Mendt
1
Raquchh Kktece
MAntaekkadita
Eigentümer u. Herausgeber. Karl Ed. Klopfer. Commandit-Verlag Klopfer & Comp., Wien, VIII., Skodagasse 28. Telephon Nr. 23-1.87.
J1Y Abonnement (kann m. jed. Nummer beginnen). 15.000 K für 10 fortlfde. Nummern mit Postversandt: ohne Theaterzettel. Man verlange Erlagschein.
Satsechiud dierer Ranner 11. Oltober, Die nichste wird un 1o. Nonhr ungegeben. — Dei emtl. Artitein int der Bachernek verboten,
Snnen di e
Das hätte die böse Angelegenheit ja in Ord¬
(König) usw. usw. Der Hausherr Prinz Arduin
nung gebracht, wenn darauf auch die Ehescheidung
(Hennings), den wir uns in seiner goldverschnür¬
Komödie der Verführung
Verfolgt wäre. Aber das gräfliche Ehepaar blieb
ten Uniform eines österreichischen Generals der
in drei Akten von Arthur Schnitzler. (Ur¬
beisammen — vielleicht zwei Verdammte, die in
Kavallerie ungefähr als einen Modena-Este vor¬
aufführung im Burgtheater Samstag, den 11.
der gemeinsam geschleppten Kette eine gemein¬
zustellen haben, erscheint in der Begleitung des
Oktober.)
same Schuld abbüßen müssen — und „quülte sich
Dichters Doehl (Andersen), der sich im Scherz
gegenseitig zu Tode“. Uber Aurelie, die um diese
An der Spitze des Personenverzeichnisses
das Amt eines „Geheimrevolutionärs“ bei dem
Zeit vor ihrer Mündigkeit stand, übernahm ein
und von den anderen Rollen etwas getrennt stehen
Prinzen zuspricht. Auf andere Weise war vor
Freund ihres Vaters, der verwitwete Freiherr v.
drei einfache Frauennamen: Aurelie, Judith,
dem Krieg ein ehrenhaftes Verhältnis zwischen
Falkenir, eine kurze Vormundschaft. Auch in
Seraphine. Wir sollen sie wohl als Typen be¬
einem modernen Poeten und einem so hohen
dessen Haus waren eheliche Unstimmigkeiten zu
trachten, abseits von ihren Beziehungen zu den
Herrn nicht zu erklären. (Daß ein Gigerl von
einem krassen Abschluß gekommen. Seine Frau
übrigen Personen. Aurelie könnten wir als das
Rittmeister die Bemerkung macht, Seine Hoheit
beging Selbstmord. Darauf hat er die Diplomaten¬
Weib der Antike, des heidnischen Sonnenkults
lasse sich gern herab und der Maler Gysar ihm
laufbahn verlassen und sich nach Rom zurückgezo¬
nehmen, ein Mädchen aus der Fremde in der
darauf erwidert, daß es vielleicht der Dichter
gen, um gelehrten Studien zu obliegen. Heuer
modernen Umwelt und sich selber befremdend,
sei, der sich zu dem Prinzen herablasse, ist von
(man schreibt 1914) ist er im Fasching wieder
wenn sie, die gesellschaftlich in den Satzungen
der Hauszensur des Burgtheaters gestrichen
in Wien aufgetaucht und auf einem Ball im
des Hochadels wurzelt, die Freiheit ihrer Seele
worden, was man vielleicht wieder als Anzeichen
Hause der Fürstin Degenbach recht unvermutet
gegen das eigene Blut verteidigen muß. — Aus
nehmen könnte, daß man sich dort auf die
deren Nichte: Aurelie Merkenstein wiederbegeg¬
ferner Urheimat kommt auch die Judith, doch
Wiederherstellung der „alten Verhältnisse“ ein¬
kein Mädchen aus der Fremde in der Börsen¬
net. Wie Märchenzauber ging’s von der Vielum-richtet — leider nur nicht auf die Wieder¬
schwärmten aus, die Alles in's Unwirkliche hob
welt, mit der sie verschwägert ist, und wenn
herstellung des alten Burgtheaters.) Der Prinz
und paradiesische Fata Morgana an die Stelle der
wir im Verlauf der Begebenheiten erfahren, daß
spricht vor Doehl seinen Zweifel aus, daß Aurelie,
räsonablen Realität setzte. Wer hat da das Diktum
ihr Familienname Asrael lautet, so erkennen
die Unberechenbare, wirklich auf diesem Maifest
gefällt, Aurelie müsse in eheliche Geborgenheit
