Nr. 117
cnengen ingl. Tireater- u. Prenndenzeinuns (hraut Pet Kiepien). Ködt. Tahne. I. Sne terelähtte un
. Selle
die Verschmähte. Oder ist diese Woge in ihrem Salzsäule, um dann raschestens und ohne Gruß Stamm. Wir gehören ja zusammen — in einer
Blut, die ihr Etwas wie Racheverlangen eingibt, zu verschwinden. Aber wir müssen auch aus dem herrlichen und verworfenen Weise. Ach, Judith.
eine Bestätigung seiner Erkenntnis? Er meinte
Dialog dieses Liebespaares erfahren, daß Aurelie
wollen Sie nicht die Meine werden?“
ihre Erhöhung, und sie spürt nur Erniedrigung. Keinem ein Recht über sich einräumt, kein körper¬
ab, will's aber nicht verschwören, ihm einmal
In dieser Minute taumelnder Verlorenheit er- liches und schon gar nicht ein seelisches. Sie ist
gelegentlich auf vierundzwanzig Stunden anzu¬
scheint vor ihr wieder Max. Ein mahnendes Ge-immer „anderswo“. Max wirft ihr vor, daß sie
gehören. Nur müsse er ihr schwören, sie dann
spenst? Unwillkürlich reißt sie sich die von der ihm unendlich viel geschenkt habe, aber niemals
nicht länger halten zu wollen. Er schwört es,
Mutter geerbte Goldkette vom Hals und schleu¬
sich selbst, und es kommt zu der sanften Auflösung
und sie verspricht, ihn zu gelegener Zeit zu rufen.*)
dert sie in den Teich. — „Also doch aber¬
dieses Verhältnisses, in welchem er von Tag zu
Sie reicht dem Scheidenden die eine Hand zum
gläubisch, Gräfin?“ Damit tritt er näher, sieht
Tag nur eine immer kläglichere Rolle spielen Kuß und nimmt mit der anderen das Hörrohr
mit Entsetzen ihre Verstörtheit, weili nicht, ob
könnte. Als Aurelie allein ist, zieht sie den Vor-□des Telephons ab. Eine Meldung aus dem Büro
er sich irgendwie Schuld geben muß und bittet
hang vor’s Fenster, aus dem der sonnige Garten des Schwagers treibt ihr das Blut aus den Adern.
endlich, sie zu ihrem Wagen geleiten zu dürfen;
hereingrüßt, und dehnt schwermültig die Arme Julia tritt mit den aufbrechenden Güsten ein und
er könne sie unmöglich alleinlassen. Heimfahren?
über Schultern und Kopf. Ihr schaudert vor der fragt, ob der Anruf ihr gegolten habe. Sie erwartet
Nein, Das kann sie jetzt nicht. Aber das Fest
Einsamkeit, in der sie auf diesem Erdball steht.
Jja jede Minute die Nachricht, die ihr der Staats¬
ist aus; was sie für Fackeln zwischen den fernen
anwalt angekündigt hat. „Um acht Uhr erwarte
Bäumen hält, ist schon das Morgenrot. Und dafallein — zwischen einem Glück und demsich Sie“, flüstert er ihr zu. Als die Gäste davon
weht sie ein berauschender Fliederduft an. Erjandern zwischen einer Lust und der andern.
sind, versucht Julia, selbst zu telephonieren. Die
kommt von dem letzten der drei Zweige, die
zwischen einem Tod und dem andern....
Leitung ist abgestellt. Jetzt fällt ihr die Blässe
Max gepflückt hat; Seraphine trägt den zweiten
Der Schauplatz der zweiten Szene ist derlder Schwester auf. „Was ist geschehen? Sag'
davon nach Hause, den dritten empfängt nun
Salon Westerhaus, nach einer Mittagsgasterei.
mir die Wahrheit! Schone mich nicht! Die Polizei
Aurelie. Sie drückt die Blüten an ihr glühendes
Hier setzt eine Art Zwischenspiel ein, das an
war dort? Man hat ihn verhaftet?“
— „Woher
Gesicht. 0 tröstlicher Lenzhauch! — „Wollenl den Styl der französischen Schule gemahnt. Der
weißt du Das?“ fährt Judith auf. Julia jubelt.
