, ist es das dramaturgische Bureau?)f
erkennen soilen, daß, wie im Falle des I
„Schwierigen“ und der „Sachertorte“, das
zur Verfügung stehende Schauspielensemble
eine vollgültige Besetzung dieser betont h
österreichischen Vorkkriegskomödie nicht er¬ F
möglichen würde. Die Erstaufführung hat
diese Befürchtung bestätigt. Da, nach einem
für Prag besonders aktuellen Worte Alfred
Kerrs, „Schaumschlägerei hier einen Dreck
nützt“, sei offen festgestellt, daß man
1
Schnitzlers zartes, weltkluges Stück viel zur
klotzig angepackt hat. Herr Hölzlin hat nun
einmal mehr Sinn für Sternheimsche Gro¬
teskeffekte als für das silbrig Milde derj
Schnitzlerschen Komödienatmosphäre. For¬
ciertheit wurde als Frohsinnsersatz ins Tref¬
fen geführt, in den wichtigsten Rollen zumal.
Da ist Frl. Eger, die ein resches junges
11
Stadtmädel zu svielen hat. Dem unbeirrten
Blick präsentierte sich das Elementare des
als werdende Schauspielerin gedachten jun¬
gen Wesens eher als hektische Ausgelassen¬
heit, dem gespielten Uebermut höherer Töch-!
ter, die einen Schwips mimen möchten, ver¬
2
gleichbar. Das Triebhafte kam nur ver¬
6
schwommen heraus, namentlich in den Sze¬ s
nen mit dem Siebzehnjährigen, den das Mäd¬
chen gleichsam nebenbei zum Manne machene
soll. Daß Herr Trenk-Trebitsch solchen Kna¬
6
ben- und Jünglingsrollen nur auf Umwegen!t
beizukommen vernag, ist für den Kenner##
seines immer grotesken Wesens evident. „
Seine betonte Zurückhaltung wurde denn
auch vom Publikum verkannt, das gerade Ciei
wirklich ergreifen sollenden Ausbrüche des r
darzustellenden romantischen Jungen mite
mißverständlichem Gekicher quittierte. Auch#
der korrekte Dr. Faber des Herrn Jantschie
war unschnitzlerisch aufgefaßt, viel zu
scharf an Sternheims Grotesktypen orien-n
tiert, wie denn die Regie überhaupt immer 1
wieder vom Lustspielhaften ins Groteskes s
oder Schwankmäßige zu entgleiten drohte,
so daß vielfach greile Töne die Sommerstille r
zerrissen. Eine scheinbare Nebensächlich-a
keit möge dies illustrieren: das derbgroteske 1
Spiel der Dienstmagd, welche bei Schnitzler b
„etwas bäuerisch“, bestimmt aber nicht ag¬ 8
gresiv wie eine Kneipmamsell agiert.
Die gedämpfteren Töne waren Frau On¬
dra und Horrn Leitgeb zugedacht, denen die a.
große Auseinandersetzung im zweiten Akt K
leider nicht restlos überzeugend geraten ist.
