30 Der Gang zum Veiher
g ins Freie“. Aber es sind nicht
einer früheren Welt des Dichters.
ällt, Menschen unseres Tages, dem
er doch als scharfer Beobachter
lenschen wie diese Geschichte, in
er Kühnheit wahr ist.
(Phot. Dietrich)
tes in Böhmen“
1 zu Basel
en und dabei doch so bühnenklug
wirklich etwas von der Buntheit
sten allerdings. Wieder hat sie ein
der Arzt ist; ärztliche Erfahrung
menschlich-dichterischen Ergebnis
nau ist wie der Zauberer Prospero,
schen und schlingt sie ineinander,
ines großen Reiches als dessen
seinem selbstherrlichen Gebieter
box 34/2
damals in Ungnade geraten — weltgeschichtliche Erinnerungen
steigen auf.
Nun schreibt er, wie es Staatsmänner in unfreiwilliger Muße
tun, die Denkwürdigkeiten eines an Kämpfen und wohl auch an
Enttäuschungen reichen Lebens auf. Er wartet die Ereignisse ab, die
noch kommen sollen, und sie kommen bald. An den Grenzen
bereiten sich kriegerische Verwicklungen vor. Die Kriegspartei am
Hof und im Heer ersehnt blutige Entscheidung. Aber der Kanzler
von einst, der den Krieg nicht bloß beschwätzt, sondern erlebt
hat, will den Frieden haben. Der gegenwärtige Kanzler, sein vierter
Nachfolger, vermag es nicht, den Frieden rednerisch zu erfechten. Wird
es ihm selbst gelingen? Ein Abgesandter der Kriegspartei wird zu
ihm entboten, er soll an den Hof, zum Kaiser. Nun, in der Schicksals¬
stunde, gedenkt er seines Friedenspaladins. Der Freiherr gehorcht
dem Ruf, er begibt sich zum Gesandten des feindlichen Nachbar¬
staates und setzt friedliche Verständigung durch. Inzwischen sind
die Leidenschaften stärker gewesen. Während die Gesandten be¬
raten, schlagen schon die Schwerter aneinander. Wer vermag, so
bemerkt Tolstoi einmal, zu ergründen, wie Kriege werden. Es sind
elementare Gewitterentladungen.
Dies ist der politische Teil des Stückes, das sich von der
nur theaterhaften Spannung der Haupt- und Staats-Aktionen durch¬
aus freihält. Es gibt statt der Verwicklung Erhellung. Dieser Frei¬
herr und Kanzler ist voll gebundener Tatkraft, aber aufgeschlossener
Weisheit. So durchschaut er seinen Fürsten:
HEINRICH LENHART
ERSTKLASSIGE MASSCHUHE — EIGENE MODELLE
I., BRAUNERSTRASSE 6
SEIT 1857
FERNRUF R 21-6-17
g ins Freie“. Aber es sind nicht
einer früheren Welt des Dichters.
ällt, Menschen unseres Tages, dem
er doch als scharfer Beobachter
lenschen wie diese Geschichte, in
er Kühnheit wahr ist.
(Phot. Dietrich)
tes in Böhmen“
1 zu Basel
en und dabei doch so bühnenklug
wirklich etwas von der Buntheit
sten allerdings. Wieder hat sie ein
der Arzt ist; ärztliche Erfahrung
menschlich-dichterischen Ergebnis
nau ist wie der Zauberer Prospero,
schen und schlingt sie ineinander,
ines großen Reiches als dessen
seinem selbstherrlichen Gebieter
box 34/2
damals in Ungnade geraten — weltgeschichtliche Erinnerungen
steigen auf.
Nun schreibt er, wie es Staatsmänner in unfreiwilliger Muße
tun, die Denkwürdigkeiten eines an Kämpfen und wohl auch an
Enttäuschungen reichen Lebens auf. Er wartet die Ereignisse ab, die
noch kommen sollen, und sie kommen bald. An den Grenzen
bereiten sich kriegerische Verwicklungen vor. Die Kriegspartei am
Hof und im Heer ersehnt blutige Entscheidung. Aber der Kanzler
von einst, der den Krieg nicht bloß beschwätzt, sondern erlebt
hat, will den Frieden haben. Der gegenwärtige Kanzler, sein vierter
Nachfolger, vermag es nicht, den Frieden rednerisch zu erfechten. Wird
es ihm selbst gelingen? Ein Abgesandter der Kriegspartei wird zu
ihm entboten, er soll an den Hof, zum Kaiser. Nun, in der Schicksals¬
stunde, gedenkt er seines Friedenspaladins. Der Freiherr gehorcht
dem Ruf, er begibt sich zum Gesandten des feindlichen Nachbar¬
staates und setzt friedliche Verständigung durch. Inzwischen sind
die Leidenschaften stärker gewesen. Während die Gesandten be¬
raten, schlagen schon die Schwerter aneinander. Wer vermag, so
bemerkt Tolstoi einmal, zu ergründen, wie Kriege werden. Es sind
elementare Gewitterentladungen.
Dies ist der politische Teil des Stückes, das sich von der
nur theaterhaften Spannung der Haupt- und Staats-Aktionen durch¬
aus freihält. Es gibt statt der Verwicklung Erhellung. Dieser Frei¬
herr und Kanzler ist voll gebundener Tatkraft, aber aufgeschlossener
Weisheit. So durchschaut er seinen Fürsten:
HEINRICH LENHART
ERSTKLASSIGE MASSCHUHE — EIGENE MODELLE
I., BRAUNERSTRASSE 6
SEIT 1857
FERNRUF R 21-6-17