II, Theaterstücke 28, Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 149

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1W6
28. Die Sch#stern oder Casanova in Spa
wohl
istung. Sie
Reprisen des Burgtheaters.
unmitt
itten in ihrer
genehn
Das Burgtheater stellt jetzt bewahrte und noch
die Sprache,
W
„stehende“ Aufführungen, die irgendwie aus dem
Welt, in der
Repertoire gerutscht sind, wieder in dasselbe ein.
konzert
beginnt.
Seite 5
27. März 1923
Eine Maßnahme solider Spielplan= und Kassen¬
oftmal:
viel mit den
politik, die nicht in jedem Falle den Rezensenten
jenres. Die
Wedi
angeht. Auch „Die verlorene Tochter“
wagen, und daß sie schließlich aus dem Geleise
triftigen Er¬
W
Fuldas, kein originell=pointiertes, aber ein
springt. Jedenfalls führe das Publikum besser
enschen bos¬
Italien
unterhalsam=naives Werk der deutschen Lustspeel¬
und käme rascher ans Ziel, wenn der Motor¬
M
ig sind, die
soll jet
literatur von Schönthans Gnaden bietet keinerlei
führer des Stückes die Weisung mehr beachtete,
Bühne:
Anlaß mehr zu kritischen Bemerkungen, die nicht
oft beliebte
die ihm verbietet, mit den Passagieren zu
von S;
schon gefallen wären. Seinerzeit, als noch Harry
2c. mit einer
sprechen. Dieses Lustspiel ist sauber, freund¬
von de
Waldens unhemmbarer und besonnender Charme
lich, angenehm. Sein Wert liegt in der liebe¬
r anfänglich
pende
die langwellige Drolligkeit der Premiere hinweg¬
nes zweiten
vollen Kleinzeichnung, in der humorigen Exakt¬
gruppe
sprühte. Jetzt wird seine Rolle sehr brav und sehr
auer sagen
Haus- heit, mit der es Bildchen eines simplen
munter von Herrn Emerich Reimers gespielt,
Feston
recht= Lebens hinstrichelt und spitzpinselig aus¬
Herr Siebert ist mit solider Geschicklichket an
scha
: übrigens
4, aber malt. Im reichen Oberflächen=Detail sind alle
Tiedkes Stelle getreten und ansonsten ist fast alles
Das
heit, ist die
lrbeit, Figuren sehr gut gesehen, ihre menschliche Substanz
unverändert spaßhaft — nach Vorschrift.
schaft in
Die freudig¬
isterin'st gering. Ihre Haut, sozusagen, ist lebendig, aber
Im Alademiethegter hat man
zu veran
enthals
Freude mit Volksstückpapier ausgestopft. Bemerkenswert
Schnitzlers „Schwestern“ herausgestellt
führunge
gluten Ein¬
elhafte die Theaterreinlichkeit des Spieles, die graziösen
und damit den gegenwärtig im Burgtheater¬
„Danac“.
stilechten
. Und Schleifen, mit denen es um alle Rührszenen
spielplan fehlenden Schnitzler gewonnen. Reiz und
Werke si
irer Größe
#ruchs- herumkommt. Sehr hübsch auch die Behandlung
Bittexkeit des niedlich=bezugreichen Spiels haben
Ewald
ind speziell
nsucht des Episodischen, das keine aufenthalte ver¬
an Patina gewonnen: Ihre Niedlichkeit wirkt nun
Reichwei
Kellers.
unden ursacht, sondern im Vorwärtsfließen mit¬
deutlicher, unterstrichener, fast wehmütiger ...
Mitwirk¬
erin aller
Werk¬
genommen wird. Moralitäten scheinen durchaus
Die Aufführung ist beweglich und amüsant, wie
Herterich
vielmehr
1 und
vermieden.
sic es war, und namentlich Herrn Treßlers
Ivo (Re
chrheit und
picktes
groteske Anmut hält den äußeren Erfolg des
Auch die Regie (Friedrich Rosenthal)
us tief er¬
rollen ge
nicht,
Abends fest. Ze#.)?)
kleinmalt, dem Stück gemäß, emsig und liebe¬
Zarmer
welche al
40
#e ein¬
voll. Ein herziger Naturalismus belebt die
stellung.
n koketten,
hr be¬
Matthäus-Passion.“
Szene wie das was hinter ihr, durch Neben¬
saßt vo¬
ia, das er
in fa¬
Die ungekürzte Aufführung unter Paul von
geräusche das sanfte Geräusch des Textes för¬
Frau El
igt. Sehr
hrheit
mit vielen Klenaus hingebungsvoller, aber mehr nach innen
dernd. Taktmäßig schnaubt die Rotations¬
mitwirke
erz ist
maschine (erster Akt, Druckerei), und ergötzlich
n Zügen gewandter Leitung, war von den besten und reinstenKammer
h das
surrt der Lift (zweiter Akt, Hausmeisterwohnung)
er die
mntene
seine dünne chromatische Skala. So ist das Leben.
Fünites Kapitel.
] Erschrecke
bricht
#
Marie: Hedwig Keller. Alle guten

