II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 66

Autungung ver
selbst hinreichend offenbaren und der be¬
rühmte Dichter sich ein wenig hinter die
verträumte Pupille blicken lassen, gab bald
den Versuch auf, da Herr Heine vorzog, un¬
verständlich zu bleiben und auch anderes so
undeutlich als möglich sprechen zu lassen, f
was wahrscheinlich sehr zu beklagen ist, da d
sich Artur Schnitzler in seiner Dichtung
se
ohrenscheinlich bemüht ist, seine Gedanken vo
zwar nicht klar, aber doch sehr schön auszu¬ g
drücken. So viel war wenigstens bei Ewald V
Balser, dei musterhaft phrasiert, festzustel¬ R
len: daß er einen abgesetzten Kanzler mit ?
heimlichen Enttäuschungen und viel Liebe E
zum undankbaren Kaiser spielt und daß er,
ein Diplomat auch in erotischen Dingen,
zugereisten Marschallssöhnen gerne den st
Weg zum Weiher weist, wo sein eigenes K
Töchterlein des Nachts ganz nackt zu baden v
pflegt, um hinterdrein dem Gotte Pan durch S
Tanz zu huldigen. Der Marschallssohn, Herr C
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Hennings, prächtig gestüm, aber sichtlich be¬
engt durch die ignoble Grundzeichnung der
Nolle, macht davon reichlichen Gebrauch,
teils am Weiher selbst, teils im Turm= de
gemach, das an der Schönen Schlafgemach an
zu grenzen scheint. Sie selbst, die Holde, le¬
Ebba Johannsen, eine Königin der Nacht, "
die herrlich dahinschreitet und süße Dinge
mit zärtlichster Scheu spricht, ist von Kopf
bis Fuß auf Teiche und Marschallsöhne ein¬
gestellt (Leonilda und ihr Husar); wohl
hätte sie sich wahrscheinlich, wenn sich der
Dichter Sylvester Thorn, gespielt von Fer¬
dinand Onno, nicht so töricht benähme, auch
diesem hingegeben (am Teich sind alle Män¬
ner gleich), aber ihre gute Erziehung hat sie
offenbar gelehrt, Unterschiede zwischen alten
und jungen Herrn zu machen. Herr Onno,
auf einen Kainz=Posten gestellt, läßt den
Dichter schonungsles wissen, daß er die
Figur dieses Schlemihls von Poeten gänz¬
lich verzeichnete; beide sind gleich unerträg= w
lich: die Gestalt und ihr Darsteller; im g.
Burgtheater selbst merkte es am Samstag S.
niemand, nur das Publikum, das in Ge¬ fl.
lächter ausbrach, als der Sylvester=Thorn¬
Rummel einer brünstigen Umarmung vor F.
sich ging. Die edle, schlecht beschäftigte Else lin
Wohlgemuth, dazu verurteilt, an der Peri= u.
pherie dieses Halbstückes als alternde Jung¬ S
fer herum zu irren und allerhand Stichwort¬
sp
kram auszubreiten, trägt ihr Leid mit
stummem Anstand. Sie bleibt, nachdem der
L
Dichter in den Teich und der Marschallssohn
ko
in den Krieg gegangen (gleich dem Kanzler
und seiner wackeren Tochter), mit jenem
K
Untam von Sekretär im Schloß zurück, den
de
Herr Heine spielt, ihn mit den Agenden
A
eines Regisseurs gleichzeitig betreibend; es
scheint, daß sich diese verzauberte Tippmam¬

sell von Sekretär zu viel mit Husserl und
w
Meinong beschäftigt hat, obgleich ein Kriti¬
ker nur auf Berkley tippte; seine Ausfälle
E
gegen den armen Sylvester, seine Vorträge
ne
über die Dreiheit in der Einheit deuten
erfreulicherweise auf baldige Benützung des
Weihers, der zum Symbol Schnitzlerscher un
Metaphysik erhoben, bei weisem nicht so klar ge
auf den Grund sehen läßt, wie im Stück be¬ er
hauptet wird. Trotz alledem durfte der Dich= de

ter, Wienerischen Herzen durch Erinnerun¬
gen teuer, wiederholt erscheinen, nachdem gi
der Negisseur des Hauses zunächst für ihn
gedankt hatte, ein feierlicher Unfug, an dem sdh
##s Burgtheater noch immer festhält, trotz= E
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#in es in keiner guten Haut steckt ...
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II.
In der Komödie, dort, wo Erwin Weill zu
seine inteigante österreichische Bühne auf¬