II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 40

27. Fink und Fliederbusch box 33/1
das Lustspiel besser, die Meinung des Dichters
ein neues Blatt gründen will, und mit der
Herr Fink und der Herr Fliederbusch können
über uns und unseren Beruf dürfte ungestraft
Fürstin am Arm verläßt er die Stätte seines
ja in Wahrheit nicht einen einzigen Schritt
noch weit schlechter sein. Vielleicht wären wir
sonderbaren Triumphes, als „Held und Ge¬
voneinander entfernt sein! Fink beschließt nun
ihm sogar dankbar, wenn er den Finger auf
fallener des Tages“.
als Fliederbusch zu kneifen, denn er hat nicht
eine wirkliche Wunde gelegt hätte. Aber er
nur dem Grafen Niederhof, sondern auch der
Wenn dieser Vorwurf überhaupt nach irgend
legt bloß die ganze Hand — daneben. Uns
schönen und galanten Wohltätiakeitsfürstin
etwas schreit, so ist es die Groteske. Aber
schlägt dieser Fink im Fliederbusch nicht...
Priska Wendolin-Ratzeburg, die Beziehungen
Schnitzler glaubte sich zur Psychologie ver¬
Das Deutsche Volkstheater hat sich des ersten
zur Eleganten Welt hat, sehr gut gefallen, und
pflichtet. Am Schluß erst, da der Bajazzo mit
Schnitzler=Lustspiels mit viel eifervoller Liebe
hofft sogar seinen Finkenschlag recht süß in den
seinem rechts blauen und links roten Narren¬
und fast zuviel Hochachtung angenommen.
Fliederbüschen ihres feudalen Parkes ertönen
kleid rettungslos in der Patsche sitzt, darf
mad
Weniger Respekt vor der tieferen Bedeutung
Harlekin ein wenig mit der Pritsche herum¬
lassen zu dürfen. Er teilt den Herren in der
Füh
wäre Scherz, Ironie und Satire, vor allem aber¬
fuchteln, und es blitzen ein paar Frechheiten
Gegenwart auch mit, daß er, Fliederbusch. nicht
mitl
der Lustigkeit zugute gekommen. Besonders
auf, die auch von Hermann Bahr — natürlich
mittue, aber die kehren sich nicht daran — der
vor
Herr Edthofer als Fliederbusch=Fink fiel
dem verflossenen — sein könnten. Zum Bei¬
Bien muß. Morgen um zwölf Uhr also, in den
v
ganz auf die naiv=herzige Seite, wodurch die
ein
Praterauen, nahe beim Lusthaus, wo das Früh¬
spiel die, daß man sich nicht auf eine
Figur fast unverständlich wurde. Ausgezeichnet
stück für die Sekundanten und den Ueberleben¬
Ueberzeugung festlegen, sondern sich das Recht
war Herr Thaller als Deklassierter, der in
den bestellt ist, und nahe beim Rennplatz, auf
wahren müsse, jeden Tag eine andere haben zu
die Elegante Welt kam, als ihn die gute Gesell¬
den die vielbeschäftigten Ritterlichen dann
können. Wir sen, daß nichts dem Empfin¬
mo
schaft ausgeschieden hatte. Sehr sorgsam und
den und den Neigungen der Journalisten
gerade zurecht kommen. Am Morgen ist Fink
kon
diskret chargierte Typen stellten die Herren
weniger entspricht, als solche Protens=Sehnsucht,
noch bei der Fürstin, um ihr einen Artikel über
ver
Götz und Fürth als Chefredakteure, die
die dem gestaltenden Künstler weit näher liegt.
ihr künftiges Fest vorzulesen, trifft dort den
Fer
Herren Klitsch, Homma, Millmann.
Gerade der Journalist will Persönlichkeit sein
Grafen, der ihn noch rasch darüber aufklärt, daß
Kutschera, Forest, Leicht und Ranzen¬
und als solche gelten, nicht in fremde Persön¬
es keinen Sinn habe, sich für eine Ueberzeugung
dan
shofer als Zeitungssklaven mit mehr oder
lichkeiten hineinkriechen. Es laufen in dem
wir
zu schlagen, er habe selbst keine, sondern nur
weniger Kettengeklirr auf die Beine. Die
ver
Stück mancherlei Figuren durcheinander,
Sportempfinden und Rekordehrgeiz. Aber Fink
Fürstin, die einzige Damenrolle, spielte Fräu¬

Journalisten, die durchaus keine Kavaliere sind.
kanzelt den Grafen wegen dessen Frivolität bei
lein Waldow spitz und sicher, wie immer.
gei
und Kavaliere, die noch lange keine Journalisten
allem Respekt recht pathetisch herunter und
Mo
Warum sie für die Rolle erwählt wurde, ist mir
sind. — nicht einer von den Herrschaften ist
fährt zu seinem Duell. Dort kommt alles zu¬
alte
nicht recht klar geworden. Herr Kramer gab
sympathisch. Ein paar haben flüchtige, sorglos
sammen, sogar Herr Fliederbusch erscheint
virhh
den Grafen ohne Ueberzeugung überzeugend.
hingestrichelte Aehnlichkeiten mit abgetanen oder
pünktlich, denn Fliederbusch=Fink tritt im ent¬
Das Publikum bildete eine einzige und einige
toten Personen der politisch=gesellschaftlich¬
scheidenden Augenblick zwischen seine zwei
Schnitzler=Gemeinde, begrüßte den ersten Akt.
journalistischen Kreise Wiens. Aber es trifft
Sekundanten, verbeugt sich als Fliederbusch nach
einc
den besten, erwartungsvoll, rief den Dichter
nichts und es sitzt nichts. Es ist alles ohne Liebe
links und als Fink nach rechts und ist recht
nach dem zweiten laut und oft und wünschte
schal
und Haß gemacht. Ueberlassen wir es den poli¬
heiter. Es geschieht ihm auch nichts. Im Gegen¬
ihn auch nach dem stark abfallenden Schluß
Sch
tischen Grafen, mit Arthur Schnitzler zu schmollen
teil; die beiden Chefredakteure versteigern ihn
Sch
förmlich, so entzückt sind sie über seinen Genie= oder ihn gar zum Zweikampf auf ungeladene wieder zu sehen. Auch wir freuen uns herzlichst
streich, aber er findet sich mit dem Grafen, der Ueberzeugungen herauszufordern. Wäre bloß auf ein nächstes fröhliches Wiedersehen! —co- ein