dem
wienerischen Geister sind Schutzpatrone dem
rauen
Spiel dieser Frau, die mit ihres Wesens Echt¬
er, zu
r. an einer Höchschule
heit die Lügen des Theaters bis zur Unsicht¬
hinüberleiten.

häng=barkeit deckt. Herr Sima ist der Tramway¬
aeeeT
2.5
Zahn¬
Kretin. Reizend. Die Figur trägt den Geruch
Akademietheater. Schnitzlers Lustspiel „Die Schwestern vo¬
aß sie
ihrer seelischen Heimaterde. Fest steht sie in dem
oder Casanova in Spa“ ist ins Akademietheater über=cr
der
winzigen Leben, darin ihr Sein verwurzelt und
dri
siedett und hat in diesem intimen Raum lebhafter gewirkt als
t und
beschlossen ist. Vollkommen gut in kleineren
im großen Hause. Eine tiefere Anteilnahme vermag allerdings Br
noch
die Dichtung auch hier nicht zu wecken. Die jenseits von Gut und Bö
Rollen Fräulein Hochwald, Frau Thaller,
rz zu
Böse immernde erotische Lehre, die Schnitzler hier verkündet, W.
Herr Iwald. Viktor Kutscheras Portier
ist ja nicht nach jedermanns Geschmack. Und für den Be
Node¬
ist eine vortreffliche, eine wahrhaft hausmeister¬
schillernden Reiz des dialektischen Spiels, wodurch sich diese Ad
da sie
Alfred Polgar.
liche Leistung
Lehre einzuschmeicheln sucht, ist bloß der verwähnte Gaumen] Ge
des literarischen Feinschmeckers empfänglich. Die Darstellung C.

ist unverändert geblieben. Sie böte einen vollig ungemischten in

künstlerischen Genuß, wenn Herr Schott, der Gegenspieler erz
Casanovas, die Mahnung Hamlets an die Schauspieler be¬
herzigen wollte und auch im Wirbelsturm des Affektes Herr des Dr
Dr
Wortes bliebe. Lieber weniger Wirbelsturm und dafür mehr G,

Klarheit und Deutlichkeit der Rede.
m. d. [Dr

„Die Schwestern“.
er in
(Neu einstudiert im Akademie¬
theater.)
von
rten¬
* Von den drei guten Stücken, die hier in einen
Beifall.
und
schlechten Zweiakter zusammengekleistert sind, wur¬
(Akademietheater.) Schnitzlers kühl graziöses
Ziebe
den im Akademietheater gestern bloß zwei vorge¬
Casanova=Lustspiel „Die Schwestern“ wirkte in der früheren Burg¬
auf
führt. Diese Kürzung geschah offenbar in letzter
#theaterbesetzung mit seiner spielerisch erotischen Atmosphäre und
I in Stunde. da der Theaterzettel schon gedruckt war,—
seiner Dialektik hier in etwas intimerer Weise. In der Darstellung
#enig
so daß auch der Uneingeweihte feststellen mußte,
wurde allerdings nicht allzuviel Temperament verbraucht. Die
nken daß noch ein Lord, eine Witwe aus Amsterdam,
schönen Verse wurden manchmal wie ein Kolleg über die Liebe
ahn= eine Dame aus Lyon, ihre Tochter, überdies zwei
vorgetragen oder verklangen unverstanden in der rasend schnellen
die
Gäste hätten austreten sollen, dies aber nicht ge¬
Sprechweise des Herrn Schott.
h. m.
Bei= schah. Diese Operation ist tadellos gelungen. Hätte
MRTRTE P
(Deutsches Volkstheater.) Es gab einmal, lang ist's
ichts Ich sehe nur einen Unterschied, doch der i##
rum wesentlicher Natur. — Sie wissen, was ich
ein meine?“