II, Theaterstücke 28, Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 44

28. Die Schuestern-oder-Casanova in Sna

27. März 1920
Nr. 86

——
orden sind,
Sonnen¬
Kunst und Wissen.
ongasse
Burgtheater. Casanova, von einer Schönen erwartet,
rngasse
steigt irrtümlich zur anderen ins Bett. Er wird des Irrtums
Winter¬
nicht gewahr, wohl aber die Frauen, dann deren mehr oder
er Winter¬
minder gesetzliche Liebhaber, ganz zum Schluß erst Casanova
ße gleichen
selber, der den Handel mit all seinen Wirrnissen und Fährlich¬
nach dem
keiten gleichsam als unparteiischer Fachmann schlichten soll. Er
elplatz
nun erklärt den Helden für betrogen, da er die eine für die
andere nahm, in Wahrheit also keine ganz besaß. Diese kecke
Wendung befreit Casanova nicht, vielmehr wird er selber von
dem
einer dritten Frau befreit, von der Tänzerin Theresa, die
ihm nachgereist ist, um ihn wieder mit sich zu nehmen
daß das
— wer weiß, wie lange? Schließlich sind um des
ehmigte er
einen Casanova willen alle Frauen „Schwestern", ver¬
emüse¬
bunden durch das Verlangen der Sinne, das zu be¬
Setzlinge
friedigen Sinn und Vorrecht der Jugend ist. — Gerabe dieses
Thema hat Arthur Schnitzler vor nicht langer Zeit in
einer schönen Novelle „Casanovas letztes Abenteuer“ behandelt,
vom Standpunkt des alternden Mannes, über den die Jugend
hinweggeht. Der innerlich verlöschende, noch einmal aufflackernde
Casanova war von dem Dichter, dem die Jahre zu
rwoche.
seinem sanft skeptischen Verstehen noch die Milde des Ver¬
folge der
zeihens und Verzichtens hinzugefügt haben, erschaut und
nördlichen
gestaltet. Der junge Casanova aber, um den wie
glich, der
in dieser neuen Komödie „Die Schwestern" oder
ere Menge
„Casanova in Spa“ die Frauen sich noch mühen,
Laufe des
dem ist die sozusagen mehr gedankliche Erotik nicht
#e ein und
angemessen. Hier glüht's nicht von Liebesenergie, hier glitzert
eine für
nur die Rede von witzigen Wendungen, geistreichen Bemerkungen
ugewiesen.
ein Problema der Dialektik ums andere kann nicht die
der Mehl¬
Kraft der Sinnlichkeit, und wär's auch nur Sinnlichkeit des
igen auf
dramatischen Vorganges, ersetzen. Ueber die Längen des zweiten
und dritten Aktes helfen die hübschen Einfälle des Dichters
onen aus¬
hinweg — ein schwächerer Schnitzler bleibt immerhin noch ein
zögerung
Schnitzler —, vor allem aber auch die Darstellung. Frau
des Ver¬
Aknay insbesondere hat die Rolle der einen Frau mit einer
en.
Intensität angepackt, mit einer brennenden Energie durch¬
geführt, die nicht unbelohnt bleiben konnte. Nur vor einem
Zeit für
Ueberspannen ihrer Stimmkraft mag die Künstlerin sich hüten.
auf den
Mit dieser ganz vortrefflichen Annina hat Frau Aknay sich das
n Winter.
Recht auf manch andere Rolle erspielt. Vorzüglich auch Frau
tner und
Albach=Retty, die freilich das erfahrene Weib ein
isen und
bißchen höher in die Jahre transponiert, als der Dichter
1Mengen
vorschreibt. Sehr gut in der kleinen, aber schwierigen Rolle
and das
Aepfel
der Tänzerin Frau Marberg. Den Casanova gibt Herr
während
Treßler sehr überlegen, sehr gewandt, voll Laune, nur ein
n Menge
bißchen gelegentlich als Abenteurer zu wenig großer Herr,
übrigen
mehr Beutelschneider. Casanova war das eine wie das andere,
aut groß,
doch alles nur in der einen Maske des bezaubernden
fehlen,
Eroberers. Die Liebhaber, werden von den Herren Schott
er Gro߬
und Dannegger dargestellt, dieser der rechte Zuhälter,
ornedbeef
jener der unreife junge Mensch, der eher noch
gte noch
in der Philosophie als in Liebesangelegenheiten
ichs.
zurecht kommt, das Leben tragisch nimmt, statt es zu genießen.
die Höchst¬
#onig und
Beide sehr gut. Herr Dannegger gewinnt seiner Rolle alle
nachdem
Möglichkeiten ab, Herr Schott überwindet die undankbaren
(hat. Den
Schwierigkeiten der seinen auf die beste Art. Den altgewordenen
dies nur
Liebeshelden, der nur noch die jüngeren Casanovas beschützt,
iebe knapp
um den Abglanz der genossenen Jugend nicht zu verlieren,
10 Prozent
ichert, es
gibt Herr Heine mit der erforderlichen lächelnden Ironie.
gung des
Prächtig wiederum der junge Thimig als pfiffiger Junge.
als auch
Aber dieser Art Rollen scheint er nun doch entwachsen; seit
ebesondere
seinem „Tyrannen“ ist in diese Lustigkeit ein Tropfen innerer
nindestens
n Zuckers
Trauer gefallen, der die Piccolo=Scherze für ihn unerträglich
erwenden.
macht. Die Darsteller alle hätten es verdient, mit dem Dichter
nstag ge¬
zu erscheinen, der wiederholt gerufen wurde.
D. B.
es Rauch¬
Deutsches Volkstheater. Ludwig Andersen vom
auf. Ein
box 3375
5200

80
rsa