*
#
Burgtheater.
„Die Schwestern“ oder „Casanova in Spa“.
Ein Lustspiel in Versen. Drei Akte in einem von
Artur Schnitzler.
Die Abenteuer Casanovas lässeh Akkür Schnitzler
nicht ruhen. Immer denkt er an sie, behandelt sie
novellistisch oder dramatisch. Kann er sie auch nicht
physisch erleben, so kitelt er doch seine Phantasie
ldamit und erfinnt sich ein Abenteuer, das man erleben
möchte, wenn man noch Casanova sein könnte. Und
dann noch etwas. Die Konjunktur! Ist jetzt die Zeit
zu ernsten Werken? Keine Spur! Jetzt will der
fetta#essene Schieber nach üppiger Mahlzeit ein
viläakes Dessert: fein glatierte Zötchen, von niedlichen
Künstlerinnen serviert. Das mundet und reizt den
Ebetit nach weitenen fleischlichen Genüssen.
„Die Schwestern“ mit ihren kleinen und großen
Baszivitäten sind ein solches Dessert. Derb und
Sykant zugleich; manchmal etwas langweilig, das
Verdauungsschläschen förderud, dann wieder dreist
und frech, erschlaffende Sinne aufpeitschend.
Zwischen endlos langen Reden, die nicht viel
sagen, flattern geistreiche Worte auf, ein= und zwei¬
deutig, wie es notwendig ist, das Mahl zu würzen.
Die Philosophie des Bewußten, zum Unterschied
von der des Unbewußten, kommt reichlich zur An¬
wendung und nach der Moral, die der Autor aus
der Geschichte zieht, ist es geradezu ein Glück für
einen Ehemann, wenn ihm Hörner aufgesetzt werden,
vorausgesetzt, daß die Ehebrecherin, ihre „Treue“
beweisend, aus dem Stundenhotel wieder in die
eheliche Gemeinschaftsküche zurückkehrt.
Und wenn man diesem Phantasie=Casanova glauben
wollte, sind alle Weiber in dem einem Punkte, der
den Mittelpunkt des Schnitzlerschen Stückes bildet,
Schwestern. Anina, die durch Zufall zur Dirne
wird, ebenso wie die Dirne Teresa, die nach der
Casanova=Moral das Sinnbild der Treue ist, weil
sie von einem Abstecher ins Land der freien Liebe
wieder zu dem verlassenen Liebhaber zurückkehrt, und
wie Flaminia, das brünstige Weibchen, das keinen
Mann sehen kann, ohne nach ihm zu begehren.
Arm in Arm gehen diese „Schwesern“ zum
Mahle. Das Laster setzt sich zu Tisch und da nirgends
eine Tugend aufzutreiben ist, erbrcht sich niemand.
Den Casanova spielt Herr Treßler. Eigentlich
sollte ihn Eisenbach von den „Budapestern“ spielen,
die gewiß die „Pointen“ des Stückes noch mehr
heransgearbeitet hätten. Aber Treßler war auch nicht
übel. Elegant, geschmeidig, ein Spitzbube voll Witz¬
und Humor. Die drei Schwestern waren die Damen
Albach=Retty, Aknay und Marberg. Die
erste ein pikantes „Mädchen für alle" die zweite
ein zierliches Rokokofigürchen, das unmutig zu zürnen
verstand und dessen Schönheit die rasche Zähmung
des betrogenen Liebhabers verständlich machte, und
die „dritte eine liebenswürdig=freche Vertreterin der
Welt, in der man sich nie langweilt. Herr Schott
bewältigte die nicht sehr dankbare Rolle des ge¬
hörnten Siegfried mit Anstand, Herr Danegger
setzte dem Kavaliergatten Santis die nötigen humo¬
ristischen Lichter auf und Herr Hans Thimig gab
den jungen Kellner Tito so nett, daß ihm Anina
gewiß gerne den als Botenlohn verlangten Kuß gab.
Herr Direktor Heine hatte sich die Rolle eines
verabschiedeten holländischen Offiziers reserviert, in
der er über das Mißgeschick, nicht mehr jung genug
zu sein, um Casanova=Abenteuer zu vollbringen,
philosophierte.
