in die Hofburg (Aerarverwaltung) einberufen
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werden, bei der alle entscheibenden Personen
A
anwesend waren. Die Entscheidung fällt unbe¬
A
dingt noch heute nachmittags; falls sie ungünstig
—
lautet, wird zum äußersten, zum Streik
im Burgtheater, geschritten
#
werden müssen. Das Ulti¬
uble
matum für die Oper läuft erst Mitt¬
woch ab, die Verhandlungen haben daher noch
Fräulein Gettke (Anitra).
Zeit. Ueber die Person des neuen Verwaltungs¬
direktors der Staatstheater, die, wie gemeldet,
A
der hofärarischen Verwaltung entzogen werden
sollen, ist noch nichts Bestimmtes bekannt.
*
¾3 Uhr: Die Versammlung des Burg¬
theaterpersonals im Probesaal des Burg¬
+
□
theaters, in der die endgültige Eni¬
scheidung fallen wird, dauert zur Stunde
noch fort.
—
Burgtheater.
0
„Die Schwestern“ oder „Casanova in Spa“
S
von Artur Schnitzler.
*
Als ich Freitag, den 12. März, um halb
11 Uhr abends in Berlin das Schauspielhaus
Herr Teubler (Knopfgießer).
verlassen hatte und die Linden queren wollte,
(Fromder Passagier).
Herr Schildkraut
geergen
da zogen eben dort die baltischen Truppen, auf
Tanks geschichtet,
mit Handgranaten und
Führt Beatrice zu
Maschinengewehren gerüstet, im eisern dunklen
Hebbel, so
sind die
einer Teresa leiten, das ist nur tief erlebter und
Schweigen der erloschenen
Straße ein.
„Schwestern“ bunte Erotik, ist ihr spielerisches,
gekonnter Kunst zu bilden gegeben.
zwischen Scherz
und
Spannung der Atmosphäre zinierte. Kata¬
Tod voltigierendes
strophenluft. Die Revoluton war einmal wieder
Spiegelleben, ein herbstlich klares Neigen zu
auf dem Wege.
Alfred de Musset.
Es ist Gefahr des Mißverstebens. Es ist
Dieser Revolnitionen Putsch=Menschheit in
zu erwarten, daß der Schwerpunkt der Dichtung
ihrer grotesken Grellheit hatte ein Dichter
vom Publikum verrückt werde. Indem die
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vorausgeschaut, vorausgebildet. Sie war mir
Frivolitäten eines Casanova=Abenteuers
Handlung wichtiger genommen wird als das
eben
nahe
gewesen
in
jener un¬
1
Prrblem; und die scheinbare Lüsternheit der
sind nur der lustige Rahmen, der den Kampf
vergeßlichen Aufführung von Wedekinds
erotischen Casanova=Anekdote als Zweck des
des eivigen Zwiespaltes zwischen Mann und
„Marquts von Keith“. Ein Regietag Jeßners
Spieles geno#sen, statt daß sie als Mittel nur
Mannesnatur umschließt. Zwei Helben! Casa¬
(über die noch gesprochen werden soll) hatte den
zu höherer Gleichung erkannt werde. Die ernste,
nova — Bassi! Der eine, Tupus des aus dem
tollen Lebensroythmaus dieses Casarovas des
melancholische Weise der Schlußszene die von
Stegreif Liebenden, des leben und lebenlassen¬
20. Jahrhunderts, hatte Ethos und Eros des
weher Erkenntnis, von männlicher Entsagung,
den, über sund unter) Gesetz, Moral, Ordnung
genialischen Glücksritters, seinen Kampf, sein
von vergeblicher Gemeinschaft, und ewiger Ein¬
siehenden Genüßling. Dessen Treue — Bekennt¬
Stegen, sein endliches Unterliegen der Oronung
samteit bebende Auseinandersetzung zwischen
nis zu ewiger Untreue ist. Der andere Typus:
und der
Philistermacht, in monumental¬
Casanroa und Bassi (die eine Sekunde lang
der aus dem Besitzgefühl Liebende, der Hingabe
tragisches Schwarz getaucht umwirdelt vom
als Hörigkeit wertet; der mißtramend die
alles Trennende in gleichem, fahlen Weh ver¬
Kampf und Schrei der Lust.
Innenwelt der Geliebten ausspionierende, nach
eint), aus ihr leuchtet das wahre Wesen der
Seltsamster Kontrast nun dieser nächste
Dichtung. Aus ihr strömt die treibende Kraft
der Außenwelt eitel horchende Auserwählte, der
Bühneneindruck in Wien. Diese sügliche Auf¬
dieses Lustspieles, das wic die tolle Gesellschaft
Ewigkeitssicht verlangt. („Lang ist das Leben,
führung von Schnitzlers Abenteurerspiel. Nach
des sterbenden Rokoko, die in Venedig ein
kurz die Ewigkeit.“] Casanooa der Verführer
der gespenstischen Dämonie des imaginären
und immer Verführte immer Wechselvolle und
Longhi stets nur mit der vorgthaltenen Maske
Marquis von Kaith das flatternde Stegreif¬
gemalt hat, ebenso hinter der Maske Casa¬
stets Gleiche; Bassi: Monomane der Stabilität,
leben des historischen Casanova. Auch hier
nov'scher Lehensorgie die innige Qual, die
der auf seinem Trauschein Bürgen der Sicher¬
eines Glückssuchers toller Lebensrhythmus, sest¬
heit aufzubauen vermeint, und selbst im Aben¬
stammeinde Sehmucht, den Fluch vereinter
gehalten von der Devination eines Dichters.
