II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 43

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30. Der Gang zuneiner
„ diel
Uraufführung im Burgiheater
Gestern wurde die nicht mehr ganz neue, aber wesentliche
und tiefe Dichtung Artur Schnitzlers „Der Gang
zum Weiher“ aufgeführt, und damit hat das Burg¬
theater eine Schuld beglichen. Fast alle Bühnenstücke
A
Schnitzlers sind in Prosa geschrieben, die meisten mit dem
K
Anklang an Wien, dieses ist ein seltsam=fernes und doch
al
wieder vertrautes Traumreich gebannt, edle und melancholi¬
sti
sche Verse, die in der Linie Grillparzer=Hofmannsthal liegen,
be
schwingen ins Herz des Zuschauers hinein. Es ist eine
un
Freude, dem Betrieb entrissen und wieder einmal von
all
reiner Dichtung umweht zu werden. Die Damen Jo¬
hannsen und Wohlgemuth, die Herren Onno,
Balser, Hennings, Heim hatten die Hauptrollen
zu
inne, die Darstellung war vortrefflich. Der Erfolg groß.
Eingehender Bericht folgt.
E. L.
Abschluß
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der Weltrundfunk¬
aere Kroen häusig ourch Erstana)
von
des natürlichen „Franz=Josef“=Bitterwassers, ein Glas voll
gast
abends kurz vor dem Schlafengehen, behoben. In Apoth. erhältlich.
S
Fried
begin
Theater= und Kunstnachrichten.
alte
(Burgtheater.) „Der Gang zum Weiher", ein wohl¬
lautendes Versstück von Arthur Schnitzler, von einer Rein¬
Ber
Land¬
heit des Tones, wie man ihn aus Burgtheaterneuheiten schon
minif
lange nicht vernommen, erzielte bei würdigster Vorstellung einen
Aus
vollen Erfolg. Die überragende Rolle des Kanzlers fand an
Schi
Balser einen durch Kraft und Väterlichkeit überzeugenden
dka
Vertreter. Ein unerfülltes Frauenschicksal erfüllte Frau Wohl¬
Ause
gemuth mit edelstem Anstand, Frau Johannsen ein er¬
Wen
fülltes mit hintergründiger, nur manchmal etwas zu leiser An¬
mut. Herzlichster Beifall rief den Dichter.
Kolb
R. A.
dami
(Komödie.) Woher nimmt das Drama „Sarajevo
deren
1914“ von St. Brandowski, dessen deutsche Uraufführung
gebill
gestern einen lebhaften Erfolg errang, seine starken Spannungs¬
ziehn
reize? Man kennt doch den Ausaang dieser N
TrbctterLsutr.
Rudolfsheimer Männerchors (Stepyan##
(„Weiße Rose"), Tanzkränzchen („Marokkaner"), Ver¬
des G. V. „Reit im Winkel“ (Matzinger=Saal).
Theater und Kunst.

Burgtheater.
Zum erstenmal: „Der Gang zum Weiher.“ Dramatische
Dichtung in fünf Akten von Artur Schnitzler.
in,
n
Das Stück, das man als ein Denkstück bezeichnen
em
kann und das alle Zeichen einer hohen Geisteskultur
trägt, wurde namentlich nach den ersten drei Akten mit
an
langandauerndem Beifall ausgenommen, der sich der
Bedeutung des Dichters bewußt zeigte. Schließlich er¬
schien der Dichter selbst auf der Bühne und konnte für
eine persönliche Huldigung des Publikums wiederholt
danken. Seine dramatische Dichtung vereinigt mehrere
Themen in polyphoner Verschlingung. Politik, Mystik,
Erotik. Die Lektüre des Buches erscheint manchmal not¬
wendig, zumal, wenn auf der Bühne nicht allzu deutlich
gesprochen wird. Am deutlichsten erschien Ewald
Balser in der Figur des Freiherrn und Kanzlers, der
6.
entfernt an Bismarcks Gestalt erinnert, obwohl das
*
Stück ins Rokoko oder besser ins Zeitlose verlegt ist.
Wir kommen auf die Dichtung noch zurück, deren
Ul. 9 Verse das Wiener Publikum, namentlich die ältere
sl.9 Generation, mit sprachmusikalischer Wirkung berühren.
E. D.
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