GRATIS
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10. Februar 1933
Neue Freie Presse
in Lustspielzyklus im Akademietheater.
G
Wenig Veränderungen im Ensembte.
Von Direktor Hermann Röbbeling.
(Aus einem Gespräch.)
Zu den in jüngster Zeit neuerdings aufgetauchten Ge= laufenden Verträge sind bereits oder
rüchten über eine bevorstehende Schließung des werden noch erneuert werden. So habe ich unter
anderm auch die Verpflichtungen von Frau Medelsky
Akademietheaters kann ich feststellen, daß eine
und Herrn Aslan, die im März, beziehungsweise im
derartige Entscheidung nicht gefallen ist. Mag sein, daß
August ablaufen sollten, jetzt schon erneuert. Von der
solche Erwägungen auftauchen, wenn einmal eine etwas
ersten Garnitur wird außer Herrn Dr. Schmith und Frau
schwächere Periode einsetzt, in deren Verlauf die Einnahmen
Johannsen überhaupt niemand im Ablauf der Spielzeit das
hinter den Ausgaben zurückbleiben. Aber das endgültige
Burgtheater verlassen.
Urteil über die Daseinsberechtigung einer Bühne kann man
ja nicht nach den Ergebnissen einer einzelnen Novität fällen,
Ebba Johannsen hat unter der Direktion Herterich als
sondern man muß die Gesamtjahresbilanz ins Auge fassen,
Kaiserin in „Metternich“ debütiert. Besonders während der
und da ist wohl zu erwarten, daß diese im Akademietheater
Direktion Wildgans gehörte sie zu den am stärksten
nicht ungünstig ausfallen wird.
beschäftigten weiblichen Kräften des Burgtheaters. Sie
Mir liegt die rationelle Ausnützung dieses Hauses
spielte die Emilia Galotti, die Eboli, die Hauptrollen in
besonders am Herzen und ich habe daher beschlossen, sobald
„Maß für Maß", „Der Gang zum Weiher“ und unter der
der Zyklus „Stimmen der Völker im Drama“ im Gange
Direktion Röbbeling die Sanvitale in „Tasso“ und die
sein wird, im Akademietheater einen Lust¬
Prinzessin Helene in „Medardus“. In der heurigen Spiel¬
spielzyklus zu veranstalten, der von Goldini und
zeit war Frau Johannsen nur schwach beschäftigt. Man sah
Molière bis Bernard Shaw führen soll.
sie im Akademietheater in „Wienerinnen“ und schließlich in
der Röbbeling=Inszenierung von „Komödie der Irrungen“
Im Theater in der Josefstadt spielte sie mit Bewilligung
300 Gearam
der Bundestheaterverwaltung die weibliche Hauptfigur in
der Komödie „Kyrill reist ins Abendland“ von Louise
Maria Mayer und Arthur Rundt.
Gespräch mit Ebba Johannsen.
Ebba Johannsen äußerte sich in nachstehender
Weise: „Der Fehler, der geschehen ist, war der, daß ich von
W
seiten der Direktion nicht rechtzeitig verständigt wurde, was
man eigentlich mit mir vorhat. Ich habe im Laufe der letzten
vier Jahre, während derer ich am Burgtheater wirken durfte,
Man
verschiedene günstige Anträge aus Deutschland ausgeschlagen,
da ich mich zum Ensemblegedanken bekenne, der wie nirgends
ner
Kathrei
am Wiener Burgtheater verkörpert erscheint. Ich habe auf
Wien
das Filmen in Berlin verzichtet und bin weder zu Reinhardt
noch an eine andere bedeutende Berliner Bühne gegangen,
150
500
an die man mich rief, um hier bleiben zu können. In der
letzten Zeit habe ich aber oft gefragt, was mit mir geschehen
wird, wenn mein Vertrag abläuft, und es war nicht rück¬
sichtsvoll mir gegenüber, daß ich völlig im Dunkel gelassen
Stets verpackt — nie offen — mit dem Bild Seb. Kneipp
wurde.“
auf der Packung — nur das ist der echte Kathreiner,
Auf eine Frage an die Künstlerin über ihr Verhältnis
den heute mehr als eine Million österreichische Hausfrauen
zum Wiener Publikum erfolgt die Antwort: „Aber meine
verwenden.
Mutter war doch eine Wienerin und ich fühl' mich doch hier
so zu Hause! Kein Publikum habe ich so nahe empfunden
Zu den gegenwärtig in der Oeffentlichkeit diskutierten
wie das wienerische. Auch zu meinen Direktoren habe ich
Veränderungen im Personal ist zu sagen, daß
immer in den besten Beziehungen gestanden. Franz Herte¬
die Nachricht von einer Nichtverlängerung der
rich hat gerade meiner Indwidualität Verständnis entgegen¬
Verträge mit Dr. Iwan Schmith und Ebba
gebracht und mich ins richtige Licht zu stellen verstanden.
