92
4
00
Preis 40 Heller
4
45
□
Ankaufstelle für Juweien
Brillanten, Perlen, Platin, Gold
Juwelengeschäft Levit
J. Kärntnerstrasse Nr. 40
###
P
in
Opernhaus.
Redaktion: I. Schulerstraße 14 — Tel. 1214, 1215
Erscheint täglich
mnce
2
blieben die entscheidenden Szenen zwischen den
„Peer Gynl“ im Volkstheater.
zwei Repräsentanten entgegengesetzter Welt¬
anschauungen von Leben und Lieben tot. —
Wert besser wußten zwei der Schwestern ihrer
Rollen Seelenresonanz klingen zu lassen. Die
Anina von Frau Aknay ist noch unfertig,
unsicher und in Manchem sin allen Schrei¬
izenen) forciert. Aber die Gestalt wird sichtbar;
die hochmütig=naive Reinheit des gefallenen
Kindes wird glaubhaft. Was jedoch Spielblur
von Rasse ist, was sichere Beherrschung aller
Intentionen, was frische Kunst der Farbigkeit
bedeutet, dies bewies Frau Retty als Flami¬
S
nia. War sie auf der Szene, kam der Dichter
zu seinem Recht. Da gähnte nicht jene satale
—
6
Leere, die durch noch so routinierte Theater¬
spielerei nicht zu überdecken ist. — Wie man aber
Fräulein Marberg, das süße Tanzmädel, das
eher aus Wien nach Neapel fahren müßte, als
umgekehrt, zuteilen konnte, ist eines jener
4
Mysterien des Theaters, in die der Uneinge¬
weihte nie dringen wird. Fräulein Marberg
suchte in der Karikatur Ersatz für die sinn¬
N.
liche Ausgelassenheit einer Schonen, die selbst
Casanova lehren kann, was temveramentvolle
Untreue ist. Wie ist es nur möglich daß der
Dichter selbst seine Absichten so verfälschen lassen
kann? — Herr Danegger war als Santis
humor- und lebensvoll. Herr Heine (der
ulest
Raisonneur des Stückes) brachte seine weisen
Klugheiten diskret und doch voll Schärfe. Herr
Fräulein Gettke (Anitra).
Thimig zeichnete mit ein paar starken sicheren
Strichen frühreifes. Laster.
K
Und noch eines ward mir im Buche lebendig.
Der reizende Einfall der Verbindung von
Raum und Natur. Wie aus dem Innern des
85
Hauses, Rhythmus, Lebenstempo in den Garten
strömt, um wieder als Echo der heiteren Ge¬
elligkeit zurückzufluten; wie Gäste Tafel,
□
Spazierende, Kommende, Gehende, sozusagen die
leise Musik des Themas der Entzweiungen,
Irrungen, Wirrungen begleiten — für diesen
Hauptakzent des Bühnenbildes fanb die Regie
keinen Einfall. Eine so traurige Tafelei, als die
vor Aninas Fenster, kann es eben nur in
620
Wien 1920 geben.
—
Der Erfolg war groß. Ob mit oder ohne
Mißverstehen mag sich gleich bleiben. B. 2.
d
Piccaver in der Volksoper.
Herr Teubler (Knopfgießer).
Eine italienische „Pigolet#to“=Aufführung.
Herr Schildkraut (Fremder Passagier).
Kammersänger Alfred Peecaver hat
gestern die Zusicherung zu einem Gastspiel in
Führt Beatrice zu
der Volksoper gegeben. Es ist fur den
Hebbel, so
sind die
seiner Teresa leiten, das ist nur tief erlebter und
11. April eine „Rigoretto“=Aufführung,
„Schwestern“ bunte Eronk, ist ihr spielerisches,
gekonnter Kunst zu bieden gegeben.
und zwar zur Ganze
in italienischer
zwischen Scherz und
voltigierendes
Sprache geplant; selbst die Chöre werden
Spiegelieben, ein herbstlich klares Neigen zu
italienisch gesungen werden. Piccaver wird
Alfred de Musset.
