II, Theaterstücke 29, Komödie der Verführung. In drei Akten (Der Verführer), Seite 28

29.
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Kongedieder verfuchrung
rmenon
Kvien, Sontmn
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soeben, wührend er die geliebte Gräfin tanzen sah, erkannt,
daß sie ja doch nicht zu ihm passe, daß ihr Blut sich anders
Die Märkte.
austoben müsse, als es an seiner Seite möglich wäre.
Im allgemeinen blieben auch heute die Preise unver¬
Darüber ist sie nun nicht wenig unglücklich und beginnt
ändert. Nur die Butter zeiate im allgemeinen eine Preis¬
sich an alle Männer zu „verschwenden“ die ihr gerade
erhöhung, merkwürdigerweise die schlechtere eine größere.
zu Gesicht stehen. Mit dem jungen Reisenberg macht sie
Die Fleischzufuhr in die Großmarkthalle betrug wieder nur
den Anfang, dann kommt ein Maler daran. Auch Judith,
drei Waggons.
die Schwägerin des Bankpräsidenten, wird von unglück¬
Die Kartoffelpreise am 11. Oktober. Es notieren im Gro߬
licher Liebe in die Arme des Liebhabers getrieben. Der:
handel rote Kartoffeln 1100 bis 1250 Kr., weiße 1300 bis 1400
Herr Schwager, der an der Seite seiner liederlichen Frau
Kronen, gelbe 1700 bis 1800 Kr., Romana 1900 bis 2000 Kr.,
ein qualvolles Leben führt und sich schließlich erschießt, hat
Kipflerkartoffeln 3700 bis 3800 Kr. Im Kleinhandel rote 1300
es nicht bemerkt oder nicht bemerken wollen, wie sehr ihn
bis 1500 Kr., weiße 1500 bis 1700 Kr., gelbe 1800 bis 2000 Kr.
Romana 2000 bis 2400 Kr. und Kipflerlartoffeln 4000 bis
seine kleineSchwägerin liebte. Jetzt hat der Schmerz um
5000 Kr. per Kilogramm.
den Toten auch in ihr alle bösen Triebe entfesselt und sie
zur Dirne gemacht, die von einer Hand in die andere geht.
Die dritte, die Kammersängerstochter Seraphine, ist
Kirchliches.
gelegentlich einmal nach einer traulichen Musikstunde die
Geliebte des gerade vakanten Herrn v. Reisenberg ge¬
— Konfraternitäts=Kapelle. Die Wiedereröffnung der
worden und überrascht ihn bei einem Wiedersehen nach ein
St.=Josefs=Kapelle des Krankeninstitutes der Konfraternität,
paar Monaten mit der Eröffnung, daß sie sich Mutter
VIII. Skodagasse 32, mußte verschoben werden und findet end¬
fühle. Dieser letzte Akt spielt am Tage der Kriegs¬
gültig am Sonntag, den 19. d. statt. Um 9 Uhr Festpredig!
und feierliches Hochamt.
erklärung, im August 1914, und zwar in einem dänischen
Exerzitien. Im Missionshause St. Gabriel, Mödling
bei Wien, werden vom 31. Oktober abends bis 3. November
die Leute, die man in den früheren Akten in Wien kennen
früh, Exerzitien für Männer und Jünglinge abgehalten. An¬
gelernt hat. Es ist eine wahrhaft lächerliche Zumutung
meldungen an die Exerzitienleitung des Missionshauses.
an den Zuschauer, dieses zufällige Zusammentreffen am
St.=Vinzenz=Konferenz Roßau. Professor P. Doktor
dänischen Strande zu glauben, der — eine neckische dich¬
Alberi Völlmecke S. V. D. hält zugunsten der Konferenz
terische Kaprize! — mit Dattelpalmen bewachsen ist. Unds
einen Lichtbildervortrag über die große Dulderin Anna
Katharina Emmerick am Sonntag, den 19. d., um ½6 Uhr
dort vollzieht sich das Schicksal der Gräfin Aurelie. Ihr
abends, im Klostersaale, IX. Servitengasse 9. Karten in der
Falkenier ist da, sie zu holen. Aber jetzt paßt sie, die durch“
Sakristei der Servitenpfarre.
soviel Schmutz gegangen ist, nicht mehr zu ihm. Sie
Bibelbetrachtungen in der Kirche Am Hof. Sonntag,
lehnt seine Werbung ab und zieht es vor, sich mit ihm ins
den 12. d., ½7 Uhr abends, spricht P. Dr. Anton
Meer zu stürzen, nach dem in solchen Fällen bewährten:
Stonner S. J. über 1. Thess. 2, 1—13.
Muster der Bewohner von Rosmersholm. Das Rätsel¬
Konzert zugunsten der Renovierung der Orgel in der
weib Judith, die gleichfalls anwesend ist, fährt, als die
Paulanerkirche 4. Bezirk. Sonntag, den 12. d., um 7 Uhr
Geliebte des Prinzen, welchen man ebenfalls unter den
abends, im großen Musikvereinssaale. Mitwirlende: Professor
Violine; Elise
Anwesenden bemerkt, auf einer Jacht davon. Dem Reisen¬
Karl Walter, Orgel: Frau Erny Alberdin5,
Schmidt Sopran; Waldhornquintett Stiegter Karten zu 40.000
berg bleibt jetzt nur mehr seine Seraphine übrig, doch
bis 10.000 Kr. in der Sakristei der Paulanerkirche und an der
hindert ihn ihr Mutterschaftsgeständnis nicht, auf die
Abendlassa.
fünfzehnjährige Tochter des Hoteldirektors zu spitzen.
