hr.
box 33/1
27. Einkund Fliederbusch
itt Wlener Mittheilungen Wien.
S
Artur SARTETS DAT
mit seiner Komöflie Fink und Flieder¬
busch
in einigem Abstand von Gustav
Freytags „Journasisten“ — eine gelungene
literarische Satire geschaffen. Erwähnt seien
Einzelausgaben von Shakespeares
hamlet und Perikles von Cyrus.
Auch A. Strindsbers d
Jüngsten, die neue Bahnen suchen. Ein
Dachtigall von Wietenberg seien
Schriftsteller, der an russische Verhältnisse
zugleich mit dem Originallithographien auf¬
anknüpft, ist Baron Woldemar üxkull, von
weisenden Prospero-Druck von desselben
dem soeben ein Drama Imam=Gamsal
Dichters Vater erwähnt. Die Feinschmecker,
erschien. Dies irae — die neue Cragödie
die den indischen Dichter Rabindranath
von Anton Wildgans, die einen heran¬
Cagore als Lyriker schätzen, werden über¬
wachsenden Menschen im Verhältnis zum
rascht sein, ihn in seinem Bühnenspiel Das
Elternhause zeigt, ist zur Aufführung im
Poltamt als Dramatiker kennen zu lernen.
Burgtheater bestimmt. Die in Deutschland
Ludwig Choma, der populäre Satiriker in
bereits aufgeführte Cragödie Ermanarich
erzählender und dramatischer Form, hat ein
von Ernst von Wildenbruch, aus dessen
Schauspiel Gelähmte Schwingen hin¬
literarischem Nachlaß, dürfte wohl auch hier
ausgesendet. Ein Weibespiel für das deutsche
bald zur Darltellung gelangen. Zu ge¬
Volk schrieb Gerbard Tischer unter dem
denken wäre noch der edlen dramatischen.
Litel Ellaß. Fritz Unruh, ein Offizier, hat
Dichtung Jeremfas, von Stefan Zweig
—
lich mit einer Cragsdie versucht: Ein
G
Geschlecht. Der Verfasser gehört zu den in neun Bildern.
n Die
ihlen
Auch in der Literatur treiht der Zufall
sein, neckisches
jeld. Spiel. Als Gustav Freytag seine „Journalisten“
geschrieben und
ich. veröffentlicht hatte, durfte er der Meinung leben, zum erstenmel
aus einen ganz neuen Stoffkreis dichterisch erfaßt zu haben. Er war
ge=deshalb nicht wenig überrascht, als ihm sein guter Freund
cht Salomon Hirzel, der zugleich sein Verleger war, eines Tages ein
verschollenes Lustspiel des mehr als halbvergessenen Literaten
Johann Stephan Schütze (1771 bis 1839) zuschickte. Auf
ide
dem Titelblatt des kleinen Büchleins stand über Verfasser¬
namen und Druckort schön deutlich „Die Journalisten". Ohne
daß Freytag etwas davon geahnt hatte, war also bereits
schon einmal ein Lustspiel „Die Journalisten“ über die deutschen
Bühnen gegangen, und es fehlte nicht einmal an gewissen
Aehnlichkeiten zwischen Freytags Lustspiel und dem seines
sehr minderwertigen Vorgängers. Der Zufall aber sollie
weiter sein Spiel treiben. Albert Ludwig führt eben jetzt in der 71. 77 —
zweiten Augustaummer des „Literarischen Echos“ den Nachweis,
daß auch auf das neueste deutsche Journalistendrama, Artur 24
Schnitzlers „Fink und Fliederbusch“, ein Schatten aus Johann
Stephan Schützes unbehölfenen Journalistenspiel fällt. Der
Journalist in Schnitzlers Komödie schreibt unter den verschiedenen
Ramen Fink und Fliederbusch für Blätter sehr verschiedener
Richtung. Er findet sein besonderes Vergnügen daran, als Fink
den Fliederbusch und als Fliederbusch den Fink ganz gehörig vor¬
zunehmen und abzuführen. Der Zufall will es nun, daß in
/770
Schützes Journalistenstück der eine Journalist ausgerechnet
Fliederbusch heißt. Es ist kaum anzunehmen, daß Schnitzler von
seinem alten Vorgänger etwas gewußt habe. Wie man sieht, er¬
gibt das gleiche „Milieu“
nicht nur Stoffähnlichkeiten.
sondern, wenn der Zufall die Karten mischt, sogar die Wahl
gleicher Namen.
en
Ausschnitt aus Liorarisches Gentralblatt, Loipzig
(an e
Schnitzler, Arthur, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten.
