Sabedes- Paken
46. 6. 07
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den Nuancen hochgestufter Wortkunst. In endlosen Aus¬
Staatstheater.
spendet der Dichter Geist und
einandersetzungen
das prangende Wortgeschmeide #a
schließlich ist es, als sei
(Kleines Haus.)
Selbstzweck, als sei das lehrende Drumherumreden wichtiger
Reichsdeutsche Uraufführung: „Der Gang zum Weiher“.
als das Problem, um das es sich handelt. Ein Feldmarschall 2
Dramatische Dichtung in fünf Aufzügen von Arthur Schnitz¬
wird abgesetzt, ein Mädchen wird Weih, einer geht ins
ler. Spielleitung: Wolff von Gordon.
Wasser, es gibt Krieg — all das bleibt wesenlos, unwirklich,
Schnitzler haftet vornehmlich als Schöpfer des „Anatol“, wird immer blasser, verschwindet hinter der Wolke von #a
und des „Süßzen Mädels“ in der Vorstellung, zwei Gestalten, schillernden. glühenden, spitzen und auch anmutigen Worten.
die aus ihrer Umwelt mit allen Wurzeln und Fasern her=Auch die einzelnen Personen verschwinden, ihre Freuden und gg
ausgehoben scheinen. Wir kennen ihn dann als skeptischen Schmerzen scheinen unerheblich neben der Wonne, über all
Welt= und Lebensbetrachter, der nicht müde wird, die Frag=dies meditieren zu dürfen. Sie reden und reden vielmehr
würdigkeit unseres Daseins bald ironisch, bald zynisch, baldider Dichter redet, unter Verdrängung der jeweiligen Son= ca
mitleidsvoll, bald melancholisch, zuweilen tief und immeriderpersönlichkeit, aus allen und sie haben am Ende nur noch
geistreich zu behandeln. In reiferem Alter vertieft er sich die Aufgabe, Sprachrohr des Dichters zu sein. Das Stück ist la
gern an letzte Menschheitsprobleme und spricht mit müder
das theaterfernste Rede= und Lesedrama und
Resignation von unserem Altern, Absterben. Sterben; von
mit keinen Mitteln für die Bühne zu retten, denn es hat zu ##
der Einsamkeit der Menschen, denen er in Dramen wie „Der
viel Geist, aber leider fehlt ihm eins — das Leben.
einsame Weg“ als gütiger Freund zur Seite steht, aber auch
Dabei hat Dr. von Gordon schon sehr viel und fachgemäß
mit der schmerzlichen Resignation des Arztes, der erkannt gestrichen; leider nicht die metaphysischen Verstiegenheitensaa
hat aber nicht zu helfen vermag. An dieses Stück scheint der eines Sekretärs den gesvenstisch=phantastisch à la Eulenberg.
Dichter mit seinem neuen Drama anzuknüpfen. „Der einsame aufzuziehen, Schnitzler für nötig hielt. Kein Mensch wußtslgg
Weg“ endet mit bitteren Worten über die Dekadenz der mit diesem Gebilde etwas anzufangen, auch der tüchtige
älteren Generation und mit hoffnungsfroher Begrüßung der Frank Falkner nicht. Im übrigen vermochte der Regisseur
Jugend, die „mehl Haltung und weniger Geist“ habe. Im nicht, diese ungeheuere Fülle von sozusagen gefrorener Poesie ca
„Gang zum Weiher“ kontrastiert Schnitzler Alter und Jugend aufzutauen und dem Publikum wie dem Theater über den
bewußt und kommt zu dem Ergebnis, daß nur beide zusam= Dichter hinaus das zu geben, was beide haben wollen:
imen fortschrittliches Leben gestalten können. Er kleidet das künstlerisch gestaltetes Leben. Die Darsteller dienten ihren
in folgende Handlung: Ein entlassener Kanzler wird von undankoaren Aufgaben mit pflichtmäßiger Anspannung; da
seinem Fürsten zurückgerufen, er will den Frieden, aber er aber bald der Dichter, bald die Gestalt spricht, ein Formens#a
muß Krieg führen. Sein Freund scheitert ebenfalls beim von innen heraus also nicht einzuhalten war, halfen sie sich,
Werben um des Kanzlers Tochter; aber diese und ein junger so gut es gehen wollte, mit Routine: Robert Kleinerliaa
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Offizier finden sich auf dem Weg zum Weiher, wie taten¬
frohe Jugend immer einen Weg findet, der zauderndem Lenore Fein, Alice Treff, Herbert Dirmoser, Maurus
Liertz. Friedrich Schleims Bühnenbilder und Theodor
Alter verschlossen bleibt. Ein anscheinend einfaches Ge¬
schehen, hinter dem sich aber inneres Erleben auf labyrintisch Lankers Kostüme boten dem Auge freundliche Eindrücke. da
verschlungenen Pfaden nach Schnitzlers Gepflogenheit um¬ Das Publikum illustrierte durch sein Verhalten die alte Er¬
ständlich und redselig entwickelt. So genießen wir eine un= fahrung, daß allzuviel Geist, zumal wenn er gesprochen oder ja
sendliche Fülle von feingeschliffenen Gedanken und bestricken= gespielt wird, wirkungslos bleibt.
