30. Der Gang Zum Neiher
bei:
ssor
vom
ent
Theatet und Kunit.
ktor
den
Burgtheater.
nd.
Schnitzlers „Der Gang zum Weiher“.
Herterich hat die Dichtung seinem Nach¬
folger hinterlassen, die schon etliche Jahre der
des
Auf,ührung harrt. „Der Gang zum Wei¬
her“ ist ein fünfaktiges Gedicht in fünfsüßigen
Jamben, das wir der Altersweisheit Schnitze
lers danken, die sich nicht allzuviel mehr um das
Gebot der Theaterwirkung schert, sondern nach¬
denklich und in meisterhafter Zwiesprache über
erfüllte und unerfüll'e Wunschträume philoso¬
phiert. Es ist vornehmstes literarisches Theater,
das vom, Zuhörer Andacht und Respekt erzwingt.
Der Zuhörer ist gebaumt, gerührt von allem
Künstlerischen um Schnitzler, von dem edien
Klang des Verses, von der Zartheit der Stim¬
mung, von dem Grüblerischen in der Erforschung
der menschlichen Vorstellungswelt um unbekannte
Dinge und Erscheinungen. Und Regisseur Heine
hat den feierlich=geheimnisvollen Grundton, den
22
—
diese Dichtung von der Bühne fordert, mit guter rep
dol
Einfühlung festgehalten. Das Alles, was da oben
Me
hinter der Rampe sich begibt, muß wie eine zarle
un
Illusion vorüberschweben. Es ist ein sonderbares,
ins.
romantisches Spiel mit sonderbaren, fast unwirk¬
Lei
lichen Menschen und Geschehnissen. Sie lassen sich
Klo
nicht so einfach beschreiben. Wie Todesahnung
uni
liegt es auf dem Weiher im Walde, in dem
Leonilda, die Tochter des ehemaligen Kanzlers! mo¬
des Kaisers wie eine Nymphe badet und sich dem s uni
kriegerischen Sohne des Marschalls freiwillig
schenkt. Und in demselben Teiche findet der aben¬
teuernde Dichter Silvester Thorn, der trotz seiner
ergrauten Haare sich in das aufgeblühte Mädchen
Tod. Den Tod der erst sein Weib und Neugebore¬
nes heimgesucht, und dem Anselma, die Schwester
des Kanzlers der das Leben die Erfüllung ihre¬
Träume schuldig blieb, aus freien Stücken em¬
gegengehen dürfte. Ihr wird vielleicht der un¬
he mlich geisteskranke Sekretär Ungrad alsbald
folgen.
Das Geistige, das in dem Falle das Nötigste
schien, betonten fast alle Schauspieler in aus¬
hau
gezeichneter Weise. Herr Balser, der heim¬
La¬
gefunden hat. sprach mit feinem Verständnis und
ihr
glänzender Wirkung die klang= und schwungvelle
4.
se
Sprache Schnitzlers. Er hat vielleicht nur nicht das
stel
Grandseignorale für den ruhelosen Staatsmann.
zem
Voll Gefühl, Empfindung und Anmut Frau
Sch¬
Johanusen, voll Klugbeit und Zartheit Frau
bei
Wohlgemuth. Schausvielerisches Temvera¬
Ma
ment bewährte wieder Hennings in bester
polk
Manier, Herr Onno, gewiß ein empfindsamer
Schauspiele;, läßt leider jede Modulation ver¬
verl
nissen. Heine war auch schausvielerisch inter¬
schie
essant. Artur Schnitzler empfing große, ver¬
schi¬
diente Ehrungen.
in
(Oesterreichische Bühne.) Erwin Weill, der hatt
bekannte Dramaturg und Schriftsteller, nimmt] Jal
box 34/2
42
Dienstag, 17. Februar 1931 7
Na
Schiose Rüdae.
„Der Gang zum Weiher.“
Premiere im Burgtheater.
