box 33/6
29. Konoedie der verfüchrung
### Jutques-Lu..
Kunst und Wissen.
id Schnstzlers „Komödie der Verführung“ im
Burgtheater.
Die im Rahmen des Theaterfestes zum erste nmal auf¬
geführte „Komödie der Verführung“ leuchtet nach
Artur Schnitlers Weise mit wissendem Lächeln und mit
leiser Melancholie in die Erotik, diesmal ausschließlich der
ge
reichen Wiener Gesellschaft der Vorkriegszeit. Das Werk hatte
N.
unter der glänzenden darstellerischen Führung von Else
B#
at
Wohlgemuth einen guten Ersolg. Der Dichter wurde
Ar
n
wiederholt gerufen und mit Hochrefen bedankt. Ueber Werk
Bi
und Aufführung muß noch ausführlich berichtet werden.
tie
Fr
„Die Grohen läßt man laufen.“
yt werden sollen. Etwas wenigee Nerdbsikar tale allenthalben nol. fah Srune gen
nwürdige Schale gewisse „G'schamigkeit“. Der Umschwung der Geister Nacktkultur und Lüsternheit ist so dünn und so ver¬
istin auf diesem ist erst jungen Datums. Der russische Wind, der vom schwommen, daß sie dem freien Auge gar nicht sichtbar
on Rußland, eine uralo=baltischen Landrücken bis zu uns herüberweht, wird. Das holde Ebenmaß der weiblichen Figur wird
Katharina. Sie zaust und rüttelt an der Institution der Ehe. Wozu angehimmelt, man spricht von der Form und meint die
einen tadellosen
heiraten, es geht auch so. Mit dieser Auffassung kann Formen. Die Liebe wird, wie alles, entkleidet, das Bild
hstpersönlich eine sich ein alleinstehender Herr befreunden. Ein Mann, von Sals kann den Schleier beim Trödler verkaufen,
Dame unternahm der ledige Schwestern oder heiratsfähige Töchter hat,
Romeo seine Strickleiter. Der Narr ist auf den Balkon
Moskau, Nischnij wird kaum einverstanden sein. Es ist nicht angenehm,
gestiegen, um sich zu vergewissern, daß er ein absolutes
ottes nach Kasan, wenn die Mitzi oder die Pepi nach Hause kommt und
Gehör habe.
Stellte Betrachtungen an über
und politischer freudestrahlend erzählt, daß sie sich soeben mit dem
Nachtigallengesang und Lerchengezwitscher. Gute Nacht
eden Abend hielt Peter oder dem Paul in freier Liebe verbunden habe.
Freund Shakespeare! Der Gent von heute hat bessere
kzelt wurde auf= Die Sache ist doch noch zu ungewöhnlich, wir sind auf Verwendung für seine Mußestunden, und Julia spielt
ktkostüm und ihre solche Dispensehen auf Ehen mit väterlicher Dispens, nicht mehr die Cruelle, wie die Franzosen sagen, ist nicht
eit war daß man nicht recht eingerichtet. Die Devise von heute lautet:
so grausam, den Liebsten mit öden Familiengeschichten
e eine Herrscherin Keine kleinlichen Rücksichten mehr, genießen, was der
zu langweilen.
Augenblick bringt, in Schönheit leben. Gretchen wandert
dann bestimmte
Man muß nicht päpstlicher sein als der Papst und
nicht mehr in den Kerker, sondern geht fleißig in die
Kraschen habe. Die
auch nicht so bischöflich wie die Bischöfe, aber auch als
Bar. Auch ein Standpunkt. Man muß es sich sogar
Karriere des Er¬
schlichter Zeitgenosse muß man zugeben, daß eine
sehr überlegen, eine gegenteilige Meinung zu äußern.
neralissimus oder,
Jugend, die vom Tanzlokal ins Absteigquartier taumelt,
Denn es ist höchst undankbar, Moral zu predigen. Man
ig erwiesen hatte,
nicht das Ideal ist. Es handelt sich da vielleicht um eine
gerät da unwillkürlich in die Rolle des griesgrämigen
r doch wenigstens
Reaktionserscheinung. Ein veraltetes Erziehungssystem
Possenonkels, der die liebestolle Jugend nicht mehr
Majestäten von
hat die Mädchen aus guten Häusern wie Gänschen auf¬
versteht.