Herrn Leitgeb glaubt man die würdige Hal¬
tung des Priestera weniger als die schmucke n
—.—
Die
Trotz Fasching fand Alexander Moissi am 27. Jänner
Mir
ein vollkommen ausverkauftes Haus. Die Erstaufführung
von Artur Schnitzlers „Im Spiel der Sommerlüftemit
D
Moissi und dem Ensemble des Deutschen Volkstheaters unter
Politike
der Führung Dr. Rudolf Beers ließ Schnitzler als subtilsten
Senats
Charakterzeichner erkennen, dem es nicht um sich entwickelnde
Verdien
Probleme zu tun ist, der nur schildern will. Allerdings verlangt
gegrünz
so ein nach dem Innern gerichtetes Stück Kräfte, die viel geben
Anerkei
können. Neben Moissi, der im Kaplan Holl Güte, Menschentum
„Le liv
und priesterliche Frömmigkekt glaubhaft zu gestalten verstand,
ragten noch das ausgezeichnete Paar Tonio Riedl als
Söhne
Eduard und Luise Ullrich als Gusti Pfleger ganz besonders
der ers
hervor, jener in der Unbeholfenheit seiner Komplexe, diese als
25 Jah.
junge Schauspielelevin, für die die Liebe nur ein flüchtiges
alt, wu
Zwischenspiel in ihrer Karriere ist. Noch mit einem zweiten,
starb g
ebenfalls ausgezeichneten Ensemble überraschte uns die
31 Jah
Intendanz. Zur Uraufführung der amerikanischen Detektiv¬
1929 K
versiflage Frank Vospers „Mord in der zweiten Etage“
Gasvei
kamen Mitglieder des Neuen Wiener Schauspielhauses unter
D
der tüchtigen Führung Feldhammers. Man glaubt diesem
erhaber
Stück gern die amerikanische Aufführungsziffer von rund 400.
und ex
Unterhaltend und doch spannend. Der „Sachertorte“ hat Ida
Quas
Kossow als Lixie die notwendige flaumige Leichtigkeit und
Söhne,
heitere Grazie zu verleihen gewußt. Diese weit über dem
Durchschnitt stehende, sehr talentierte Künstlerin verfügt über
ein ganz staunenswertes Repertoire. Viel Erfolg hatte das
vom Intendauten Geissel trefflich inszenierte Lustspiel
„Berta und Minna gehen zum Ball“ mit Adolfi als Boll¬
französ
witz, einer Glanzrolle dieses ausgezeichneten Künstlers, der
erzählt
uns, Gott sei gedankt, erhalten bleibt. Das war einmal ein
Lustspiel, das nicht wie dickflüssiges Oel zäh und langweilig
damal
herabrinnt, bis die Geschichte endlich aus ist. Im Opernhaus
davont
gab es nach einer geradezu vollendeten „Elektra“=Aufführung
mit drei Gästen: Anna Bahr=Mildenburg, eine klassische
Er ha¬
Klytämnestra, Roselotte Rudolf für die Titelrolle, die nur
das G.
Uihrer Jugend wegen nicht alle Wünsche befriedigen konnte, und
Paula Buchner, eine blendende Chrysothemis, deren
Engagement nur sehr zu empfehlen wäre, drei klassische
Scheidl=Abende. Dieser René („Maskenball“), Schwanda
raschtg
und Mirakel („Hoffmanns Erzählungen“) waren unvergeßliche
mit dee
Leistungen.
die Re
Wesentlich gebessert hat sich die Lage der Operette, seit
geretts
ihr guter Geist Lola Grahl=Anderson wieder das Ge¬
schäft der Diva übernommen hat. Als Anna in „Hotel Stadt
weil ##
Lemberg“ hat sie sich den Grazern wieder vorgestellt und
gleich feststellen können, daß die alte Liebe und Begeisterung
für sie nicht geschwunden ist. Als Lori Klinger in „Eine Woche
Glück“, wegen ihrer schmissigen Musik eine ungemein Bers
sympathische Operette, wurde sie mit echt grazerischer letzten
Theaterbegeisterung gefeiert. Grahl=Anderson besitzt auch Prive¬
alles, was man sich an einer Diva wünscht: Schönheit,
Eleganz, Kultur, Scharme, schöne Stimme, Schauspieltalent, Diens
sie viel Lebensweisheit, die im allgemeinen
erst in reifem Alter geäußert zu werden
pflegt. Und der zitierte Dialog erscheint mir
identisch mit einer Auseinandersetzung zwi¬
schen dem Schnitzler der leichtgeschürzten
und dem Schnitzler der tragisch umwitterten
dramatischen Dichtungen. Denn auch im
„Spiel der Sommerlüfte“ stehen die leicht¬
fertig Verlangenden en Schwerblütigen ge¬
genüber, und nur weil es diesmal eine Ko¬
mödie zu schreiben galt, läßt der Dichter
der noch leidungeübten Jugend vor den sich
selbst Ueberwindenden den Vortritt.
