box 3375
hweS
28. Die Schaestern-oderCasanova in Sna
K
gegen ein Elementarereignis machen? Sie ist daher
Flaminia ein, hört, worum es sich handelt und gerät
Feuilleton.
nach wie vor der Zärtlichkeit ihres Bräutigams
gleichfalls in flammende Entrüstung. Eine Diebin
würdig. So räsoniert sie. Für diese erottsche Kasuistik
hat ihr also den Liebsten abgefangen! Und diese
ist Andrea nicht empfänglich. Darüber kann kein!
Verruchte will den Mann, den ein blinder Zufall ihr
Burgtheater.
Mann hinweg — das ist sein Standpunkt. Er braust
gegönnt, wieder an sich locken! Wer hat ein Recht
denn auch auf und zieht den Degen. Wir stehen schon
al: „Die Schwestern ober
auf Casanova? Sie, Flaminia, der die Liebesnacht
mit einem Fuß in einer Tragödie. Da erscheint
in Spa.“ Ein Lustspiel in
zugedacht war, oder Anina? Da jedoch keine von
Casanova. Und nun verflüchtigen sich die finster
Aktein einem von Artur
beiden weichen will, unterbreitet Andrea dieses ver¬
drohenden Wetterwolken der Tragödie, und der
Schnitzler.)
zwickte Problem in der Verschleierung einer Ge¬
heitere Himmel des Lustspiels beginnt zu blauen.
schichte, die zwei Schwestern widerfahren, dem Baron
üle Sommernacht. Anina, eine
Was will Casanova? Andrea anpumpen! Er
Santis zur Lösung und dann dem wieder auf¬
talienerin, blühend, glühend, starrt
tut dies mit liebenswürdiger Unverfrorenheit. Er
getauchten Casanova selbst, der die Sache durchschaut.
er ihres Hotelzimmers in den Park.
muß Knall und Fall Spa verlassen, benötigt dazu
Die entscheidende, fröhliche Lösung bringt indes
khnsuchtsvoll ihren Geliebten und
tausend Dukaten, just jene Summe, die Andrea
die Tänzerin Teresa, die plötzlich hereinschneit. Teresa
jungen Edelmann Andrea Bassi,
dem alten Lebemann Gudar abgewonnen. Was ihn
liebt Casanova und betrügt ihn. Er weiß es und
hat und mit dem sie in Spa, wo die
zu diesem hastigen Verduften zwingt? Ein kleines
fügt sich lächelnd in sein Geschick. Weil Teresa ihm die
in eine Gesellschaft von Glücks¬
Abenteuer, eine nächtliche Liebesstunde bei einer
Treue wahrt. Die Treue? Ja wohl! Denn sie kehrt
Da taucht ein Mann auf, schleicht
reizenden jungen Frau, bei Andreas Zimmer¬
nach jedem erotischen Ausflug zu ihm zurück. Nach
ingt sich über die Brüstung des
nachbarin Flaminia, in deren Gemach er durch das
jedem Betrug immer wiederkehren, das ist nämlich
unkles Gemach. Nicht ihr Geliebter,
Fenster hineingeturnt. Ihr Gatte, der fragwürdige
der höchsie Beweis der Treue eines Weibes! Diese
kecke Eindringling ist der 32jährige
Baron Santis, ein Kuppler, mitunter aber auch ein
Weisheit empfinden die drei Frauen instinktiv, und
erühmte und berüchtigte Frauen¬
rasender Othello, hat Verdacht geschöpft und könnte
sie verschwistern sich im Handwenden. Dem Andrea
je vor wenigen Stunden am Spiel¬
ihm mit einem tückischen Dolchstoß aufwarten. Darum
träufelt Casanova diese Philosophie mit glitzernder
l kennen gelernt.
muß er fort. Casanova erhält das Geld und ver¬
Sophistik ins Gehör. Und sie leuchtet ihm ein. Sie
ungslos duldet sie seinen Kuß. Ein
abschiedet sich mit den herzlichsten Wünschen für das
dringt ihm sogar ins Gemüt, denn er wandelt am
der sie durchschauert und ihren
Wohlergehen des Liebespaares.
Schluß Arm in Arm mit dem neugewonnenen
dwird sie die Seine. Tags darauf
Andrea atmet erlöst auf und ist bereit, das
Freunde Casanova zur Tafel in den Park, wo fröh¬
freiwillig, halb gezwungen, ihrem
unselige Ereignis zu vergessen, seiner Braut zu ver¬
liches Lachen erklingt und heitere Musik. Das ist der
Erlebnis. Nicht als Sünderin, nicht
Grundriß der Handlung.
zeihen. Anina ist über diesen jähen Umschwung
O nein! Als eine, die sich
empört. Sie ist also makellos, keine Dirne mehr, bloß
Es war in den Sternen geschrieben, daß
Sie ist ja morgens aus der
deshalb, weil Casanova die Verwechstung nicht ahnt!
Schnitzler den Schatten Casanovas heraufbeschwören
g des Fremden reuelos wie aus
Jetzt will sie selbst hinausschreien, was sich zu¬
würde. Zwischen dem Rattenfänger Anatol und dem
cht. Es war eben ein, allerdings getragen! Denn jetzt erst ist ihr klar geworden, daß
Liebeskünstler des 18. Jahrhunderts spinnen sich
lementarereignis. Was läßt sich sie Casanova liebt. Sie will ihm nachreisen! Da tritt ja einige Fäden einer geheimen Seelenverwandt¬
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28. Die Schaestern-oderCasanova in Sna
K
gegen ein Elementarereignis machen? Sie ist daher
Flaminia ein, hört, worum es sich handelt und gerät
Feuilleton.
nach wie vor der Zärtlichkeit ihres Bräutigams
gleichfalls in flammende Entrüstung. Eine Diebin
würdig. So räsoniert sie. Für diese erottsche Kasuistik
hat ihr also den Liebsten abgefangen! Und diese
ist Andrea nicht empfänglich. Darüber kann kein!