Messalina,
.
gezüchtet, der Mann war das große Geheimnis, das
ihre Günstlinge
Der Sturmlauf gegen die traditionelle Moral man erst nach der Trauung kennenlernte. Die modernen
Norgengrauen das wird damit begründet, daß die Gleichberechtigung der
Mädel sind mitunter ungeduldig, wollen nicht
Hauptmanne der Geschlechter, die in den Berufen teils erreicht ist, teils solange warten. Sie haschen nach Glück und
etwas radikales,
angestrebt wird auch im Sexualleben ihren Ausdruck ernten Enttäuschungen. Aber die Unanständigkeit
finden müsse. Das wäre richtig wenn sich die Natur
kon zu sichern. Die
ist auch ein Metier und will gelernt sein.
aß kein Jüngling
auf Parität eingestellt hätte. Die Menschen können jedoch Eine Routiniere kann sich schützen. Eine Dilettantin
nicht nachholen, was die Schöpfung verabsäumt hat. nicht. Sie bringt das Liebesopfer und wird ein Opfer
Auch würden die Männer schiefe Gesichter machen, wenn der Liebe. Das heißt die Gleichberechtigung der Ge¬
man sie verpflichten wollte, Kinder zu kriegen. Die schlechter stark überzahlen. Der Zug des Herzens ent¬
Frauen mögen sich über die Ungleichheit der Be¬
kehr moralisch. Es
gleist mitunter oder führt schnurstracks zur Donau.
handlung beklagen, aber sie können die gegebenen
er Beleg dafür,
ikommission ihres Prämissen nicht ändern, müssen sie anerkennen. Die
Leopold Lipschütz.
#ie nur Operetten=Risken, die eine Frau bei einem Abenteuer eingeht,
sind unendlich groß, und es ist deshalb eine absichtliche
keine historische
Kontrolliert wurde,
Irreführung, wenn man ihr zuruft: Spiele doch die
Burgtheater.
Garconne“, lebe wie ein Mann! Wer übernimmt
gkeit auch auf die
Zum erstenmal: „Komädie der Verführung.“ In
In der Literatur
die Deckung für den Gefahrenkoeffizienten? Durch
drei Akten von Artur Schnitzler.
Da war sie etwas
Artikel und Versammlungsreden läßt er sich nicht aus¬
schalten.
rische Angelegen¬
In einem herzigen kleinen Gedicht bittet Gottfried
t Jamben zu tun
Wenn wir schon einmal beim Nackten sind, so ist es Keller seine Leser, ihm nicht zu grollen, wenn er die
klingel, in dem vielleicht erlaubt, auch die nackte Wahrheit zu sagen. liebliche Dichtersünde begeht, süße Frauenbilder zu er¬
verdreht und die Alle, die in den letzten Monaten spekuliert haben sind finden, wie diese bittere Erde sie nicht hegt. So ein süßes
ächelt. Die phili= bankrott geworden. Nur die Spekulanten auf die Frauenbild scheint anfangs auch die weibliche Vorder¬
cht den Gedanken' Sinnlichkeit haben sich nicht zu beschweren. Sie huldigen grundsgestalt der gestrigen Neuheit zu sein: die Gräfin
tes stecken könnte. der Schönheit, und sie preisen die freie Vereinigung der Aurelie von Merkenstein, die ein wundersamer Zauber
später, viel später Geschlechter. Wenn man nur wüßte, was noch Aesihetik umstrahlt, der drei Männer beseligt. Alle drei werben
benslust doch eine und was schon Kochonnerie ist. Die Grenzlinie zwischen auch um ihre Hand. Zunächst der junge Prinz von
29. Konoedie der verfüchrung
### Jutques-Lu..
Kunst und Wissen.
id Schnstzlers „Komödie der Verführung“ im
Burgtheater.
