II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 116

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den Ruancen hochgestufter Wortkunst. In endlosen Aus¬
Staatstheater.
spendet der Dichter Geist und
einandersetzungen
sei das prangende Wortgeschmeide #a
schließlich ist es, als
(Kleines Haus.)
Selbstzweck, als sei das lehrende Drumherumreden wichtiger
Reichsdeutsche Uraufführung: „Der Gang zum Weiher“.
als das Problem, um das es sich handelt. Ein Feldmarschall 20
Dramatische Dichtung in fünf Aufzügen von Arthur Schnitz¬
wird abgesetzt, ein Mädchen wird Weib, einer geht ins
Wasser, es gibt Krieg — all das bleibt wesenlos, unwirklich,
ler. Spielleitung: Wolff von Gordon.
wird immer blasser, verschwindet hinter der Wolke von #a
Schnitzler haftet vornehmlich als Schöpfer des „Anatol“
und des „Süßen Mädels“ in der Vorstellung, zwei Gestalten, schillernden, glühenden, spitzen und auch anmutigen Worten.
die aus ihrer Umwelt mit allen Wurzeln und Fasern her= Auch die einzelnen Personen verschwinden, ihre Freuden und gg
ausgehoben scheinen. Wir kennen ihn dann als skeptischen Schmerzen scheinen unerheblich neben der Wonne, über all
Welt= und Lebensbetrachter, der nicht müde wird, die Frag=dies meditieren zu dürfen. Sie reden und reden, vielmehr
würdigkeit unseres Daseins bald ironisch, bald zynisch, baldider Dichter redet, unter Verdrängung der jeweiligen Son¬ ca
mitleidsvoll, bald melancholisch, zuweilen tief und immer derpersönlichkeit, aus allen und sie haben am Ende nur noch
geistreich zu behandeln. In reiferem Alter vertieft er sich die Aufgabe, Sprachrohr des Dichters zu sein. Das Stück ist aa
gern an letzte Menschheitsprobleme und spricht mit müdersdas theaterfernste Rede= und Lesedrama und
Resignation von unserem Altern, Absterben. Sterben; von mit keinen Mitteln für die Bühne zu retten, denn es hat zu ga
der Einsamkeit der Menschen, denen er in Dramen wie „Der viel Geist, aber leider fehlt ihm eins — das Leben.
Dabei hat Dr. von Gordon schon sehr viel und sachgemäß
einsame Weg“ als gütiger Freund zur Seite steht, aber auch
mit der schmerzlichen Resignation des Arztes, der erkannt gestrichen; leider nicht die metaphysischen Verstiegenheitensaa
hat, aber nicht zu helfen vermag. An dieses Stück scheint der eines Sekretärs den gespenstisch=phantastisch à la Eulenberg
Dichter mit seinem neuen Drama anzuknüpfen. „Der einsame aufzuziehen, Schnitzler für nötig hielt. Kein Mensch wußtegg
Weg“ endet mit bitteren Worten über die Dekadenz der mit diesem Gebilde etwas anzufangen, auch der tüchtige
fälteren Generation und mit hoffnungsfroher Begrüßung der Frank Falkner nicht. Im übrigen vermochte der Regisseur
Jugend, die mehr Haltung und weniger Geist“ habe. Im nicht, diese ungeheuere Fülle von sozusagen gefrorener Poesie da
„Gang zum Weiher“ kontrastiert Schnitzler Alter und Jugend aufzutauen und dem Publikum wie dem Theater über den
bewußt und kommt zu dem Ergebnis, daß nur beide zusam= Dichter hinaus das zu geben, was beide haben wollen:gg
imen fortschrittliches Leben gestalten können. Er kleidet das künstlerisch gestaltetes Leben. Die Darsteller dienten ihren
in folgende Handlung: Ein entlassener Kanzler wird von undankbaren Aufgaben mit pflichtmäßiger Anspannung; dä
seinem Fürsten zurückgerufen, er will den Frieden, aber er aber bald der Dichter, bald die Gestalt spricht, ein Formens#a
muß Krieg führen. Sein Freund scheitert ebenfalls beim von innen heraus also nicht einzuhalten war, halfen sie sich,
Werben um des Kanzlers Tochter; aber diese und ein junger so gut es gehen wollte, mit Routine: Robert Kleinertioa
Offizier finden sich auf dem Weg zum Weiher, wie taten¬
frohe Jugend immer einen Weg findet, der zauderndem Lenore Fein, Alice Treff, Herbert Dirmoser, Maurus
Alter verschlossen bleibt. Ein anscheinend einfaches Ge= Liertz. Friedrich Schleims Bühnenbilder und Theodor
scheben, hinter dem sich aber inneres Erleben auf labyrintisch Lankers Kostüme boten dem Auge freundliche Eindrücke. #a
Das Publikum illustrierte durch sein Verhalten die alte Er¬
verschlungenen Pfaden nach Schnitzlers Gepflogenheit um¬
ständlich und redselig entwickelt. So genießen wir eine un= fahrung, daß allzuviel Geist, zumal wenn er gesprochen oder ja
endliche Fülle von feingeschliffenen Gedanken und bestricken= gesvielt wird, wirkungslos bleibt.