wir zwar den semitischen A/rah als Urahn der
erscheinen werde. In diesem Moment nähert sich
gebracht werden? Der Hofstaat der Märchen¬
Sippen, die sich vom Asser zum Ascher moderni¬
ihm die maskierte Frau Julia Westerhaus und
prinzessin war einmütig darin, daß ihr gezieme,
siert haben, müssen uns aber zugleich überzeugen,
verlangt — als seine abgedankten Geliebte
sich den Gemahl zu cuich. und da aaren diei
werngzstens noeh eine Atschieusvierteistunde gien
daß diese Dame weit abfiel vom Stamm jener
Herren, die rasch entschlossen ein Vorrecht an¬
Shwöre dir, daß ich mich nicht in deinem Bett
Asra, die da sterben, wenn sie lieben.
sprachen, um ihr in der zudringlichen Menge
osseln werde.“ (Dagegen hat die Burgtheater¬
Seraphine ist Wiener Blut von der feinsten
der kühnen Bewerber Luft zu verschaffen: der
##ensur selbstverständlich Nichts einzuwenden ge¬
Mischung, die man Künstlerblut nennen müßte,
junge Prinz Arduin von Perosa, der sie Cousine
habt.) Arduin verschwindet mit ihr, während
auch wenn es nicht zur Violinvirtuosin gereicht
nennen darf und einen mehr als ebenbürtigen
Doehl von Papa Fenz an seinen Tisch am Buffet
hätte, denn in ihm blüht und duftet die Köst¬
Gatten abgäbe, sodann ein ebenso junger Dichter
gezogen wird, wo bald darauf Seraphine sichtbar
lichkeit der Landschaft, in der Beethoven, Haydn,
Ambros Doehl, von dessen Versen Aurelie be¬
wird. Doehl — den alle Welt zum Vertrauten
Mozart und Schubert zur Edelreife gelangt sind.
rauscht ist, und schließlich — gewissermaßen
macht und der darum ahnt, daß ihm das Dichter¬
Wenn man genau zusieht, sind nicht nur
als Ehrenmitglied im Bunde — der ehemalige loos beschieden ist, mit jeder eigenen Herzens¬
diese drei, sondern überhaupt alle auftretenden
Vormund Falkenir, der Mann von Vierzig, der ihr
hoffnung enttäuscht zu werden — läßt sich einen
Personen Nachkommen von Schnitzlers uns wohl¬
eine bewährte Freundeshand zum Geleite durch’s
Strauß glühender Rosen, den er wahrscheinlich
bekannten Geschöpfen, und wir sehen sie vielleicht
Leben böte. Aurelie hat dieses Ergebnis einer
für Aurelie bereitgehabt hätte, von Seraphine
schärfer als er selbst, der sich träumend von
dionysischen Ballnacht-Stimmung willkommen ge¬
abschwatzen, als er ihr sein Kompliment über
ihnen antreten ließ, wie ein größerer Dichter,
heißen und Bedenkzeit verlangt: drei Monate,
ihr improvisiertes Geigenspiel macht. „Es war
der längst der Welt gehört:
in denen sie die drei gleich liebwerten Gesell¬
„Phanta¬
eine so leidenschaftliche Melodie.“
Ihr drängt euch zu — nun gut, so mögt ihr walten,
schafter nicht sehen will, um ungestört zu
sieen“, erwidert sie. „Was mein Herz mir ein¬
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
überlegen, wem sie ein ganzes Herz schenken
gab.“ — „Dann wundert es mich, daß Sie so
Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
könne. Am 1. Mai muß Prinz Arduin in seinem
aufrichtig gewesen sind, Seraphine.“ (Unsinni¬
Wiener Palais ein Parkfest zugunsten einer, von
Die „schwankenden Gestalten“, sie sind bei
ger Weise legt der Darsteller den Hauptton auf
der Fürstin Degenbach patronisierten Wohltätig¬
Schnitzler stets Menschen von Fleisch und Blut
„Sie“, was schon das einleitende „Dann“ verbôte,
keitsaktion geben; da will man zur Mitter¬
gewesen; darum kann er ihnen mit der nach¬
so daß eine Sottise daraus wird.) Ihre Schwester
Inachtsstunde am Schloßteich zusammentreffen, und
reifenden Seelenkunde neue Lebensgeheimnisse
führt nun einen Leutnant ein, der bei Papa um
Aurelie wird ihre Entscheidung bekanntgeben.