Der tschechische Dichter Fräna Srämck
hat vor Jahren in seiner Greiaktigen Komödie
„Sommer“ Aehnliches gestaltet. Die Grup¬
pierung der Paare — es handelte sich im all¬
gemeinen um Menschen von ähnlicher Art
wie bei Schnitzler — und der Handlungs¬
ablauf vollzog sich damals anders, aber bei¬
den Werken ist die gleiche Atmosphäre ge¬
meinsam. Der junge Slave ist sinnlicher, der
reife Oesterreicher nachdenklicher, die Luftt
um ihre einen schwülen Sommer durchtau- !
melnden Gestalten aber ist die gleiche und
der Durchbruch der Leidenschaften bewirkt (
in beiden Fällen eine Reinigung auch der s
menschlichen Atmosphäre.
Für die Erwerbung dieser Schnitzlerschen
Komödie zur Prager Erstaufführung spra¬
chen nicht viele Umstände. Schon bei der
Lektüre des Werkes hätten die für die Spiel-c
plangestaltung verantwortlichen Faktoren
(Sie mögen sich endlich nennen! Ist es der c
Direktor, ist es das dramaturgische Bureau?)f
erkennen soilen, daß, wie im Falle des I
„Schwierigen“ und der „Sachertorte“, das
zur Verfügung stehende Schauspielensemble
eine vollgültige Besetzung dieser betont h
österreichischen Vorkkriegskomödie nicht er¬ F
möglichen würde. Die Erstaufführung hat
diese Befürchtung bestätigt. Da, nach einem
für Prag besonders aktuellen Worte Alfred
Kerrs, „Schaumschlägerei hier einen Dreck
nützt“, sei offen festgestellt, daß man
1
Schnitzlers zartes, weltkluges Stück viel zur
klotzig angepackt hat. Herr Hölzlin hat nun
einmal mehr Sinn für Sternheimsche Gro¬
teskeffekte als für das silbrig Milde derj
Schnitzlerschen Komödienatmosphäre. For¬
ciertheit wurde als Frohsinnsersatz ins Tref¬
fen geführt, in den wichtigsten Rollen zumal.
Da ist Frl. Eger, die ein resches junges
11
Stadtmädel zu svielen hat. Dem unbeirrten
Blick präsentierte sich das Elementare des
als werdende Schauspielerin gedachten jun¬
gen Wesens eher als hektische Ausgelassen¬
heit, dem gespielten Uebermut höherer Töch-!
ter, die einen Schwips mimen möchten, ver¬
2
gleichbar. Das Triebhafte kam nur ver¬
6
schwommen heraus, namentlich in den Sze¬ s
nen mit dem Siebzehnjährigen, den das Mäd¬
chen gleichsam nebenbei zum Manne machene
soll. Daß Herr Trenk-Trebitsch solchen Kna¬
6
ben- und Jünglingsrollen nur auf Umwegen!t
beizukommen vernag, ist für den Kenner##
seines immer grotesken Wesens evident. „
Seine betonte Zurückhaltung wurde denn
auch vom Publikum verkannt, das gerade Ciei
wirklich ergreifen sollenden Ausbrüche des r
darzustellenden romantischen Jungen mite
mißverständlichem Gekicher quittierte. Auch#
der korrekte Dr. Faber des Herrn Jantschie
war unschnitzlerisch aufgefaßt, viel zu
scharf an Sternheims Grotesktypen orien-n
tiert, wie denn die Regie überhaupt immer 1
wieder vom Lustspielhaften ins Groteskes s
oder Schwankmäßige zu entgleiten drohte,
so daß vielfach greile Töne die Sommerstille r
zerrissen. Eine scheinbare Nebensächlich-a
keit möge dies illustrieren: das derbgroteske 1
Spiel der Dienstmagd, welche bei Schnitzler b
„etwas bäuerisch“, bestimmt aber nicht ag¬ 8
gresiv wie eine Kneipmamsell agiert.
Die gedämpfteren Töne waren Frau On¬
dra und Horrn Leitgeb zugedacht, denen die a.
große Auseinandersetzung im zweiten Akt K
leider nicht restlos überzeugend geraten ist.