Da das Stück ohne Pause abgespielt wurde, konnte
das Publikum nur am Schluß den Gesamteindruck
resümieren. Es erinnerte sich, zum Glück für den
Dichter, nur mehr an die amüsanten Stellen des
Stückes und applaudierte dem Autor.
Die Theaterbesucher werden in nächster Zeit vor
einem qualvollen Dilemma stehen: sie werden nicht
wissen, ob sie zu Schnitzlers „Die Schwestern“ oder
zu Engel und Horsts „Der Schrei nach dem Kind“
gehen sollen. Beide Stücke sind gleich „pikant“.
treu—.
Bürgthealer.
Merkwürdig, ganz merkwürdig. Die alten Dichter zeigten
sin ihren Werken immer stärkere Vertiefung, sie reiften bis
in den späten Sommer ihres Lebens heran. Die jüngere Ge¬
neration tritt mit einem großen Erfolg auf den Plan, dann
geht sie entweder langsam oder schneller zurück und endet ge¬
wöhnlich beim Jugendwerk märchenhafter Einbildung. Von
Schnitzteerwartet man seit Jahren vergeblich den großen
Wurf, „das Stück“, das er uns noch schuldig ist. Was er uns
bringt, sind Worte, nichts als Wocte. Schöne Worte, zum
Teil auch geistvolle Worte. Abgr. Worte ohne Tat. Der
neueste Schnitzler#ist ein Schäferspiel. Im zierlich ziselierten
Casanovastil schreitet, nein, Ränzelt es daher, in Verrücke und
Kniehosen, mit halbensblösten Brüsten und laxer Moral,
lächelnd, wie ein, g#ter Scherz und wichtigtuend, wie eine
Weltweisheit. Obzwar keine solche dahintersteckt. Der alternde
Casanova hatessich in einer äußerlich vornehmen, innerlich
verlumpten Gesellschaft zusammengefunden, die eventuell auch
falsch spielt und mit Kokotten herumreist. Hat in einer ver¬
spielten Nacht ein junges Weib eingefangen, das er überfiel,
als es einer liebessüchtigen Mondnacht zum Opfer fiel, in
der es auf den Geliebten wartete. Und geile Lump glaubte die
lers wichtige Frage darum: Der geile Lump glaubte die
Freundin zu besitzen, wer ist nun der Geprellte? Die ihn
erwartete und die er zu besitzen glaubte, oder die er besaß,
weil er sie nicht erkannte. Natürlich dreht der gewissenlose
Schlaukopf die Frage schließlich so, daß eigentlich er der Be¬
trogene sei, weil er keine von beiden besaß.
Ein Spiel mit Worten, wie man sieht, zierlich ge¬
rudert und watteauisch gefärbt, inhaltslos, manchmal bereits
gefährlich langweilig, weil gar zu viel geredet wird und nichts
getan. Zuletzt scheints fast, als fühlte der Dichter selbst die
Schwäche seiner dramatischen Argumentation, denn er schwätzt
plätschernd darauf los, um Schlußstimmung zu schaffen. Sie
will sich aber nicht einstellen und die ganze Chose endet mit
einer beinahe lächerlich wirkenden moralischen Wendung, die
dem lasziven Stückchen ansteht, wie ein Vorhemdchen einem
Schweinchen. Halten zu Gnaden Herr Dichter! Aber wenn
man durch drei Akte so starke Dinge sagt, wie sie die graziöse
verlumpte Bande plappert, die uns da vorgeführt wird, dann
nimmt sich der Ruf der wiederkehrenden Geliebten ungefähr
aus, wie das „pst! pst!“ gewisser Damen von der Kärntner¬
straße. Wenn man schon graue Haare kriegt, darf man nicht
mit Moral scherzen. Man gerät in Gefahr, nicht ernst ge¬
nommen zu werden. Der gereifte Dichter muß zugreifen, nicht
tänbein. Besser daneben greifen, als nichtssagende Fingerfer¬
tigkeit.