wir eine Spazierfahrt in's Freie machen, Herr Geist von Dumas fils schwebt über dieser Sitten¬
Sie ist frei — wär' es auch nur für eine Nacht —
v. Reisenberg?“ bäumt sie sich mit einer
stück-Dramatik. Und obwohl die Vorgänge mit
##seit sieben Jahren das erste Mal.“ Heut kann sie
bacchantischen Bewegung auf. „Hinaus in den
der Haupthandlung gar Nichts zu tun haben,
schlafen, wo und bei wemn sie will. „Wenn’'s mir
Frühlingsmorgen!“ — Er müßte nicht Der sein,
geben sie dem Abend die stärkste Illumination
beliebte, könnte ich mich an’s Fenster stellen
der er ist, um da zu versagen. Verlaßne, Ent¬
Westerhaus wird aus dem Speisezimmer
und mir irgend einen hübschen Burschen herauf¬
täuschte zu trösten, nach Betäubung Verlangende
an's Telephon gerufen und nimmt da Nachrichten
winken. Aber es wäre ja nicht das Rechte, Er
in Opiumräusche zu versenken, da stellt er seinen
entgegen, die seine Spekulationen auf Kriegs¬
wüßte ja Nichts davon, und dann erst hätte ich
Mann Don Juan fühlt sich zu einem Gelegenheits¬
konjunktur als kluge Voraussicht erscheinen lassen.
meinen Spaß daran, wenn er dabeistünde — mit
schmäuschen geladen und gankelt sich dazu die
Schwägerin Judith, die sich gerne in seiner Nähe
Ketten an Händen und Füßen.“ — Da sagt ihr
große Leidenschaft vor, die das Abenteuer auf
aufhält, weiß, daß die Aufregung des Börsespiels
die Schwester die volle Wahrheit. Westerhaus
beiden Seiten zu einer Lebensentscheidung machen
sein Element ist und der Sinn seines Lebens —
ist tot. „Im Augenblick, da sie ihn verhaften
müßte. Der Gelegenheitslügner ist ja auch immer
die Gattin, der er gierig anhangt und die ihn
wollten, hat er sich erschossen“. Julia zuckt zu¬
Gelegenheitskomödiant vor sich selbst.
Thaßt und ihn betrügt, wo sie nur kann. Der
sammen. Nun, sie hat auch Das kommen sehn, hat ihn
Der zweite Akt hat drei Teile, die an einem
Staatsanwalt Braunigl, der wieder unter den
immer gewarnt. Ihr graut,jetzt nur bei den Gedanken,
Tag spielen, genau anderthalb Monate nach jenem
Gästen ist, hat ein hübsches Mittel ersonnen, Frau
daß man ihr die Leiche in’s Haus bringen könne. Im
Maifest. Im ersten Teil finden wir Aurelie in
Julia für einige Zeit von dem lästigen Gemahl
nächsten Augenblick überlegt sie schon praktisch.
ihrem „kleinen Palais in der Salesianergasse“,
zu befreien. Er wird ihn heut noch — verhaften
Die ganze Einrichtung des Hauses ist auf ihren
Hier sitzt sie dem Meister Gysar zu ihrem Porträt. lassen; Belege, die es rechtfertigen, ihn mindestens
Namen geschrieben: da kann niemand die Hand
Die Arbeit geht nicht vonstatten. „Wohin denken
einige Tage in’s Untersuchungsgefängnis zu stecken,
darauf legen. Aber — diese Perlen-Halskette;
Sie, Aurelie? — „Das hoff' ich recht bald aus
werden sich in seinem Büro schon „beschlag¬
könnte die Polizei vielleicht die .. Als die
dem Porträt zu erfahren, das Sie malen.“ — „Ihre nahmen“ lassen. (Ob der Herr Staatsanwalt unter
Schwester sie verläßt, um über Nacht eine Toten¬
Seele fliegt allzusehr in's Weite, Aurelie.“ Dalsolchen Umständen noch als Gast im Hause des
wache zu halten, fällt Julia ein, daß die Perlen¬
meint sie, auch Das müsse man schließlich malen
Angeklagten verkehren dürfte und nicht schon
schnur bei niemand so sicher verwahrt wäre als
können. Plötzlich zerstört er das Bild, wie schon zur Wahrung seiner Objektivität verpflichtet wäre,
bei dem Staatsanwalt. Sie klingelt der Zofe nach
zwei frühere Entwürfe. Sie will ihn verabschieden, die Angelegenheit einem Kollegen zu übertragen?)
