30. Der Gang zun Weihen
Schnitzler Uraufführung:
07
„Der Gang zum Weiher“.
Unser Korrespondent drahtet:
L. K. Wien, 16. Februar.
Schon lange hat man auf der Bühne nicht so
= edle und schöne Verse gehört wie in der tragischen
— Dichtung in fünf Aufzügen „Der Gang zum
—
Weiher" von Arthur Schnitzler, die im
Burgtheater zur Aufführung kam. Kein
— Stück für die große Masse, aber ein erlesener Ge¬
nuß für literarische Feinschmecker, eine prachtvolle,
S
bilderreiche Sprache, erfüllt von Musikalität, von
T“ tiefen Gedanken, portischen Gleichnissen und feiner
S
Lyrik. Schnitzlers jüngstes Stück spielt im acht¬
zehnten Jahrhundert, entstammt aber der letzten
S Gegenwartszeit, in der noch alle Schrecken des
Krieges nachzittern. Es ist ein hohes Lied der
Menschenliebe. Ist aber Güte und Liebe bei den
—
Menschen nicht zu erreichen, so sollen sie sich doch
S
—
friedlich vertragen. Schnitzler behandelt in diesem
interessanten Stück auch das Drama des alternden
Dichters, des alternden Mannes, dem die jungen
—
Mädchen huldigen und der sie noch erobern, aber
nicht halten kann. Regisseur Heine inszenierte
die Dichtung mit klugem Verständnis. Die Auf¬
führung war vortrefflich. Das Publikum bereitete
Schnitzler herzliche Ovationen.
Schnitzler-Uranfführung in Wien. Die dra¬
matische Dichtung „Der Gang zum
Weiher“ von Arthur Schnitzler ge¬
langte gestern abend im Burgtheater zur
Uraufführung. Die romantische, in der Mitte
des 18. Jahrhunderts spielende Dichtung fand
beim Publikum freundliche Aufnahme, Der
Autor wurde wiederholt vor den Vorhang ge¬
rufen.
Berciue Borben -
Cen, N. 16. 0
4431.
—
Kleine Theater-B. J.
Kindergemüt. 5.-1. aut ftne
Unlängst saß ich in einer Schülervorstellung
von „Wilhelm Tell“ neben zwei etwa
zwölfjährigen Knaben. Das ersehnte Ende kam:
tödlich getroffen sank Geßler zu Boden, das
Publikum atmete erleichtert auf. Plötzlich sagt
der Junge neben mir zu seinem Freund:
„Aber der ist ja gar nicht tot! Sieh doch,
wie dem sein Bauch auf und ab geht!“
Der andere: „Schafskopf! Wie darf denn der
richtig totgemacht werden!“
Der erste, mißbilligend: „Na, ich finde, bei so
einem Stück könnten sie ruhig mal einen Schau¬
spieler opfern!“
„berliu146. 1.3
Arthur Schnitzlers „Der Gang zum
Weiher“,
vom Wiener Burgtheater uraufgeführt, ist eine
der edelsten romantischen, lyrischen Gaben, die
der Dichter, als stamme sie aus hoffnungsvoller
Jugendzeit, im reifsten Alter seinem Gesamt¬
werke hinzufügen konnte. Es spielt Mitte des
18. Jahrhunderts, ein zartes Liebesdrama in¬
mitten habsburgisch=staatsmännisch=kriegerischen
Geschehens. Es gab viele Hervorrufe für den
anwesenden Dichter, der einen Erfolg verbuchte,
obgleich die sehr willige Darstellung ihm vieles
schuldig blieb.
box 34/2
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Berlin N 4
Telefon: D! Norden 305)
Ausschnitt aus:
Acht Uhr Abendblatt, Berlin
16. Feb. 1931
Schnitzler Uraufführung:
„Der Gang zum Weiher.
Unser Korrespondent drahtet:
L. K. Wien, 16. Februar.
Schon lange hat man auf der Bühne nicht so
gedle und schöne Verse gehört wie in der tragischen
Dichtung in fünf Aufzügen „Der Gang zum
Weiher von211jjf Schuißler, die im
Burgtheater zur Aufführung kam. Kein
Stück für die große Masse, aber ein erlesener Ge¬
nuß für literarische Feinschmecker, eine prachtvolle.
bilderreiche Sprache, erfüllt von Musikalität, von
tiefen Gedanken, poetischen Gleichnissen und feiner
Lyrik. Schnitzlers jüngstes Stück spielt im acht¬
zehnten Jahrhundert, entstammt aber der letzten
(Gegenwartszeit, in der noch alle Schrecken des
Krieges nachzittern. Es ist ein hohes Lied der
Menschenliebe. Ist aber Güte und Liebe bei den
Menschen nicht zu erreichen, so sollen sie sich doch
friedlich vertragen. Schnitzler behandelt in diesem
interessanten Stück auch das Drama des alternden
Dichters, des alternden Mannes, dem die jungen
Mädchen huldigen und der sie noch erobern, aber
nicht halten kann. Regisseur Heine inszeniertes
die Dichtung mit klugem Verständnis. Die Auf¬
führung war vortrefflich. Das Publikum bereitete
Schnitzler herzliche Ovationen.