Es wäre falsch, Arthur Schnitzler einen] Wer
Wiener Dichter zu nennen, denn der Künstler oder le
rezepten
formt nicht Seele und Sinn einer Stadt durch
Buche
das lokale Motiv, sondern er muß dies aus
finden
dem Innersten seines Wesens schopfen. Zu¬
fällig schuf Schnitzler gerade in Wien,
langen
Wien, *
er wurde Spiegelbild einer dekadenten Vor¬
Chro¬
kriegsgeneration, die ja dereinst auch in der
Magenk.
Kunst ihr Bürgerrecht gehabt haben mag,
heute aber ist sie beinahe Makulatur. Schnitz¬
erschlafs
lung
ler sollte es nicht jenen fälligen Größen nach¬
wendun
machen, die in Unkenntnis der dramatischen
Dürre weiter schreiben, da eben Papier und
können,
Feder zur Hand sind.
„Der Gang zum Weiher“? Warum hat der
Autor sein Reflexionsdrama nicht etwa? Knelg
„Schlafe, mein Kindchen, schlase süß...“ be¬
Lein
nannt? Wir erblicken doch einen Garten im
KX., NE
Mondschein, eine Schlafwandlerin und die
übrigen Personen, die trotz ihrer erstrebten
Realität wie Schemen wirken. Ungehener ge¬
dem All
scheit wird geredet. Jedes Gespräch hat seine
liche Mi¬
mut,
Tiefe, so wie jener fragliche Weiher, in dem
ein junges Mädchen allnächtlich badet. Zwei
Melissen
Männer, ein junger und ein alter, freien um
minz, 2
von Ki߬
das hübsche Mädchen. Das gewaltige Pro¬
blem wird dadurch gelöst, daß der junge Pfefferns
Mann dem Mädchen besser gefällt als der Faulbau#
alte. Die ganze Sache birgt sicher manche Sennesb¬
sprachliche Schönheiten, aber dramatische Kraft von Hei¬
liegt weder im noch über dem Weiher, es
rinde un
plätschert fachte, und man fragt sich —
Wickel u
wozu?
Die Darstellung stand im Zeichen eines halb
fehlen, b
verlorenen Postens, was viel besagen will,
heiße Au
wenn man bedenkt, daß Kräfte wie Else
Ma
Wohlgemuth, Ebba Johannsen, Al¬
Die
bert Heine, Ewald Balser am Traum¬
Kindesal
seile zogen. Die einzige lebende Rolle des
Säugling
Ausverkaufes lag bei Fred Hennings, der
sich in schöne Form spielte. Ferdinand Onno
ee.
hingegen war derart bleich und schlotternd
Düster.
vor Geistigkeit und Leidenschaft, daß man ihm
mächtige:
am liebsten ein paar Hofmannstropfen zur
Stärkung geschenkt hätte.
Mittelsär
theofe ül
Dr. Neuwirth.
Fugato
bei:
ssor
vom
ent
Theatet und Kunit.
ktor
den
Burgtheater.
nd.
Schnitzlers „Der Gang zum Weiher“.
Herterich hat die Dichtung seinem Nach¬
folger hinterlassen, die schon etliche Jahre der
des
Auf,ührung harrt. „Der Gang zum Wei¬
her“ ist ein fünfaktiges Gedicht in fünfsüßigen
Jamben, das wir der Altersweisheit Schnitze
lers danken, die sich nicht allzuviel mehr um das
Gebot der Theaterwirkung schert, sondern nach¬
denklich und in meisterhafter Zwiesprache über
erfüllte und unerfüll'e Wunschträume philoso¬
phiert. Es ist vornehmstes literarisches Theater,
das vom, Zuhörer Andacht und Respekt erzwingt.
