II, Theaterstücke 29, Komödie der Verführung. In drei Akten (Der Verführer), Seite 106

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Wan#heit seiner Menschen selbst wenig überzeugt sei. und
Staatstheater.
deshalb verzweifelt nach Worten. schönen, klugen und sehr
kultivierten, aber doch blutleeren Worten ringen müsse.
(Kleines Haus.)
Dr. Burbaum, der die Dichtung sehr sinn= und zweck¬
Reichsdeutsche
Uraufführung: Artur Schnitzler:
gemäß bearbeitete, hat das anspruchsvolle Stück glänzend
„Komödie der Verführung“. In Szene gesetzt von Dr. Bux¬
bewältigt und namentlich in den Gesells aftsszenen mit ihrer
baum.
offen zungelnden und versteckt schwelenden Glut stärksten Ein¬
druck erzielt Ein faszinierender Rhythmus
Dem verführerischen Titel. der deutlich an den Reigen¬
sorühenden
Lebens erfüllte die Bühne, und das Antlitz einer sittlich stark
Schnitzler erinnert. möchte das ausverkaufte Haus guten
ramponierten Gesellschaft starrte geisterhaft in den Raum.
Teils zu danken gewesen sein. In der Tat spielt das Eroti¬
Das Räderwerk des Kommen und Gehens, der Frage und
sche die Hauptrolle und dominiert auch über Tragik und
Antwort, der Zwischenrufe funktionierte prompt. und der
Tod. Die alten Reize gehen noch von dem Dichter aus: in
anmutreiche Dialog wies reizvolle Nuancen auf. Dr. Bux¬
dem Stück herrscht wieder die eigenartige Atmosphäre aus
baum. seinem Mithelfer Gerhard Buchholz für dekorative
Leichtsinn und Schwermut. aus Lebensfreude und Skepsis.
Bühnenbilder sehr verpflichtet. konnte denn auch am Schluß
Er ist noch der seine Stimmungskünstler, der die zartesten
starken Beifall und Zurufen wiederholt Folae leisten. Von
Farben und Zwischentöne auf seiner Palette hat. mit fast
den zahlreichen Solisten sei zunächst die Gräfin Aurelie“
unbegreiflicher Offenheit und Unbefangenheit Sezuelles ver¬
von Thila Hummel genannt, die sich redliche Mühe gab.
handelt und mit großartiger Gelassenheit zeigt, wie die Ge¬
geistiges Verstörtsein auf Grund weitgehender Verhaltnisse
sellschaft von sinnlichen Trieben beherrscht wird. Oft sehr
bei nicht lädierter feelischer Reinheit usw. durch eine schwe¬
weich und innig. leise und zart: oft auch so, daß uns die
bende Sing=Sprechweise vlausibel zu machen. Kurt Sell¬
girrenden und balzenden Menschen fast wie besessen erschei¬
nick. immer an richtiger Stelle, fand sogar für das
nen oft so. als ob er die Ansicht feines (medizinischen)
seltsame Gedankengekräusel Falkenirs Ton und Hal¬
Kollegen Freud demonstrieren wollte, der jede Gefühls¬
tung und Wolfgang Langhoff war ein Anatol=Typus von
regung als abhängig von der inneren Sekretion gewisser
angenehmer Besonderheit. Friedl Nowack ist eine Naive
Drüsen bezeichnet. Immerhin ist hier Schnitzlers ureigenste
von weitreichenden Fähigkeiten, deren schätzbarste ist, daß sie
Domäne, in der er sich noch immer mit Geist und unnach¬
nichts macht, sondern immer zu sein scheint, daß sie sehr
ahmlicher Grazie und einer Konsequenz bewegt. die zuceilen
theaterfern ist. Bernhard Herrmann trug sein prinz¬
nicht ohne eine gewisse Größe ist. Aus Gründen des Kon¬
und
liches Ordensband mit salopper Selbstverständlichkeit.
trastes, vielleicht auch, weil er dichterisch tiefer greifen
Aug. Momber war ein sehr dämonischer Maler: außer den
wollte. hat er nun in den amoureusen Betrieb die tragische
Genannten war fast das gesamte künstlerische Personal auf¬
Evisode von Aurelie und Falkenir eingebaut. Mit wenig
geboten und vereinigie sich zu einer sehr noblen und
Glück. Aurelie wählt von drei Bewerbern diesen Falkenir
disziolinierten Gesamtleistun; die rückhaltlose Anerkennung
mit schönen Worten, die sie als offenen gereiften Menschen
fand. Im ganzen ein Abend, der die Inszenierungs= und
erkennen lassen. Faklenir lehnt ab mit der Begründung,
Schausvielkunst unseres Staatstheaters auf erfreulicher Höhe
daß er sie beiser als sie sich selbst kenne. Kurz, daß sie dem
und den Prozeß der schon längere Zeit währenden Schnitzler¬
rauschenden Leben gehöre und nicht einem allein. Er ent¬
a.
vuvot sich mit dieser Entscheidung, die eine Marotte ist, als
Dämmerung unzweideutig nachwies.
Kauz. voll unverkennbarer Ahnlichkeit mit dem melancholi¬
scen Junker von la Mancha. Aber sein salomonisches Urteil
hat die verhängnisvo##e Folge, daß Aurelie den Weg. den er
als den ibrigen bezeichnet geht und umgehend einige frag¬
wurdige Beziehungen anknupft. Als Falkenir sieht, was
er angerichtet hat. lenkt er ein und bietet Liebe. Heim,
Name. Er hält der (ziemlich veinlichen) Konfrontation mit
Geliebten Aureliens ehern stand, und fast scheint ein neuer
Liebesfrühling zu erstehen. da stürzt sich Aurelie ins Meer
und. was soll er anders tun, er ihr nach. Diese ganze
Enisode bleibt rein rhetorisch, ertüftelt: nicht einen Moment
kann man an die Gestaltung einer dichter'schen Vision. kann
man an die geniale Witterung eines Künstlers glauben;
man lugt vielmehr dem Verfasser in die Werkstatt, gewinnt
mehr und mehr den Eindruck, daß Schnitzler von der inneren