Beiu, 1917.—S. Fischek. (8.) = 3.
Uraufführung im Deutschen Volkstheater zu Wien am 14. November 1917.
Das neue Stück von Arthur Schnitzler ist für seine
große Gemeinde eine arge Enttäuschung geworden. Es
wäre ja lächerlich, wollte man behaupten, daß der Journalis¬
mus von Gesinnungslumpen frei sei, wie sie wohl ein jeder
Stand aufweist, aber aus solchen charakterlosen Massen, wie
uns der Anatoldichter hier weismachen will, besteht der
deutsche Journalismus denn doch nicht. Im übrigen besitzt
das Stück keine Handlung und keine neuen Einfälle. Die
Figur des Schmock aus Gustav Freytags ewig jungen und
noch immer mustergültigen „Journalisten“ hat Sch. moder¬
nisieren wollen, hat aber dabei leider stark daneben gegriffen.
junger politischer Mitarbeiter eines
Gag 1 J0
demokransch=liberalen Blattes, bekämpft sich selbst unter dem
Pseudonym Fink insolange in einem konservativ=klerikalen
Blatte, bis er von dem Sohne seines Chefs zu einem Duell
gedrängt wird. Fink soll sich selbst mit Fliederbusch schlagen.
Da setzt die Farce ein und zieht sich durch zwei Akte, bis
es sich endlich herausstellt, daß Fliederbusch mit Fink identisch
ist. S. verrät eine ganz unglaubliche Unkenntnis der journa¬
listischen Umwelt, witzelt und geistreichelt in der Exposition
viel herum, versagt aber später gänzlich. Die beste und
dankbarste Figur des Stückes ist der zapplige Reporter
Kajetan, aber leider ist diese Figur nicht genug tragfähig. Ein
Schnitzlerstück, auch wenn es so schwach ist wie das gegen¬
wärtige, bedeutet immerhin einen Kassenerfolg für ein Wiener
(Theater und von diesem Siandpunkte aus ist es zu ver¬
stehen, daß Direktor Wallner eine so tadellose Aufführung
herausbrachte. Die Darstellung war erstklassig, der Erfolg
Rudolf Huppert.
sam ersten Abend stark.
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27. Einkund Fliederbusch
itt Wlener Mittheilungen Wien.
S
Artur SARTETS DAT
mit seiner Komöflie Fink und Flieder¬
busch
in einigem Abstand von Gustav
Freytags „Journasisten“ — eine gelungene
literarische Satire geschaffen. Erwähnt seien
Einzelausgaben von Shakespeares
hamlet und Perikles von Cyrus.
Auch A. Strindsbers d
Jüngsten, die neue Bahnen suchen. Ein
Dachtigall von Wietenberg seien
Schriftsteller, der an russische Verhältnisse
zugleich mit dem Originallithographien auf¬
anknüpft, ist Baron Woldemar üxkull, von
weisenden Prospero-Druck von desselben
dem soeben ein Drama Imam=Gamsal
Dichters Vater erwähnt. Die Feinschmecker,
erschien. Dies irae — die neue Cragödie
die den indischen Dichter Rabindranath
von Anton Wildgans, die einen heran¬
Cagore als Lyriker schätzen, werden über¬
wachsenden Menschen im Verhältnis zum
rascht sein, ihn in seinem Bühnenspiel Das
Elternhause zeigt, ist zur Aufführung im
Poltamt als Dramatiker kennen zu lernen.
Burgtheater bestimmt. Die in Deutschland
Ludwig Choma, der populäre Satiriker in
bereits aufgeführte Cragödie Ermanarich
erzählender und dramatischer Form, hat ein
von Ernst von Wildenbruch, aus dessen
Schauspiel Gelähmte Schwingen hin¬
literarischem Nachlaß, dürfte wohl auch hier
ausgesendet. Ein Weibespiel für das deutsche
bald zur Darltellung gelangen. Zu ge¬
Volk schrieb Gerbard Tischer unter dem
denken wäre noch der edlen dramatischen.