abhorchen — und darüber staunen gleich uns.
ihre Hand anhält. Das Familien-Idyll wird durch
Der erste Akt bringt dieses Frühlingsnacht¬
Er hat seinen Faust aus den. Don Juan-Pro¬
zwei weibliche Masken gestört, die den alten
Maskenfest im feenhaft beleuchteten Park des
blem entwickelt und sein Ewigweibliches nicht
Vokativus von Kammersänger in die Ferne
Prinzen von Perosa. Hier ist der Teich und da¬
zur Errettung berufen. sondern zu Don Juans
locken. Bald darauf taucht auf dem Kiesweg am
neben auf einer der Terrassen, in denen sich
Uberwindung und zu Faustens Erleuchtung: daß
Teich der berühmte Max v. Reisenberg auf (Karl
der Park zur Höhe des Belvederes aufstuft, das
einer grüblerischen Psychologie die Traumwand¬
Günther, der jugendliche Bonvivant vom Deutschen
Champagnerzelt der Fürstin (Witt), wo auch die
Volkstheater, der auf Wunsch des Verfassers
ler-Sicherheit vorzuziehn ist, mit der ein richtig
lungehende Sängerin Judith Asrael (Aknay)
Verliebter an allen natürlichen Abgründen vor¬
engagiert worden ist). Das ist der Sohn des
beikommt.
Ehrendienst macht und sich nach und nach
Juweliers, der im Duell mit Graf Merkenstein
zwanglose Gruppen zusammenlinden. Da haben
Gräfin Aurelie Merkenstein ist das Schnitz¬
fiel, Elegant und Beau, Lebejüngling und Müßig¬
ler'sche Vollweib. (Einem Vollmann sind wir bei
wir den Bankpräsidenten Westerhaus (Marr) mit
gänger, denn er hat das hinterlaßne Geschäft
seiner Frau Julia (Retty), der Schwester Judiths,
ihm noch nicht begegnet.) Ihr Vaterhaus stand
des Vaters verkauft und bemüht sich nur um
den pensionierten Kammersänger Fenz (G. Reimers)
die Nachfolgerschaft in seinem Rufe des unwider¬
vor einigen Jahren im Mittelpunkt eines Skandals.
mit seiner jüngeren Tochter Elisabeth (Percy),
stehlichen Verführers. Seraphine, der er schon
Ihre Mutter hatte einen reichen Juwelier, stadt¬
bekannten Don Juan, zum Geliebten. Der Graf während die ältere: Seraphine (Mayen) zunächst
aufgefallen ist, wie er an dem Orchester vor¬
kam dahinter und erschoß den Eindringling im aus der Ferne als Violinspielerin zu hören ist,
überging, wo sie von einem der Geiger das In¬
Duell. Prozeß, Verurteilung, Gefängnishaft und ferner den berühmten Porträtmaler Gysar (Höb¬
strument geborgt hatte, wirft ihm fast unwill¬
nach acht Tagen die kaiserliche Begnadigung
ling), den schneidigen Staatsanwalt Braunigl kürlich eine von Doehls blutroten Rosen vor die
1
Raquchh Kktece
MAntaekkadita
Eigentümer u. Herausgeber. Karl Ed. Klopfer. Commandit-Verlag Klopfer & Comp., Wien, VIII., Skodagasse 28. Telephon Nr. 23-1.87.
