II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 19

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Klitsch am wirksamsten. Die einzige Damenrolle spielt
Fräulein Waldow sehr gut.
In der Komödie kommt auch ein Theaterkritikey
vor, der sich darüber beschwert, daß er auch schwacha
Stücke loben müsse, weil sein Blatt mit allen Schriftt
steklern befreundet sei. Vielleicht erfährt Schnitzler
ZesesBeispiel am eigenen Leibe.
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REICHSPOST WIEN
Theater, Kunst, Musik.
Deutsches Volkstheater.
„Fink und Fliederbusch.“
Komödie von Artur Schnitzler.
Erstaufführung am 14. November 1917.
Was immer wir auch von Schnitzler erwartet haben,
dieses Stück war nicht dabei. Solcher Einfalt, so vielen
Unvermögens haben wir uns von ihm nicht versehen kön¬
nen. Die klägliche Dürftigkeit dieses Stückes ist ja bei¬
nahe groß genug, um die Kritik waffenlos und mitleidig
zu machen.
Fink und Fliederbusch, das sind zwei gegnerische
Journalisten. Fliederbusch greift in einem liberalen Blatt
den konservativen Grafen Niederhof wegen einer Parla¬
mentsrede heftig an. Fink repliziert in einem konservativen
Blatt erbittert. Nur wir Zuschauer wissen vom zweiten
Bild an, daß Fink und Fliederbusch beide gar niemand
anderer sind, als ein einziger Fliederbusch, dessen Wiege

in der Leopoldstadt geschaukelt wurde. Ein „tüchtiger“
Journalist. Nachmittags befetzt er als richtiger Fliederbusch
den Grafen Niederhof, am nächsten Vormittage verteidigt
er ihn als verkappter Fink. Aber lange geht ihm das nicht
hin. Die konservativen Redaktionsgenossen verlangen von
Fink, daß er sich mit Fliederbusch duelliere. Fink fordert
Fliederbusch. Fliederbusch nimmt an. Duell im Prater. Es
erscheint für beide Duellanten nur ein einziger Flieder¬
busch. Die Sekundanten sind empört. Aber die Chefs der
beiden feindlichen Blätter reißen sich jetzt um den findigen i##
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Fliederbusch und lizitieren sich in der Gage hinauf. Auch
der Graf Niederhof ist entzückt von Fliederbusch und läßt
ihn gar nicht mehr aus. Das ist sein Mann, das ist der
Journalist, den er braucht, um ein neues Blatt zu grün¬
den. Denn man muß wissen, daß es dem Herrn Grafen
eigentlich ziemlich gleichgültig ist, ob er ein jüdisches oder
christliches Blatt herausgibt, gleichwie auch hinter seinen
Parlamentsreden Gott behüte keine Gesinnung oder Welt¬
anschauung steckt. Solche Dinge, Gesinnung und Welt¬
anschauung, erklärt er ruhig für öden, heuchlerischen
Quatsch. Die Politik ist jetzt eben sein Sport. Früher
waren es die Weiber oder die Pferde. Und darum impo¬
niert ihm dieser Fliederbusch so, weil er auch so gar nicht
von Prinzipien verseucht ist, weil er auch ebensogut so kann,
wie anders.
Viel mehr, als wir hier erzählt haben, vermag der
ganze Theaterabend nicht herzugeben. Rund um diese
Grundgedanken natürlich viel Gewitzel über Zeitungen im
allgemeinen, jüdische und christliche im besonderen, über
Redaktionen, über Politik, über Weiber und Pferde. Wenn
wenigstens hier, in dem kleinen Bühnenbeiwerk Witz und
Geist spürbar würde. Aber wenn Schnitzler das nächtliche
Treiben in einer Redaktion skizzieren will, wie ledern das
ausfällt, wie weitab vom letzten Schimmer der Wirklichkeit!
Wäre diese traurige Komödie einer ernsthaften Ab¬
wehr wert, so müßten wir gegen den frech witzelnden Ton
Stellung nehmen, in dem hier von Religion gesprochen
wird, wir müßten uns darüber empören, wie unflätig hier
der Adel beschimpft wird. (Außer dem sauberen Grafen
Niederhof bringt Schnitzler noch eine arg verluderte Für¬
stin Wendelin auf die Bühne.) Aber alle diese Aufregun¬
gen ist ein Machwerk von so bedauernswürdiger Armut
wohl nicht wert. Wenn alle Komödien, in denen Gesin¬
nungslosigkeit verherrlicht und jede politive Weltanschau¬
ung verspottet wird, so geistlos und untalentiert gemacht
wären, sich so sehr von selber richten würden, so wären sie
alle miteinander ungefährlich und wir hätten geringere
Mühe, auf ihre Abwehr bedacht zu sein. Im übrigen
wischt hier Schnitzler abwechselnd beiden „Richtungen“ eins
aus, bald bekommen die jüdischen, bald die christlichen
Journalisten eins ab. Er strebt damit wieder einmal (wie
schon im „Professor Bernardi“) nach dem Schein, in weiser
Einsicht über den Parteien und ihrem „Gezänk“ zu stehen.
Er hat, wenn wir aus dem Geschwätz überhaupt klug wur¬
den, mit heiter=großtuerischer Miene „das“ Journalisten¬
stück schreiben wollen, doch ist ihm das kleine Mißgeschick
unterlaufen, daß er vom wahren Wesen des journalisti¬
schen Berufes auch nicht das letzte Rockzipfelchen erfassen