ennt wie ein Platzagent immer in“enter errren
asche herum.
Auch der wackere Oldendorf fehlt nicht; er
seißt Füllmann, ist schlecht rasiert, trägt wahr¬
cheinlich Jägerwäsche, einen schäbigen Ansng, hält
emotratische deden und benimmt sich wie
in Bär.
Und da ist ja auch der Bijouschmock: der hat
ich besonders heraus gemacht. Er trägt Monotel,
chnoffelt, ist ein deklassieeter Baron oder so etwas,
schnüselt hinter den Kulissen und schreiot noch
mmer schlecht bezahlte „Perlen“
Allen Respekt, Frau Fürstin Priska, geborene
Adelheid. Sie hat noch alleweil eine Schwäche für
taltet
Jouinalisten, aber nur für sehr junge,
Parkfeste, Blumenkorso und ähnliche Massen¬
ansammlungen..
Auch der brave Oberst Berg hat Karriere
gemacht; er kauft zwar noch immer Üiberale
Zeitungen, um sie katholisch zu machen, aber er ist
inzwischen ein Graf Niederhof und Abgeordneter
geworden und wettert gegen die Arbeiter in
Strakonitz.
Und unser Liebling Bolz! Was ist aus dem präch¬
tigen Menschen geworden? Er hat sich halviert; er ist
Fink und Fliederbusch geworden; seine schneidigesc
Feder gehört als Fliederbusch dem demokratischen
Organ, als Fink der christlichen „Eleganten Welt“
Das ist nämlich der sogenannte Witz der
ein
neuesten Komödie von Artur Schnitzler:
Journalist, der für zwei Richtungen schreibt, sich
in den Zeitungen lebhaft betämpft und im Eiser
des Scheingesechtes in ein Duell mit sich selbst,
Fink contra Fliederbusch verwickelt wird. Das
Thema wäre lustig genug, um eine satirische Be¬
handlung zu vertragen; aber Artur Schnitzler
geht die Sache psychologisch veristisch an. Er taucht
in die tiefsten Fluten des Titenfasses, um aus
einer Satire ein Tendenzstück zu machen. Abgrund¬
tiefe philosophische Perspektiven eröffnet er; er
wird geradezu shakespearisch gedantenüberflutet.
Hamlet kann die Frage: „Sein oder Nichtsein“
nicht wuchtiger behandeln als über die Frage:
„Fink oder Fliederbusch“ spekuliert wird und zur
Höhe Shalespeareschen Witzes in den Rüpelkomödien
erhebt sich die Duellszene mit der Lizitation um
e Mitarbeiterschaft des Lumpeil Fink=Flieder¬
busch.
Zum mindesten steut sich Artur Schnitzler ins
diesen abgeschmackten Szenen so, als ob er den d
Kern der Sache treffen wolle.
Und gar erst der tiefschürfende Dialog über
##nberzeugung, Sport, Monomanie und Poliik.
So stellt sich beiläufig der kleine Moritz aus
der Schiffamtsgasse — auch diese Lieblichkeit des
Schnitzlerischen Naturalismus fehlt nicht — Welt;
und Versonen vor.
Einen besonderen Reiz erhält dieser neueste
Schnitzlerische Journalistenreigen durch die An¬
wendung des jüdiichen Jargons im Dialog; seits:
7
der „Klabriaspartie“ hat lein Dichter dieses Idiom
so meisterhaft im Dialog zu verwenden gewußt,
1
wie Artur Schnitzler in „Fink und Fliederbusch“. 1
1 Daß die politische Moral, die der Dichter hier
predigt, ebenso brüchig ist, wie zum Beispiel die
militarische Moral in „Leutnant Bustl“, soll der
Neuheit wohl den Stempel der Nackensteise geben.
Das Publikum wußte nicht recht, was es mit
diesem neuesten Schnitzter anfangen soll. Man
lachte stellenweise über die eingestreuten Rosinen,
das heißt über die Ausfälle gegen Journalisten
ind Politiker, und die Freunde rieten den Dichter
der „Liebelei“ wiederholt nach dem zweiten Akt.
Aber je länger der Abend wurde, desto länger
wurden die Gesichter, und nach dem dritten Akt,
in einen
dessen technische Unbeholfenheit sich
„Nachtrag“ auslebt, interessierte weder Fink noch
Fliederbusch und die Leute gingen eilfertig und
stillbetrübt nach Haus.
Nur einige durch ihr Metier abgeharteten
UAerzte und Chirurgen blieden auf dem Platze,
"Sölldersiug 10 MKuse
um „Fink und Fliederbusch“ die letzten Ehren zu
erweisen. Ein Massenaufgebot von Schauspielem
bemühte sich um das Stück und verdient umere
Anerkennung.
. f.
Ein Teil der Theaternachrichten befindet
sich auf Seite 9.
asche herum.
