IIVE
28. Die Scstern oder Casanova in Spa
Schnihleks Casanchtstück im Burg¬
theater.
(„Die Schwestern“, ein Lustspiel in Versen
Drei Akte in einem von Artur Schnitzler.)
Andrea Bassi, ein wohlhabender junger
Mann aus Ferrara, hat Anina, ein junges
Mädchen aus der gleichen Stadt, entführt und ist
mit ihr in Spa, in dem schönen, beinahe prächtigen
Fremdenzimmer eines vornehmens Gasthofes, ab¬
gestiegen. Während Andrea die Nacht am Karten¬
tisch verbringt, und ihm das Gold nur so zu¬
strömt, begeben sich im Hotel merkwürdige Dinge.
Anina erwartet ungeduldig ihren Geliebten, als
sich ein junger Mann, der sich später als Casanoca
entpuppt, über die Brüstung ins Gemach schwingt
und ohne Widerstand Aninas die Stelle Andreas
einnimmt. Anina gesteht dem heimkehrenden Ge¬
liebten die Verwechslung freimütig ein, auch sagt
sie ihm offenherzig, daß sie Casanova in einem
Billett zur Flucht geraten habe.
Casanova befolgt aber diesen Rat nicht; im
Gegenteil, er tritt ganz unbefangen vor Andrea
und — pumpt ihn an. Seine Kühnheit wird ent¬
schuldbar, wenn man in Erwägung zieht, daß
Casanova sich nur im Zimmer irrte, da er eigentlich
Flaminia, eine leichtfertige Baronin, zu verführen
gedachte. Das Dilemma löst Teresa, eine be¬
rühmte Tänzerin aus Neapel, die Casanova nach¬
gereist ist, um ihn nach Wien zu entführen.
Diese reizende Handlung wird in fein¬
geschliffenen Versen geschildert; die anmutige Art,
wie der Dichter Schnitzler derartige Probleme zu
behandeln pflegt, ist genügend bekannt.
Das Lustspiel — es hieß ursprünglich
„Casanova in Spa“ — hätte am Deutschen
Volkstheater zur Aufführung gelangen sollen; es
ergaben sich aber große Besetzungsschwierigkeiten.
Insbesondere die Rolle der Anina bereitete große
Verlegenheiten, da keine Dame sich entschließen
wollte, sie zu spielen. Im Burgtheater fand
sich in Frau Wohlgemuth eine geeigneten
Darstellerin, auch Herr Treßler hat sich mit
dem Casanova innig befreunden“.
—
box 33/5
28. Die Scstern oder Casanova in Spa
Schnihleks Casanchtstück im Burg¬
theater.
(„Die Schwestern“, ein Lustspiel in Versen
Drei Akte in einem von Artur Schnitzler.)
Andrea Bassi, ein wohlhabender junger
Mann aus Ferrara, hat Anina, ein junges
Mädchen aus der gleichen Stadt, entführt und ist
mit ihr in Spa, in dem schönen, beinahe prächtigen
Fremdenzimmer eines vornehmens Gasthofes, ab¬
gestiegen. Während Andrea die Nacht am Karten¬
tisch verbringt, und ihm das Gold nur so zu¬
strömt, begeben sich im Hotel merkwürdige Dinge.
Anina erwartet ungeduldig ihren Geliebten, als
sich ein junger Mann, der sich später als Casanoca
entpuppt, über die Brüstung ins Gemach schwingt
und ohne Widerstand Aninas die Stelle Andreas
einnimmt. Anina gesteht dem heimkehrenden Ge¬
liebten die Verwechslung freimütig ein, auch sagt
sie ihm offenherzig, daß sie Casanova in einem
Billett zur Flucht geraten habe.
Casanova befolgt aber diesen Rat nicht; im
Gegenteil, er tritt ganz unbefangen vor Andrea
und — pumpt ihn an. Seine Kühnheit wird ent¬
schuldbar, wenn man in Erwägung zieht, daß
Casanova sich nur im Zimmer irrte, da er eigentlich
Flaminia, eine leichtfertige Baronin, zu verführen
gedachte. Das Dilemma löst Teresa, eine be¬
rühmte Tänzerin aus Neapel, die Casanova nach¬
gereist ist, um ihn nach Wien zu entführen.
Diese reizende Handlung wird in fein¬
geschliffenen Versen geschildert; die anmutige Art,
wie der Dichter Schnitzler derartige Probleme zu
behandeln pflegt, ist genügend bekannt.
Das Lustspiel — es hieß ursprünglich
„Casanova in Spa“ — hätte am Deutschen
Volkstheater zur Aufführung gelangen sollen; es
ergaben sich aber große Besetzungsschwierigkeiten.
Insbesondere die Rolle der Anina bereitete große
Verlegenheiten, da keine Dame sich entschließen
wollte, sie zu spielen. Im Burgtheater fand
sich in Frau Wohlgemuth eine geeigneten
Darstellerin, auch Herr Treßler hat sich mit
dem Casanova innig befreunden“.
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