Schnitzler Uraufführung:
07
„Der Gang zum Weiher“.
Unser Korrespondent drahtet:
L. K. Wien, 16. Februar.
Schon lange hat man auf der Bühne nicht so
= edle und schöne Verse gehört wie in der tragischen
— Dichtung in fünf Aufzügen „Der Gang zum
—
Weiher" von Arthur Schnitzler, die im
Burgtheater zur Aufführung kam. Kein
— Stück für die große Masse, aber ein erlesener Ge¬
nuß für literarische Feinschmecker, eine prachtvolle,
S
bilderreiche Sprache, erfüllt von Musikalität, von
T“ tiefen Gedanken, portischen Gleichnissen und feiner
S
Lyrik. Schnitzlers jüngstes Stück spielt im acht¬
zehnten Jahrhundert, entstammt aber der letzten
S Gegenwartszeit, in der noch alle Schrecken des
Krieges nachzittern. Es ist ein hohes Lied der
Menschenliebe. Ist aber Güte und Liebe bei den
—
Menschen nicht zu erreichen, so sollen sie sich doch
S
—
friedlich vertragen. Schnitzler behandelt in diesem
interessanten Stück auch das Drama des alternden
Dichters, des alternden Mannes, dem die jungen
—
Mädchen huldigen und der sie noch erobern, aber
nicht halten kann. Regisseur Heine inszenierte
die Dichtung mit klugem Verständnis. Die Auf¬
führung war vortrefflich. Das Publikum bereitete
Schnitzler herzliche Ovationen.
Schnitzler-Uranfführung in Wien. Die dra¬
matische Dichtung „Der Gang zum
Weiher“ von Arthur Schnitzler ge¬
langte gestern abend im Burgtheater zur
Uraufführung. Die romantische, in der Mitte
des 18. Jahrhunderts spielende Dichtung fand
beim Publikum freundliche Aufnahme, Der
Autor wurde wiederholt vor den Vorhang ge¬
rufen.
Berciue Borben -
Cen, N. 16. 0
4431.
—
Kleine Theater-B. J.
Kindergemüt. 5.-1. aut ftne
Unlängst saß ich in einer Schülervorstellung
von „Wilhelm Tell“ neben zwei etwa
zwölfjährigen Knaben. Das ersehnte Ende kam:
tödlich getroffen sank Geßler zu Boden, das
Publikum atmete erleichtert auf. Plötzlich sagt
der Junge neben mir zu seinem Freund:
„Aber der ist ja gar nicht tot! Sieh doch,
wie dem sein Bauch auf und ab geht!“
Der andere: „Schafskopf! Wie darf denn der
richtig totgemacht werden!“
Der erste, mißbilligend: „Na, ich finde, bei so
einem Stück könnten sie ruhig mal einen Schau¬
spieler opfern!“
„berliu146. 1.3
Arthur Schnitzlers „Der Gang zum
Weiher“,
vom Wiener Burgtheater uraufgeführt, ist eine
der edelsten romantischen, lyrischen Gaben, die
der Dichter, als stamme sie aus hoffnungsvoller
Jugendzeit, im reifsten Alter seinem Gesamt¬
werke hinzufügen konnte. Es spielt Mitte des
18. Jahrhunderts, ein zartes Liebesdrama in¬
mitten habsburgisch=staatsmännisch=kriegerischen
Geschehens. Es gab viele Hervorrufe für den
anwesenden Dichter, der einen Erfolg verbuchte,
obgleich die sehr willige Darstellung ihm vieles
schuldig blieb.
box 34/2
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Berlin N 4
Telefon: D! Norden 305)
Ausschnitt aus:
Acht Uhr Abendblatt, Berlin
16. Feb. 1931
Schnitzler Uraufführung:
„Der Gang zum Weiher.
Unser Korrespondent drahtet:
L. K. Wien, 16. Februar.
Schon lange hat man auf der Bühne nicht so
gedle und schöne Verse gehört wie in der tragischen
Dichtung in fünf Aufzügen „Der Gang zum
Weiher von211jjf Schuißler, die im
Burgtheater zur Aufführung kam. Kein
Stück für die große Masse, aber ein erlesener Ge¬
nuß für literarische Feinschmecker, eine prachtvolle.
bilderreiche Sprache, erfüllt von Musikalität, von
tiefen Gedanken, poetischen Gleichnissen und feiner
Lyrik. Schnitzlers jüngstes Stück spielt im acht¬
zehnten Jahrhundert, entstammt aber der letzten
(Gegenwartszeit, in der noch alle Schrecken des
Krieges nachzittern. Es ist ein hohes Lied der
Menschenliebe. Ist aber Güte und Liebe bei den
Menschen nicht zu erreichen, so sollen sie sich doch
friedlich vertragen. Schnitzler behandelt in diesem
interessanten Stück auch das Drama des alternden
Dichters, des alternden Mannes, dem die jungen
Mädchen huldigen und der sie noch erobern, aber
nicht halten kann. Regisseur Heine inszeniertes
die Dichtung mit klugem Verständnis. Die Auf¬
führung war vortrefflich. Das Publikum bereitete
Schnitzler herzliche Ovationen.