Die im Rahmen des Theaterfestes zum erste nmal auf¬
geführte „Komödie der Verführung“ leuchtet nach
Artur Schnitlers Weise mit wissendem Lächeln und mit
leiser Melancholie in die Erotik, diesmal ausschließlich der
ge
reichen Wiener Gesellschaft der Vorkriegszeit. Das Werk hatte
N.
unter der glänzenden darstellerischen Führung von Else
B#
at
Wohlgemuth einen guten Ersolg. Der Dichter wurde
Ar
n
wiederholt gerufen und mit Hochrefen bedankt. Ueber Werk
Bi
und Aufführung muß noch ausführlich berichtet werden.
tie
Fr
„Die Grohen läßt man laufen.“
yt werden sollen. Etwas wenigee Nerdbsikar tale allenthalben nol. fah Srune gen
nwürdige Schale gewisse „G'schamigkeit“. Der Umschwung der Geister Nacktkultur und Lüsternheit ist so dünn und so ver¬
istin auf diesem ist erst jungen Datums. Der russische Wind, der vom schwommen, daß sie dem freien Auge gar nicht sichtbar
on Rußland, eine uralo=baltischen Landrücken bis zu uns herüberweht, wird. Das holde Ebenmaß der weiblichen Figur wird
Katharina. Sie zaust und rüttelt an der Institution der Ehe. Wozu angehimmelt, man spricht von der Form und meint die
einen tadellosen
heiraten, es geht auch so. Mit dieser Auffassung kann Formen. Die Liebe wird, wie alles, entkleidet, das Bild
hstpersönlich eine sich ein alleinstehender Herr befreunden. Ein Mann, von Sals kann den Schleier beim Trödler verkaufen,
Dame unternahm der ledige Schwestern oder heiratsfähige Töchter hat,
Romeo seine Strickleiter. Der Narr ist auf den Balkon
Moskau, Nischnij wird kaum einverstanden sein. Es ist nicht angenehm,
gestiegen, um sich zu vergewissern, daß er ein absolutes
ottes nach Kasan, wenn die Mitzi oder die Pepi nach Hause kommt und
Gehör habe.
Stellte Betrachtungen an über
und politischer freudestrahlend erzählt, daß sie sich soeben mit dem
Nachtigallengesang und Lerchengezwitscher. Gute Nacht
eden Abend hielt Peter oder dem Paul in freier Liebe verbunden habe.
Freund Shakespeare! Der Gent von heute hat bessere
kzelt wurde auf= Die Sache ist doch noch zu ungewöhnlich, wir sind auf Verwendung für seine Mußestunden, und Julia spielt
ktkostüm und ihre solche Dispensehen auf Ehen mit väterlicher Dispens, nicht mehr die Cruelle, wie die Franzosen sagen, ist nicht
eit war daß man nicht recht eingerichtet. Die Devise von heute lautet:
so grausam, den Liebsten mit öden Familiengeschichten
e eine Herrscherin Keine kleinlichen Rücksichten mehr, genießen, was der
zu langweilen.
Augenblick bringt, in Schönheit leben. Gretchen wandert
dann bestimmte
Man muß nicht päpstlicher sein als der Papst und
nicht mehr in den Kerker, sondern geht fleißig in die
Kraschen habe. Die
auch nicht so bischöflich wie die Bischöfe, aber auch als
Bar. Auch ein Standpunkt. Man muß es sich sogar
Karriere des Er¬
schlichter Zeitgenosse muß man zugeben, daß eine
sehr überlegen, eine gegenteilige Meinung zu äußern.
neralissimus oder,
Jugend, die vom Tanzlokal ins Absteigquartier taumelt,
Denn es ist höchst undankbar, Moral zu predigen. Man
ig erwiesen hatte,
nicht das Ideal ist. Es handelt sich da vielleicht um eine
gerät da unwillkürlich in die Rolle des griesgrämigen
r doch wenigstens
Reaktionserscheinung. Ein veraltetes Erziehungssystem
Possenonkels, der die liebestolle Jugend nicht mehr
Majestäten von
hat die Mädchen aus guten Häusern wie Gänschen auf¬
versteht.