Graziöser Dialog, geistreiche Wendungen weist auch dieses
Stück auf, zu plaudern verstand Schnitzler ja immer. Aber
man geht unbefriedigt von dannen, weil man sich von sei¬
nem oft verherrlichten Namen und von der starken Reklame
mehr versprach. Die Heiterkeit, welche das hübsche Wort aus¬
löst, ist noch kein Erfolg, noch weniger aber ein Ehrenzeichen
für den wirklichen Dichter. Schnitzler hat immer den großen
Fehler gezeigt, hübsche Redewendungen über starke Gedanken
zu stellen, er darf sich nicht wundern, wenn man sich ent¬
täuscht abwendet und bedauert, daß er wieder einmal zu Gast
lud, ohne zu befriedigen, wenn man kopfschüttelnd meint, er
werde „das Stück“ wohl niemals schreiben. Vielleicht spornt
ihn das an, sich doch noch zu bemühen, sein mit den Anfängen
gegebenes Wort einzulösen.
Die Aufführung zählt nicht zu den besten. Ver allem
fehlt Herrn Treßler für den klassisch gewordenen Herzens¬
brecher die süße Liebenswürdigkeit Woldens, dem wohl die
Rolle auf den Leib geschrieben wurde. Treßler ist mehr Ca¬
gliostro, wie Casanova, zu schwer für so viel Leichtlebigkeit.
Frl. Aknay, auffallend hübsch in der kleidsamen Tracht, auch
recht beredt in ihrer sinnigen Geste des Anfangs, verliert
später den festgehaltenen Faden und reißt ihn zuletzt wirkungs¬
los ab. Immerhin hat die junge Künstlerin hübsche Momente,
die für die Zukunft sooar vielreesprechend si.d. Fr.
Albach=Retty spricht entzückend und ist auch in starken
Worten immer die graziöse Weltdame, der selbst das läster¬
hafte Wort ansteht. Herr Schott zeigt dankenswerte Grazie
und leichtbewegliche Eleganz, Herr Danegger spricht gut
und Herr Heine opfert sich für einen nichtssagenden Rai¬
sonneur, der viel spricht. Sowie sich Frl. Marberg für eine
kurze, ebenso nichtssagende Kokottenrollé opfert. Im Grunde
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Burgtheater.
„Die Schwestern“ oder „Casanova in Spa“.
Ein Lustspiel in Versen. Drei Akte in einem von
Artur Schnitzler.
Die Abenteuer Casanovas lässeh Akkür Schnitzler
nicht ruhen. Immer denkt er an sie, behandelt sie
novellistisch oder dramatisch. Kann er sie auch nicht
physisch erleben, so kitelt er doch seine Phantasie
ldamit und erfinnt sich ein Abenteuer, das man erleben
möchte, wenn man noch Casanova sein könnte. Und
dann noch etwas. Die Konjunktur! Ist jetzt die Zeit
zu ernsten Werken? Keine Spur! Jetzt will der
fetta#essene Schieber nach üppiger Mahlzeit ein
viläakes Dessert: fein glatierte Zötchen, von niedlichen
Künstlerinnen serviert. Das mundet und reizt den
Ebetit nach weitenen fleischlichen Genüssen.
„Die Schwestern“ mit ihren kleinen und großen
Baszivitäten sind ein solches Dessert. Derb und
Sykant zugleich; manchmal etwas langweilig, das
Verdauungsschläschen förderud, dann wieder dreist
und frech, erschlaffende Sinne aufpeitschend.
Zwischen endlos langen Reden, die nicht viel
sagen, flattern geistreiche Worte auf, ein= und zwei¬
deutig, wie es notwendig ist, das Mahl zu würzen.
Die Philosophie des Bewußten, zum Unterschied
von der des Unbewußten, kommt reichlich zur An¬
wendung und nach der Moral, die der Autor aus
der Geschichte zieht, ist es geradezu ein Glück für
einen Ehemann, wenn ihm Hörner aufgesetzt werden,
vorausgesetzt, daß die Ehebrecherin, ihre „Treue“
beweisend, aus dem Stundenhotel wieder in die
eheliche Gemeinschaftsküche zurückkehrt.
