II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 49

30. DerGang-zun Neiher
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Nr. 8
Das interessante Blatt
ihr eigenes vergaß. Silvester Thorn, der alternde Dich¬
sie lassen den Augenblick nicht s#
Vom Theater.
ter, der, in tausend Abenteuern verbraucht heimkehrend,
kunft. Es ist die Romantik, die i
sich einer jungen, von Liebe erfüllten Frau gegenüber¬
Schnitzler= Uraufführung im Burg¬
den Blüten wieder ausbreiter
sieht und an ihr zugrunde gehen muß, schreitet so in
nimmt, als wenn die Aera de
theater. „Der Gang zum Weiher.“ Nur ein
das Nichts, wie er gelebt hat, voll des eigenen Seins,
vorbei wäre. Albert Heines
Dichter, der viele erfüllte Jahre hinter sich hat, kann
geht er in den Weiher, „als setzte sich der Weg unter der
seiner Umwelt derartig Durchdachtes mitzuteilen
Stimmung gefunden und sein
Wasserfläche fort“ Anders der Kanzler von Mayenau,
dem gesprochenen Wort: Und I
haben. All das, was Schnitzlers Gestalten seit eh und
der nach mühseligen Kämpfen in die Einsamkeit
die Welt mit mir“, in stärkster
je verkörperten, wacht wieder auf und wird in neuer
seines Schlosses floh und dann nach Jahren doch
die Bühne. Ebba Johannsen,
sublimierter Form dargebracht. Die Figuren dieser einem neuen Ruf folgt, der zieht in den Krieg, den er in jeder Szene eine andere, b
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Else Wohlgemuth und Ewald Balser.
Ebba Johannsen und Ferdinand Onno.
Uraufführung von Schnitzlers „Der Gang zum Weiher“ im Wiener Burgtheater.
Phot. Blumberger-Bergler und Photozentrale.
dramatischen Dichtung sind einem Traum entsprungen,
bekämpfte, weil eine „Tat selbst ohne Sinn“ würdiger
Tynamik für die von ihr zu verkö
sie leben in einem anderen romantischen Land und
ist „als ein Wort, das ohne Macht, sei es noch so weise“.
Ewald Balser ist ein weiser, ab
haben Angst vor ihrer eigenen Wirklichkeit, die doch
Dann Konrad von Ursenbeck, eine von Schnitzlers
Mann, gewohnt, Geschicke und Sta
Wahrheit werden könnte. Die Frauen sind es noch
immer wiederkehrenden Gestalten, der junge Mann,
resignierend, da er merkt, daß d
eher, die aktiv und sogar bewußt ihr Leben schaffen, in
der nur auf die Kraft seiner Arme und Schenkel baut
falsche Gestaltung der Welt nicht
einem nachtwandlerisch sicheren Gefuhl des Notwen¬
und mit ihnen die Welt bezwingt, ihn bindet an
wunderbare Synthese von Alter um
digen, während die Männer so stark und mit dem Einsatz
Leonilda nur Jugend, und diese Bindung ist nicht fest.
voll Else Wohlgemuth als
der ganzen Personlichkeit um die Erhaltung ihres
Und endlich der halbtolle Sekretär, der alle Welt als
alternde Frau, Fred Henning
individnalistischen Seins zu kampfen haben, daß
seine Spiegelung sieht und auch in seiner Verneinung
immer, aber ohne Spur von Jung
ihnen für das außerhalb Liegende wenig Zeit und
lebensbejahend wirkt, das Symbol einer undern Gei¬
Silvester Thorn gibt Ferdinand O
Raum bleibt. Da ist Leonilda, die, nur dem Gefühl
stigkeit. Ein unruhiges Zeitalter ist dieses XVI. Jahr¬
nung, lossprudelnd in ewig edler H
zingegeben, über Tod und Erleben hinwegschreitet,
hundert, in dem die Dichtung spielt, es erinnert
sich selbst Verlorenen Der Beifall a
tind und Frau zugleich, und da ist Anselma, die hoch
mächtig stark an das unfrige, und das soll ja wohl auch
stark. Artur Schnitzter erschien seh
der dem Alltag stehende, die im Verstehen des Lebens
so sein. Doch die Menschen sind vielleicht besinnlicher, dem Vorhang.
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Hiontag. 16. Februgr! un — —

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