Verruchte will den Mann, den ein blinder Zufall ihr
Burgtheater.
Mann hinweg — das ist sein Standpunkt. Er braust
gegönnt, wieder an sich locken! Wer hat ein Recht
denn auch auf und zieht den Degen. Wir stehen schon
al: „Die Schwestern ober
auf Casanova? Sie, Flaminia, der die Liebesnacht
mit einem Fuß in einer Tragödie. Da erscheint
in Spa.“ Ein Lustspiel in
zugedacht war, oder Anina? Da jedoch keine von
Casanova. Und nun verflüchtigen sich die finster
Aktein einem von Artur
beiden weichen will, unterbreitet Andrea dieses ver¬
drohenden Wetterwolken der Tragödie, und der
Schnitzler.)
zwickte Problem in der Verschleierung einer Ge¬
heitere Himmel des Lustspiels beginnt zu blauen.
schichte, die zwei Schwestern widerfahren, dem Baron
üle Sommernacht. Anina, eine
Was will Casanova? Andrea anpumpen! Er
Santis zur Lösung und dann dem wieder auf¬
talienerin, blühend, glühend, starrt
tut dies mit liebenswürdiger Unverfrorenheit. Er
getauchten Casanova selbst, der die Sache durchschaut.
er ihres Hotelzimmers in den Park.
muß Knall und Fall Spa verlassen, benötigt dazu
Die entscheidende, fröhliche Lösung bringt indes
khnsuchtsvoll ihren Geliebten und
tausend Dukaten, just jene Summe, die Andrea
die Tänzerin Teresa, die plötzlich hereinschneit. Teresa
jungen Edelmann Andrea Bassi,
dem alten Lebemann Gudar abgewonnen. Was ihn
liebt Casanova und betrügt ihn. Er weiß es und
hat und mit dem sie in Spa, wo die
zu diesem hastigen Verduften zwingt? Ein kleines
fügt sich lächelnd in sein Geschick. Weil Teresa ihm die
in eine Gesellschaft von Glücks¬
Abenteuer, eine nächtliche Liebesstunde bei einer
Treue wahrt. Die Treue? Ja wohl! Denn sie kehrt
Da taucht ein Mann auf, schleicht
reizenden jungen Frau, bei Andreas Zimmer¬
nach jedem erotischen Ausflug zu ihm zurück. Nach
ingt sich über die Brüstung des
nachbarin Flaminia, in deren Gemach er durch das
jedem Betrug immer wiederkehren, das ist nämlich
unkles Gemach. Nicht ihr Geliebter,
Fenster hineingeturnt. Ihr Gatte, der fragwürdige
der höchsie Beweis der Treue eines Weibes! Diese
kecke Eindringling ist der 32jährige
Baron Santis, ein Kuppler, mitunter aber auch ein
Weisheit empfinden die drei Frauen instinktiv, und
erühmte und berüchtigte Frauen¬
rasender Othello, hat Verdacht geschöpft und könnte
sie verschwistern sich im Handwenden. Dem Andrea
je vor wenigen Stunden am Spiel¬
ihm mit einem tückischen Dolchstoß aufwarten. Darum
träufelt Casanova diese Philosophie mit glitzernder
l kennen gelernt.
muß er fort. Casanova erhält das Geld und ver¬
Sophistik ins Gehör. Und sie leuchtet ihm ein. Sie
ungslos duldet sie seinen Kuß. Ein
abschiedet sich mit den herzlichsten Wünschen für das
dringt ihm sogar ins Gemüt, denn er wandelt am
der sie durchschauert und ihren
Wohlergehen des Liebespaares.
Schluß Arm in Arm mit dem neugewonnenen
dwird sie die Seine. Tags darauf
Andrea atmet erlöst auf und ist bereit, das
Freunde Casanova zur Tafel in den Park, wo fröh¬
freiwillig, halb gezwungen, ihrem
unselige Ereignis zu vergessen, seiner Braut zu ver¬
liches Lachen erklingt und heitere Musik. Das ist der
Erlebnis. Nicht als Sünderin, nicht
Grundriß der Handlung.
zeihen. Anina ist über diesen jähen Umschwung
O nein! Als eine, die sich
empört. Sie ist also makellos, keine Dirne mehr, bloß
Es war in den Sternen geschrieben, daß
Sie ist ja morgens aus der
deshalb, weil Casanova die Verwechstung nicht ahnt!
Schnitzler den Schatten Casanovas heraufbeschwören
g des Fremden reuelos wie aus
Jetzt will sie selbst hinausschreien, was sich zu¬
würde. Zwischen dem Rattenfänger Anatol und dem
cht. Es war eben ein, allerdings getragen! Denn jetzt erst ist ihr klar geworden, daß
Liebeskünstler des 18. Jahrhunderts spinnen sich
lementarereignis. Was läßt sich sie Casanova liebt. Sie will ihm nachreisen! Da tritt ja einige Fäden einer geheimen Seelenverwandt¬