Johannsen auf Richtigkeit beruhen. Um
Und Wildgans hat mich die Schnitzler=Darstellerin
speziell im Falle Johannsen keine Mißdeutung auf¬
par exxcellence genannt, ein Urteil, das ich so hochklingend
kommen zu lassen, liegt mir daran, festzustellen, daß durch
niemals über mich selbst ausgesprochen hätte. Ueber
die Nichtverlängerung des Vertrages keineswegs ein künst¬
Schnitzlers eigenen Wunsch erhielt ich seinerzeit die Rolle
lerisch absprechendes Urteil gefällt werden soll, wie auch
in seinem „Gang zum Weiher“ zugeteilt, die mich dem
persönliche Spannungen zwischen mir und der Künstlerin
Publikum wieder um so vieles näher brachte. Daß ich in
nicht bestehen. Aber ganz abgesehen davon, daß jedes En¬
der letzten Zeit auch zweite Rollen mit ungebrochener Arbeits¬
semble von Zeit zu Zeit eines gewissen Austausches und
lust spielte, war nur in meiner Einstellung zum Ensemble¬
einer gewissen Erneuerung bedarf, werden mir so weit¬
gedanken begründet, weil ich in meinem ganzen künstlerischen
gehende Sparmaßnahmen diktiert, daß ich jede
Empfinden fürs Theater überzeugt bin, daß man sich als
Möglichkeit, den Gagenetat ohne Beeinträchtigung des Ge¬
Schauspieler als Rädchen im Getriebe fühlen muß, das dem
samtensembles zu vermindern, wahrnehmen muß. So soll
guten Funktionieren des Uhrwerkes zu dienen hat.“ Schließlich
auch das Rollengebiet der Frau Johannsen auf Kräfte des
verwahrt sich die Künstlerin sehr entschieden dagegen, daß
jetzigen Personals aufgeteilt werden. Im übrigen sind
„der Fall Johannsen“ irgendwie mit der Verpflichtung der
gerade die Veränderungen unter dem Künstlerpersonal im
heurigen Jahr außerordentlich gering. Fast alle ab=] Damen Darvas und Eis zusammenhänge.
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10. Februar 1933
Neue Freie Presse
in Lustspielzyklus im Akademietheater.
G
Wenig Veränderungen im Ensembte.
Von Direktor Hermann Röbbeling.
(Aus einem Gespräch.)
Zu den in jüngster Zeit neuerdings aufgetauchten Ge= laufenden Verträge sind bereits oder
rüchten über eine bevorstehende Schließung des werden noch erneuert werden. So habe ich unter
anderm auch die Verpflichtungen von Frau Medelsky
Akademietheaters kann ich feststellen, daß eine
und Herrn Aslan, die im März, beziehungsweise im
derartige Entscheidung nicht gefallen ist. Mag sein, daß
August ablaufen sollten, jetzt schon erneuert. Von der
solche Erwägungen auftauchen, wenn einmal eine etwas
ersten Garnitur wird außer Herrn Dr. Schmith und Frau
schwächere Periode einsetzt, in deren Verlauf die Einnahmen
Johannsen überhaupt niemand im Ablauf der Spielzeit das
hinter den Ausgaben zurückbleiben. Aber das endgültige
Burgtheater verlassen.
Urteil über die Daseinsberechtigung einer Bühne kann man
ja nicht nach den Ergebnissen einer einzelnen Novität fällen,
Ebba Johannsen hat unter der Direktion Herterich als
sondern man muß die Gesamtjahresbilanz ins Auge fassen,
Kaiserin in „Metternich“ debütiert. Besonders während der
und da ist wohl zu erwarten, daß diese im Akademietheater
Direktion Wildgans gehörte sie zu den am stärksten
nicht ungünstig ausfallen wird.
beschäftigten weiblichen Kräften des Burgtheaters. Sie
Mir liegt die rationelle Ausnützung dieses Hauses
spielte die Emilia Galotti, die Eboli, die Hauptrollen in
besonders am Herzen und ich habe daher beschlossen, sobald
„Maß für Maß", „Der Gang zum Weiher“ und unter der
der Zyklus „Stimmen der Völker im Drama“ im Gange
Direktion Röbbeling die Sanvitale in „Tasso“ und die
sein wird, im Akademietheater einen Lust¬
Prinzessin Helene in „Medardus“. In der heurigen Spiel¬
spielzyklus zu veranstalten, der von Goldini und
zeit war Frau Johannsen nur schwach beschäftigt. Man sah
Molière bis Bernard Shaw führen soll.
sie im Akademietheater in „Wienerinnen“ und schließlich in
der Röbbeling=Inszenierung von „Komödie der Irrungen“
Im Theater in der Josefstadt spielte sie mit Bewilligung
300 Gearam
der Bundestheaterverwaltung die weibliche Hauptfigur in
der Komödie „Kyrill reist ins Abendland“ von Louise
Maria Mayer und Arthur Rundt.