Hut und Mantel. — So endet die Szene im Buch;
Er schwört, daß es keine andere Arbeit mehr für
Und um acht Uhr abends erwartet er Julie bei
in der Aufführung ist dieser Schluß gestrichen,
ihn gebe, wenn er hier verzichten müsse und
sich. Sie verhöhnt ihn, aber nachdem der Gatte
sehr zum Vorteil des Effektes, über dem der Ver¬
bittet, sie in seinem Garten malen zu dürfen:
davon ist, in sein Büro gerufen, ist sie in fiebern¬
wandlungsvorhang zusammenfällt. Julia will der
der ist durch hohe Mauern vor fremden Blicken
der Erwartung einer telephonischen Meldung von
Schwester verwehren, ihre Stelle an der Leiche
geschützt. Sie weiß, was Das heißt und was ihn
dorther — über diese Verhaftung, die ihr die
des Mannes einzunehmen. „Was maßest du dir
zu diesem Ansinnen ermutigt. Glaubt nun ein
inbrünstig ersehnte Freiheit geben soll. Ambros
an? Ich bin seine Frau gewesen.“ Da reckt sich
Jeder nach ihr die Hand ausstrecken zu dürfen?
Doehl wittert die Katastrophenstimmung in diesem
die Andere auf: „Wenn du dich in die Nähe
„Haben Sie irgend einem Menschen Rechenschaft Haus und wendet sich an Judith. Die ist mit dieses Gemordeten wagst — weh dir!“
abzulegen?“ drängt er. Dieses Wort fängt derleinem Fuß schon in fernen Ländern, wo sie ihre
Die dritte Szene zeigt uns das gemütlich
soeben eintretende Prinz Arduin auf und fordert Künstlerlaufbahn „mit gebührendem Glanz“ er¬
bescheidene Heim der Familie Fenz in Gersthof.
nun von dem Sprecher — die Rechenschaft. Ein
öffnen will. „In einem Jahr bin ich die berühm¬
Elisabeth hat diesen Nachmittag mit ihrem Leut¬
Renkontre scheint unvermeidlich. Aurelie verhin¬
teste Kokotte von Europa.“ Ambros meint, daß
nant die Hochzeit gehalten. Es kommen noch zwei
ihr Das nicht von Herzen gehe. Sie läugnet,
dert es mit Energie, zwingt die Beiden sogar, ein¬
verspätete Gratulanten, Ambros Dochl, der „alte“
ander die Hand zu reichen und verabschiedet Gysar
überhaupt ein Herz zu haben. „O dochl ein armes,
Hausfreund, in den Elisabeth einmal verliebt war,
mit der Zusage, morgen bei ihm zur ersten
verwundetes Herz“, sagt der Dichter. Sie verhöhnt
wiesie ihrem Angetrauten gestand, dann Max Reisen¬
Sitzung für das neue Porträt zu erscheinen. Sodie unglückliche Liebe, die er ihr zutraut. Wenn
berg, der die Jungvermählte nun schon im Reise¬
dokumentiert sie, daß sie auch dem fürstlichen
sie sich den Schwager ernstlich in den Kopf ge¬
kleid sieht. Sie kann aus der Fülle der Rosen,
Vetter keine Rechenschaft schulde. Der beschwört
setzt hätte, hätt' sie ihn sicher erobert. Aber es
die er ihr zum Geschenk bringt, nur zwei an¬
ist besser, daß er an ihrer Schwester zugrund¬
sie, ihm zu entdecken, was mit ihr geschehen sei.