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Wiesbadener Theaterbrief
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Die reichsdeutsche Uraufführung der dramatischen Dich¬
tung „Der Gang zum Weiher“ von Arthur Schnitzler wurde
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am Donnerstag im Staatstheater (Kleines Haus) gegeben.
Der Wiener Dichter und Arzt Arthur Schnitzler, der heute
fast 70 Jahre alt ist, hat auch in diesem Werk Eros eine
der Hauptrollen zugewiesen. Das Stück zeigt das bekannte G
Schnitzlersche Milieu etwas elegisch, vergeistigt mit Gestalten
die der heutigen Welt wesensfremd find. In die Figur des —
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Sylvester Thorn legte Schnitzler vielleicht eigenes Erleben. —
Die Hauptperson der Dichtung ist Leonilda, die 19 Jahre
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alte Tochter des Freiherrn von Mayenau. Ihr Herz fliegt,
als der Freund ihres Vaters, Sylvester Thorn, nach 10jähriger
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Abwesenheit zu Besuch kommt, diesem entgegen. Doch Syl¬
vester ist nicht mehr frei in seiner Entschlußkraft. Er muß
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erst die Beziehungen zu seiner bisherigen Geliebten lösen. So—
läst er Leonilda im Unklaren. Inzwischen hat der Junker
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von Ursenbeck, Leonilda, die sich jede Nacht am Schloßweiher —
nach dem Baden beim Tanz an der Schönheit des eigenen
Körpers erfreut, dork überrascht und sie zur Seinen gemacht.]
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Als Sylvester Thorn nach drei Tagen zurückkehrt, denn
Freundin und Kind sind im Wochenbett gestorben, da ist
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Leonilda eine andere geworden. Sie bietet ihm die Freund¬
schaft an, die ihr als reinstes Geschenk erscheint, aber Syl¬
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vester will Liebe, trotzdem er über die inzwischen vorgefallenen
Ereignisse unterrichtet ist. Und als ihm diese versagt wird,

ertränkt er sich im Weiher. Aber Leonilda bekennt sich auch “
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nicht zu dem Junker, dem sie sich wohl hingab, der ihr je¬
doch nicht wesensverwandt ist. Sie will sich frei bewahren.
Die Handlung, die im 18. Jahrh. spielt, bringt auch ver¬

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schiedene kriegerische Momente. Die schöne Form der Dich
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tung, mit ihren kunstvollen Versen, stellte höhere Anforde¬
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rungen an die Schauspieler als das moderne Drama. Die
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Rolle der Leonilda wußte Alice Treff voll auszuschöpfen und
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hervorragend zu gestalten. Robert Kleinert war als ehe¬
maliger Kanzler überlegen im Spiel und vortrefflich in Maske.
Leonore Fein gab die unverheiratete Schwester des Kanzlers
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mit Zurückhaltung und ausgezeichneter Charakterisierung. —
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Sylvester Thorn war ganz der von Liebesgefühlen durchputste ##AAAAAeRArasanree

Dichter. Maurus Liertz gab den draufgängerischen Junker
vorzüglich. Frank Falkner spielte die undankbare Rolle des
dämonischen Sekretärs. Die Aufführung zeigte einen einheit¬
####nagngslichen Charakter und die Bühnenbilder waren dem Milieu
S. G.
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(gut angepaßt.
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