Gespräch mit Ebba Johannsen.
Ebba Johannsen äußerte sich in nachstehender
Weise: „Der Fehler, der geschehen ist, war der, daß ich von
W
seiten der Direktion nicht rechtzeitig verständigt wurde, was
man eigentlich mit mir vorhat. Ich habe im Laufe der letzten
vier Jahre, während derer ich am Burgtheater wirken durfte,
Man
verschiedene günstige Anträge aus Deutschland ausgeschlagen,
da ich mich zum Ensemblegedanken bekenne, der wie nirgends
ner
Kathrei
am Wiener Burgtheater verkörpert erscheint. Ich habe auf
Wien
das Filmen in Berlin verzichtet und bin weder zu Reinhardt
noch an eine andere bedeutende Berliner Bühne gegangen,
150
500
an die man mich rief, um hier bleiben zu können. In der
letzten Zeit habe ich aber oft gefragt, was mit mir geschehen
wird, wenn mein Vertrag abläuft, und es war nicht rück¬
sichtsvoll mir gegenüber, daß ich völlig im Dunkel gelassen
Stets verpackt — nie offen — mit dem Bild Seb. Kneipp
wurde.“
auf der Packung — nur das ist der echte Kathreiner,
Auf eine Frage an die Künstlerin über ihr Verhältnis
den heute mehr als eine Million österreichische Hausfrauen
zum Wiener Publikum erfolgt die Antwort: „Aber meine
verwenden.
Mutter war doch eine Wienerin und ich fühl' mich doch hier
so zu Hause! Kein Publikum habe ich so nahe empfunden
Zu den gegenwärtig in der Oeffentlichkeit diskutierten
wie das wienerische. Auch zu meinen Direktoren habe ich
Veränderungen im Personal ist zu sagen, daß
immer in den besten Beziehungen gestanden. Franz Herte¬
die Nachricht von einer Nichtverlängerung der
rich hat gerade meiner Indwidualität Verständnis entgegen¬
Verträge mit Dr. Iwan Schmith und Ebba
gebracht und mich ins richtige Licht zu stellen verstanden.
Johannsen auf Richtigkeit beruhen. Um
Und Wildgans hat mich die Schnitzler=Darstellerin
speziell im Falle Johannsen keine Mißdeutung auf¬
par exxcellence genannt, ein Urteil, das ich so hochklingend
kommen zu lassen, liegt mir daran, festzustellen, daß durch
niemals über mich selbst ausgesprochen hätte. Ueber
die Nichtverlängerung des Vertrages keineswegs ein künst¬
Schnitzlers eigenen Wunsch erhielt ich seinerzeit die Rolle
lerisch absprechendes Urteil gefällt werden soll, wie auch
in seinem „Gang zum Weiher“ zugeteilt, die mich dem
persönliche Spannungen zwischen mir und der Künstlerin
Publikum wieder um so vieles näher brachte. Daß ich in
nicht bestehen. Aber ganz abgesehen davon, daß jedes En¬
der letzten Zeit auch zweite Rollen mit ungebrochener Arbeits¬
semble von Zeit zu Zeit eines gewissen Austausches und
lust spielte, war nur in meiner Einstellung zum Ensemble¬
einer gewissen Erneuerung bedarf, werden mir so weit¬
gedanken begründet, weil ich in meinem ganzen künstlerischen
gehende Sparmaßnahmen diktiert, daß ich jede
Empfinden fürs Theater überzeugt bin, daß man sich als
Möglichkeit, den Gagenetat ohne Beeinträchtigung des Ge¬
Schauspieler als Rädchen im Getriebe fühlen muß, das dem
samtensembles zu vermindern, wahrnehmen muß. So soll
guten Funktionieren des Uhrwerkes zu dienen hat.“ Schließlich
auch das Rollengebiet der Frau Johannsen auf Kräfte des
verwahrt sich die Künstlerin sehr entschieden dagegen, daß
jetzigen Personals aufgeteilt werden. Im übrigen sind
„der Fall Johannsen“ irgendwie mit der Verpflichtung der
gerade die Veränderungen unter dem Künstlerpersonal im
heurigen Jahr außerordentlich gering. Fast alle ab=] Damen Darvas und Eis zusammenhänge.
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