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70. K. 37
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Wiesbadener Theaterbrief
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Die reichsdeutsche Uraufführung der dramatischen Dich¬
tung „Der Gang zum Wether“ von Arthur Schnitzler wurde
am Donnerstag im Staatstheater (Kleines Haus) gegeben.
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Der Wiener Dichter und Arzt Arthur Schnitzler, der heute
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fast 70 Jahre alt ist, hat auch in diesem Werk Eros eine¬
der Hauptrollen zugewiesen. Das Stück zeigt das bekannte
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Schnitzlersche Milieu etwas elegisch, vergeistigt mit Gestalten
— die der heutigen Welt wesensfremd find. In die Figur des
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Sylvester Thorn legte Schnitzler vielleicht eigenes Erleben. —
Die Hauptperson der Dichtung ist Leonilda, die 19 Jahre
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alte Tochter des Freiherrn von Mayenau. Ihr Herz fliegt,
als der Freund ihres Vaters, Syloester Thorn, nach 10jähriger
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Abwesenheit zu Besuch kommt, diesem entgegen. Doch Syl¬
oester ist nicht mehr frei in seiner Entschlußkraft. Er muß
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erst die Beziehungen zu seiner bisherigen Geliebten lösen. So —
läst er Leonilda im Unklaren. Inzwischen hat der Junker
von Ursenbeck, Leonilda, die sich jede Nacht am Schloßweiher —
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nach dem Baden beim Tanz an der Schönheit des eigenen
Körpers erfreut, dork überrascht und sie zur Seinen gemacht.]
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Als Sylvester Thorn nach drei Tagen zurückkehrt, denn
Freundin und Kind sind im Wochenbett gestorben, da ist
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Leonilda eine andere geworden. Sie bietet ihm die Freund¬
schaft an, die ihr als reinstes Geschenk erscheint, aber Syl¬
vester will Liebe, trotzdem er über die inzwischen vorgefallenen
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Ereignisse unterrichtet ist. Und als ihm diese versagt wird,
Vertränkt er sich im Weiher. Aber Leonilda bekennt sich auch —
nicht zu dem Junker, dem sie sich wohl hingab, der ihr je¬
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doch nicht wesensverwandt ist. Sie will sich frei bewahren.
Die Handlung, die im 18. Jahrh. spielt, bringt auch ver¬
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schiedene kriegerische Momente. Die schöne Form der Dich=
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tung, mit ihren kunstvollen Versen, stellte höhere Anforde¬
rungen an die Schauspieler als das moderne Drama. Die
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Rolle der Leonilda wußte Alice Treff voll auszuschöpfen und
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hervorragend zu gestalten. Robert Kleinert war als ehe¬
maliger Kanzler überlegen im Spiel und vortrefflich in Maske.
Leonore Fein gab die unverheiratete Schwester des Kanzlers
mit Zurückhaltung und ausgezeichneter Charakterisierung.
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Sylvester Thorn war ganz der von Liebesgefühlen durchpülste „#sanssssssteseresee □
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Dichter. Maurus Liertz gab den draufgängerischen Junker
vorzüglich. Frank Falkner spielte die undankbare Rolle des
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