II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 30

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30. Der Gang zun Feiher

Schnitzler und sein neues Bühnenwerk
„Der Gang zum Weiher“.
Von
Dr. PAUL WERTHEIMER.
Von Pötzleinsdorf führt nach Salmannsdorf, wo ich jetzt
wohne, zwischen Wiesen, braunen Ackerkrumen und blumen¬
umzogenen Holzhäuschen hin, mit dem Blick in das leise gewellte
Grün, der schönste Weg aus dem Herzen der Stadt in das Herz
des Wienerwaldes, der „Sommerhaidenweg“. So oft ich diesen
Weg entlang schreite, früh, wenn die Donau fernher aus Nebel¬
schleiern, und nachts, wenn sie mit tausend Lichtern phantastisch
blitzt — wie ein Persermärchen — immer schwebt mir — und
manchmal nicht bloß figürlich — die feine Silhouette Arthur
Schnitzlers vor, der, wie keiner neben ihm, das Helle und Trau¬
liche dieser wienerischen Landschaft, die Anmut dieser buschigen
Hügel, die lässige Heiterkeit dieser Weingelände, den spielerischen
Ernst, selbst noch um das brüchige Felsgestein, gefühlt und ge¬
staltet hat.
Wer oft diesen Weg beschreitet und wer ihn liebt — und
ich lieb’ ihn sehr —, wird Wesen und Werk dieses Dichters mit
geistiger Zärtlichkeit umfassen — dieses Dichters, in dem das Herz
Wiens und zugleich dieses grünen Ländchens schlägt, das sich um
die große Stadt weich wie ein Frauenarm schlingt. Ja, in dieser
noch heute seltsam gegenwartsfremden, biedermeierischen Land¬
schaft wurzelt seine Kunst, wo sie am innigsten, am sommerlich
reifsten und am menschlichsten ist. Hier, wo junge Leute, die
Laute am Band, wie einst in der Zeit der Schubertiaden, am
Sonntag ziehen und noch immer manche Christine auf der Wald¬
bank sinnt und die Schlagermitzis mit den Burschen, die Arme
schlenkernd, über die Wiese laufen, wo von unten her aus den
Heurigenschenken mit dem grünen und braunen Busch davor
mancher Schnalzer springt und manches Volkssängerbänkel ge¬
tragen tönt, und vielleicht ist unter diesen Mädchen auch eine
Blinde, wie in jener lieben, traurigen Geschichte, der „Blinden
für
besit
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