Auch der wackere Oldendorf fehlt nicht; er
seißt Füllmann, ist schlecht rasiert, trägt wahr¬
cheinlich Jägerwäsche, einen schäbigen Ansng, hält
emotratische deden und benimmt sich wie
in Bär.
Und da ist ja auch der Bijouschmock: der hat
ich besonders heraus gemacht. Er trägt Monotel,
chnoffelt, ist ein deklassieeter Baron oder so etwas,
schnüselt hinter den Kulissen und schreiot noch
mmer schlecht bezahlte „Perlen“
Allen Respekt, Frau Fürstin Priska, geborene
Adelheid. Sie hat noch alleweil eine Schwäche für
taltet
Jouinalisten, aber nur für sehr junge,
Parkfeste, Blumenkorso und ähnliche Massen¬
ansammlungen..
Auch der brave Oberst Berg hat Karriere
gemacht; er kauft zwar noch immer Üiberale
Zeitungen, um sie katholisch zu machen, aber er ist
inzwischen ein Graf Niederhof und Abgeordneter
geworden und wettert gegen die Arbeiter in
Strakonitz.
Und unser Liebling Bolz! Was ist aus dem präch¬
tigen Menschen geworden? Er hat sich halviert; er ist
Fink und Fliederbusch geworden; seine schneidigesc
Feder gehört als Fliederbusch dem demokratischen
Organ, als Fink der christlichen „Eleganten Welt“
Das ist nämlich der sogenannte Witz der
ein
neuesten Komödie von Artur Schnitzler:
Journalist, der für zwei Richtungen schreibt, sich
in den Zeitungen lebhaft betämpft und im Eiser
des Scheingesechtes in ein Duell mit sich selbst,
Fink contra Fliederbusch verwickelt wird. Das
Thema wäre lustig genug, um eine satirische Be¬
handlung zu vertragen; aber Artur Schnitzler
geht die Sache psychologisch veristisch an. Er taucht
in die tiefsten Fluten des Titenfasses, um aus
einer Satire ein Tendenzstück zu machen. Abgrund¬
tiefe philosophische Perspektiven eröffnet er; er
wird geradezu shakespearisch gedantenüberflutet.
Hamlet kann die Frage: „Sein oder Nichtsein“
nicht wuchtiger behandeln als über die Frage:
„Fink oder Fliederbusch“ spekuliert wird und zur
Höhe Shalespeareschen Witzes in den Rüpelkomödien
erhebt sich die Duellszene mit der Lizitation um
e Mitarbeiterschaft des Lumpeil Fink=Flieder¬
busch.
Zum mindesten steut sich Artur Schnitzler ins
diesen abgeschmackten Szenen so, als ob er den d
Kern der Sache treffen wolle.
Und gar erst der tiefschürfende Dialog über
##nberzeugung, Sport, Monomanie und Poliik.
So stellt sich beiläufig der kleine Moritz aus
der Schiffamtsgasse — auch diese Lieblichkeit des
Schnitzlerischen Naturalismus fehlt nicht — Welt;
und Versonen vor.
Einen besonderen Reiz erhält dieser neueste
Schnitzlerische Journalistenreigen durch die An¬
wendung des jüdiichen Jargons im Dialog; seits:
7
der „Klabriaspartie“ hat lein Dichter dieses Idiom
so meisterhaft im Dialog zu verwenden gewußt,
1
wie Artur Schnitzler in „Fink und Fliederbusch“. 1
1 Daß die politische Moral, die der Dichter hier
predigt, ebenso brüchig ist, wie zum Beispiel die
militarische Moral in „Leutnant Bustl“, soll der
Neuheit wohl den Stempel der Nackensteise geben.
Das Publikum wußte nicht recht, was es mit
diesem neuesten Schnitzter anfangen soll. Man
lachte stellenweise über die eingestreuten Rosinen,
das heißt über die Ausfälle gegen Journalisten
ind Politiker, und die Freunde rieten den Dichter
der „Liebelei“ wiederholt nach dem zweiten Akt.
Aber je länger der Abend wurde, desto länger
wurden die Gesichter, und nach dem dritten Akt,
in einen
dessen technische Unbeholfenheit sich
„Nachtrag“ auslebt, interessierte weder Fink noch
Fliederbusch und die Leute gingen eilfertig und
stillbetrübt nach Haus.
Nur einige durch ihr Metier abgeharteten
UAerzte und Chirurgen blieden auf dem Platze,
"Sölldersiug 10 MKuse
um „Fink und Fliederbusch“ die letzten Ehren zu
erweisen. Ein Massenaufgebot von Schauspielem
bemühte sich um das Stück und verdient umere
Anerkennung.
. f.
Ein Teil der Theaternachrichten befindet
sich auf Seite 9.