box 33/5
28. Die Schuestern oder Casanova in sna
Burgtheater. „Ich frage Sie, mein Freund,
gibt's bess're Treue,
Gibt's, frag' ich klarer noch,
gibt's eine andre
2708 1920 Auf Erden zwischen Mann
und Weib, Andrea,
pse W“ me die Tbersna eden mr
bewies?
Wien. Sie kehrte mir zurück.
Nur das ist Treue,
e—
Die einz'ge. die mit Fug so
und entschieden hat. Ihn
heißen darf.“
Feuilleton.
auch diese Stunden hier ni
Das ist das Ergebnis, zu dem Casanova
am Schlusse des Verslustspieles
Casanovas Gestalt
„Die
Schwestern“ von Artur Schnitzler gelangt.
3
Zauber auf Artur Schnitz
Der Sittenreiniger.
81
In diesem Lustspiel wird ein bischen ausführlich
in tausend Zweifeln schmc
Ein Dädagog, wie's keinen gab,
über ein nächtliches Abenteuer Casanovas ge¬
S.
sich von diesem großen
255
sprochen, und so hat der Zuhörer Gelegenheit, sich
Der Reisch ist's, den wir brauchen,
angezogen. Der Dichter
immer wieder darüber zu freuen, wie der Dichter
Denn er gewöhnt den Suff uns ab,
Todesbewußtseins fühlt
S
den Dialog über eine heikle Angelegenheit im
diesem kraftvoll unbeden
Das Spielen und das Rauchen,
allerletzten Augenblick so biegt, daß er sich aus dem
Lebens. Er erfindet Abe
Besteuert er, der strenge Mann,
Gebiete des Peinlichen ins Heitere, Graziöse,
2
Abenteurer, der an wirkl
hinüber wendet. Der Casanova Schnitzlers hat
Juletzt auch noch die Liebe,
überreich gewesen ist. Doch
schon einige grau gewordene Locken und so sagt
Ich wüßt' nicht, welches Laster dann
solche Abenteuer zu ersinne
er am Tage zwischen einer Liebesnacht und der
9
Für uns noch übrig bliebe.
flammende, wunderbar
80
Rückkehr zu einer italienischen Tänzerin manches
8
e. W.
Casanovas höher aufleucht
kluge, gute Wort über Frauen, Liebe und Treue.
Leuchtkraft mehr gesammel
4
Er steht an jener Grenzscheide der Männlichkeit,
von ihm selbst erzählt.
an der man noch genießt, aber schon nachdenklich
Burgtheater.
eine herrliche Novelle gest
geworden ist, sich gern noch betören läßt, aber
„Die Schwestern oder Casanova in
Reife, deren äußerste Vo
nicht mehr zu betören ist, den Berauschten nur noch
Spa“, ein Lustspiel von Artur Schnitzler.
ganzen, von jeglicher Sch
spielt, aber schon einen recht klaren Blick hat.
Darum konnte diesen Casanova Herr Treßler
Anmut vielleicht später
Auf seiner lebenslänglichen Spazierfahlt
greifen finden wird. Und
durch das Leben kommt Casanova eines Abends
wieder, in diesem Lusts
nach Spa. Er hat Pech am Kartentisch, Glück
Verlag: „Neues 8 Uhr-Bl
glaube, gleichfolls erst auf
in der Liebe. Mehr sogar als er weiß. Denn
stehen und auf die gerech
er verfehlt das Zimmer der kleinen, hübschen
eine Weile warten muß,
Frau, die ihn rief, und statt ihrer. die ihn
jetzt wohl noch zu leicht
nun vergeblich erwartet, die er aber durch ihr
weil sie jetzt an dem tief
vorher bekanntes Wollen ohnehin schon besitzt,
Heiter keit schwebenden Ver
umarmt er im Dunkeln eine andere. Eine,
hören.
in
die er — freilich, ohne es zu wissen
Man wird es ja überh
dieser Sekunde erobert. Ein junges Geschöpf,
wenn eine Distanz gewonn
das, von Casanovas Glut plötzlich entzündet,
spielen, der der große Herzensräuber sicherlich nichtf
in unserer Gegenwart, in
Untreue zum erstenmal begeht. Den nächsten
gewesen wäre, aber dem nachdenklichen Casanova
nichts und zu niemandem
Morgen reist er weiter mit einer dritten, die
höchstens einen etwas zu starken Schuß von
möglich scheint, gar nicht
oft schon seine Geliebte war, und die sich ihn
Filouterie gab. — Was man in beständigeren Zeiten
dies Zusammentreffen S
jetzt wieder holt. Er ahnt nur halb, was ge¬
Hoffnung und Zukunft des Burgtheaters nennen
könnte, bewährte sich aufs Beste. Ueberraschend
schehen, ahnt nicht, daß er Schicksale verwirrt stalters, mit Casanova als
vor allem in Aussehen und Abtönung des Spieles
Frau Atnay, erfrischend in seinem stürmischen
Jünglingstum Herr Schott, voll reizenden
Frau Retty
Humors der junge Thimig.
wußte treifsicher ihre Rolle ihrem Wesen anzu¬
assen. Fräulein Marberg setzt mit der
leinen Rolle der Tänzerin Theresa dem Lustspiel
och ganz am Schluß ein neues flirrendes Licht
auf. Herr Danegger und Direktor Heine
selbst geben dem ganzen Spiel einen heiter¬
behaglichen Grundton von Verruchtheit. Der Beifall
war herzlich.
