II, Theaterstücke 28, Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 22

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28. Die Schvestern oder Casanova in Sna
und sendet ihm einen Brief, er möge hr zuliebe,
sofort abreisen. Auch dieses Schreiben glaubt
Feuilleion.
Casanova von Flaminia und eilt zu Andrea, sich
das Geld für die Abreise zu leihen. Andrea erfuhr
das Geschehns und sieht zu seinem Staunen
Der neue Schnißzler.
Casanovas Irrtum. Er gibt ihm das Geld und
Das Burgtheater wird in kurzer Zeit Arthur
will sich mit seiner Braut versöhnen. Sie aber
Schnitzlers „Die Schwestern“ oder „Casanova n
weist ion zurück. Sie gehört Casanova, sehnt sich
Spak herausbringen. S. Fischers Verlag in
nach ihm Flaminia kommt hnzu. Vernimmt all¬
Bersin spielt wie immer den Herold und leg: der
mählich, daß derjenige, den sie liebt und, von
aufhorchenden Hörerschaft ein sauber gebundenes
Leidenschaft durchglüht, erwarte#e, bei der
Büchlein des erwähnten Titels vor.
anderen war. Auch sie ist entschlossen, ihm zu
Der neueste Schnitzler ist ein Lustspiel i¬
folgen. In poetischer Form macht Andrea den
Versen, das drei Akte in Eineri umfaßt. Man
Abenteurer Santis und nachher Casanova selbst,
darf sich hinter dem Worte „Verse“ nicht zu viel
S
der unversehens zurückkehrt, zum Schedsrichter.
vorstellen, zumal diese Verse wiederhold durch
2.
zwischen den „Schwestern“. Inzwischen trifft

Prosa unterbrochen werden. leberhaupt: es wird
Casanovas treulose Freundin ein und holt ihn
sehr, sehr interessant sein, wie sich das Publ kum
zurück. Die beiden anderen Frauen — Schwestern
zu diesem Werke verhält, das scheinbar so ganz
im Geiste und im Sehnen — resignieren. En
und gar aus dem üblichen Rahmen Schnitzlerscher
Gastmahl beschließt den bewegten Tag. Und der
Dichtung herausfällt. Die Menschen in diesem
alte Holländer von Gudar, verabschiedeter Offi¬
Stücke haben alle Haupt= oder alle Nebenrollen
zier, heute kaum mehr oder weniger Glücksritter
inne: Casanova, der junge Bassi, der angebliche
als Casanova, Santis und Andrea, schaut in den
Baron Santis, Herr von Gudar, Anina,
Park h naus, in dem sich das Bacchenale abrollt,
Flaminia, Teresa und selbst der Piccolo Tito.

murmelt dazu versonnen, während die laut an¬
Es wird vom Darsteller abhängen, was er mit
schwellende Musik plötzlich verkling!: „Noch ein¬
seiner Rolle anfängt und ob er sich damit begnügt,
mal jung sein — dech man wars einmal!“
in der Linie zu blo ben. Man könnte jede Gestalt
Dieser Schluß ist ganz Schnitzler, ganz
in dem Lustspiele streichen und durch eine andere
meisterhaft. Und der Ausklang, der in die Worte
ersetzen — kaum, daß einer die Wandlung merkte.
Gudens gelegt erscheint, konstruiert die Zu¬
Schwostern sind sie, die sich Casanova zudrängen,
sammenhänge mit anderen Werken des Wiener
obwohl sie ihn erst vierundzwanz' g Stunden und
Dchters, die gleichfalls das hohe Lied der
einander gar nicht länger kennen, obwohl nach
Jugend und des Lebensgenusses singen, so be¬
Ansehen, Stand, Erziehung und Namen grund¬
sonders der „Ruf des Lebens“ und „Lebendige
verschieden. Und es stimmte, hieße die Komödie
Stunden“. Und daran zeigt sich, daß der ein¬
etwa auch „Die Brüder“ denn Andrea, Casa¬
gangs erwähnte Gegensatz zum bitherigen
nova, Santis, Gudar, T to sind in demselben
Schnitzler doch nur scheinbar, daß auch dieses
Sinne Brüder, in dem jene Frauen Schwestern
Stück ein Glied in der Keite ist. Sprachlich
genannt werden dürsen.
tef und melodisch, geistreich und von Menschen¬
Casanova weilt in Spa, Flaminia erwartet
kenntnis ersüllt, reihen sich „Die Schwestern“
ihn heimlich des Nach.s. Er irrt sich in der Türe
würdig den anderen Bühnenwerken Schnitzlers
und beglückt An na, die keusche Verlobte Andreas.
an. Ob sie in der Aufführung dieselbe Wirkung
Weiß gar nichts von diesem Tausche, denn er
zu erzielen vermögen, muß sich erst entscheiden
entflieht noch vor Tagesanbruch. Aber Anina
Dr. Alexander Salkind.“
hatte Kenntnis davon, daß Casanoba Sei ihr sei,