teuer, Bürgschaft der Bürgerlichkeit fordernd,
Einsamkeiten verbirgt. In solcher Zwiespältig¬
Auch hier Wesen und Treiben einer Gesellschaft,
keit des Werkes liegt seine Schwäche und doch
dem Vorurteil, Flüge seiner Seele opfert.
die, von den fernen Zeichen einer Weltenwende
Zwischen diesen Auseinanderstrebenden -
vielleicht auch sein zartester Roiz.
— nun
umwittert, Sitte, Sittlichkeit. Familie und
— drei Frauen gestellt. So grundverschieden
jeglichen Zwang eingewohnter Moral sprengend,
jede in ihrer ganz beschlossenen Art, daß keine¬
dem Genuß allein Gefolgschaft leistet.
Eine
Wenn aber im Buch, trotz der krausen Ara¬
Brücke von einer zur anderen zu führen scheint.
Flucht in die Zukunft, aber von Webekinds
besten übermütiger Rococcoschnörkel, die Casa¬
Und dennoch ganz eins dennoch „Schwestern“
Vision der hemmungslosen Sucht, Rauschglück
novas Gesellschaft Stil und Verve gibt, diese
im Geheimuis ihres Elements. Allverstehend,
um jeden, auch um Schleichhändlerpreis, zu
letzten Absichten des Dichters klarzielig zum
weil nichts ergründend. Und deshalb Flatter¬
erkaufen. Eine Flucht in die Vergangenheit ist
(Die Wie
Ausdruck gelangen, so hat die Aufführung diese
Meisterinnen selbst eines Caianovas und immer
Schnitzlers Spiel. In jene Zeit, da Glücks¬
Dienstag den
Ziele verschüttet. Es lag daran, daß Herrn
doch sehmüchtig „Wiederkehrende", „Heim¬
rittertum noch von unpathettscher Gefährlichkeit
zerthauss
Treßler und Herrn Schott (Casanova—
kehrende“ zu Bassis idealen Jorderungen der
und, statt mit tragischem Schwarz drapiert, von
Wiener musi
Bassi) jedes Gewicht der Persönlichkeit man¬
Unteilbarkeit. Sbeg der triebhaften Natur, die
esse entgegen
rosarotem Alkovenlicht umftossen war.
gelte. Casanova muß interessant, hinreißend,
alles enthält: höchste Treue tiefste Untreue:
Conne —
muß hintergründig wirken. Daß alle ihm er¬
über das so viel ärmere Produkt faustisch¬
Horwitz.
liegen, darf nicht mir erzählt, es muß vom
wissender Mannesnatur.
Zuschauer erlevi werden können. Die banale
(In der
Geist vom Geiste des „Schleier der
Glätte aber des Treßlerschen Casanovas, seine
Dienstag den
Beatrice“ ist dieses letzte Werk. Probleme, die
verbindliche Nichtigkeit, war für den Spitzen¬
säer“ von
dort, im heißen Atem der leidenschaftlichen Tat¬
Das Schönste in dem Sviel, diese meister¬
agenten am Platz, nicht, aber für diese, wenn
In den H
zeit neuer Menschen, unerbittlich bis
zum
liche Abtönung der drei Frauengestalten. Wie
auch unedle Abart der Ton=Inan=Stämmlinge.
Damen: Eis,
letzten Lebensopfer, „Deutung, bald eines
die Tühl=edlen Töne und Linien der stolzen
Herr Schott, dieser doch so talentreiche Schau¬
Hendrichs,
Grüblers, bald eines Sehers fanden, sie werden
Gefallenen Anina, in leisem Uebergang zu
spieler, wußte die Polarität seines Typus zu
Schreiber,
nun hier im silbernen Lächeln müder Rokoko¬
dem sinnlich lockenden Farbenrausch einer
ienem Cosanovas, nicht über die landläufige
leitung Eugen
anmu: als heitere Endweisheit zu Erscheinung. 1 Flaminia, zu dem grellen, frechen Farbenschrei
Kontur des Salonliebhabers zu erhöhen. SoI halb 6 Uhr.
Täglich Sensationsgastspiel
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König
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der
Bessy Barleton
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pfeifer
prolongiert
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Torday & Partnerin
Paul u. Böske
Geschwister Blond)
Vaniss Vilna
preisgekrönt, mond. Tanzduo
Meister der Steppkunst
in ihren Tänzen
internat. Tänzerin
KEi
und die übrigen Tanzattraktionen.
Mysterien