Messalina,
.
gezüchtet, der Mann war das große Geheimnis, das
ihre Günstlinge
Der Sturmlauf gegen die traditionelle Moral man erst nach der Trauung kennenlernte. Die modernen
Norgengrauen das wird damit begründet, daß die Gleichberechtigung der
Mädel sind mitunter ungeduldig, wollen nicht
Hauptmanne der Geschlechter, die in den Berufen teils erreicht ist, teils solange warten. Sie haschen nach Glück und
etwas radikales,
angestrebt wird auch im Sexualleben ihren Ausdruck ernten Enttäuschungen. Aber die Unanständigkeit
finden müsse. Das wäre richtig wenn sich die Natur
kon zu sichern. Die
ist auch ein Metier und will gelernt sein.
aß kein Jüngling
auf Parität eingestellt hätte. Die Menschen können jedoch Eine Routiniere kann sich schützen. Eine Dilettantin
nicht nachholen, was die Schöpfung verabsäumt hat. nicht. Sie bringt das Liebesopfer und wird ein Opfer
Auch würden die Männer schiefe Gesichter machen, wenn der Liebe. Das heißt die Gleichberechtigung der Ge¬
man sie verpflichten wollte, Kinder zu kriegen. Die schlechter stark überzahlen. Der Zug des Herzens ent¬
Frauen mögen sich über die Ungleichheit der Be¬
kehr moralisch. Es
gleist mitunter oder führt schnurstracks zur Donau.
handlung beklagen, aber sie können die gegebenen
er Beleg dafür,
ikommission ihres Prämissen nicht ändern, müssen sie anerkennen. Die
Leopold Lipschütz.
#ie nur Operetten=Risken, die eine Frau bei einem Abenteuer eingeht,
sind unendlich groß, und es ist deshalb eine absichtliche
keine historische
Kontrolliert wurde,
Irreführung, wenn man ihr zuruft: Spiele doch die
Burgtheater.
Garconne“, lebe wie ein Mann! Wer übernimmt
gkeit auch auf die
Zum erstenmal: „Komädie der Verführung.“ In
In der Literatur
die Deckung für den Gefahrenkoeffizienten? Durch
drei Akten von Artur Schnitzler.
Da war sie etwas
Artikel und Versammlungsreden läßt er sich nicht aus¬
schalten.
rische Angelegen¬
In einem herzigen kleinen Gedicht bittet Gottfried
t Jamben zu tun
Wenn wir schon einmal beim Nackten sind, so ist es Keller seine Leser, ihm nicht zu grollen, wenn er die
klingel, in dem vielleicht erlaubt, auch die nackte Wahrheit zu sagen. liebliche Dichtersünde begeht, süße Frauenbilder zu er¬
verdreht und die Alle, die in den letzten Monaten spekuliert haben sind finden, wie diese bittere Erde sie nicht hegt. So ein süßes
ächelt. Die phili= bankrott geworden. Nur die Spekulanten auf die Frauenbild scheint anfangs auch die weibliche Vorder¬
cht den Gedanken' Sinnlichkeit haben sich nicht zu beschweren. Sie huldigen grundsgestalt der gestrigen Neuheit zu sein: die Gräfin
tes stecken könnte. der Schönheit, und sie preisen die freie Vereinigung der Aurelie von Merkenstein, die ein wundersamer Zauber
später, viel später Geschlechter. Wenn man nur wüßte, was noch Aesihetik umstrahlt, der drei Männer beseligt. Alle drei werben
benslust doch eine und was schon Kochonnerie ist. Die Grenzlinie zwischen auch um ihre Hand. Zunächst der junge Prinz von