Es ist Gefahr des Mißverstehens. Es ist
den Herzog singen, die übrigen Hauptrollen
zu erwarten, daß der Schwerpunkt der Dichtung
sind mit Frau Debitzka und Herrrn
vom Publikum verrückt werde. Indem die
Fleischer besetzt. Dirigent Pietro Ster¬
Handlung wichtiger genommen wird als das
Frivolitäten eines Casanova=Abenteuers
mich. Wegen eines zweiten Gastspielles
der
Preblem; und die scheinbare Lüsternheit
sind nur der lnftige Rahmen, der den Kampf
Piccavers in der Volksoper sind Ver¬
des
erotischen Calanova=Anekdote als Zweck
des eivigen Zwiespaltes zwischen Mann und
handlungen noch im Zuge.
Spieles genr#sen, statt daß sie als Mitul nur
Mannesnatur umschließt. Zwei Helden! Casa¬
Direktor Weingartner ist von
zu höherer Gleichung erkannt werde. Die ernste,
nova — Bassi! Der eine, Typus des aus dem
Bukarest noch nicht zurückgekehrt; er wird aber
melanchelische Weise der Schlußszene, die von
Stegreif Lieo#nben, des leben und lebenlassen¬
jeden Tag erwartet.
Lucille Marcell¬
weher Erkenntnis, von männlicher Entsagung,
den, über sund unter) Gesetz, Moral, Ordnung
Weingartner, Ballettmeister Godlews¬
von vergeblicher Gemeinschaft, und ewiger Ein¬
stehenden Genüßling. Deisen Treue — Bekennt¬
li und Oberregisseur Markowsky kommen
somieit bebende Auseinandersetzung zwischen
nis zu ewiger Untreue ist. Der andere Typus:
am 10. April nich Wien zurück. Die heurige
Cafanroa und Baisi die eine Sekunde lang
aus dem Besitzgesühl Liebende der Hingabe
Saison der Volksoper dürfte schon mit Anfang
als Hörigkeit wertet: der mißtranend die alles Trennende in gleichem, fahlen Woh ver¬
Mai geschlossen werden. Es folgt sodann
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00
Preis 40 Heller
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Ankaufstelle für Juweien
Brillanten, Perlen, Platin, Gold
Juwelengeschäft Levit
J. Kärntnerstrasse Nr. 40
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P
in
Opernhaus.
Redaktion: I. Schulerstraße 14 — Tel. 1214, 1215
Erscheint täglich
mnce
2
blieben die entscheidenden Szenen zwischen den
„Peer Gynl“ im Volkstheater.
zwei Repräsentanten entgegengesetzter Welt¬
anschauungen von Leben und Lieben tot. —
Wert besser wußten zwei der Schwestern ihrer
Rollen Seelenresonanz klingen zu lassen. Die
Anina von Frau Aknay ist noch unfertig,
unsicher und in Manchem sin allen Schrei¬
izenen) forciert. Aber die Gestalt wird sichtbar;
die hochmütig=naive Reinheit des gefallenen
Kindes wird glaubhaft. Was jedoch Spielblur
von Rasse ist, was sichere Beherrschung aller
Intentionen, was frische Kunst der Farbigkeit
bedeutet, dies bewies Frau Retty als Flami¬
S
nia. War sie auf der Szene, kam der Dichter
zu seinem Recht. Da gähnte nicht jene satale
—
6
Leere, die durch noch so routinierte Theater¬
spielerei nicht zu überdecken ist. — Wie man aber
Fräulein Marberg, das süße Tanzmädel, das
eher aus Wien nach Neapel fahren müßte, als
umgekehrt, zuteilen konnte, ist eines jener
4
Mysterien des Theaters, in die der Uneinge¬
weihte nie dringen wird. Fräulein Marberg
suchte in der Karikatur Ersatz für die sinn¬
N.
liche Ausgelassenheit einer Schonen, die selbst
Casanova lehren kann, was temveramentvolle
Untreue ist. Wie ist es nur möglich daß der
Dichter selbst seine Absichten so verfälschen lassen
kann? — Herr Danegger war als Santis
humor- und lebensvoll. Herr Heine (der
ulest
Raisonneur des Stückes) brachte seine weisen
Klugheiten diskret und doch voll Schärfe. Herr
Fräulein Gettke (Anitra).