Herrn Leitgeb glaubt man die würdige Hal¬
tung des Priestera weniger als die schmucke n
—.—
Die
Trotz Fasching fand Alexander Moissi am 27. Jänner
Mir
ein vollkommen ausverkauftes Haus. Die Erstaufführung
von Artur Schnitzlers „Im Spiel der Sommerlüftemit
D
Moissi und dem Ensemble des Deutschen Volkstheaters unter
Politike
der Führung Dr. Rudolf Beers ließ Schnitzler als subtilsten
Senats
Charakterzeichner erkennen, dem es nicht um sich entwickelnde
Verdien
Probleme zu tun ist, der nur schildern will. Allerdings verlangt
gegrünz
so ein nach dem Innern gerichtetes Stück Kräfte, die viel geben
Anerkei
können. Neben Moissi, der im Kaplan Holl Güte, Menschentum
„Le liv
und priesterliche Frömmigkekt glaubhaft zu gestalten verstand,
ragten noch das ausgezeichnete Paar Tonio Riedl als
Söhne
Eduard und Luise Ullrich als Gusti Pfleger ganz besonders
der ers
hervor, jener in der Unbeholfenheit seiner Komplexe, diese als
25 Jah.
junge Schauspielelevin, für die die Liebe nur ein flüchtiges
alt, wu
Zwischenspiel in ihrer Karriere ist. Noch mit einem zweiten,
starb g
ebenfalls ausgezeichneten Ensemble überraschte uns die
31 Jah
Intendanz. Zur Uraufführung der amerikanischen Detektiv¬
1929 K
versiflage Frank Vospers „Mord in der zweiten Etage“
Gasvei
kamen Mitglieder des Neuen Wiener Schauspielhauses unter
D
der tüchtigen Führung Feldhammers. Man glaubt diesem
erhaber
Stück gern die amerikanische Aufführungsziffer von rund 400.
und ex
Unterhaltend und doch spannend. Der „Sachertorte“ hat Ida
Quas
Kossow als Lixie die notwendige flaumige Leichtigkeit und
Söhne,
heitere Grazie zu verleihen gewußt. Diese weit über dem
Durchschnitt stehende, sehr talentierte Künstlerin verfügt über
ein ganz staunenswertes Repertoire. Viel Erfolg hatte das
vom Intendauten Geissel trefflich inszenierte Lustspiel
„Berta und Minna gehen zum Ball“ mit Adolfi als Boll¬
französ
witz, einer Glanzrolle dieses ausgezeichneten Künstlers, der
erzählt
uns, Gott sei gedankt, erhalten bleibt. Das war einmal ein
Lustspiel, das nicht wie dickflüssiges Oel zäh und langweilig
damal
herabrinnt, bis die Geschichte endlich aus ist. Im Opernhaus
davont
gab es nach einer geradezu vollendeten „Elektra“=Aufführung
mit drei Gästen: Anna Bahr=Mildenburg, eine klassische
Er ha¬
Klytämnestra, Roselotte Rudolf für die Titelrolle, die nur
das G.
Uihrer Jugend wegen nicht alle Wünsche befriedigen konnte, und
Paula Buchner, eine blendende Chrysothemis, deren
Engagement nur sehr zu empfehlen wäre, drei klassische
Scheidl=Abende. Dieser René („Maskenball“), Schwanda
raschtg
und Mirakel („Hoffmanns Erzählungen“) waren unvergeßliche
mit dee
Leistungen.
die Re
Wesentlich gebessert hat sich die Lage der Operette, seit
geretts
ihr guter Geist Lola Grahl=Anderson wieder das Ge¬
schäft der Diva übernommen hat. Als Anna in „Hotel Stadt
weil ##
Lemberg“ hat sie sich den Grazern wieder vorgestellt und
gleich feststellen können, daß die alte Liebe und Begeisterung
für sie nicht geschwunden ist. Als Lori Klinger in „Eine Woche
Glück“, wegen ihrer schmissigen Musik eine ungemein Bers
sympathische Operette, wurde sie mit echt grazerischer letzten
Theaterbegeisterung gefeiert. Grahl=Anderson besitzt auch Prive¬
alles, was man sich an einer Diva wünscht: Schönheit,
Eleganz, Kultur, Scharme, schöne Stimme, Schauspieltalent, Diens