stecken; die anderen müssen zurückbleiben. (Das
gehe. „An mir sollen Andere zugrundegehen.“
Auf das Gerede, das über sie umgeht, gibt er
gehört zu den vielen stillen Gleichnissen, die man
„Armes Kind!“ — Sie verlacht ihn: „Sparen Sie
Nichts. „Bist du Falkenirs Braut oder nicht?“
in dem Stück aufspüren kann.) Während Fenz
„Ich bin keines Menschen Braut.“ — Da wirht
Ihr Bedauern, es geht mir ausgezeichnet.“
er um sie zum zweiten Mal und will keine Frage
*) Das erinnert an die deutsche Geliebte Henri
nach dem Geschehenen tun, wenn sie ihn annehme
mit dem schönen Max, dem „Kameraden“ als
Rocheforts: Katharina Strebinger, in ihrer Art auch ein
Vollweib, die sich die schrankenloseste Freiheit vorbehielt
Liebes-Condottiere. Es gereicht ihr immerhin zur
Sie blickt ihn verträumt an, mit den Kinderaugen,
und die Männer, die ihr gefielen, zu sich in's Bett berief,
Genugtuung, daß er mit der Gräfin Aurelie ge¬
die er aus fernen Tagen an ihr kennt, wo sie
„wie men einander zu einem Löffel Suppe einladet“. Und
Jugendgespielen waren. Er atmet auf. Es kann
brochen hat, von der er sagt, daß ihm in ihrer
sie, die entzückende Schönheit von germanischem Typus.
nicht wahr sein, was man von ihr erzählt. Aber Nähe zuweilen unheimlich geworden sei. Sie kann
die ihre Kraftnatur durch ein — Kasernenabenteuer in
der Schweiz bewies, das endlich sogar dem abgebrühten
da tritt Max Reisenberg ein. Aurelie begrüßt ihn
Das begreifen und hofft, es auch einmal zu er¬
Rochefort die Haare zu Berg trieb, soll „unberührten
mit dem Duwort und stellt ihn dem Prinzen vor.
leben, daß ihr „in irgendwelchen Armen“ unheim¬
Herzens und reinen Gemütes“ durch alle derartigen Er¬
„Dein Verlobter?“ fragt er betreten. „Nein — lich sei. Aber Max werde dieser Jemand nicht
lebnisse gewandelt sein, wo sie erschien wie die Göttin
mein Geliebter“, erklärt sie mit lächelnder Un-Isein. Das will er auch nicht. „Warum sollten wir der Liebe begrüßt — auch von den Frauen.
befangenheit. Hoheit wird für eine Sekunde zur leinander unheimlich sein? Wir sind ja vom selben
(Fortsetzung des Textes auf der 6. Seite)
cnengen ingl. Tireater- u. Prenndenzeinuns (hraut Pet Kiepien). Ködt. Tahne. I. Sne terelähtte un
. Selle
die Verschmähte. Oder ist diese Woge in ihrem Salzsäule, um dann raschestens und ohne Gruß Stamm. Wir gehören ja zusammen — in einer
Blut, die ihr Etwas wie Racheverlangen eingibt, zu verschwinden. Aber wir müssen auch aus dem herrlichen und verworfenen Weise. Ach, Judith.
eine Bestätigung seiner Erkenntnis? Er meinte
Dialog dieses Liebespaares erfahren, daß Aurelie
wollen Sie nicht die Meine werden?“
ihre Erhöhung, und sie spürt nur Erniedrigung. Keinem ein Recht über sich einräumt, kein körper¬
ab, will's aber nicht verschwören, ihm einmal
In dieser Minute taumelnder Verlorenheit er- liches und schon gar nicht ein seelisches. Sie ist
gelegentlich auf vierundzwanzig Stunden anzu¬
scheint vor ihr wieder Max. Ein mahnendes Ge-immer „anderswo“. Max wirft ihr vor, daß sie
gehören. Nur müsse er ihr schwören, sie dann
spenst? Unwillkürlich reißt sie sich die von der ihm unendlich viel geschenkt habe, aber niemals
nicht länger halten zu wollen. Er schwört es,
Mutter geerbte Goldkette vom Hals und schleu¬
sich selbst, und es kommt zu der sanften Auflösung
und sie verspricht, ihn zu gelegener Zeit zu rufen.*)
dert sie in den Teich. — „Also doch aber¬
dieses Verhältnisses, in welchem er von Tag zu
Sie reicht dem Scheidenden die eine Hand zum
gläubisch, Gräfin?“ Damit tritt er näher, sieht
Tag nur eine immer kläglichere Rolle spielen Kuß und nimmt mit der anderen das Hörrohr
mit Entsetzen ihre Verstörtheit, weili nicht, ob
könnte. Als Aurelie allein ist, zieht sie den Vor-□des Telephons ab. Eine Meldung aus dem Büro
er sich irgendwie Schuld geben muß und bittet
hang vor’s Fenster, aus dem der sonnige Garten des Schwagers treibt ihr das Blut aus den Adern.
endlich, sie zu ihrem Wagen geleiten zu dürfen;
hereingrüßt, und dehnt schwermültig die Arme Julia tritt mit den aufbrechenden Güsten ein und
er könne sie unmöglich alleinlassen. Heimfahren?