28. Die Schuestern oder Casanova in sna
Burgtheater. „Ich frage Sie, mein Freund,
gibt's bess're Treue,
Gibt's, frag' ich klarer noch,
gibt's eine andre
2708 1920 Auf Erden zwischen Mann
und Weib, Andrea,
pse W“ me die Tbersna eden mr
bewies?
Wien. Sie kehrte mir zurück.
Nur das ist Treue,
e—
Die einz'ge. die mit Fug so
und entschieden hat. Ihn
heißen darf.“
Feuilleton.
auch diese Stunden hier ni
Das ist das Ergebnis, zu dem Casanova
am Schlusse des Verslustspieles
Casanovas Gestalt
„Die
Schwestern“ von Artur Schnitzler gelangt.
3
Zauber auf Artur Schnitz
Der Sittenreiniger.
81
In diesem Lustspiel wird ein bischen ausführlich
in tausend Zweifeln schmc
Ein Dädagog, wie's keinen gab,
über ein nächtliches Abenteuer Casanovas ge¬
S.
sich von diesem großen
255
sprochen, und so hat der Zuhörer Gelegenheit, sich
Der Reisch ist's, den wir brauchen,
angezogen. Der Dichter
immer wieder darüber zu freuen, wie der Dichter
Denn er gewöhnt den Suff uns ab,
Todesbewußtseins fühlt
S
den Dialog über eine heikle Angelegenheit im
diesem kraftvoll unbeden
Das Spielen und das Rauchen,
allerletzten Augenblick so biegt, daß er sich aus dem
Lebens. Er erfindet Abe
Besteuert er, der strenge Mann,
Gebiete des Peinlichen ins Heitere, Graziöse,
2
Abenteurer, der an wirkl
hinüber wendet. Der Casanova Schnitzlers hat
Juletzt auch noch die Liebe,
überreich gewesen ist. Doch
schon einige grau gewordene Locken und so sagt
Ich wüßt' nicht, welches Laster dann
solche Abenteuer zu ersinne
er am Tage zwischen einer Liebesnacht und der
9
Für uns noch übrig bliebe.
flammende, wunderbar
80
Rückkehr zu einer italienischen Tänzerin manches
8
e. W.
Casanovas höher aufleucht
kluge, gute Wort über Frauen, Liebe und Treue.
Leuchtkraft mehr gesammel
4
Er steht an jener Grenzscheide der Männlichkeit,
von ihm selbst erzählt.
an der man noch genießt, aber schon nachdenklich
Burgtheater.
eine herrliche Novelle gest
geworden ist, sich gern noch betören läßt, aber
„Die Schwestern oder Casanova in
Reife, deren äußerste Vo
nicht mehr zu betören ist, den Berauschten nur noch
Spa“, ein Lustspiel von Artur Schnitzler.
ganzen, von jeglicher Sch
spielt, aber schon einen recht klaren Blick hat.
Darum konnte diesen Casanova Herr Treßler
Anmut vielleicht später
Auf seiner lebenslänglichen Spazierfahlt
greifen finden wird. Und
durch das Leben kommt Casanova eines Abends
wieder, in diesem Lusts
nach Spa. Er hat Pech am Kartentisch, Glück
Verlag: „Neues 8 Uhr-Bl
glaube, gleichfolls erst auf
in der Liebe. Mehr sogar als er weiß. Denn
stehen und auf die gerech
er verfehlt das Zimmer der kleinen, hübschen
eine Weile warten muß,
Frau, die ihn rief, und statt ihrer. die ihn
jetzt wohl noch zu leicht
nun vergeblich erwartet, die er aber durch ihr
weil sie jetzt an dem tief
vorher bekanntes Wollen ohnehin schon besitzt,
Heiter keit schwebenden Ver
umarmt er im Dunkeln eine andere. Eine,
hören.
in
die er — freilich, ohne es zu wissen
Man wird es ja überh
dieser Sekunde erobert. Ein junges Geschöpf,
wenn eine Distanz gewonn
das, von Casanovas Glut plötzlich entzündet,
spielen, der der große Herzensräuber sicherlich nichtf
in unserer Gegenwart, in
Untreue zum erstenmal begeht. Den nächsten
gewesen wäre, aber dem nachdenklichen Casanova
nichts und zu niemandem
Morgen reist er weiter mit einer dritten, die
höchstens einen etwas zu starken Schuß von
möglich scheint, gar nicht
oft schon seine Geliebte war, und die sich ihn
Filouterie gab. — Was man in beständigeren Zeiten
dies Zusammentreffen S
jetzt wieder holt. Er ahnt nur halb, was ge¬
Hoffnung und Zukunft des Burgtheaters nennen
könnte, bewährte sich aufs Beste. Ueberraschend
schehen, ahnt nicht, daß er Schicksale verwirrt stalters, mit Casanova als
vor allem in Aussehen und Abtönung des Spieles
Frau Atnay, erfrischend in seinem stürmischen
Jünglingstum Herr Schott, voll reizenden
Frau Retty
Humors der junge Thimig.
wußte treifsicher ihre Rolle ihrem Wesen anzu¬
assen. Fräulein Marberg setzt mit der
leinen Rolle der Tänzerin Theresa dem Lustspiel
och ganz am Schluß ein neues flirrendes Licht
auf. Herr Danegger und Direktor Heine
selbst geben dem ganzen Spiel einen heiter¬
behaglichen Grundton von Verruchtheit. Der Beifall
war herzlich.