J1Y Abonnement (kann m. jed. Nummer beginnen). 15.000 K für 10 fortlfde. Nummern mit Postversandt: ohne Theaterzettel. Man verlange Erlagschein.
Satsechiud dierer Ranner 11. Oltober, Die nichste wird un 1o. Nonhr ungegeben. — Dei emtl. Artitein int der Bachernek verboten,
Snnen di e
Das hätte die böse Angelegenheit ja in Ord¬
(König) usw. usw. Der Hausherr Prinz Arduin
nung gebracht, wenn darauf auch die Ehescheidung
(Hennings), den wir uns in seiner goldverschnür¬
Komödie der Verführung
Verfolgt wäre. Aber das gräfliche Ehepaar blieb
ten Uniform eines österreichischen Generals der
in drei Akten von Arthur Schnitzler. (Ur¬
beisammen — vielleicht zwei Verdammte, die in
Kavallerie ungefähr als einen Modena-Este vor¬
aufführung im Burgtheater Samstag, den 11.
der gemeinsam geschleppten Kette eine gemein¬
zustellen haben, erscheint in der Begleitung des
Oktober.)
same Schuld abbüßen müssen — und „quülte sich
Dichters Doehl (Andersen), der sich im Scherz
gegenseitig zu Tode“. Uber Aurelie, die um diese
An der Spitze des Personenverzeichnisses
das Amt eines „Geheimrevolutionärs“ bei dem
Zeit vor ihrer Mündigkeit stand, übernahm ein
und von den anderen Rollen etwas getrennt stehen
Prinzen zuspricht. Auf andere Weise war vor
Freund ihres Vaters, der verwitwete Freiherr v.
drei einfache Frauennamen: Aurelie, Judith,
dem Krieg ein ehrenhaftes Verhältnis zwischen
Falkenir, eine kurze Vormundschaft. Auch in
Seraphine. Wir sollen sie wohl als Typen be¬
einem modernen Poeten und einem so hohen
dessen Haus waren eheliche Unstimmigkeiten zu
trachten, abseits von ihren Beziehungen zu den
Herrn nicht zu erklären. (Daß ein Gigerl von
einem krassen Abschluß gekommen. Seine Frau
übrigen Personen. Aurelie könnten wir als das
Rittmeister die Bemerkung macht, Seine Hoheit
beging Selbstmord. Darauf hat er die Diplomaten¬
Weib der Antike, des heidnischen Sonnenkults
lasse sich gern herab und der Maler Gysar ihm
laufbahn verlassen und sich nach Rom zurückgezo¬
nehmen, ein Mädchen aus der Fremde in der
darauf erwidert, daß es vielleicht der Dichter
gen, um gelehrten Studien zu obliegen. Heuer
modernen Umwelt und sich selber befremdend,
sei, der sich zu dem Prinzen herablasse, ist von
(man schreibt 1914) ist er im Fasching wieder
wenn sie, die gesellschaftlich in den Satzungen
der Hauszensur des Burgtheaters gestrichen
in Wien aufgetaucht und auf einem Ball im
des Hochadels wurzelt, die Freiheit ihrer Seele
worden, was man vielleicht wieder als Anzeichen
Hause der Fürstin Degenbach recht unvermutet
gegen das eigene Blut verteidigen muß. — Aus
nehmen könnte, daß man sich dort auf die
deren Nichte: Aurelie Merkenstein wiederbegeg¬
ferner Urheimat kommt auch die Judith, doch
Wiederherstellung der „alten Verhältnisse“ ein¬
kein Mädchen aus der Fremde in der Börsen¬
net. Wie Märchenzauber ging’s von der Vielum-richtet — leider nur nicht auf die Wieder¬
schwärmten aus, die Alles in's Unwirkliche hob
welt, mit der sie verschwägert ist, und wenn
herstellung des alten Burgtheaters.) Der Prinz
und paradiesische Fata Morgana an die Stelle der
wir im Verlauf der Begebenheiten erfahren, daß
spricht vor Doehl seinen Zweifel aus, daß Aurelie,
räsonablen Realität setzte. Wer hat da das Diktum
ihr Familienname Asrael lautet, so erkennen
die Unberechenbare, wirklich auf diesem Maifest
gefällt, Aurelie müsse in eheliche Geborgenheit
wir zwar den semitischen A/rah als Urahn der
erscheinen werde. In diesem Moment nähert sich