über Schultern und Kopf. Ihr schaudert vor der fragt, ob der Anruf ihr gegolten habe. Sie erwartet
Nein, Das kann sie jetzt nicht. Aber das Fest
Einsamkeit, in der sie auf diesem Erdball steht.
Jja jede Minute die Nachricht, die ihr der Staats¬
ist aus; was sie für Fackeln zwischen den fernen
anwalt angekündigt hat. „Um acht Uhr erwarte
Bäumen hält, ist schon das Morgenrot. Und dafallein — zwischen einem Glück und demsich Sie“, flüstert er ihr zu. Als die Gäste davon
weht sie ein berauschender Fliederduft an. Erjandern zwischen einer Lust und der andern.
sind, versucht Julia, selbst zu telephonieren. Die
kommt von dem letzten der drei Zweige, die
zwischen einem Tod und dem andern....
Leitung ist abgestellt. Jetzt fällt ihr die Blässe
Max gepflückt hat; Seraphine trägt den zweiten
Der Schauplatz der zweiten Szene ist derlder Schwester auf. „Was ist geschehen? Sag'
davon nach Hause, den dritten empfängt nun
Salon Westerhaus, nach einer Mittagsgasterei.
mir die Wahrheit! Schone mich nicht! Die Polizei
Aurelie. Sie drückt die Blüten an ihr glühendes
Hier setzt eine Art Zwischenspiel ein, das an
war dort? Man hat ihn verhaftet?“
— „Woher
Gesicht. 0 tröstlicher Lenzhauch! — „Wollenl den Styl der französischen Schule gemahnt. Der
weißt du Das?“ fährt Judith auf. Julia jubelt.
wir eine Spazierfahrt in's Freie machen, Herr Geist von Dumas fils schwebt über dieser Sitten¬
Sie ist frei — wär' es auch nur für eine Nacht —
v. Reisenberg?“ bäumt sie sich mit einer
stück-Dramatik. Und obwohl die Vorgänge mit
##seit sieben Jahren das erste Mal.“ Heut kann sie
bacchantischen Bewegung auf. „Hinaus in den
der Haupthandlung gar Nichts zu tun haben,
schlafen, wo und bei wemn sie will. „Wenn’'s mir
Frühlingsmorgen!“ — Er müßte nicht Der sein,
geben sie dem Abend die stärkste Illumination
beliebte, könnte ich mich an’s Fenster stellen
der er ist, um da zu versagen. Verlaßne, Ent¬
Westerhaus wird aus dem Speisezimmer
und mir irgend einen hübschen Burschen herauf¬
täuschte zu trösten, nach Betäubung Verlangende
an's Telephon gerufen und nimmt da Nachrichten
winken. Aber es wäre ja nicht das Rechte, Er
in Opiumräusche zu versenken, da stellt er seinen
entgegen, die seine Spekulationen auf Kriegs¬
wüßte ja Nichts davon, und dann erst hätte ich
Mann Don Juan fühlt sich zu einem Gelegenheits¬
konjunktur als kluge Voraussicht erscheinen lassen.
meinen Spaß daran, wenn er dabeistünde — mit
schmäuschen geladen und gankelt sich dazu die
Schwägerin Judith, die sich gerne in seiner Nähe
Ketten an Händen und Füßen.“ — Da sagt ihr
große Leidenschaft vor, die das Abenteuer auf
aufhält, weiß, daß die Aufregung des Börsespiels
die Schwester die volle Wahrheit. Westerhaus
beiden Seiten zu einer Lebensentscheidung machen
sein Element ist und der Sinn seines Lebens —
ist tot. „Im Augenblick, da sie ihn verhaften
müßte. Der Gelegenheitslügner ist ja auch immer
die Gattin, der er gierig anhangt und die ihn
wollten, hat er sich erschossen“. Julia zuckt zu¬
Gelegenheitskomödiant vor sich selbst.
