II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 121

30. Der Gang zum Neiher

ADOLF SCHUSTERMANN
GEGRUNDET1894
ADRESSEN-VERLAG U.ZEITUNGSAUSSCHNITTE
BERLIN S.O. 16
RUNGESTR. 20
ausschmir vom:
56451931
Bremer Nachrichten, Bremen
X Stagtstheater Wiesbaden. „Der Gang zum Weiher“.
von Arthur Schnitzler. (Reichsdeutsche Uraufführung.)
Im Rahmen der Wiesbadener Festspielwochen interessierte
besonders der vor Jahren nur in Wien am Burgtheater
aufgeführte neue Schnitzler. Eine dramatische Dichtung
in Versen, die allein sprachlich das denkbar Vollendetste
an edler Wortprägung darstellt.“ Ein Ideendrama, dessen
wundervolle Reife beim Lesen einen tiefen ästhetischen
Genuß gewähren kann, aber ein Werk, das auf der
Bühne durch seine geistige Überbelastung verlieren muß.
Die Handlung, in die Mitte des 18. Jahrhunderts ver¬
legt, läßt uns Menschen von hoher Kultur begegnen,
deren Leidenschaften einer schmerzlichen Stimmungswelt!
angehören und die gerade das Weltferne des Geschehens
am stärksten fühlen lassen. Trotz aller Einwände eine
denkwürdige Premiere, ein Abend voll unvergeßlicher
stiller Schonheit.
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ADOLF SCHUSTERMANN
GEGRUNDET1894
ADRESSEN-VERLAG U.ZEITUNGSAUSSCHNITTE
BERLIN S.O. 16
RUNGESTR. 20
ausschwirr vom:
2 2 M 1931
Kölnische Zeitung, Köln
— 2. Ausgabe
Roichsdeutsche Araufführung in Wiesbaden
Artur Schnitzler: Der Gang zum Weiher
Das Staatstheater war nicht besonders gut beraten, als es
n den Mittelpunkt des Schauspiels seiner diesjährigen Maifest¬
spiele Schnitzlers Werk: Der Gang zum Weiher stellte. Die feinen
Übergängs, die zarte Lyrik und die Stimmungsmalerei bleiben auf
der Bühng ohne die tiefere Wirkung, die sie beim Nurlesen des
Werres erzielen.=Auch der kritischste Zuschauer wird von dem hohen
Reiz begeistert sein, der von der Sprache ausgeht, Die schon früher
einmal geprägte Außerung von dem Pseudodrämatiker Schnitzler,
der ein so feiner Novellist ist, trifft auf dieses dramatische Werk des
Dichters ganz besonders zu. Ein in der Heimat zu seinem Jugend¬
freund, dem abseits des Geschehens in Einsamkeit lebenden grollenden
Kanzler des Reiches, zurückgekehrter Dichter muß erkennen, daß bei
der Jugend selbst starke Erinnerungen verblassen, wenn diese Jugend
ihre ewig bestehende Forderung, daß Jugend zur Jugend gehöre und
das Alter resignieren müsse, erhebt. Der Spielleiter W. v. Gordon
hatte sich des Stückes mit ganz besonderer Sorgfalt angenommen und
dadurch auch erreicht, daß durch sein Bemühen und die guten schau¬
spielerischen Leistungen von Alice Treff, Robert Kleinert und Herbert
Dirmoser das Werk einen Achtungserfolg errang.
Busch.
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ADOLFSCHUSTERMANN
GECRUNDEY1694
BERLIN S.O.15
ADRESSEN-VERLAC U.ZEITUNGSAUSSCHNITTE
RUNGESTR. 20
AUSSCHNITT VOM:
2 2 MAl1931
Deutiche Tageszeitung, Berlin
Abend=Ausgabe
Schnißzlers „Gang zum Weiher“.
Reichsdeutsche Uraufführung in Wiesbaden.
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Wiesbaden, Mitte Mai.
An Schnitzlers „Einsamen Weg“ knüpft seine dramatische Dich¬
tung „Der Gang zum Weiher“ an, die in seltsamer Unwirklichkeit
des Geschehens, im Zwielicht von Symbol, Traum, Sehnsucht und
Melancholie fast wie ein Märchenspiel zu empfinden ist.“ Die
äußere Handlung, Rückberufung eines gestürzten Kanzlers zu
seinem Fürsten, schwankende Entscheidung zwischen Krieg und
Frieden, eine Mädchenliebe, die vom älteren sich dem jüngeren
Manne zuwendet, bleibt unwesentlich gegenüber der gedanklichen,
gleichnishaften Deutung. Prunkender Wortschmuck und feinge¬
schliffene, geistvolle Sentenzen erscheinen geradezu als Selbstzweck.
Die Menschen des Spiels leben nicht aus eigenem Blut, sie sind,
nur Sprachrohr des Dichters: Eines Dichters gewiß, dessen Ton
aufhorchen läßt, dem aber in Verkennung dramatischer Gesetze
kein Werk von schöpferischer Ursprünglichkeit gelingt. Ungestaltet,
nur umschrieben, bleibt auch das Grundthema, Kampf zwischen
Jugend und Alter und ewige Tragik des Einsamseins. Als ausge¬
sprochenes Lesedrama wird die Dichtung kaum ein längeres Büh¬
nenleben zu erwarten haben; auch die reichsdeutsche Uraufführung
im Wiesbadener Staaistheater (im Rahmen der Maifestwochen)
brachte trotz sorgfältiger Vorbereitung durch die Regie Dr. von
Gordons und recht beachtlicher darstellerischer Leistungen nur einen
Heinrich Leis
Achtungsexfolg ein.