Und wenn man diesem Phantasie=Casanova glauben
wollte, sind alle Weiber in dem einem Punkte, der
den Mittelpunkt des Schnitzlerschen Stückes bildet,
Schwestern. Anina, die durch Zufall zur Dirne
wird, ebenso wie die Dirne Teresa, die nach der
Casanova=Moral das Sinnbild der Treue ist, weil
sie von einem Abstecher ins Land der freien Liebe
wieder zu dem verlassenen Liebhaber zurückkehrt, und
wie Flaminia, das brünstige Weibchen, das keinen
Mann sehen kann, ohne nach ihm zu begehren.
Arm in Arm gehen diese „Schwesern“ zum
Mahle. Das Laster setzt sich zu Tisch und da nirgends
eine Tugend aufzutreiben ist, erbrcht sich niemand.
Den Casanova spielt Herr Treßler. Eigentlich
sollte ihn Eisenbach von den „Budapestern“ spielen,
die gewiß die „Pointen“ des Stückes noch mehr
heransgearbeitet hätten. Aber Treßler war auch nicht
übel. Elegant, geschmeidig, ein Spitzbube voll Witz¬
und Humor. Die drei Schwestern waren die Damen
Albach=Retty, Aknay und Marberg. Die
erste ein pikantes „Mädchen für alle" die zweite
ein zierliches Rokokofigürchen, das unmutig zu zürnen
verstand und dessen Schönheit die rasche Zähmung
des betrogenen Liebhabers verständlich machte, und
die „dritte eine liebenswürdig=freche Vertreterin der
Welt, in der man sich nie langweilt. Herr Schott
bewältigte die nicht sehr dankbare Rolle des ge¬
hörnten Siegfried mit Anstand, Herr Danegger
setzte dem Kavaliergatten Santis die nötigen humo¬
ristischen Lichter auf und Herr Hans Thimig gab
den jungen Kellner Tito so nett, daß ihm Anina
gewiß gerne den als Botenlohn verlangten Kuß gab.
Herr Direktor Heine hatte sich die Rolle eines
verabschiedeten holländischen Offiziers reserviert, in
der er über das Mißgeschick, nicht mehr jung genug
zu sein, um Casanova=Abenteuer zu vollbringen,
philosophierte.
Da das Stück ohne Pause abgespielt wurde, konnte
das Publikum nur am Schluß den Gesamteindruck
resümieren. Es erinnerte sich, zum Glück für den
Dichter, nur mehr an die amüsanten Stellen des
Stückes und applaudierte dem Autor.
Die Theaterbesucher werden in nächster Zeit vor
einem qualvollen Dilemma stehen: sie werden nicht
wissen, ob sie zu Schnitzlers „Die Schwestern“ oder
zu Engel und Horsts „Der Schrei nach dem Kind“
gehen sollen. Beide Stücke sind gleich „pikant“.
treu—.
Bürgthealer.
Merkwürdig, ganz merkwürdig. Die alten Dichter zeigten
sin ihren Werken immer stärkere Vertiefung, sie reiften bis
in den späten Sommer ihres Lebens heran. Die jüngere Ge¬
neration tritt mit einem großen Erfolg auf den Plan, dann
geht sie entweder langsam oder schneller zurück und endet ge¬
wöhnlich beim Jugendwerk märchenhafter Einbildung. Von
Schnitzteerwartet man seit Jahren vergeblich den großen
Wurf, „das Stück“, das er uns noch schuldig ist. Was er uns
bringt, sind Worte, nichts als Wocte. Schöne Worte, zum
Teil auch geistvolle Worte. Abgr. Worte ohne Tat. Der
neueste Schnitzler#ist ein Schäferspiel. Im zierlich ziselierten
Casanovastil schreitet, nein, Ränzelt es daher, in Verrücke und
Kniehosen, mit halbensblösten Brüsten und laxer Moral,
lächelnd, wie ein, g#ter Scherz und wichtigtuend, wie eine
Weltweisheit. Obzwar keine solche dahintersteckt. Der alternde
Casanova hatessich in einer äußerlich vornehmen, innerlich
verlumpten Gesellschaft zusammengefunden, die eventuell auch
falsch spielt und mit Kokotten herumreist. Hat in einer ver¬
spielten Nacht ein junges Weib eingefangen, das er überfiel,
als es einer liebessüchtigen Mondnacht zum Opfer fiel, in
der es auf den Geliebten wartete. Und geile Lump glaubte die
lers wichtige Frage darum: Der geile Lump glaubte die
Freundin zu besitzen, wer ist nun der Geprellte? Die ihn
erwartete und die er zu besitzen glaubte, oder die er besaß,
weil er sie nicht erkannte. Natürlich dreht der gewissenlose
Schlaukopf die Frage schließlich so, daß eigentlich er der Be¬
trogene sei, weil er keine von beiden besaß.