gebracht werden? Der Hofstaat der Märchen¬
Sippen, die sich vom Asser zum Ascher moderni¬
ihm die maskierte Frau Julia Westerhaus und
prinzessin war einmütig darin, daß ihr gezieme,
siert haben, müssen uns aber zugleich überzeugen,
verlangt — als seine abgedankten Geliebte
sich den Gemahl zu cuich. und da aaren diei
werngzstens noeh eine Atschieusvierteistunde gien
daß diese Dame weit abfiel vom Stamm jener
Herren, die rasch entschlossen ein Vorrecht an¬
Shwöre dir, daß ich mich nicht in deinem Bett
Asra, die da sterben, wenn sie lieben.
sprachen, um ihr in der zudringlichen Menge
osseln werde.“ (Dagegen hat die Burgtheater¬
Seraphine ist Wiener Blut von der feinsten
der kühnen Bewerber Luft zu verschaffen: der
##ensur selbstverständlich Nichts einzuwenden ge¬
Mischung, die man Künstlerblut nennen müßte,
junge Prinz Arduin von Perosa, der sie Cousine
habt.) Arduin verschwindet mit ihr, während
auch wenn es nicht zur Violinvirtuosin gereicht
nennen darf und einen mehr als ebenbürtigen
Doehl von Papa Fenz an seinen Tisch am Buffet
hätte, denn in ihm blüht und duftet die Köst¬
Gatten abgäbe, sodann ein ebenso junger Dichter
gezogen wird, wo bald darauf Seraphine sichtbar
lichkeit der Landschaft, in der Beethoven, Haydn,
Ambros Doehl, von dessen Versen Aurelie be¬
wird. Doehl — den alle Welt zum Vertrauten
Mozart und Schubert zur Edelreife gelangt sind.
rauscht ist, und schließlich — gewissermaßen
macht und der darum ahnt, daß ihm das Dichter¬
Wenn man genau zusieht, sind nicht nur
als Ehrenmitglied im Bunde — der ehemalige loos beschieden ist, mit jeder eigenen Herzens¬
diese drei, sondern überhaupt alle auftretenden
Vormund Falkenir, der Mann von Vierzig, der ihr
hoffnung enttäuscht zu werden — läßt sich einen
Personen Nachkommen von Schnitzlers uns wohl¬
eine bewährte Freundeshand zum Geleite durch’s
Strauß glühender Rosen, den er wahrscheinlich
bekannten Geschöpfen, und wir sehen sie vielleicht
Leben böte. Aurelie hat dieses Ergebnis einer
für Aurelie bereitgehabt hätte, von Seraphine
schärfer als er selbst, der sich träumend von
dionysischen Ballnacht-Stimmung willkommen ge¬
abschwatzen, als er ihr sein Kompliment über
ihnen antreten ließ, wie ein größerer Dichter,
heißen und Bedenkzeit verlangt: drei Monate,
ihr improvisiertes Geigenspiel macht. „Es war
der längst der Welt gehört:
in denen sie die drei gleich liebwerten Gesell¬
„Phanta¬
eine so leidenschaftliche Melodie.“
Ihr drängt euch zu — nun gut, so mögt ihr walten,
schafter nicht sehen will, um ungestört zu
sieen“, erwidert sie. „Was mein Herz mir ein¬
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
überlegen, wem sie ein ganzes Herz schenken
gab.“ — „Dann wundert es mich, daß Sie so
Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
könne. Am 1. Mai muß Prinz Arduin in seinem
aufrichtig gewesen sind, Seraphine.“ (Unsinni¬
Wiener Palais ein Parkfest zugunsten einer, von
Die „schwankenden Gestalten“, sie sind bei
ger Weise legt der Darsteller den Hauptton auf
der Fürstin Degenbach patronisierten Wohltätig¬
Schnitzler stets Menschen von Fleisch und Blut
„Sie“, was schon das einleitende „Dann“ verbôte,
keitsaktion geben; da will man zur Mitter¬
gewesen; darum kann er ihnen mit der nach¬
so daß eine Sottise daraus wird.) Ihre Schwester
Inachtsstunde am Schloßteich zusammentreffen, und
reifenden Seelenkunde neue Lebensgeheimnisse
führt nun einen Leutnant ein, der bei Papa um
Aurelie wird ihre Entscheidung bekanntgeben.