Thaßt und ihn betrügt, wo sie nur kann. Der
sammen. Nun, sie hat auch Das kommen sehn, hat ihn
Der zweite Akt hat drei Teile, die an einem
Staatsanwalt Braunigl, der wieder unter den
immer gewarnt. Ihr graut,jetzt nur bei den Gedanken,
Tag spielen, genau anderthalb Monate nach jenem
Gästen ist, hat ein hübsches Mittel ersonnen, Frau
daß man ihr die Leiche in’s Haus bringen könne. Im
Maifest. Im ersten Teil finden wir Aurelie in
Julia für einige Zeit von dem lästigen Gemahl
nächsten Augenblick überlegt sie schon praktisch.
ihrem „kleinen Palais in der Salesianergasse“,
zu befreien. Er wird ihn heut noch — verhaften
Die ganze Einrichtung des Hauses ist auf ihren
Hier sitzt sie dem Meister Gysar zu ihrem Porträt. lassen; Belege, die es rechtfertigen, ihn mindestens
Namen geschrieben: da kann niemand die Hand
Die Arbeit geht nicht vonstatten. „Wohin denken
einige Tage in’s Untersuchungsgefängnis zu stecken,
darauf legen. Aber — diese Perlen-Halskette;
Sie, Aurelie? — „Das hoff' ich recht bald aus
werden sich in seinem Büro schon „beschlag¬
könnte die Polizei vielleicht die .. Als die
dem Porträt zu erfahren, das Sie malen.“ — „Ihre nahmen“ lassen. (Ob der Herr Staatsanwalt unter
Schwester sie verläßt, um über Nacht eine Toten¬
Seele fliegt allzusehr in's Weite, Aurelie.“ Dalsolchen Umständen noch als Gast im Hause des
wache zu halten, fällt Julia ein, daß die Perlen¬
meint sie, auch Das müsse man schließlich malen
Angeklagten verkehren dürfte und nicht schon
schnur bei niemand so sicher verwahrt wäre als
können. Plötzlich zerstört er das Bild, wie schon zur Wahrung seiner Objektivität verpflichtet wäre,
bei dem Staatsanwalt. Sie klingelt der Zofe nach
zwei frühere Entwürfe. Sie will ihn verabschieden, die Angelegenheit einem Kollegen zu übertragen?)
Hut und Mantel. — So endet die Szene im Buch;
Er schwört, daß es keine andere Arbeit mehr für
Und um acht Uhr abends erwartet er Julie bei
in der Aufführung ist dieser Schluß gestrichen,
ihn gebe, wenn er hier verzichten müsse und
sich. Sie verhöhnt ihn, aber nachdem der Gatte
sehr zum Vorteil des Effektes, über dem der Ver¬
bittet, sie in seinem Garten malen zu dürfen:
davon ist, in sein Büro gerufen, ist sie in fiebern¬
wandlungsvorhang zusammenfällt. Julia will der
der ist durch hohe Mauern vor fremden Blicken
der Erwartung einer telephonischen Meldung von
Schwester verwehren, ihre Stelle an der Leiche
geschützt. Sie weiß, was Das heißt und was ihn
dorther — über diese Verhaftung, die ihr die
des Mannes einzunehmen. „Was maßest du dir
zu diesem Ansinnen ermutigt. Glaubt nun ein
inbrünstig ersehnte Freiheit geben soll. Ambros
an? Ich bin seine Frau gewesen.“ Da reckt sich
Jeder nach ihr die Hand ausstrecken zu dürfen?
Doehl wittert die Katastrophenstimmung in diesem
die Andere auf: „Wenn du dich in die Nähe
„Haben Sie irgend einem Menschen Rechenschaft Haus und wendet sich an Judith. Die ist mit dieses Gemordeten wagst — weh dir!“
abzulegen?“ drängt er. Dieses Wort fängt derleinem Fuß schon in fernen Ländern, wo sie ihre
Die dritte Szene zeigt uns das gemütlich
soeben eintretende Prinz Arduin auf und fordert Künstlerlaufbahn „mit gebührendem Glanz“ er¬
bescheidene Heim der Familie Fenz in Gersthof.