Der Zuhörer ist gebaumt, gerührt von allem
Künstlerischen um Schnitzler, von dem edien
Klang des Verses, von der Zartheit der Stim¬
mung, von dem Grüblerischen in der Erforschung
der menschlichen Vorstellungswelt um unbekannte
Dinge und Erscheinungen. Und Regisseur Heine
hat den feierlich=geheimnisvollen Grundton, den
22
—
diese Dichtung von der Bühne fordert, mit guter rep
dol
Einfühlung festgehalten. Das Alles, was da oben
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hinter der Rampe sich begibt, muß wie eine zarle
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Illusion vorüberschweben. Es ist ein sonderbares,
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romantisches Spiel mit sonderbaren, fast unwirk¬
Lei
lichen Menschen und Geschehnissen. Sie lassen sich
Klo
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liegt es auf dem Weiher im Walde, in dem
Leonilda, die Tochter des ehemaligen Kanzlers! mo¬
des Kaisers wie eine Nymphe badet und sich dem s uni
kriegerischen Sohne des Marschalls freiwillig
schenkt. Und in demselben Teiche findet der aben¬
teuernde Dichter Silvester Thorn, der trotz seiner
ergrauten Haare sich in das aufgeblühte Mädchen
Tod. Den Tod der erst sein Weib und Neugebore¬
nes heimgesucht, und dem Anselma, die Schwester
des Kanzlers der das Leben die Erfüllung ihre¬
Träume schuldig blieb, aus freien Stücken em¬
gegengehen dürfte. Ihr wird vielleicht der un¬
he mlich geisteskranke Sekretär Ungrad alsbald
folgen.
Das Geistige, das in dem Falle das Nötigste
schien, betonten fast alle Schauspieler in aus¬
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gezeichneter Weise. Herr Balser, der heim¬
La¬
gefunden hat. sprach mit feinem Verständnis und
ihr
glänzender Wirkung die klang= und schwungvelle
4.
se
Sprache Schnitzlers. Er hat vielleicht nur nicht das
stel
Grandseignorale für den ruhelosen Staatsmann.
zem
Voll Gefühl, Empfindung und Anmut Frau
Sch¬
Johanusen, voll Klugbeit und Zartheit Frau
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Wohlgemuth. Schausvielerisches Temvera¬
Ma
ment bewährte wieder Hennings in bester
polk
Manier, Herr Onno, gewiß ein empfindsamer
Schauspiele;, läßt leider jede Modulation ver¬
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nissen. Heine war auch schausvielerisch inter¬
schie
essant. Artur Schnitzler empfing große, ver¬
schi¬
diente Ehrungen.
in
(Oesterreichische Bühne.) Erwin Weill, der hatt
bekannte Dramaturg und Schriftsteller, nimmt] Jal
box 34/2
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Dienstag, 17. Februar 1931 7
Na
Schiose Rüdae.
„Der Gang zum Weiher.“
Premiere im Burgtheater.
Es wäre falsch, Arthur Schnitzler einen] Wer
Wiener Dichter zu nennen, denn der Künstler oder le
rezepten
formt nicht Seele und Sinn einer Stadt durch
Buche
das lokale Motiv, sondern er muß dies aus
finden
dem Innersten seines Wesens schopfen. Zu¬
fällig schuf Schnitzler gerade in Wien,
langen
Wien, *
er wurde Spiegelbild einer dekadenten Vor¬
Chro¬
kriegsgeneration, die ja dereinst auch in der
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Kunst ihr Bürgerrecht gehabt haben mag,
heute aber ist sie beinahe Makulatur. Schnitz¬
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ler sollte es nicht jenen fälligen Größen nach¬
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Dürre weiter schreiben, da eben Papier und
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Feder zur Hand sind.
„Der Gang zum Weiher“? Warum hat der
Autor sein Reflexionsdrama nicht etwa? Knelg
„Schlafe, mein Kindchen, schlase süß...“ be¬
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sprachliche Schönheiten, aber dramatische Kraft von Hei¬
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