abhorchen — und darüber staunen gleich uns.
ihre Hand anhält. Das Familien-Idyll wird durch
Der erste Akt bringt dieses Frühlingsnacht¬
Er hat seinen Faust aus den. Don Juan-Pro¬
zwei weibliche Masken gestört, die den alten
Maskenfest im feenhaft beleuchteten Park des
blem entwickelt und sein Ewigweibliches nicht
Vokativus von Kammersänger in die Ferne
Prinzen von Perosa. Hier ist der Teich und da¬
zur Errettung berufen. sondern zu Don Juans
locken. Bald darauf taucht auf dem Kiesweg am
neben auf einer der Terrassen, in denen sich
Uberwindung und zu Faustens Erleuchtung: daß
Teich der berühmte Max v. Reisenberg auf (Karl
der Park zur Höhe des Belvederes aufstuft, das
einer grüblerischen Psychologie die Traumwand¬
Günther, der jugendliche Bonvivant vom Deutschen
Champagnerzelt der Fürstin (Witt), wo auch die
Volkstheater, der auf Wunsch des Verfassers
ler-Sicherheit vorzuziehn ist, mit der ein richtig
lungehende Sängerin Judith Asrael (Aknay)
Verliebter an allen natürlichen Abgründen vor¬
engagiert worden ist). Das ist der Sohn des
beikommt.
Ehrendienst macht und sich nach und nach
Juweliers, der im Duell mit Graf Merkenstein
zwanglose Gruppen zusammenlinden. Da haben
Gräfin Aurelie Merkenstein ist das Schnitz¬
fiel, Elegant und Beau, Lebejüngling und Müßig¬
ler'sche Vollweib. (Einem Vollmann sind wir bei
wir den Bankpräsidenten Westerhaus (Marr) mit
gänger, denn er hat das hinterlaßne Geschäft
seiner Frau Julia (Retty), der Schwester Judiths,
ihm noch nicht begegnet.) Ihr Vaterhaus stand
des Vaters verkauft und bemüht sich nur um
den pensionierten Kammersänger Fenz (G. Reimers)
die Nachfolgerschaft in seinem Rufe des unwider¬
vor einigen Jahren im Mittelpunkt eines Skandals.
mit seiner jüngeren Tochter Elisabeth (Percy),
stehlichen Verführers. Seraphine, der er schon
Ihre Mutter hatte einen reichen Juwelier, stadt¬
bekannten Don Juan, zum Geliebten. Der Graf während die ältere: Seraphine (Mayen) zunächst
aufgefallen ist, wie er an dem Orchester vor¬
kam dahinter und erschoß den Eindringling im aus der Ferne als Violinspielerin zu hören ist,
überging, wo sie von einem der Geiger das In¬
Duell. Prozeß, Verurteilung, Gefängnishaft und ferner den berühmten Porträtmaler Gysar (Höb¬
strument geborgt hatte, wirft ihm fast unwill¬
nach acht Tagen die kaiserliche Begnadigung
ling), den schneidigen Staatsanwalt Braunigl kürlich eine von Doehls blutroten Rosen vor die