Litel Ellaß. Fritz Unruh, ein Offizier, hat
Dichtung Jeremfas, von Stefan Zweig
—
lich mit einer Cragsdie versucht: Ein
G
Geschlecht. Der Verfasser gehört zu den in neun Bildern.
n Die
ihlen
Auch in der Literatur treiht der Zufall
sein, neckisches
jeld. Spiel. Als Gustav Freytag seine „Journalisten“
geschrieben und
ich. veröffentlicht hatte, durfte er der Meinung leben, zum erstenmel
aus einen ganz neuen Stoffkreis dichterisch erfaßt zu haben. Er war
ge=deshalb nicht wenig überrascht, als ihm sein guter Freund
cht Salomon Hirzel, der zugleich sein Verleger war, eines Tages ein
verschollenes Lustspiel des mehr als halbvergessenen Literaten
Johann Stephan Schütze (1771 bis 1839) zuschickte. Auf
ide
dem Titelblatt des kleinen Büchleins stand über Verfasser¬
namen und Druckort schön deutlich „Die Journalisten". Ohne
daß Freytag etwas davon geahnt hatte, war also bereits
schon einmal ein Lustspiel „Die Journalisten“ über die deutschen
Bühnen gegangen, und es fehlte nicht einmal an gewissen
Aehnlichkeiten zwischen Freytags Lustspiel und dem seines
sehr minderwertigen Vorgängers. Der Zufall aber sollie
weiter sein Spiel treiben. Albert Ludwig führt eben jetzt in der 71. 77 —
zweiten Augustaummer des „Literarischen Echos“ den Nachweis,
daß auch auf das neueste deutsche Journalistendrama, Artur 24
Schnitzlers „Fink und Fliederbusch“, ein Schatten aus Johann
Stephan Schützes unbehölfenen Journalistenspiel fällt. Der
Journalist in Schnitzlers Komödie schreibt unter den verschiedenen
Ramen Fink und Fliederbusch für Blätter sehr verschiedener
Richtung. Er findet sein besonderes Vergnügen daran, als Fink
den Fliederbusch und als Fliederbusch den Fink ganz gehörig vor¬
zunehmen und abzuführen. Der Zufall will es nun, daß in
/770
Schützes Journalistenstück der eine Journalist ausgerechnet
Fliederbusch heißt. Es ist kaum anzunehmen, daß Schnitzler von
seinem alten Vorgänger etwas gewußt habe. Wie man sieht, er¬
gibt das gleiche „Milieu“
nicht nur Stoffähnlichkeiten.
sondern, wenn der Zufall die Karten mischt, sogar die Wahl
gleicher Namen.
en
Ausschnitt aus Liorarisches Gentralblatt, Loipzig
(an e
Schnitzler, Arthur, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten.
Beiu, 1917.—S. Fischek. (8.) = 3.
Uraufführung im Deutschen Volkstheater zu Wien am 14. November 1917.
Das neue Stück von Arthur Schnitzler ist für seine
große Gemeinde eine arge Enttäuschung geworden. Es
wäre ja lächerlich, wollte man behaupten, daß der Journalis¬
mus von Gesinnungslumpen frei sei, wie sie wohl ein jeder
Stand aufweist, aber aus solchen charakterlosen Massen, wie
uns der Anatoldichter hier weismachen will, besteht der
deutsche Journalismus denn doch nicht. Im übrigen besitzt
das Stück keine Handlung und keine neuen Einfälle. Die
Figur des Schmock aus Gustav Freytags ewig jungen und
noch immer mustergültigen „Journalisten“ hat Sch. moder¬
nisieren wollen, hat aber dabei leider stark daneben gegriffen.
junger politischer Mitarbeiter eines
Gag 1 J0
demokransch=liberalen Blattes, bekämpft sich selbst unter dem
Pseudonym Fink insolange in einem konservativ=klerikalen
Blatte, bis er von dem Sohne seines Chefs zu einem Duell
gedrängt wird. Fink soll sich selbst mit Fliederbusch schlagen.
Da setzt die Farce ein und zieht sich durch zwei Akte, bis
es sich endlich herausstellt, daß Fliederbusch mit Fink identisch
ist. S. verrät eine ganz unglaubliche Unkenntnis der journa¬
listischen Umwelt, witzelt und geistreichelt in der Exposition
viel herum, versagt aber später gänzlich. Die beste und
dankbarste Figur des Stückes ist der zapplige Reporter
Kajetan, aber leider ist diese Figur nicht genug tragfähig. Ein
Schnitzlerstück, auch wenn es so schwach ist wie das gegen¬
wärtige, bedeutet immerhin einen Kassenerfolg für ein Wiener
(Theater und von diesem Siandpunkte aus ist es zu ver¬
stehen, daß Direktor Wallner eine so tadellose Aufführung
herausbrachte. Die Darstellung war erstklassig, der Erfolg
Rudolf Huppert.
sam ersten Abend stark.