nun von dem Sprecher — die Rechenschaft. Ein
öffnen will. „In einem Jahr bin ich die berühm¬
Elisabeth hat diesen Nachmittag mit ihrem Leut¬
Renkontre scheint unvermeidlich. Aurelie verhin¬
teste Kokotte von Europa.“ Ambros meint, daß
nant die Hochzeit gehalten. Es kommen noch zwei
ihr Das nicht von Herzen gehe. Sie läugnet,
dert es mit Energie, zwingt die Beiden sogar, ein¬
verspätete Gratulanten, Ambros Dochl, der „alte“
ander die Hand zu reichen und verabschiedet Gysar
überhaupt ein Herz zu haben. „O dochl ein armes,
Hausfreund, in den Elisabeth einmal verliebt war,
mit der Zusage, morgen bei ihm zur ersten
verwundetes Herz“, sagt der Dichter. Sie verhöhnt
wiesie ihrem Angetrauten gestand, dann Max Reisen¬
Sitzung für das neue Porträt zu erscheinen. Sodie unglückliche Liebe, die er ihr zutraut. Wenn
berg, der die Jungvermählte nun schon im Reise¬
dokumentiert sie, daß sie auch dem fürstlichen
sie sich den Schwager ernstlich in den Kopf ge¬
kleid sieht. Sie kann aus der Fülle der Rosen,
Vetter keine Rechenschaft schulde. Der beschwört
setzt hätte, hätt' sie ihn sicher erobert. Aber es
die er ihr zum Geschenk bringt, nur zwei an¬
ist besser, daß er an ihrer Schwester zugrund¬
sie, ihm zu entdecken, was mit ihr geschehen sei.
stecken; die anderen müssen zurückbleiben. (Das
gehe. „An mir sollen Andere zugrundegehen.“
Auf das Gerede, das über sie umgeht, gibt er
gehört zu den vielen stillen Gleichnissen, die man
„Armes Kind!“ — Sie verlacht ihn: „Sparen Sie
Nichts. „Bist du Falkenirs Braut oder nicht?“
in dem Stück aufspüren kann.) Während Fenz
„Ich bin keines Menschen Braut.“ — Da wirht
Ihr Bedauern, es geht mir ausgezeichnet.“
er um sie zum zweiten Mal und will keine Frage
*) Das erinnert an die deutsche Geliebte Henri
nach dem Geschehenen tun, wenn sie ihn annehme
mit dem schönen Max, dem „Kameraden“ als
Rocheforts: Katharina Strebinger, in ihrer Art auch ein
Vollweib, die sich die schrankenloseste Freiheit vorbehielt
Liebes-Condottiere. Es gereicht ihr immerhin zur
Sie blickt ihn verträumt an, mit den Kinderaugen,
und die Männer, die ihr gefielen, zu sich in's Bett berief,
Genugtuung, daß er mit der Gräfin Aurelie ge¬
die er aus fernen Tagen an ihr kennt, wo sie
„wie men einander zu einem Löffel Suppe einladet“. Und
Jugendgespielen waren. Er atmet auf. Es kann
brochen hat, von der er sagt, daß ihm in ihrer
sie, die entzückende Schönheit von germanischem Typus.
nicht wahr sein, was man von ihr erzählt. Aber Nähe zuweilen unheimlich geworden sei. Sie kann
die ihre Kraftnatur durch ein — Kasernenabenteuer in
der Schweiz bewies, das endlich sogar dem abgebrühten
da tritt Max Reisenberg ein. Aurelie begrüßt ihn
Das begreifen und hofft, es auch einmal zu er¬
Rochefort die Haare zu Berg trieb, soll „unberührten
mit dem Duwort und stellt ihn dem Prinzen vor.
leben, daß ihr „in irgendwelchen Armen“ unheim¬
Herzens und reinen Gemütes“ durch alle derartigen Er¬
„Dein Verlobter?“ fragt er betreten. „Nein — lich sei. Aber Max werde dieser Jemand nicht
lebnisse gewandelt sein, wo sie erschien wie die Göttin
mein Geliebter“, erklärt sie mit lächelnder Un-Isein. Das will er auch nicht. „Warum sollten wir der Liebe begrüßt — auch von den Frauen.
befangenheit. Hoheit wird für eine Sekunde zur leinander unheimlich sein? Wir sind ja vom selben
(Fortsetzung des Textes auf der 6. Seite)