Ein Spiel mit Worten, wie man sieht, zierlich ge¬
rudert und watteauisch gefärbt, inhaltslos, manchmal bereits
gefährlich langweilig, weil gar zu viel geredet wird und nichts
getan. Zuletzt scheints fast, als fühlte der Dichter selbst die
Schwäche seiner dramatischen Argumentation, denn er schwätzt
plätschernd darauf los, um Schlußstimmung zu schaffen. Sie
will sich aber nicht einstellen und die ganze Chose endet mit
einer beinahe lächerlich wirkenden moralischen Wendung, die
dem lasziven Stückchen ansteht, wie ein Vorhemdchen einem
Schweinchen. Halten zu Gnaden Herr Dichter! Aber wenn
man durch drei Akte so starke Dinge sagt, wie sie die graziöse
verlumpte Bande plappert, die uns da vorgeführt wird, dann
nimmt sich der Ruf der wiederkehrenden Geliebten ungefähr
aus, wie das „pst! pst!“ gewisser Damen von der Kärntner¬
straße. Wenn man schon graue Haare kriegt, darf man nicht
mit Moral scherzen. Man gerät in Gefahr, nicht ernst ge¬
nommen zu werden. Der gereifte Dichter muß zugreifen, nicht
tänbein. Besser daneben greifen, als nichtssagende Fingerfer¬
tigkeit.
Graziöser Dialog, geistreiche Wendungen weist auch dieses
Stück auf, zu plaudern verstand Schnitzler ja immer. Aber
man geht unbefriedigt von dannen, weil man sich von sei¬
nem oft verherrlichten Namen und von der starken Reklame
mehr versprach. Die Heiterkeit, welche das hübsche Wort aus¬
löst, ist noch kein Erfolg, noch weniger aber ein Ehrenzeichen
für den wirklichen Dichter. Schnitzler hat immer den großen
Fehler gezeigt, hübsche Redewendungen über starke Gedanken
zu stellen, er darf sich nicht wundern, wenn man sich ent¬
täuscht abwendet und bedauert, daß er wieder einmal zu Gast
lud, ohne zu befriedigen, wenn man kopfschüttelnd meint, er
werde „das Stück“ wohl niemals schreiben. Vielleicht spornt
ihn das an, sich doch noch zu bemühen, sein mit den Anfängen
gegebenes Wort einzulösen.
Die Aufführung zählt nicht zu den besten. Ver allem
fehlt Herrn Treßler für den klassisch gewordenen Herzens¬
brecher die süße Liebenswürdigkeit Woldens, dem wohl die
Rolle auf den Leib geschrieben wurde. Treßler ist mehr Ca¬
gliostro, wie Casanova, zu schwer für so viel Leichtlebigkeit.
Frl. Aknay, auffallend hübsch in der kleidsamen Tracht, auch
recht beredt in ihrer sinnigen Geste des Anfangs, verliert
später den festgehaltenen Faden und reißt ihn zuletzt wirkungs¬
los ab. Immerhin hat die junge Künstlerin hübsche Momente,
die für die Zukunft sooar vielreesprechend si.d. Fr.
Albach=Retty spricht entzückend und ist auch in starken
Worten immer die graziöse Weltdame, der selbst das läster¬
hafte Wort ansteht. Herr Schott zeigt dankenswerte Grazie
und leichtbewegliche Eleganz, Herr Danegger spricht gut
und Herr Heine opfert sich für einen nichtssagenden Rai¬
sonneur, der viel spricht. Sowie sich Frl. Marberg für eine
kurze, ebenso nichtssagende Kokottenrollé opfert. Im Grunde
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