Jahrgang 1900. Die Weltpriester, welche im Jahre 1900
Drei Frauenschicksale werden hier gezeigt, hervor¬
die heiligen Meihen empfingen, treffen sich am Donnerstag,
wachsend aus drei Frauentemperamenten. Von den
den 16. d. in D##en, I. Stefansplatz „Deutsches Haus“, Zimmer
„Strömen“ ist die Rede, die dunkelgründig und ge¬
Nr. 3 um 1 Uhr mittags.
Der De la Salle=Verein zur Erziehung von Waisen¬
heimnisvoll ewig zwischen Weib und Mann rauschen. Un¬
kindern, XV. Gebrüder=Lang=Gasse 6, veranstaltet eine Wallfahrt
erkannte, unbedankte, abgewiesene Liebe reißt hier Frauen
nach Döbling „Zu. Mutter vom #eneigten Haupte“ am Sonntag,
in verwirrende und unentrinnbare Wirbel, macht sie zur
den 19. d. unter Leitung des P Alois Hutterer. Zusammenkunft
leichten Beute des Spielers. Ernste Männer träumen
der Teilnehmer um 3 Uhr am Saarplatz in Döbling, ½4 Uhr
und leiden an ihrem Glück vorbei. Es wäre ungerecht.
Predigt und heiliger Segen.
manche zarte Stimmung zu übersehen, die diese Komödie
Orgelkonzert in der Votivkirche. Walter Pach, der
birgt. So wird beispielsweise in einer Szene, in der die
Organist der Votivlirche veranstaltet am Donnerstag, den
16. d., abends 7 Uhr, zum Besten der Votivkirche ein Orgel¬
bräntliche Techter mit ihrem Gatten das Vaterhaus ver¬
konzert. Mitwirkend: Konzertsängerin Friederike Zwierzina.
laßt, die füße Trauer auf die Bühne gezaubert, die da
Programm: Max Reger op. 27. Choralphantasie „Eine feste
allemal zurückbleibt. Auch im Dialog fällt manches kluge,
Burg ist unser Gott“; J. S. Bach: Präludium und Fuge
schön nachballende Wort.
E=Moll; Mar Reger op. 137. Lieder mit Orgel; Max Reger
Aber dies sind nur stärliche und kaum erwärmende
op. 40 —I.: Choralphantasie „Wie schön leucht uns der Morgen¬
Lichtblicke in einer unermeßlichen Oede, in die uns diese
stern“ Karten bei Kehlendorfer „Deutsche Kunststelle“ im
Propsteipsarrhaus, sowie an der Abendlasse bei den Kirchen¬
Komödie erharmungslos versetzt. Mit einer Oberflächlich¬
keit, über die uns alles gewaltsame Geistreichtun, alles
füren.
Vierzigjähriges Priesterjubiläum. Am 5. d. feierte
Fanaballspiel mit klug gerundeten Worten nicht hinweg¬
geißtl. Rat und Pfarrer Franz Schmid in Wien, Zwischen¬
täuschen kann, wird da Frauenehre beschwätzt und besudelt,
brücken, Pfarre Zu Allenheiligen, sein vierzigjähriges Priester¬
mit einem geilen Zynismus, der wie ein Brechmittel
jubiläum. Am Vorabende sand eine Feier statt, bei der außer
wirkt, wird da der Schöpfung höchstes und scheuestes Ge¬
andern Abg. Volker die Verdienste des Jubilars würdigte.
heimnis abgetastet. Und um das Maß voll zu machen,
Sonntag wurde dieser von den Vereinen vom Pfarrhof in die
kommen im letzten Akte Stellen, die von stumpfsinniger
Kirche geleitet, wo nach der Festpredigt das Hochamt stattfand.
Der Kirchenchor führte bei diesem die große Messe in Es von
Langeweile strotzen und auch jene liebenswürbige Unter¬
Franz Schubert und das Tedeum von G. Preyer auf. Nach
haltsamkeit, die man dem Dramatiker Schnitzler immer
dem Hochamte dankte der Jubilar in einer kurzen Ansprache
nachrühmte, gründlich vermissen lassen. Ein Anfänger,
für die zahlreiche Teilnahme der Bevölkerung.
der solch einen letzten Akt schriebe, würde nach dem letzten
Vorhangfall unbarmherzig ausgezischt. Davor freilich
schützt einen Schnitzler der Klang seines Namens, den
geschäftskundige Lobpreiser der Oeffentlichkeit begeistert
Theater, Kunst und Musik.
genug in die Ohren gehämmert haben. Wüßte man nicht,
Burgtheater.
daß die Aufführung dieser Komödie als Veranstaltung
im Rahmen des Theaterfestes der Stadt Wien gewünscht
Artur Schnitzler: „Komödie der Verführung“.
wurde, so müßte man allen Ernstes die Frage aufrollen,
Erstaufführung am 11. Oktober 1924.
Wer es gett noch nicht einücht, daß er eigentlich doch ob unser armer Staat mit den Milliarden, die das Defizit