Thimig zeichnete mit ein paar starken sicheren
Strichen frühreifes. Laster.
K
Und noch eines ward mir im Buche lebendig.
Der reizende Einfall der Verbindung von
Raum und Natur. Wie aus dem Innern des
85
Hauses, Rhythmus, Lebenstempo in den Garten
strömt, um wieder als Echo der heiteren Ge¬
elligkeit zurückzufluten; wie Gäste Tafel,
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Spazierende, Kommende, Gehende, sozusagen die
leise Musik des Themas der Entzweiungen,
Irrungen, Wirrungen begleiten — für diesen
Hauptakzent des Bühnenbildes fanb die Regie
keinen Einfall. Eine so traurige Tafelei, als die
vor Aninas Fenster, kann es eben nur in
620
Wien 1920 geben.
—
Der Erfolg war groß. Ob mit oder ohne
Mißverstehen mag sich gleich bleiben. B. 2.
d
Piccaver in der Volksoper.
Herr Teubler (Knopfgießer).
Eine italienische „Pigolet#to“=Aufführung.
Herr Schildkraut (Fremder Passagier).
Kammersänger Alfred Peecaver hat
gestern die Zusicherung zu einem Gastspiel in
Führt Beatrice zu
der Volksoper gegeben. Es ist fur den
Hebbel, so
sind die
seiner Teresa leiten, das ist nur tief erlebter und
11. April eine „Rigoretto“=Aufführung,
„Schwestern“ bunte Eronk, ist ihr spielerisches,
gekonnter Kunst zu bieden gegeben.
und zwar zur Ganze
in italienischer
zwischen Scherz und
voltigierendes
Sprache geplant; selbst die Chöre werden
Spiegelieben, ein herbstlich klares Neigen zu
italienisch gesungen werden. Piccaver wird
Alfred de Musset.
Es ist Gefahr des Mißverstehens. Es ist
den Herzog singen, die übrigen Hauptrollen
zu erwarten, daß der Schwerpunkt der Dichtung
sind mit Frau Debitzka und Herrrn
vom Publikum verrückt werde. Indem die
Fleischer besetzt. Dirigent Pietro Ster¬
Handlung wichtiger genommen wird als das
Frivolitäten eines Casanova=Abenteuers
mich. Wegen eines zweiten Gastspielles
der
Preblem; und die scheinbare Lüsternheit
sind nur der lnftige Rahmen, der den Kampf
Piccavers in der Volksoper sind Ver¬
des
erotischen Calanova=Anekdote als Zweck
des eivigen Zwiespaltes zwischen Mann und
handlungen noch im Zuge.
Spieles genr#sen, statt daß sie als Mitul nur
Mannesnatur umschließt. Zwei Helden! Casa¬
Direktor Weingartner ist von
zu höherer Gleichung erkannt werde. Die ernste,
nova — Bassi! Der eine, Typus des aus dem
Bukarest noch nicht zurückgekehrt; er wird aber
melanchelische Weise der Schlußszene, die von
Stegreif Lieo#nben, des leben und lebenlassen¬
jeden Tag erwartet.
Lucille Marcell¬
weher Erkenntnis, von männlicher Entsagung,
den, über sund unter) Gesetz, Moral, Ordnung
Weingartner, Ballettmeister Godlews¬
von vergeblicher Gemeinschaft, und ewiger Ein¬
stehenden Genüßling. Deisen Treue — Bekennt¬
li und Oberregisseur Markowsky kommen
somieit bebende Auseinandersetzung zwischen
nis zu ewiger Untreue ist. Der andere Typus:
am 10. April nich Wien zurück. Die heurige
Cafanroa und Baisi die eine Sekunde lang
aus dem Besitzgesühl Liebende der Hingabe
Saison der Volksoper dürfte schon mit Anfang
als Hörigkeit wertet: der mißtranend die alles Trennende in gleichem, fahlen Woh ver¬
Mai geschlossen werden. Es folgt sodann