II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 39

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27. Fink und Fliederbusch


pfeift politisch, wobei man deutlich merkt, daß die Chronik meldet von keinem ähnlichen [Artikel. Und als so ein Fink-Artikel einmal in
der Redaktion der Gegenwart entrüftet be¬
l’art pour l’art=Journalisten mehr. Tristan
ihm auf einem alten, abgespielten Vogelwerkel
sprochen wird, setzt er sich, von niemandem
Bernard hat nun vor ein paar Jahren einen
vorgespielt worden war, der Fink, und beileibe
aufgefordert, heimlich hin und sendet dem Chef¬
Schwank geschrieben, in dem ein Journalist
nicht Arthur Schnitzler. Dem ist's nur um ein
redakteur einen von Ehrenbeleidigungen gegen
eine solche Doppelrolle spielt und in die tolle
lustiges Schelmenlied zu tun. Beiden aber ist
dre
sich selbst und einen gräflichen Politiker
Lts¬
Situation k# mt, sich selbst schwer beleidigt zu
die leidige Politik nur ein Requisit für ihre
strotzenden Artikel auf den Schreibtisch. Der
haben und sich mit sich selbst schlagen zu müssen.
Komödien, mit denen sie Erfolg haben möchten.
Herr Chef ist, obgleich er unmittelbar vorher eine
Schnitzlers Einfall ist derselbe. Er hat sich, als
ien¬
Der Fink sitzt nämlich wirklich im Fliederbusch,
Stellungnahme in der Sache abgelehnt hatte.
das Stück des Franzosen bei uns bekannt wunde,
er ist dessen andere Seele, die sich von der
so begeistert von der Arbeit, daß er sie zu ver¬
einwandfrei bestätigen lassen, daß sein Einfall
den
einen trennen will. Es ist also nichts mit der
öffentlichen beschließt. Herr Fliederbusch aber
schon gestaltet war, ehe er das Stück Bernards
von
sommerlichen Poesie, Herr Fliederbusch ist ein
begibt sich in etwas eleganterer — „fast stutzer.
kennen konnte. Aber es bleibt doch ein Pariser
ein
junger, ach, allzutalentierter Journalist, und
hafter“
Toilette, sonst aber unverändert, in
Schwankeinfall, wenn er auch an eine Wiener
man
Herr Fink — man wird ja gleich sehen. Ein
die Redaktion der Eleganten Welt, wo er zwar
Anekdote anknüpft und von Schnitzler durchaus
isch“.
Journalistenstück also? Schnitzler glaubte
eigentlich Abschied nehmen wollte, weil er seine
original ist. Deutsch wäre er erst geworden,
zweifellos, eines schreiben zu müssen, also auch
rlied.
Zukunft jetzt in der Gegenwart vermutet, bald
wenn der Fink die im Fliederbusch geknechtete,
im'
eines geschrieben zu haben. Kaum, weil ein
aber findet, daß ihm das Finkentum doch noch
um Brot für Weib und Kind verkaufte Ueber¬
Der
Erkennen von der Zeitung und ihren Leuten
besser liege, wenn der Graf Niederhof, an dem
zeugung hinausschmettern würde, wenn er als
ihn zu einem Gestalten gedrängt hätte, sondern
eder¬
er als Fliederbusch kein gutes Haar gelassen
Fliederbusch oder als Fink zur Verleugnung
weil sein Lustspieleinfall, der mehr Schwank=,
hatte, die Elegante Welt kauft und in ein Tag¬
von Ansichten gezwungen würde, deren Ver¬
ja fast schon Possenwitz ist, dieses Milien
piel
blatt umgestaltet. Schon will er sich hinsetzen
kündung ihm Gewissenspflicht wäre. Das hätte
atol¬
forderte. Es ist dazugefügt, wie eine Dekoration
und als Fink den Fliederbusch vernichten, de
eine Tragikomödie werden können, um deren
herumgebaut, wobei die Leinwandwände und
Auch
erklärt ihm der Sohn des Chefredakteurs in
und
die Bilder, die daran hängen, oft recht störend
seiner Eigenschaft als Reserve=Dragoner¬
mit keinem Tristan Bernard' zu rechten hätte.
wackeln und schlottern. Ganz von außen her
leutnant, daß solche Insulten, wie sie der
ner
kommt Schnitzler an die Zeitungswelt heran,
Die Geschichte der Komödie ist rasch erzählt.
Anonymus in der Gegenwart dem Herrn Fink
schen
Herr Fliederbusch, dessen Eltern in der Kleinen
und ganz sonderbar fremd und fern in ihrer
an den Kopf geworfen hat, nur mit Blut ab¬
und
Arbeit und ihrem Empfinden sind ihm die
Schiffamtsgasse wohnen und dessen Vater in
zuwaschen seien. Er habe die Einwilligung
Be¬
Menschen von der Zeitung, die man ihm weit
der kritischen Zeit hauptsächlich mit Hosen¬
Finks auch schon vorausgesetzt und zwei Herren
nun¬
vertrauter wähnte, und denen er sich wohl selbst
knöpfen handelt, ist als externer Mitarbeiter
in die Gegenwart geschickt, um den Täter aus¬
auch viel näher fühlte. Der Spaß gründet sich auf
des Tagblattes Die Gegenwart Parlaments¬
er¬
findig zu machen und vor die Pistole zu fordern.
ein Wiener Journalistenhistörchen. Es war einmal
berichterstatter. Während man dort vergebens
an
Richtig hat man ihnen auch Herrn Fliederbusch
von ihm verlangt, daß er zu den politischen Er¬
ein journalistischer Klopffechter, der schrieb in
beln.
schon genannt; zwei seiner Redal onskollegen
eignissen im Sinne des demokratischen Blattes
dem einen Blat. politische Artikel nach rechts
und polemisierte in einem gegnerischen Blat“ Stellung nehme, schreibt er unter dem Namen
haben sich zu seinen Vertretern enannt und
burch¬
Fink in der Eleganten Welt, einem Sport¬
das Duell angenommen. Einmaliger Kugel¬
gegen seine eigenen Artikel nach links. Als man
sucht
dem Manne auf sein Fregoli=Stückchen kam, und Gesellschaftsblatt, das in der letzten Zeit wechsel, Distanz dreißig Schritte, Vorrücken bis
ein
Fink flog er im weiten Bogen aus Wien hinaus, und politischen Ehrgeiz zeigt, feudal-reaktionäre zwanzig. Sehr lustig, nicht wahr, denn der